Kurland-Kessel 1944/45

Der "Kurlandkessel" war keine Heldentat und ist in keinster Weise, nicht mal militärisch-taktisch, des Lobes Wert. Wer das behauptet verherrlicht das Soldatentum, verkennt die historischen Umstände und demütigt alle Opfer dieses sinnlosen Unterfangens

Man kann durchaus Respekt vor soldatischen, miliätrischen Leistungen der Wehrmacht hinsichtlich der Kampfkraft, Strategie oder auch Logistik etc. bekunden. Deshalb macht man sich aber noch noch nicht der "Verherrlichung des Soldatenums oder der Verkennung der historischen Umstände schuldig."

Du vengst dein Blickwinkel bei deiner Beurteilung doch zu sehr auf die Frage der Schuld und der Betroffenheit. Des Weiteren stellst du auch den Faktor der Ideologie zu sehr bei der Bewertung der Wehrmacht in dem Mittelpunkt.

Du findest beispielsweise in genügend Büchern von angelsächsischen Historikern Ausführungen, die durchaus eine kritische Einstellung zum Militarismuns haben, aber eben auch ihren Respekt vor den militärischen Leistungen der Wehrmacht bekunden.

Man kann sich durchaus über die Qualität einer bestimmten militärischen Leistung streiten, aber es geht doch m.E. nach zu weit, denjenigen der dies tut, im vorliegenden Fall eben hinsichtliche der militärischen Auseinandersetzung in den sechs Kurland-Schlachten zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee, Verherrlichung des Soldatentums und Verkennung der historischen Umstände zu attestieren geht wohl doch zu weit. Übrigens schweigt sich die sowjetische Historie über die Vorgänge zum Kurlandkesse auffallend aus. Warum das wohl so ist?
 
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Was soll das sein?
Der politische Wochenbericht?

Nein, eher ein Fingerzeig, der mahnend an die Erfolge der deutschen Geschichtswissenschaft und die kritische Aufarbeitung der NS Vergangenheit erinnern möchte.

Was hat die durchaus bewundernswerte logistische Leistung (davon verstehe ich etwas) die hinter der Versorgung und Erhaltung der Kurlandarmee steht mit Deinem Elaborat zu tun??
Ich wollte Dir klarmachen, dass es nicht in Ordnung ist, die logistische Leistung der Wehrmacht zu loben, ohne die Hintergründe und Folgen zu betrachten. Du kannst doch auch nicht die Logistik Adolf Eichmanns loben ohne die fürchterlichen Folgen mit in deine Bewertung einzubeziehen.

davon verstehe ich nichts - aber Du auch nicht unterstelle ich mal ganz frech, es sei denn Du weist eine entsprechende Befähigung nach.

Meine Befähigung ist der gesunde Menschenverstand.


moralisierendes Geschwätz.

Mir ist Moral bei der Wertung solcher Vorgänge sehr wichtig, nach welchem Kriterium wertest du?

Die Vergleich Soldat - Verbrecher ist doch schon mal glatt daneben.

Dafür entschuldige ich mich. So wollte ich das nicht verstanden wissen. Das Verbrechen ist die ganze Durchhalteaktion, nicht unbedingt der Gehorsam des einzelnen Soldaten.


Da vermischt Du so ca. 5-6 Dinge miteinander.
Bitte sag mir welche Dinge ich hier vermische? So habe ich das gelesen...google mal nach dem Führererlass vom 24.4.1945....
 
Nein, eher ein Fingerzeig, der mahnend an die Erfolge der deutschen Geschichtswissenschaft und die kritische Aufarbeitung der NS Vergangenheit erinnern möchte.

Ich wollte Dir klarmachen, dass es nicht in Ordnung ist, die logistische Leistung der Wehrmacht zu loben, ohne die Hintergründe und Folgen zu betrachten. Du kannst doch auch nicht die Logistik Adolf Eichmanns loben ohne die fürchterlichen Folgen mit in deine Bewertung einzubeziehen.

Meine Befähigung ist der gesunde Menschenverstand.

Mir ist Moral bei der Wertung solcher Vorgänge sehr wichtig, nach welchem Kriterium wertest du?

.

Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt.

Wir diskutieren hier nicht den Nationalsozialismus, nicht Hitler als Feldherr nicht die moralische Rechtfertigung des 2. WK.

Lediglich eine Randnotiz der Endphase des 2. Weltkriegs.

Wenn Du den "gesunden Menschenverstand" für eine besondere Befähigung Deinerseits hältst, dann schalt ihn gelegentlich mal ein.

Nein, mir fehlt der Zugang zur Moral bei der Wertung solcher Vorgänge.

Eine Episode in der Endphase des 2. WK, die sich auch noch durch keine besonderen Kriegsverbrechen auszeichnet, und Moral als Maßstab??:confused:
Irgendwie fehlen mir da schlicht die Worte.:(:(:(:(:(:(
 
Wir diskutieren hier nicht den Nationalsozialismus, nicht Hitler als Feldherr nicht die moralische Rechtfertigung des 2. WK.

Lediglich eine Randnotiz der Endphase des 2. Weltkriegs.

..schön wenn alles so einfach auseinanderzuhalten ist.....


Eine Episode in der Endphase des 2. WK, die sich auch noch durch keine besonderen Kriegsverbrechen auszeichnet, und Moral als Maßstab??:confused:
Irgendwie fehlen mir da schlicht die Worte.:(:(:(:(:(:(

Sehen so keine besonderen Kriegsverbrechen aus? http://de.wikipedia.org/wiki/Todesmarsch#Todesm.C3.A4rsche_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus
Wie hier in der Diskussion schon festgehalten wurde, konnte die Wehrmacht einige russische Verbände "binden". Da stellst Du keine Zusammenhänge her? Wirft das keine moralischen Fragen auf?
 
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Lass gut sein, Repo, manche Forumsteilnehmer brauchen nun mal den moralisierenden Duktus. Sie können halt nicht anders.

Denk an Leopold von Ranke:
“Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren, beigemessen: so hoher Ämter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht. Er will bloß zeigen, wie es eigentlich gewesen.“

Wenn du diesem Prinzip des großen Historikers, sich von der moralisierenden Geschichtsbetrachtung abzugrenzen, folgen willst, musst du eben gewisse Diskussionen abbrechen, wenn seine Grundsätze durch die Art, wie die Diskussion geführt wird, nicht mehr durchzuhalten sind.
 
Zurück zu den Fakten:

Aufgrund der Durchsicht des KTB der Skl ergeben sich Daten zur Transportleistung, die sind beachtlich hoch:

Durchschnitts-Tagesleistung im Nachschub über die Häfen Windau und Libau (die außerdem durch provisorische Hafenanlagen kurzfristig ausgebaut worden sind):

Lagebericht vom 1.12.1944:
Oktober 1944: 2.600 ts Tages-Durchschnitt im Monat
Beispiel 30.11.1944 3.931 ts. Tagesleistung (2.424 ts Munition, 644 ts. Brennstoff, 860 ts Verschiedenes, 8 Geschütze, 4 LKW).
3.12.1944: 6.370 ts. über Libau.

Für die Monate Jan-April 1945 sind einschränkend zu berücksichtigen:
a) die Bindung von Transportraum durch Rückholung von Norwegen-Truppen
b) die Bindung von Transportraum durch die Evakuierungen in Ostpreußen und Pommern.


Februar 1945:
Die Verschiebung der Eisgrenze in der Ostsee nach Süden hat dazu geführt, dass schwedische Schiffe nach Süden auswichen. Für die bisherigen Gefahrgebiete wurden daher Weisungen erlassen, Angriffe in den Seegebieten nur noch durchzuführen, wenn es sich zweifelsfrei nicht um schwedische Schiffe handeln würde (Ersatz 1/skl I ca 37351/44 durch 33739/44)

12.2.1945
Der Einsatzchef U-Boote (Übungs-Flottillen, siehe oben) verlegte zusammen mit Admiral Östliche Ostsee am 12.2.1945 von Libau nach Gdingen.

15.2.1945:
Zweckes Überlegungen, "zu gegebener Zeit weitere Truppen aus Kurland abzutransportieren", Prüfung folgender Frage auf Bitten Generalstab des Heeres:
"1. ob Schiffsumlauf nach Kurland unter Rückgriff auf Norwegenkapazität gesteigert werden kann
2. ob Hafenkapazität Libau und Windau eine weitere Steigerung zuläßt
3. wieviel Zeit bei höchstmöglicher Schiffsraumgestellung für Abtransport von 100.000 Köpfen mit und ohne Gerät veranschlagt wird.
Übersicht über Heerestransporte aus Kurland 18.1. bis 14.2. in KTB C III abgelegt.

Im Ganzen [Anm: mit Beginn der Großoffensive Weichsel-Oder 13.1.1945] sind nahezu 8 Divisionen, 2 Artillerie-Abteilungen, 4 Bau-Bataillone und weitere Stäbe usw. abgefahren worden."
 
Eintrag 17.2.1945:

"OKW hat gestern folgende Anfrage an Skl gerichtet:

1. Gespannte Lage bei HGr. Weichsel verlangt Abzug weiterer Kräfte von HGr. Kurland. Beim Vortrag Chef HGr. Kurland vom Führer befohlen, dass außer bisher vorgesehenen Abzügen mit größtmöglicher Beschleunigung zunächst noch abzuführen sind: ein Gen.kdo., eine Inf.Div., zwei HeeresArt.Abt., zwei SturmG.Brigaden, davon eine nur mit Personal und Instandsetzung ...

2. Im Hinblick auf Dringlichkeit Transportbewegung wünscht Führer umgehende Feststellung:
a) ob und durch welche Maßnahmen Transportleistung ... noch gesteigert werden kann
b) ...

3. Allgemeine Reichsverteidigungslage kann in absehbarer Zeit zur völligen Aufgabe Kurlands zwingen. Führer wünscht zunächst Durchprüfung der Fragen
a) welcher Zeitraum ...
b) wie schätzt Skl eine Steigerung der Angriffstätigkeit feindlicher Luftstreitkräfte ... ein
c) wird Gesamttransportbewegung mit Rücksicht auf Kohlenlage für durchführbar gehalten bzw. welche Auswirkungen auf Kohlenlage sind zu erwarten ..."


Anwort Skl. in Auswahl:
"...
2. Angriffstätigkeit russischer Luftwaffe hält sich z. Zt. in tragbaren Grenzen ...
...
4. nach Auflockerung Eislage Auftreten russischer Schnellboote aus Stützpunkten Riga-Busen ...

GenQua VI:
Steigerung [Transporte] möglich, wenn auf größten Teil Skagerraktransporte verzichtet wird ... im Skagerrak würden nur 3 Schiffe verbleiben ... übrige Tonnage für Flüchtlingstransporte eingesetzt...
Fassungsvermögen zur Verfügung stehender 35 Schiffe wird durchschnittlich [je Einsatz] 25.000 Mann, 5600 Pferden und 3500 Fahrzeugen gerechnet ...

... einmaliger Umlauf [!] muss unter Anrechnung von Wetterlage und Wegsperrungen mit sieben Tagen veranschlagt werden ... Zeitverbrauch pro Division eine Woche ... im Ganzen also 18 Wochen ..."
 
Lass gut sein, Repo, manche Forumsteilnehmer brauchen nun mal den moralisierenden Duktus. Sie können halt nicht anders.
Wenn ihr dieser Meinung seid, tut mir das Leid. Ich wollte lediglich vermeiden, dass hier Geschehnisse hochgehalten werden, die in ihren Folgen und den Zeichen, die sie setzten, zu verurteilen sind. Das Verständnis der Historie ist heute zum Glück ein etwas anderes, als es Hegel, Nietzsche (moralisierende Historie) und Ranke andachten. Sobald es um eine Wertung der Geschehnisse geht, und nicht mehr nur um deren Wahrheitsgehalt, muss die Moral mit einbezogen werden. Anders kann ein Mensch gar nichts bewerten.


[mod]Diese Diskussion geht jetzt hier weiter: http://www.geschichtsforum.de/f72/wertung-historischer-leistungen-25385/
El Quijote[/mod]
 
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Zurück zu den Fakten:

Aufgrund der Durchsicht des KTB der Skl ergeben sich Daten zur Transportleistung, die sind beachtlich hoch:

Durchschnitts-Tagesleistung im Nachschub über die Häfen Windau und Libau (die außerdem durch provisorische Hafenanlagen kurzfristig ausgebaut worden sind):

Lagebericht vom 1.12.1944:
Oktober 1944: 2.600 ts Tages-Durchschnitt im Monat
Beispiel 30.11.1944 3.931 ts. Tagesleistung (2.424 ts Munition, 644 ts. Brennstoff, 860 ts Verschiedenes, 8 Geschütze, 4 LKW).
3.12.1944: 6.370 ts. über Libau.

Für die Monate Jan-April 1945 sind einschränkend zu berücksichtigen:
a) die Bindung von Transportraum durch Rückholung von Norwegen-Truppen
b) die Bindung von Transportraum durch die Evakuierungen in Ostpreußen und Pommern.


Februar 1945:
Die Verschiebung der Eisgrenze in der Ostsee nach Süden hat dazu geführt, dass schwedische Schiffe nach Süden auswichen. Für die bisherigen Gefahrgebiete wurden daher Weisungen erlassen, Angriffe in den Seegebieten nur noch durchzuführen, wenn es sich zweifelsfrei nicht um schwedische Schiffe handeln würde (Ersatz 1/skl I ca 37351/44 durch 33739/44)

12.2.1945
Der Einsatzchef U-Boote (Übungs-Flottillen, siehe oben) verlegte zusammen mit Admiral Östliche Ostsee am 12.2.1945 von Libau nach Gdingen.

15.2.1945:
Zweckes Überlegungen, "zu gegebener Zeit weitere Truppen aus Kurland abzutransportieren", Prüfung folgender Frage auf Bitten Generalstab des Heeres:
"1. ob Schiffsumlauf nach Kurland unter Rückgriff auf Norwegenkapazität gesteigert werden kann
2. ob Hafenkapazität Libau und Windau eine weitere Steigerung zuläßt
3. wieviel Zeit bei höchstmöglicher Schiffsraumgestellung für Abtransport von 100.000 Köpfen mit und ohne Gerät veranschlagt wird.
Übersicht über Heerestransporte aus Kurland 18.1. bis 14.2. in KTB C III abgelegt.

Im Ganzen [Anm: mit Beginn der Großoffensive Weichsel-Oder 13.1.1945] sind nahezu 8 Divisionen, 2 Artillerie-Abteilungen, 4 Bau-Bataillone und weitere Stäbe usw. abgefahren worden."


Das deckt sich mit den von Dönitz am 18.3. vorgelegten Zahlen. Kurz danach war das Ruhrgebiet weg, und auch die Kohlen gingen zur Neige.

Vielleicht sollte man noch anmerken, dass die abtransportierten Divisionen in der Regel nach Ost- und Westpreußen kamen, per Saldo ein noch schlimmeres Schicksal als die in Kurland verliebenen hatten.
 
Fassungsvermögen zur Verfügung stehender 35 Schiffe wird durchschnittlich [je Einsatz] 25.000 Mann, 5600 Pferden und 3500 Fahrzeugen gerechnet ...

... einmaliger Umlauf [!] muss unter Anrechnung von Wetterlage und Wegsperrungen mit sieben Tagen veranschlagt werden ... Zeitverbrauch pro Division eine Woche ... im Ganzen also 18 Wochen ..."

@silesia

Hast du bei dem Quellenfundus, zu dem du Zugang hast, auch Unterlagen über die hier zum Einsatz kommenden Schiffe?

Mir ist bei der Recherche zu den Schiffsverlusten der Kurlandgeleite aufgefallen, dass nur kleine Schiffe von den sowjetischen Luft- und Seestreitkräften versenkt wurden, also in der Kategorie 1.000 - 1.500 BRT.
Errechnet man aus den von dir zitiererten Daten eine durchschnittliche Belegung eines Schiffes mit etwa 720 Mann, 160 Pferden und 100 Fahrzeugen. Das lässt darauf schließen, dass die durchschnittliche Tonnage der Schiffe der Kurlandgeleite größer gewesen sein muss.

Es wundert mich deshalb, dass sich die Angriffe auf die Geleite nicht auf die größeren Schiffe konzentriert haben.

Weißt du etwas über die Deckung der Geleite durch die Kriegsmarine?
Welche Einheiten wurden dabei eingesetzt?
 
Ein Schlaglicht:

Lagebesprechung 16.1.45 16.45 Uhr
"Zur Frage der Truppentransporte Libau-Gotenhafen meldet der OBM, dass 2 Zerstörer und 10 Schiffe beladen in Libau liegen. Auslaufen abhängig von der Wetterlage. (Die später eingehende Nachricht, dass 5 Dampfer aus Libau ausgelaufen sind, wird dem Führer zusätzlich gemeldet.)"
Kriegstagebuch OKW 44-45 Teilband II Seite 1599
 
silesia

@ silesia

Ein Vergleich zwischen der Räumung der Krim und der Kurlandfront verbietet sich für mich aus folgendem Grund:

Die Sowjetunion hatte im Schwarzen Meer die Seeherrschaft (obwohl sie wenig daraus gemacht hat).
In der Ostsee behielt die Kriegsmarine bis Kriegsende die Kontrolle. So konnten selbst noch am 5.5.1945 die Marine mit 5 Zerstörern, 5 Torpedobooten und 4* Frachtschiffen 45.000 Wehrmachtsoldaten von der Halbinsel Hela evakuieren.
:)

*Artillerieschulschiff "Hansa" einberechnet
 
@silesia
Hast du bei dem Quellenfundus, zu dem du Zugang hast, auch Unterlagen über die hier zum Einsatz kommenden Schiffe?
Weißt du etwas über die Deckung der Geleite durch die Kriegsmarine?
Welche Einheiten wurden dabei eingesetzt?
Hallo kwschaefer,
das KTB der Skl ist dafür zu hoch aggregiert, dafür müßte man wohl auf das des MOK Ost zurückgreifen. Leider habe ich außer diesen Zusammenstellungen noch keine weiteren Informationen gefunden, das KTB umfaßt allerdings für Dez44-Apr45 7 Bücher. Wenn ich noch etwas finde, stelle ich es ein.

Ein Vergleich zwischen der Räumung der Krim und der Kurlandfront verbietet sich für mich aus folgendem Grund:
Auf die Seelage habe ich mich gar nicht bezogen; mir ging es um ein Szenario der Räumung, bei dem die unter massivem Druck stehende Heeresgruppe einen Rückzug auf die Häfen vornehmen soll. Angesichts des Beispieles der Krim-Räumung und der mehrfachen Überlegenheit spricht erstmal viel dafür, dass dieses nicht geordnet erfolgen kann, sondern unter dem Druck der überlegenen Streitkräfte in der Katastrophe münden muß.

Als Gegenbeispiel würde mir die frühere Räumung des Kuban-Brückenkopfes (Straße von Kertsch/Rückzug auf die Krim) einfallen; das halte ich aber aufgrund der verschlechterten Kräfteverhältnisse nicht auf die Situation Ende 1944 für übertragbar.

Auch die Planungsüberlegungen der Marine zur Räumung haben diesen Umstand nicht berücksichtigen können und äußern sich folglich nicht zur Durchführbarkeit angesichts der prekären Landlage.
 
@ silesia

Ein Vergleich zwischen der Räumung der Krim und der Kurlandfront verbietet sich für mich aus folgendem Grund:

Die Sowjetunion hatte im Schwarzen Meer die Seeherrschaft (obwohl sie wenig daraus gemacht hat).
In der Ostsee behielt die Kriegsmarine bis Kriegsende die Kontrolle. So konnten selbst noch am 5.5.1945 die Marine mit 5 Zerstörern, 5 Torpedobooten und 4* Frachtschiffen 45.000 Wehrmachtsoldaten von der Halbinsel Hela evakuieren.
:)

*Artillerieschulschiff "Hansa" einberechnet

Naja, das mit der Kontrolle in der Ostsee ist dann ja wohl ein wenig übertrieben, schon allein der Umstand, das die deutschen Zerstörer keinen einzigen sowjetischen Ubootangriff abwehren konnten.
Der Abtransport ging auch nur über gewisse "Wege" entlang der Küste.

Von Bewegungsfreiheit und Kontrolle kann hier wohl somit kaum die Rede sein. Aber auch die Sowjets hatten wohl kaum schwimmendes Material, was eine Seeüberlegenheit gerechtfertigt hätte, weder in der Ostsee noch im Schwarzen mehr.
Diese Seekampfplätze waren wohl im 2.WK absolut untergeordnet.
 
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Naja, das mit der Kontrolle in der Ostsee ist dann ja wohl ein wenig übertrieben, schon allein der Umstand, das die deutschen Zerstörer keinen einzigen sowjetischen Ubootangriff abwehren konnten.

Die Kontrolle eines Meeres hat die Flotte, die genügend Häfen an vielen Küstenabschnitten, ausreichend Schiffe mit entsprechender Technik bzw. Abwher hatte. Und vllt. auch ein wenig Luftunterstützung. Ostsee hatte bei den Westalliierten keine Priorität, da dort keine lebenswichtigen Geleitschiffe fuhren, weil es ein unbedeutendes Binnenmeer im Krieg war. Und die sowjetische Flotte war alles andere als kampftüchtig.
Dass die sowjetischen U-Boote nicht zur Strecke gebracht wurden hat einen simplen Grund: sie liefen erst 1945 zu Feindfahrten aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte die deutsche Marine in der Ostsee wichtigere Dinge zu tun als auf U-Boot-Jagd zu gehen.
 
Die Kontrolle eines Meeres hat die Flotte, die genügend Häfen an vielen Küstenabschnitten, ausreichend Schiffe mit entsprechender Technik bzw. Abwher hatte. Und vllt. auch ein wenig Luftunterstützung. Ostsee hatte bei den Westalliierten keine Priorität, da dort keine lebenswichtigen Geleitschiffe fuhren, weil es ein unbedeutendes Binnenmeer im Krieg war. Und die sowjetische Flotte war alles andere als kampftüchtig.
Dass die sowjetischen U-Boote nicht zur Strecke gebracht wurden hat einen simplen Grund: sie liefen erst 1945 zu Feindfahrten aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte die deutsche Marine in der Ostsee wichtigere Dinge zu tun als auf U-Boot-Jagd zu gehen.

Lt. OKW-KTB-Berichten waren nicht mehr ausreichend Flugzeuge zur flächendeckenden U-Boot-Jagd vorhanden, konnten lediglich die Geleite geschützt werden.
Wird in den täglichen "Lagen" wenn Dönitz zugegen war Jan-April 45 mehrfach angesprochen.
 
Lt. OKW-KTB-Berichten waren nicht mehr ausreichend Flugzeuge zur flächendeckenden U-Boot-Jagd vorhanden, konnten lediglich die Geleite geschützt werden.
Dafür lassen sich zwei Gründe anführen:
- die im Westen (!) bei "Bodenplatte" verheizten Reste der Jagdwaffe, auch mit Rückwirkung für den Osten
- der Zusammenbruch der Versorgung mit Flugbenzin
 
Dafür lassen sich zwei Gründe anführen:
- die im Westen (!) bei "Bodenplatte" verheizten Reste der Jagdwaffe, auch mit Rückwirkung für den Osten
- der Zusammenbruch der Versorgung mit Flugbenzin


Es hat aber, wenn ich die Berichte richtig interpretiere, schon an den Ortungsgeräten gefehlt.

Die Deutschen hatten das Problem nie in dem Ausmaß, warum dann in größeren Stückzahlen Geräte bauen? (ist aber jetzt lediglich mein Rückschluss)

Ab 10. Mai 1945 wäre dann ein Flugplatz für Jäger auf Bornholm in Betrieb gegangen, damit die Geleite besser aus der Luft hätten geschützt werden können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einiges gefunden zu den direkt zuordnenbaren Verlusten an Transportschiffen:

Vakuum, Deutsche Öl-A.G., Hamburg, 622 BRT, 27.10.1944 Vor Libau durch Luftangriff versenkt
Carl Cords, August Cords, Hamburg, 902 BRT, 10.11.1944 Durch russisches U-Boot vor Windau versenkt.
Max Bornhofen, Robert Bornhofen, Hamburg, 1312 BRT, 29.11.1944, Vor Libau auf Mine gelaufen.
Nordenham, Union Handels- und Schiffahrts-Gesellschaft, Breme, 4592 BRT, 07.12.1944 Vor Libau auf Mine gelaufen.
Erika Schünemann, E. Haubuss, Stettin, 1177 BRT, 14.12.1944 Durch Luftangriff vor Libau versenkt.
Henry Lügens, Bugsier Reederei & Bergungs A.G., Hamburg, 1141 BRT, 29.01.1945 Vor Windau auf Mine gelaufen.
Eifel, Rabien & Stadtlander, Bremen, 1429 BRT, 17.02.1945 Durch Luftangriff vor Libau versenkt.
Göttingen, Norddeutscher Lloyd, Bremen, 6267 BRT , 23.02.1945 Vor Libau durch russisches U-Boot versenkt.
Borbek Fried. Krupp, Bremen, 6002 BRT, 11.03.1945 Auf der Fahrt Danzig-Libau durch russisches U-Boot versenkt.
Inka, Nordische Schiffahrts- und Transport GmbH., Hamburg, 427 BRT, 08.04.1945 Vor Libau durch Luftangriff versenkt.
Ilmenau, Bugsier Reederei & Bergungs A.G., Hamburg, 1201 BRT, 10.04.1945 Vor Libau durch Explosion gesunken, Ursache unbekannt.
Huelva, Oldenburg-Portugies.Dampfschiffahrts-Reederei, Hamburg/Oldenburg, 1923 BRT, 24.04.1945, 80 sm vor Libau durch Luftangriff versenkt.


Liste ist sicher nicht vollständig, MFPs etc. fehlen, weitere zB:
23.03.1945, KFK182 = M3138, 110ts, 31.Minensucher-Flottille, vor Libau auf Mine gelaufen.
26.03.1945, R 145, 150ts, Räumboot, dt. Geleitzug, vor Libau russ.Lufttorpedo
26.03.1945, R 260, 140ts, Räumboot, dt. Geleitzug, vor Libau russ. Fliegerbombe

Interessant wären nun die insgesamt durchgeführten Transporte; die Verluste sind jedenfalls durch Minen, U-Boote und Fliegerangriffe eingetreten. Unvollständig dürfte daneben die Erfassung bei Hin- und Rückfahrt sein.


Die NORDENHAM wird an anderer Stelle als Verlust nach U-Boot-Angriff (durch SC-309?) geführt. Es handelte sich um ein Transportschiff für Verwundete.



http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/ostsee/schiffe.htm
Ein Torpedotreffer des U-Bootes S-4 versenkte den mit 1500 Heeressoldaten voll belegten Transporter GÖTTINGEN auf der Fahrt von Stettin kurz vor Libau.
Am 16.4.1945 wird der KM-Transporter CAP GUIR (1536 BRT) durch Flugzeugangriffs auf Libau versenkt, 770 Opfer.

Hinweis auf eine neue Veröffentlichung:

Dieter Hartwig, Großadmiral Karl Dönitz - Legende und Wirklichkeit (Hrsg. mit Unterstützung des DMI und des MGFA), Schöningh 2010.

Dort insbesondere das Kapitel IX: "Retter von Millionen?", S. 125-139 zur Frage der Evakuierungen in der Ostsee unter Sichtweise der Seekriegsführung.
 
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