Zu den von Frieser vorgetragenen Inhalten ist anzumerken, dass davon einiges umstritten ist.
"Irrsinn" garantiert Aufmerksamkeit. Dem ist wohl geschuldet, dass Frieser diesen Irrsinn nicht in das Gesamtschema einsortiert, dass die Hitlersche Kriegführung und die Eingriffe in die Stäbe schon lange diktierte: keine Räumungen.
Von daher ist Kurland erst mal nichts Besonderes. Wenn man es aufbohren möchte, gibt diese These den massiven Einfluss von Dönitz und der Kriegsmarine auf die Entscheidungen der Landkriegführung wieder:
H-Net Reviews
Unsinn ist die Aussage, es handele sich "um die besten Truppen" (macht sich gut für die Schlagzeile). Abgesehen von mehreren geräumten, ursprünglich ebenfalls eingeschlossenen gepanzerten Verbänden, ging es hier um die ebenfalls reichlich ausgebrannten Infanterieverbände der 16. und 18. Armee, die seit dem Rückzug von Leningrad zusammengeschmolzen waren. Das "Wunder", dass diese Verbände den 6 Kurlandschlachten standgehalten haben, ist wesentlich auf den zusammengedrängten Raum, die geografischen Verhältnisse und die Winter- und Frühjahrsperiode zurückzuführen, wenn man ins Detail geht. Umfassungen waren der Roten Armee nicht möglich. Die Kämpfe hier sind eher mit dem Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg vergleichbar. Ein anderer Vergleich wäre der Kuban-Brückenkopf 1943, mit Bindungswirkung und Defensivkraft.
Auch die "Bindungswirkung" ist gegenüber anderen Abschnitten nicht ungewöhnlich. Die Beseitigung des Brückenkopfes dürfte Stalin und dem Oberkommando ab Januar 1945 relativ nachrangig gewesen sein, im Vergleich zur Weichsel-Oder-Berlin-Richtung. Zumal klar gewesen ist, dass eine hastige Räumung vergleichbar den 150.000 Mann auf der Krim im Mai 1944 (die relativ intakte 17. Armee) zuvor in einer Katastrophe enden könnte.
Die Kurland-Legenden haben außerdem in der Nachkriegszeit der 50er Jahre eine beachtliche Rolle gespielt. Hier scheint mir einiges noch nicht aufgearbeitet.