Lieder für Kaiser und Reich

Zu "O du Deutschland ich muß marschieren" habe ich nochmals recherchiert.
Mit der Schlacht von Wagram, die war übrigens nicht 1806 sondern 1809(!), hat das Lied höchstens indirekt etwas zu tun.
Der Titel Abschied von Deutschland - aus der Franzosenzeit ist in unterschiedlichen Fassungen überliefert.
Beispiel
Hier Nr. 255

Interessant ist auch:
Das 1837 von Wilhelm Hey (1789-1854) geschriebene bekannte Kinderlied verfügt nämlich über mehrere Vorläufer. Dem direkten Vorgänger, dem Liebeslied „So viel Stern’ am Himmel stehen“ war bereits eine eigene Liedgeschichte vorausgegangen: Die Soldatenklage „O du Deutschland, ich muß marschieren“, ein Lied, das zwischen 1809 und 1814 viel gesungen wurde und in über 200 Aufzeichnungen von Liedforschern gesammelt und dokumentiert worden ist (keine Liederbücher). Bis zum Ersten Weltkrieg wurde es noch häufig parallel zum Kinderlied gesungen und tauchte bis 1945 noch vereinzelt auf.
Liederwerkstatt Werkstatt politisches Lied, Volkslied, Volkslieder, Arbeiterlied, historische Lieder, Weit du, wieviel Sternlein stehen

Und wenn sich die Wissenschaft der Sache annimmt, liest sich das so:
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden, ist O du Deutsch-land, ich muß marschieren ursprünglich eines jener Soldatenlieder, die den schmerzhaften Abschied von der Familie artikulieren. Jenseits aufgesetzter Kriegsbegeisterung wird hier eher eine Sehnsucht nach Friedenszeiten zum Ausdruck gebracht.
Weißt du, wie viel Sternlein stehen oder O, du Deutschland ich muss marschieren
 
Nach fast vier Jahren möchte ich diesen Thread aus der Versenkung hieven, weil ich Neues entdecket habe, das sehr passend ist, nämlich einige wunderschöne Lieder für Kaiser und Reich.

1) Günther von Schwarzburg:
Diese 1777 entstandene Oper ist äußerst patriotisch und strotzt nur so vor Vaterland. Mozart, der die Musik sehr schätzte, mochte das Libretto überhaupt nicht. Ob das am Hyperpatriotismus lag, ist nicht überliefert. Seine Zeitgenossen liebten es hingegen gerade deswegen, und die herrliche Musik ist sowieso über allen Zweifel erhaben. Interessant ist, dass das hypersuperduperpatriotische Libretto von einem Elsässer und die Musik von einem Österreicher stammt. Hurra!

Glücklicherweise liegt die Oper als Gesamtaufnahme auf CD vor, so dass sie jeder genießen kann.

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b) Englischer Wikipediaartikel über die Oper: https://en.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_von_Schwarzburg_%28opera%29.

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2) Telemanns Kapitänsmusik 1738:
Jedes Jahr veranstaltete Hamburg eine Feier für seine Bürgerkapitäne, zu denen Telemann oftmals die Musik lieferte. Dem Anlass entsprechend sind die Libretti meist sehr patriotisch. Obwohl sie natürlich hauptsächlich Hamburg preisen, sparen sie keineswegs mit Referenzen auf das deutsche Reich und Vaterland. Und 1738 erwähnte man auch den Kaiser, dessen Eigentum Hamburgs Kriegsgeist den Osmanen wieder entreißen wollte. Und wie lautet die Antwort, die dem "wahnwitzvollen Neid" gegeben wird, der Hamburgs und Deutschlands Untergang sehen möchte: "Deutschland wird vom Himmel selbst geliebet." Ja, genau. ;-)

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3) Der Retter in Gefahr:
In meinen Augen ist dieses Werk künstlerisch am wenigstens wertvoll, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Und da es trotzdem ein Lied für Kaiser und Reich ist, passt es zum Thread. Entstanden ist es 1796 mit Blick auf Frankreich.

a) Libretto des Werks: Der Retter in Gefahr: eine Kantate ... - Franz Xaver Süßmayr, Johann Rautenstrauch - Google Books

[...]

(Sollten die Links auf die YouTube-Videos aus urheberrechtlichen Gründen gelöscht werden müssen, kann sich dank dieses Hinweises jeder denken, wo er sie sich trotzdem anhören kann. ;-) )

Viel Vergnügen beim Anhören! :pfeif:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ganz großartig passende Beispiele!

Johann Balthasar Beyschlag "Kriegslied":

3. Strophe:
"Die Feind des Reiches toben sehr, und wollen uns verschlingen: Ach Höchster ihren Tücken wehr, laß ihnen nicht gelingen. Die böse Anschläg treib zurück, uns Hilff und Heil vom Himmel schick, du kannst sie wohl bezwingen."
*

Der Inhalt ist insgesamt eine Anrufung an Gott, die Kriegsdrangsale von den Menschen abzulenken. Im Gegenzug verspricht die Gemeinde im Himmel den Herrn zu loben. Der Hintergrund dürfte entweder in dem Spanischen Erbfolgekrieg oder den Türkenkriegen bestehen. Der Prediger (eine Art Superintendent) J.B. Beyschlag ist 1717 in Schwäbisch Hall verstorben.

* J.B. Beyschlag: "Centifolia melica oder hundertblättrige Liederrose" Nürnberg, bei J.A. Endters, 1721 (dritte Auflage) S. 104
 
Da die Links, wie erwartet, gelöscht worden sind, sei noch einmal der Hinweis gestattet, dass man sich Telemanns Kapitänsmusik von 1738 und Süßmayrs Retter auf YouTube komplett anhören kann. Vom Günther von Schwarzburg gibt's wenigstens sehr viele Ausschnitte, wobei ich "Das römische Reich", "Der Kaiser lebe" und "Schönster Sohn des Himmels" besonders empfehlen kann. :)

Außerdem kann man die Kapitänsmusik und den Günther auf Amazon kaufen.

Was ich im ursprünglichen Beitrag noch vergessen hatte, zu erwähnen, sind folgende Stücke:

4) Das Friedewünschende Teutschland:
Dieses Schauspiel Rists aus der Endzeit des Dreißigjährigen Krieges enthält viele Gesänge, die den Niederfall Deutschlands zum Thema haben, u.a. "Bist du denn blind, o Teutsches Reich", "Teutschland hat zu seinem Schaden", "Himmel weine bitterlich". Anhören kann man sich die Lieder in: Irmgard Scheitler, Schauspielmusik. Funktion und Ästhetik im deutschsprachigen Drama der Frühen Neuzeit. Bd. 1. Materialteil. Hans Schneider: Tutzing, 2013.

Dem Buch liegt eine CD bei. Es müsste in jeder guten Uni- oder Staatsbibliothek zu bestellen sein. Käuflich erwerben kann man ferner die CD Friedens-Seufftzer und Jubel-Geschrey, die aber nur drei der Lieder enthält.

Das Libretto findet man hier: Rist, Johann, Dramen, Das Friedewünschende Teutschland - Zeno.org.

5) Agnes von Hohenstaufen:
Dieses Werk ist, anders als die bisher vorgestellten Singspiele, Kantaten und Lieder, kein zeitgenössisches aus dem Alten Reich, sondern stammt aus den 1830er Jahren. Da es aber auch um Kaiser und Reich geht und ich die Oper ihrer musikalischen Qualität wegen sehr schätze ( ;) ), erwähne ich sie hier auch. Der Wikipedia-Artikel dazu: Agnes von Hohenstaufen (Oper) ? Wikipedia.

Auf YouTube kann man sich zwei Fassungen der Oper komplett anhören. Leider nur auf Italienisch. Obwohl das Originallibretto deutsch ist, liegt bisher noch keine deutsche Einspielung der Oper vor.
 
Habe einige neue "Entdeckungen", die ich niemandem vorenthalten möchte. ;-)

1) Am 5. Dezember erscheint eine neue CD mit den Kapitänsmusiken von Telemann und CPE Bach aus den Jahren 1736 bzw. 1780, die zwar, wie das bereits vorgestellte Beispiel, hauptsächlich Lobpreisungen Hamburgs sind, aber immer auch einen deutschpatriotischen Einschlag haben.

2) Auf der CD Hermann Prey. Liededition Vol 1. Vom Minnesang bis zu Beethoven und Loewe habe ich eine Einspielung eines Liedes Walthers von der Vogelweide gefunden: "her babest, ich mac wol genesen", in dem er den Papst daran erinnert, dass er selbst der Christenheit geboten hatte, dem Kaiser gehorsam zu sein.

Das Lied kann man sich auch auf YouTube anhören.

3) Nicht direkt ein Lied für Kaiser und Reich ist das Klopstock'sche Vaterlandslied ("Ich bin ein deutsches Mädchen"), das ich aber trotzdem erwähne, weil es sehr patriotisch und vor allem äußerst populär war. Immerhin haben sechs mehr oder weniger große Komponisten es in Noten gesetzt: Ch. W. Gluck, C. P. E. Bach, J. F. Reichardt, Ch. G. Neefe und Franz Schubert.

Nun liegt eine Einspielung der Versionen Glucks, Bachs und Schuberts vor. Einfach suchen: "Gramola Klopstock", und man wird schnell fündig. ;)

Außerdem gibt's auf der englischen Wikipedia einen Artikel zum Gedicht.
 
Und wenn sich die Wissenschaft der Sache annimmt, liest sich das so:
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden, ist O du Deutsch-land, ich muß marschieren ursprünglich eines jener Soldatenlieder, die den schmerzhaften Abschied von der Familie artikulieren. Jenseits aufgesetzter Kriegsbegeisterung wird hier eher eine Sehnsucht nach Friedenszeiten zum Ausdruck gebracht.
Weißt du, wie viel Sternlein stehen oder O, du Deutschland ich muss marschieren

Nur eine kleine Ergänzung: Der italienisch-jüdische Komponist Alberto Franchetti hat das Lied (in der Sternlein-Textfassung, allerdings italienisch) für seine (zum Zeitpunkt ihrer Uraufführung durchaus erfolgreiche Oper "Germania" verwendet, deren Handlung zurzeit der "Freiheitskriege" gegen Napoleon I. spielt.

Zur Oper gibt es immerhin einige information auf der englischen wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Germania_%28opera%29.
 
Nur eine kleine Ergänzung: Der italienisch-jüdische Komponist Alberto Franchetti hat das Lied (in der Sternlein-Textfassung, allerdings italienisch) für seine (zum Zeitpunkt ihrer Uraufführung durchaus erfolgreiche Oper "Germania" verwendet, deren Handlung zurzeit der "Freiheitskriege" gegen Napoleon I. spielt.
1. Zu recht erfolgreichen Oper, möchte ich höchst subjektiv hinzufügen! ;) Das Stück kann man sich auf YouTube anhören, liegt aber auch auf DVD vor.

2. Er verwendet darin auch den Landesvater ("Alles schweige, jeder neige") und Webers Version von "Lützows wilde, verwegene Jagd".

3. Sie wissen nicht zufällig, an welcher Stelle in der Oper "O du Deutschland, ich muss marschieren" ungefähr vorkommt? Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich sie das letzte Mal hörte, aber an das Lied kann ich mich gar nicht erinnern.
 
Es liegt schon länger her, dass ich diese Oper zum letzten Mal gehört habe, aber das Lied ist, glaube ich, ganz am Anfang.
 
In den Kontext passen wahrscheinlich auch folgende Lieder:
"Ode" von Georg R. Weckherlin (17.Jh.):
Balladen.de ~ Georg Rodolf Weckherlin ~ Ode ~ Deutsche Balladen und Gedichte - nach Autoren und Dichtern sortiert ~
und
"Frisch auf in Gottes Namen / An die deutsche Nation" (Jobst von Brandt) aus Georg Forsters "Newer teutscher Liedlein" 1549
und
Von der Belagerung der Stadt Frankfurt (Flugblatt 1552) auf die Melodie von "Frisch auf in Gottes Namen".

Im 16. Jh. wurde allenthalben eine Art deutscher Patriotismus beschworen - vielleicht gerade als Gegenargument zu den vielen sich heraus kristallisierenden eigenen Kräften der deutschen Fürsten, die zum einen auseinander drifteten und zum anderen starke Bündnisse wie den Schmalkaldischen Bund gründeten, die eine eigene Macht im Reich waren. In dem Kontext direkt ist sicherlich das Lied von der Belagerung Frankfurt am Mains zu verstehen.
 
Wurde dieser Herr schon genannt?

Carl Loewe ? Wikipedia


Der hat doch einige Balladen vertont, bei denen es um Kaiser und Reich geht:

op.56 Nr.1 Heinrich der Vogler handelt von König Heinrich I., dem Vater Otto I., der nach der Legende nahe Quedlinburg an einem Vogelherd saß und sich dem Fang von Singvögeln widmete, als ihm eine Gesandtschaft der deutschen Fürsten, Zepter und Krone des Reiches anboten. (Text von Johann Nepomuk Vogler)

Die Glocken von Speyer (Text Maximilian von Oer)

In dieser Ballade geht es um den Konflikt Heinrich IV. mit Heinrich V. Als Heinrich IV. in einer armseligen Behausung in Lüttich stirbt, läuten die Glocken von Speyer selbstständig den Tod des Königs ein, als aber Heinrich V. stirbt, bimmelt nur die "Armesünderglocke".

Loewe vertonte auch Ferdinand Freiligraths Variante von "Prinz Eugenius der edle Ritter" Goethes Zauberlehrling, den Erlkönig und Fontanes Archibald Douglas. Das Erlkönigmotiv taucht auch auf in "Herr Oluf", eine dänischen Ballade. Besagtem Herrn Oluf erscheint am Vortag seiner Hochzeit Erlkönigrs Tochter, die sich an ihn ranmacht, im sich aber rächt, als Herr Oluf sie abblitzen lässt.
 
"Ode" von Georg R. Weckherlin (17.Jh.):
Dieses Gedicht wurde offenbar als "Altdeutsches Schlachtlied" (op. 42 Nr. 2) von Richard Strauss in Musik gesetzt. Leider ist mir keine Einspielung davon auf CD oder Schallplatte bekannt. Von anderen, am besten zeitgenössische Vertonungen, weiß ich leider ebenfalls nichts.

"Frisch auf in Gottes Namen / An die deutsche Nation" (Jobst von Brandt) aus Georg Forsters "Newer teutscher Liedlein" 1549
Von dem Lied sind mehrere Melodien überliefert, von denen ich auch einige Noten zu Hause habe. Leider bin ich völlig unmusikalisch und habe sie daher noch nie zu Gehör bekommen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses Gedicht wurde offenbar als "Altdeutsches Schlachtlied" (op. 42 Nr. 2) von Richard Strauss in Musik gesetzt. Leider ist mir keine Einspielung davon auf CD oder Schallplatte bekannt. Von anderen, am besten zeitgenössische Vertonungen, weiß ich leider ebenfalls nichts.
Ich kenne auch keine Einspielung. Ich müsste nochmal nachschauen, ob ich nicht doch irgendwo eine Melodie dazu habe.

Unmusikalisch oder nicht, drücke ich halt zuhause nach den auftreibbaren Noten irgendwie auf ein Cembalo und reime mir dann zusammen wie man es wohl singen müsste.
 
Es ist zwar nicht direkt ein Lied und stammt auch nicht aus der Zeit des Alten Reiches, aber trotzdem möchte ich hier Siegmund von Hauseggers sinfonische Dichtung Barbarossa erwähnen, die man sich auf YouTube komplett anhören kann.
 
Lässt es sich noch woanders belegen, dass "Es marschierten drei Regimenter wohl über den Rhein" aus den 168ern bzw. 1690ern stammt?

In der "Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde." (24. Band) 1901, findet sich die Angabe:
"Landgraf Carl von Hessen liess im Jahre 1688 nach
dem Vertrage den Niederlanden zu Hilfe marschieren: das
Regiment zu Fuss seines Sohnes, des Erbprinzen Friedrich,
das Regiment zu Pferd des Obersten von Kerssenbruch und
das Regiment Dragoner des Grafen August zur Lippe-Brake.
... Nach einer neuen begründeten Annahme soll ein Kriegsmann
dieses kleinen Heerhaufens das bekannte Soldatenlied: „Es zogen drei
Regimenter wohl über den Rhein, ein Regiment zu Fuss, ein Regiment
zu Pferd und auch ein Regiment Dragoner" verfasst haben
. "
 
Lässt es sich noch woanders belegen, dass "Es marschierten drei Regimenter wohl über den Rhein" aus den 168ern bzw. 1690ern stammt?
Tja, da kann ich leider nicht weiterhelfen. Was die Vertonung der Weckherlinschen "Ode" anbelangt, bin ich auch ratlos. Es ist zwar wahr, dass sie offenbar einigermaßen bekannt war, wenn sie sogar Goethen gefiel, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass man sie auch vertonte oder eine Vertonung aus ihrer Entstehungszeit kannte und weitergab. Ich denke da immer an Walthers von der Vogelweide Preislied oder seine anderen prokaiserlichen Gedichte, von denen auch weder eine Originalvertonung überliefert ist, noch eine neue angefertigt wurde, obwohl sich die Zeit der Romantik doch dafür angeboten hätte, zumal es sicher bekannt war, diente es doch Hoffmann als Vorlage für sein Lied der Deutschen.

Ich selbst habe aber noch ein schönes kleines Gedicht der Fruchtbringenden Gesellschaft gefunden. Und zwar mit Melodie! ;) Abgedruckt ist es im Büchlein Der Teutsche Palmbaum : Das ist, Lobschrift Von der Hochlöblichen/ Fruchtbringenden Gesellschaft Anfang usw. Den Rest des barocken Endlostitels sparen wir uns: WDB - Wolfenbtteler Digitale Bibliothek - drucke/166-13-eth (auf den Seiten 33 bis 36). (Falls der Link gelöscht werden sollte, wozu eigtl. keine Veranlassung besteht, weil definitiv keine Urheberrechtsansprüche mehr bestehen sollten, kann man ihn auf der Wikipedia-Seite der Gesellschaft ganz einfach wiederfinden.)

Außerdem möchte ich noch zwei andere schöne Lieder erwähnen, die zwar keinen direkten Bezug zu Kaiser und Reich haben -- wobei das eine sich zumindest auf einen Fürsten des Reiches bezieht --, aber doch sehr schön und patriotisch sind und daher nicht ganz vom Thema abgehen:

1) Schuberts Vertonung von "Am See" (D. 124), worin er Leopold von Braunschweig-Wolfenbüttel preist, der damals als Philanthrop verehrt wurde, weil er sich sehr für das gemeine Volk einsetzte und während der Oderflut in Frankfurt ums Leben kam. Obwohl man heute davon ausgeht, dass er "nur" übersetzen wollte, um die Habe seiner Soldaten zu sichern, verbreitete sich damals schnell die Legende, er sei in den Fluss gesprungen, um einen Ertrinkenden zu retten. Diese Legende wird im Gedicht bearbeitet.

2) Beethovens Vertonung von "Der Mann von Wort" (op. 99), in dem die deutsche Treue gepriesen wird, der zufolge ein Handschlag unter Deutschen mehr gilt als alle Eide bei den Welschen. Obwohl dem zwar sicherlich nicht so war, galt das früher offenbar als eine Art Nationaltugend, die man schon in Grimmelshausens Simplicissimus antrifft, als Simplicius in Frankreich den Hurerich mimt und die deutsche Zofe einer welschen Dame um ihr deutsches Wort bittet, dass ihm nichts geschehen werde. Später findet man sie auch u.a. in einem Fraumaurergedicht, das Mozart vertonte, dessen Titel mir aber grade entfallen ist (ich habe es aber auf YouTube gehört), und natürlich in Arndts Was ist des Teutschen Vaterland. Tja, es hat halt jedes Volk seine Nationaltugenden. Die einen sind am seetüchtigsten, die anderen am republikanischsten und die dritten am treuesten. :D

Beide Lieder kann man sich auf YouTube anhören.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich frage mich immer, was wohl die Reichstruppen gesungen haben mochten und ob es sozusagen im Gegensatz zu den Spottliedern auf die Reichsarmee auch prokaiserliche Gassenhauer gab, die da passen könnten.

Die Frage ist freilich wie sich eine gemeinsame Identität hätte entwickeln sollen, wenn man ja nur im Kriegsfall in den Regimentern zusammen trat.
 
Da ich es selbst noch nicht gelesen habe, kann ich nicht sagen, ob es explizit Lieder der Reichsarmee erwähnt, aber zumindest klingt das folgende Buch vom Titel her vielversprechend: "Krieg ist mein Lied": der Siebenjährige Krieg in den zeitgenössischen Medien. (Auf Google Books kann man sich Ausschnitte durchlesen.)

Als tatsächliches Lied, das von der Armee hätte gesungen werden können, ist mir "Auf, auf ihr Brüder, auf ins Feld" (der vollständige Text kann ebenfalls bei Google Books eingegeben werden) bekannt, das 1794 entstand und sich gegen das französische Revolutionsheer richtete. Ob es aber auch tatsächlich gesungen wurde, ist mir nicht bekannt.
 
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