ursi schrieb:
Wie viele "Nichtdeutsche" kamen dann durch die Nazis ums leben?
Millionen. Aber das ist ein anderes Thema, als das Gedenken an Dresden oder die Frage des Sinnes und der Verantwortung dahinter.
Die Bombardierung Dresden war überflüssig, dass wissen heute auch die Alliierten und da ist sich auch die neue Forschung einig.
Und genau das und nichts anderes wird hier gesagt.
Was mich aber bei dieser Diskussion befremdet ist, dass man hier auf die Alliierten mit den Findern zeigt um zu sagen: "Ihr hab auch Verbrechen begangen und ihr müsst bestraft werden." Man vergisst, dass in Leningrad 1 Million Menschen durch Hunger gestorben sind, das 6 Millionen Menschen im Gas starben und zig Tausend bei den Bombendangriffen auf London, Amsterdam usw.
Das Verbrechen der Nazis wird nicht geschmälert, weil die Alliierten Dresden bombardierten. Aber man macht doch den Versuch von den eigenen Verbrechen abzulenken. Das finde ich nicht in Ordnung.
Ursi, ich verstehe das man sensibel auf diese Themen und den Umgang damit reagiert. Aber nur, weil man über ein Verbrechen anderer im Krieg spricht und diskutiert, heißt dies keineswegs, dass man andere, eigene Verbrechen vergißt. Wie die meisten hier bereits unter Beweis gestellt haben, ist keiner dabei, der ein Verbrechen leugnet oder klein redet.
Ganz ehrlich gesagt fühle ich mich gerade angegriffen und beleidigt, wenn du unterstellst, dass wir die Verbrechen einfach vergessen. Das ist def. nicht der Fall. Wenn wir aber beginnen, alles, was gegen Deutsche unternommen wurde, als Reaktion abzutun, oder jede
Diskussion über (Kriegs)Verbrechen im 2. Wk damit abwürgen, dass wir ja nicht das Recht hätten über anderes als die eigenen zu sprechen, verdrängen wir damit einiges.
Und manches davon ist wichtig, um das Bild des 2. Wk nicht zu verklären. Die Gefahr des Nationalsozialismus ist immer noch präsent, fast schon hohnhafter Weise aber nicht allein in Dtl. sondern auch in den Staaten, die man nach dieser vorgehensweise ohne Fehl und Tadel hinstellen müßte.
Und wir Werten, wir werten Verbrechen. Wenn 35 000 Deutsche verbrennen ist das nicht so schlimm, wie 900 Tote in Coventry.
Wollen wir wirklich vergleichen und aufwiegen? Nein, das können, wollen und dürfen wir nicht. Aber wir dürfen anbringen. Hätten wir diese Diskussion in einem Thema rund um dt. Kriegsverbrechen begonnen, dann wäre dies unangebracht und eine wirkliche Ablenkung und ein frevelhafter Vergleichsversuch.
Auch wenn wir hier schrieben "der Luftkrieg kommt dem Holocaust gleich" würden wir uns regelrecht versündigen. Aber das tun wir nicht. Wir bringen an geeigneter Stelle ein Faktum des Krieges zur Sprache und weisen auf den oder die Schuldigen hin. Und das sind nicht die Alliierten in ihrer Gesamtheit. Es gab genug Stimmen im Oberkommando, welche gegen diese Aktionen sprachen. Aber das sind bestimmte Offiziere und das sind bestimmte Soldaten, die dies planten, befahlen und ausführten. An Verfolgung, Anklage oder dergleichen kann jetzt, 60 Jahre danach, kein Gedanke mehr verschwendet werden, aber vergessen werden, soll es nicht.
Also ganz klar: Die Verbrechen der Nazis SOLLEN hiermit auch nicht geschmälert werden, wie könnte man das denn überhaupt? Auch soll keine Relativierung dieser Verbrechen stattfinden.
Aber es gab diese Verbrechen. Und da sie niemand zur Sprache brachte, sie keine Folgen hatten, passierten und passieren sie immer wieder. Korea, Vietnam, Afghanistan...die Liste ließe sich fortsetzen.
Das Verbrechen der Nazis wird nicht geschmälert, weil die Alliierten Dresden bombardierten. Aber man macht doch den Versuch von den eigenen Verbrechen abzulenken. Das finde ich nicht in Ordnung.
Nichts für ungut Ursi, aber diese Absicht habe ich nie verfolgt! Und derartiges bekomme ich auch nicht gerne untergeschoben.
Man kann die Opfer der Bombadierung der Deutschen Städte ebenso dem Naziregime als Verantwortung übergeben, denn es waren ihre Opfer die dieses Regime verantworten muss.
Da die gesamte Kriegschuld bei den Nazis liegt ist das richtig. Aber es geht zugleich um Kriegsführung, die Art, wie dieser Krieg geführt wurde. Und eine derartige Feuerhölle wie Dresden loszulassen, findet dabei keine Rechtfertigung. Einen Massenmord mit einem anderen entschuldigen, das geht einfach nicht.