Machtantritt Hitlers legal?

Man darf nicht vergessen, daß nicht für alle Nazis von Anfang an der Begriff NazionalSOZIALIS eine leere Worthülse war, als die sie sich herausstellte. Die Röhmfraktion war bis 1934 sehr stark. Begriffe wie Revolution hatten für viele der prügelnden SAler keinen negativen Beigeschmack. Göbbels gehörte übrigends bis 34 dazu und war so ziemlich der Einzige, der lebend aus der Affaire kam (verschwand aber bis 38/Reichsprogromnach/und dann bis zu seinen Durchhaltereden während des Krieges fast völlig von der Bildfläche).
Er nannte sich in der Anfangszeit der Bewegung auch gerne der "deutsche Stalin".

Also Begriffe wie Revolution etc. können durchaus gebraucht worden sein, um dem proletarischen Arm der Bewegung (Röhm, SA) zu gefallen und die Anbiederung an die Großindustrie in den Hintergrund zu drängen.
Und dann, Selbstherrlichkeit gefällt einem besser, als Gnadengaben. Letzteres war es, ersteres hätten sie gerne und dichteten es sich zu.
 
Kann Fischhof nur voll und ganz zustimmen.

Außerdem: dass die Nazis den 30. Januar als "Revolution" feierten, kann auch deshalb nicht verwundern, weil Hitler ein Kanzler mit völlig anderen Vorzeichen war als alle seine Vorgänger.

Er war nicht einfach nur ein Gegner der Republik, wie etwa Papen und Schleicher etc., sondern Führer einer hochdynamischen Massenpartei mit einer riesigen paramilitärischen Organisation im Rücken. Auch seine Ziele waren weitaus radikaler: gnadenlose Verfolgung der politischen Gegner, vollständige Zerstörung der Demokratie etc.
 
Fischhof schrieb:
Man darf nicht vergessen, daß nicht für alle Nazis von Anfang an der Begriff NazionalSOZIALIS eine leere Worthülse war, als die sie sich herausstellte. Die Röhmfraktion war bis 1934 sehr stark. Begriffe wie Revolution hatten für viele der prügelnden SAler keinen negativen Beigeschmack. Göbbels gehörte übrigends bis 34 dazu und war so ziemlich der Einzige, der lebend aus der Affaire kam (verschwand aber bis 38/Reichsprogromnach/und dann bis zu seinen Durchhaltereden während des Krieges fast völlig von der Bildfläche).
Er nannte sich in der Anfangszeit der Bewegung auch gerne der "deutsche Stalin".

Also Begriffe wie Revolution etc. können durchaus gebraucht worden sein, um dem proletarischen Arm der Bewegung (Röhm, SA) zu gefallen und die Anbiederung an die Großindustrie in den Hintergrund zu drängen.
Und dann, Selbstherrlichkeit gefällt einem besser, als Gnadengaben. Letzteres war es, ersteres hätten sie gerne und dichteten es sich zu.
Genau, dass war die Problematik worauf ich hinaus wollte. Die These von dir finde ich richtig gut, bin ich selbst noch nicht daraufgekommen.
 
Brecht schrieb:
Lieber Heinz, Ich versuchte, die Frage am historischen Horizont zu spiegeln, um auf das Selbstbildnis, der Nazis einzugehen.
Das heißt, ich habe hinterfragt, warum gingen die Nazis von einer Art "Revolution" aus, obwohl es ein quasidemokratisches Vorgehen war? Das war die Frage die sich für mich stellte und die ich sehr spannend fand/finde. Ich vermute, dafür Gründe wie das scheitern des Kapp-Putsches und vieles mehr.
Aus diesem Grund, habe ich als methodische Grundlage versucht den Terminus "Machtergreifung" mit einzubeziehen, weil er ja genau dieses Selbstbildnis beinhaltet...Das war aber weder eine Feststellung, dass ich Hitlers Machtantritt als Machtergreifung werte,
Gruß,
Brecht

Lieber Brecht,
da die Nazis es 1923 in München nicht mit einem Putsch schafften hatte hitler sich nach seiner Festungshaft auf eine legale Übernahme der regierung eingerichtet. Hindenburg tat ihm den gefallen.
Das die Nazis dies als "Machtergreifung und Revolution" bezeichneten, zeigt nur dass sie lieber gewaltätig die Macht errungen hätten um sich dabei austoben zu können. Da sie legal an die Macht kamen, mußten sie proforma sich weiter einen legalen Anstrich geben. Für Ihre Mitglieder vorallem für die Horden der SA, die sich ja in den letzten Jahren Straßenkämpfe mit Rotfront und Reichsbanner geliefert hatten, sollte es trotzdem wie eine Revolution aussehen. :rolleyes:
 
Genau die Argumentation wird auch in der Forschung geteilt, die Frage ist ob man das wirklich so monokausal betrachten kann? Also die These von Fischhof finde ich sehr interessant, ich frage mich aber ob es noch mehr Ursachen gibt...
 
Lieber Brecht, ich stimme Fischhofs These durchaus zu und sehe es genauso wie er. :thx: Als Ursachen reicht doch dies völlig aus.
 
Naja ich bin eher der Meinung, dass man ja ruhig weiter eruieren kann, denn nur so kommt man zu neuen Erkenntnisen, meinst du nicht?
 
Brecht schrieb:
Das heißt, ich habe hinterfragt, warum gingen die Nazis von einer Art "Revolution" aus, obwohl es ein quasidemokratisches Vorgehen war? Das war die Frage die sich für mich stellte und die ich sehr spannend fand/finde.
Vielen Dank für diese hochinteressante Fragestellung, die sich mir bislang so noch nicht gestellt hat.Meine Vorredner haben bereits die wesentlichsten Gründe angeführt und in exzellenter Form erläutert; ich will versuchen ein paar Anmerkungen zu machen.

Die Klassifizierung der Machtergreifung als Vorgang der "Revolution" ist sicherlich auf das Selbstverständnis der NSDAP zurückzuführen. Warum sollte sich eine Partei, die in den Jahren vor 1933 massiv gegen das bestehende "System" agitiert hat, plötzlich eine Art "innere Versöhnung" - mit den Strukturen der Demokratie vornehmen, indem sie die Machtergreifung als eine -auf jener angefeindeten Systematik basierende- quasidemokratische Legitimation politischer Macht betrachtet.
Die NSDAP sah sich als eine Kraft der Erneuerung und des grundlegenden gesellschaftlichen Wandels - und zwar auf allen Ebenen ihres gesellschaftlichen Wirkens. Folglich benötigte die Partei Begriffe, die nicht nur der Bevölkerung eine grundlegende Vorstellung von der Gestaltungskraft der nationalsozialistischen Bewegung gaben, sondern der Partei zugleich eine innere Dynamik verliehen. Insofern ist die Wahl des Begriffes der "Revolution" zugleich ein bedeutendes Zeugnis des nationalsozialistischen Selbstbildes, das - trotz verschiedener Strömungen innerhalb der NSDAP - vor allem durch die grundlegende Tendenz der Partei zur Erneuerung und gesellschaftlichen Umwälzung geprägt war.

In der hier stattfindenden Diskussion um den Revolutionsbegriff innerhalb der NSDAP fällt mir auf, das in allen Fällen nur von der "Revolution" die Rede ist und das Adjektiv "national" in keiner der argumentativen Ausführungen auftaucht. Gerade der Begriff der "Nationalen Revolution" lässt sich eindeutig von der Novemberrevolution 1918 absetzen, da diese hauptsächlich von - vielfach den Idealen des Revolution des Internationalen Proletariats zugeneigten - linken Aktivisten unterstützt wurde, kaum Rückhalt in mittelständischen Schichten fand und von vielen reaktionär ausgerichteten Bevölkerungsschichten als Katastrophe angesehen wurde. Die Idee der Nationalsozialistischen Revolution basierte auf völlig differierenden Grundmustern und bot einer weitaus größeren Anzahl von Bevölkerungsschichten eine ideologische Heimat. Im Gegensatz zur Revolution von 1918, die vielen Bevölkerungsschichten spezifische Ängste vor einem gesellschaftlichen Bedeutungsverlust vermittelte, vermittelte die Ideologie der "Nationalen Revolution" ein Gefühl gesellschaftlicher Integration, das zu den Entwicklungen der Weimarer Republik in einem absolut konträren Verhältnis stand.

In Ergänzung zu Fischofs und Heinz Ausführungen möchte ich aus diesem Grund die Bezeichnung "Nationale Revolution" nicht nur als Zugeständniss an spezifische Kreise der NSDAP betrachten, sondern zugleich als Fixpunkt nationalsozialistischen Handelns. Dieser Begriff deckte einen weiten Bereich nationalsozialistischer Ideologie ab, indem sich in ihm die innen- wie die außenpolitischen Zielstellungen der Bewegung manifestierten. (Volksgemeinschaft und Wiedererlangung nationaler Souveränität)

Abschließend möchte ich anmerken, dass die Begrifflichkeit der "Nationalen Revolution" nicht zwingend auf den Vorgang der Machtergreifung hindeuten muss, sondern der 30. Januar 1933 den Auftakt zu einem revolutionären Ereignis darstellte. Auch die Französische Revolution lässt sich nicht nur auf den 14. Juli 1789 begrenzen, sondern ist als mehrjähriges und zugleich vielschichtiges Ereignis zu betrachten. Wer diese Perspektive wählt, erkennt in der "Nationalen Revolution" nicht nur als die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, sondern vielmehr den Startschuss zu einer wahrhaften Revolution, die durch den 30. Janur erst ermöglicht wurde.

Gruß,

Christoph
 
Danke, da hast du ja gerade meinen kurzen Hinweis auf das Defizit der Diskussion in hervorragendender Weise ergänzt.
 
Ulukai schrieb:
Vielen Dank für diese hochinteressante Fragestellung, die sich mir bislang so noch nicht gestellt hat.Meine Vorredner haben bereits die wesentlichsten Gründe angeführt und in exzellenter Form erläutert; ich will versuchen ein paar Anmerkungen zu machen.

Die Klassifizierung der Machtergreifung als Vorgang der "Revolution" ist sicherlich auf das Selbstverständnis der NSDAP zurückzuführen. Warum sollte sich eine Partei, die in den Jahren vor 1933 massiv gegen das bestehende "System" agitiert hat, plötzlich eine Art "innere Versöhnung" - mit den Strukturen der Demokratie vornehmen, indem sie die Machtergreifung als eine -auf jener angefeindeten Systematik basierende- quasidemokratische Legitimation politischer Macht betrachtet.
Die NSDAP sah sich als eine Kraft der Erneuerung und des grundlegenden gesellschaftlichen Wandels - und zwar auf allen Ebenen ihres gesellschaftlichen Wirkens. Folglich benötigte die Partei Begriffe, die nicht nur der Bevölkerung eine grundlegende Vorstellung von der Gestaltungskraft der nationalsozialistischen Bewegung gaben, sondern der Partei zugleich eine innere Dynamik verliehen. Insofern ist die Wahl des Begriffes der "Revolution" zugleich ein bedeutendes Zeugnis des nationalsozialistischen Selbstbildes, das - trotz verschiedener Strömungen innerhalb der NSDAP - vor allem durch die grundlegende Tendenz der Partei zur Erneuerung und gesellschaftlichen Umwälzung geprägt war.

In der hier stattfindenden Diskussion um den Revolutionsbegriff innerhalb der NSDAP fällt mir auf, das in allen Fällen nur von der "Revolution" die Rede ist und das Adjektiv "national" in keiner der argumentativen Ausführungen auftaucht. Gerade der Begriff der "Nationalen Revolution" lässt sich eindeutig von der Novemberrevolution 1918 absetzen, da diese hauptsächlich von - vielfach den Idealen des Revolution des Internationalen Proletariats zugeneigten - linken Aktivisten unterstützt wurde, kaum Rückhalt in mittelständischen Schichten fand und von vielen reaktionär ausgerichteten Bevölkerungsschichten als Katastrophe angesehen wurde. Die Idee der Nationalsozialistischen Revolution basierte auf völlig differierenden Grundmustern und bot einer weitaus größeren Anzahl von Bevölkerungsschichten eine ideologische Heimat. Im Gegensatz zur Revolution von 1918, die vielen Bevölkerungsschichten spezifische Ängste vor einem gesellschaftlichen Bedeutungsverlust vermittelte, vermittelte die Ideologie der "Nationalen Revolution" ein Gefühl gesellschaftlicher Integration, das zu den Entwicklungen der Weimarer Republik in einem absolut konträren Verhältnis stand.

In Ergänzung zu Fischofs und Heinz Ausführungen möchte ich aus diesem Grund die Bezeichnung "Nationale Revolution" nicht nur als Zugeständniss an spezifische Kreise der NSDAP betrachten, sondern zugleich als Fixpunkt nationalsozialistischen Handelns. Dieser Begriff deckte einen weiten Bereich nationalsozialistischer Ideologie ab, indem sich in ihm die innen- wie die außenpolitischen Zielstellungen der Bewegung manifestierten. (Volksgemeinschaft und Wiedererlangung nationaler Souveränität)

Abschließend möchte ich anmerken, dass die Begrifflichkeit der "Nationalen Revolution" nicht zwingend auf den Vorgang der Machtergreifung hindeuten muss, sondern der 30. Januar 1933 den Auftakt zu einem revolutionären Ereignis darstellte. Auch die Französische Revolution lässt sich nicht nur auf den 14. Juli 1789 begrenzen, sondern ist als mehrjähriges und zugleich vielschichtiges Ereignis zu betrachten. Wer diese Perspektive wählt, erkennt in der "Nationalen Revolution" nicht nur als die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, sondern vielmehr den Startschuss zu einer wahrhaften Revolution, die durch den 30. Janur erst ermöglicht wurde.

Gruß,

Christoph
Mein Gott. Welcher Mensch redet denn so. Da tun einem ja die Augen weh
 
Lieber Florian,
das ist eben typisch deutsch, eine sache so darzustellen, dass man am Ende weniger weiß, wie man vorher glaubte zu wissen. Meiner ansicht nach war es keine Revolution schon garnicht eine Nationale Revolution. Hitler wurde von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt und aufgrund des Ptäsidialsystems brauchte er sich noch nicht einmal die Zustimmung des Reichstages zu holen. Dass dieser Machtübergang von den Nazis als revolution bezeichnet wurde, geschah aus Propagandagründen und hatte mit der Wirklichkeit nichts zu tun. :rolleyes:
 
Lieber Heinz, ich glaube du verstehst immer noch nicht worum es hier einigen geht. Einige hier versuchen Thesen zu entwickeln WARUM die Nazis von einer "nationalen (Danke Mercy und Ulukai, diesen wichtigen Bestandteil habe ich bisher gar nicht reflektiert..) Revolution" oder Machtergreifung sprachen. Ich finde die hier vorgetragen Darlegungen ergeben ein vielschichtiges Ursachenspektrum und geben die Möglichkeit genauer auf die Hintergründe einzugehen...

Du hingegen beschäftigst dich noch mit der Ausgangsfrage, ich glaube aber das diese schon sehr umfassen und einheitlich eruiert wurde.

Ich möchte auch nochmal Ulukai danken, der einen hervoragenden Beitrag hier geleistet hat und sehr explizit auf verschiedene Ursachen eingegangen ist. Ich würde mich freuen wenn wir diesen Diskurs noch weiterführen könnten. Zum Sprachstil muss ich sagen, dass ich den sehr gut finde und eine Freude und Besondereit für ein Internetforum ist...mach ruhig weiter so!

Gruß,
Brecht
 
Das Lob gebe ich gerne an alle Mitglieder des Forums weiter. Die Beiträge der Teilnehmer zeugen nahezu alle von einem hohen Grad an sprachlicher Kompetenz und der Fähigkeit zur Differenzierung. Viel Spaß weiterhin...

Gruß,
Christoph
 
Brecht schrieb:
Lieber Heinz, ich glaube du verstehst immer noch nicht worum es hier einigen geht. Einige hier versuchen Thesen zu entwickeln WARUM die Nazis von einer "nationalen (Danke Mercy und Ulukai, diesen wichtigen Bestandteil habe ich bisher gar nicht reflektiert..) Revolution" oder Machtergreifung sprachen. Ich finde die hier vorgetragen Darlegungen ergeben ein vielschichtiges Ursachenspektrum und geben die Möglichkeit genauer auf die Hintergründe einzugehen...
Du hingegen beschäftigst dich noch mit der Ausgangsfrage, ich glaube aber das diese schon sehr umfassen und einheitlich eruiert wurde
Gruß,
Brecht

Lieber Brecht,
die Fragestellung von Dir und einigen anderen ist mir durchaus bewußt, hat aber mit der Fragestellung dieses Pfades nichts zu tun. Der stellt die frage, ob Hitler legal an die macht gekommen ist? :confused:
Wenn die Nazis selbst von einer nationalen Revolution sprechen, weil sie sich für eine national gesannte Partei hielten und von einer Revolution, weil sie sich auch noch für eine revolutionäre Partei hielten, dann hat das alles mit der Wirklichkeit des 30.1. nichts zu tun.
Meiner ansicht nach waren sie eine reviosionistische Partei. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
heinz schrieb:
Lieber Brecht,
die Fragestellung von Dir und einigen anderen ist mir durchaus bewußt, hat aber mit der Fragestellung dieses Pfades nichts zu tun. Der stellt die frage, ob Hitler legal an die macht gekommen ist? :confused:
Wenn die Nazis selbst von einer nationalen Revolution sprechen, weil sie sich für eine national gesannte Partei hielten und von einer Revolution, weil sie sich auch noch für eine revolutionäre Partei hielten, dann hat das alles mit der Wirklichkeit des 30.1. nichts zu tun.
Meiner ansicht nach waren sie eine reviosionistische Partei. :rolleyes:

Sie waren beides, und noch vieles darüberhinaus. Aber der Deutsche mag nun mal keine Revolutionen, sondern macht lieber alles streng legal. Das haben die Nazis nach und nach erkannt und sich - für ihre Verhältnisse - mustergültig darauf eingestellt.
Ein wesentlicher Aspekt des nationalsozialistischen Erfolges war doch der, daß die Nazis sehr darum bemüht waren, "deutsche" Traditionen, Tugenden, Weltanschauungen, etc. weitestmöglich, d.h. soweit sie nicht eindeutig ihrer eigenen Ideologie widersprachen, zu unterstützen, ja zu fördern.
Das ging beispielsweise im Falle von Fritz Busch (Generalmusikdirektor der Semperoper Dresden bis anno 1933 und erklärter Nazigegner) so weit, daß Hitler nach Buschs maßgeblich durch die SA herbeigeführte Absetzung dessen sofortige Wiedereinsetzung anordnen ließ, aber nicht so weit, daß die Parteispitze sich öffentlich von den Machenschaften der SA distanziert hätte, die Göring in einem Vier-Augen-Gespräch mit Busch noch scharf verurteilt hatte. (Man muß ergänzend hinzufügen, daß Göring durch Heirat gewissermaßen zufällig in den Bekanntenkreis Buschs gerückt war.)
Wenn man also von "nationaler Revolution" spricht, so kann man im gleichen Atemzug sicher auch von "nationaler Anbiederung" sprechen, die sich ja am deutlichsten im "Tag von Potsdam" niederschlug.
Man bemühte sich regelrecht um die "guten Deutschen", sofern sie nicht zufällig Juden waren, die teilweise selbst eher deutschnational eingestellt waren, wie folgender Dialog eindrucksvoll veranschaulicht:
"Schade, daß der Führer uns nicht mitmachen läßt! Wir wären ihm gefolgt!"
"Was heißt gefolgt? Wir hätten ihn geführt!"
 
Ich muss Heinz bei dieser "Eruation" (mein neues Lieblingswort) unterstützen. Denn in den meisten Fällen wird schließlich darum gebeten Diskussionen in andere Pfade zuverlegen, da diese ja nicht auf die eigentliche Fragestellung eingehen. In den letzten Beiträgen einiger Mitglieder wich man vom Thema ab, deshalb ist es berechtigt, wenn man darauf hinweist, dass man hier eigentlich eine andere Frage erörtet.

Mit besten Grüßen
Rafael
 
Rüdiger schrieb:
Das ging beispielsweise im Falle von Fritz Busch (Generalmusikdirektor der Semperoper Dresden bis anno 1933 und erklärter Nazigegner) so weit, daß Hitler nach Buschs maßgeblich durch die SA herbeigeführte Absetzung dessen sofortige Wiedereinsetzung anordnen ließ, aber nicht so weit, daß die Parteispitze sich öffentlich von den Machenschaften der SA distanziert hätte, die Göring in einem Vier-Augen-Gespräch mit Busch noch scharf verurteilt hatte. (Man muß ergänzend hinzufügen, daß Göring durch Heirat gewissermaßen zufällig in den Bekanntenkreis Buschs gerückt war.)

Dieser Vorgang zeigt vorallem ,in welchem Maß große Teile der Bevölkerung, ja selbst Künstler korrumpiert waren und den Erfolg der braunen Horden erst ermöglichten. Es ist ja nicht so,daß über die frechen und menschenverachteten Übergriffe auf politisch Andersdenkender und Juden mit breiter Empörung und Wiederstand geantwortet wurde, das zeigt das Beispiel hier des Dirigenten Fritz Busch, der dank intensivster Qualitätsarbeit mit seinem Orchester beispielgebend in Europa war.
Als die braunen SA- Horden im März 1933 die ganze Vorstellung des "Rigoletto" von
G. Verdi gekauft haben ,stürmten sie noch vor dem ersten Einsatz des Dirigenten F. Busch
den Operngraben . Das Orchester zeigte sich zwar überrascht und bestürtzt, verhielt sich aber außer zwei Geigern in passiver und feiger Ruhe. Fritz Busch wurde gezwungen die Semperoper zu verlassen. Er tat es für immer !
Dies als Beispiel wie weite Teile der bürgerl. Gesellschaft mit Erfolg an immer neue Schandtaten und Gewalttätigkeiten gewöhnt wurden. Letztlich als Vorbereitung zur Reichsprogromnacht 1938.
 
florian17160 schrieb:
Mein Gott. Welcher Mensch redet denn so. Da tun einem ja die Augen weh
Heinz schrieb:
Lieber Brecht,
die Fragestellung von Dir und einigen anderen ist mir durchaus bewußt, hat aber mit der Fragestellung dieses Pfades nichts zu tun. Der stellt die frage, ob Hitler legal an die macht gekommen ist? :confused:
Rafael schrieb:
Ich muss Heinz bei dieser "Eruation" (mein neues Lieblingswort) unterstützen. Denn in den meisten Fällen wird schließlich darum gebeten Diskussionen in andere Pfade zuverlegen, da diese ja nicht auf die eigentliche Fragestellung eingehen. In den letzten Beiträgen einiger Mitglieder wich man vom Thema ab, deshalb ist es berechtigt, wenn man darauf hinweist, dass man hier eigentlich eine andere Frage erörtet.

Mit besten Grüßen
Rafael
Anstatt froh zu sein, dass hier sachlich und informativ diskutiert wird...

Es geht hier um die Frage, wie der Manchtantritt Hitlers zu bewerten ist, war er legal oder illegal, war es eine normale Machtuebernahme, eine Machtergreifung oder gar eine Revolution.

Um die Frage zu klaeren, muss man natuerlich diskutieren, wie die an dem Prozess beteiligten diesen selbst beurteilten. Daher gehoert die Diskussion uber die Selbstbewertung des Vorgangs durch die Nazis als "nationalen Revolution" durchaus zum Thema.

Wer das jetzt nicht versteht, solle sich wenigstens den Eingangsbeitrag nochmal durchlesen, denn auch der Autor stellt schon die Frage nach der Revolution.

Als Moderator danke ich fuer die guten, intelligenten und sachlichen letzten Beitraege und schuettel ueber die Klagen darueber verwundert den Kopf!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ausgehend Von der Ausgangsfrage.

Hinter Hitlers Kabinett stand keine Mehrheit des Reichstages oder der Wähler, sondern nur248 Stimmen der NSDAP und der DNVP( von 584 Reichtgsabgeordneten). Die Regierung musste sich, wie die vorhergehenden, entweder auf eine Diktaurgewalt des Reichspräsitenten nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung stützen oder den Reichtag auflösen um bei Neuwahlen eine Mehrheit zu gewinnen versuchen.
Hier ein kleiner Auszug, was sich unmittelbar vor der Vereidigung Hitlers abspielte.

Die neuen Minister fanden sich am Vormittag des 30. Januar im Palais des Reichspräsidenten ein, wo Papen den Reichskanzler begrüsste. Hitler sagte in seiner Antwortrede -In genauer Umkehrung des von der Verfassung vorgeschriebenen Weges-, das das deutsche Volk die Bildung der nationalen Regierung nun durch allgemeine Wahlen bestätigen müsse.. Hugenberg erhob Protest. Er wusste, daß Hitler mit allen Machtmitteln des Regierungschefs ausgestattet, die Stimmenzahl seiner Partei vergrössern und vieleich die mehrheit bekommen würde und daß er dann die deutschnationalen Koalitionspartner nicht mehr benötgen würde. Die anderen Minister beschworen Hugenberg, nachzugeben, umd die nationale Einheit nicht zu gefährden. Hitler gab ihm sein Ehrenwort, daß er sich nach der Whl, wie immer sie auch ausfallen würde, von keinem der Minister trennen würde. Hugenberg erklärte, eher auf sein Ministeramt zu verzichten, als einer Auflösung des Reichtages zuzustimmen. Da trat Meissner, der Chef der Präsidialkanzlei, ins Zimmer und bemerkte ärgerlich, daß der Reichpräsident nun schon 15 min auf die Vereidung warte. Man könne den alten Herrn nicht noch länger warten lassen. Das sah Hugenberg ein und gab entlich nach- um Hindenburg nicht warten zu lassen.

Vor diesem Hintergrund und dem des ersten Artikels, fiel mir die Frage ein- (War Hitlers Machtantrtt legal?)
Vielen Dank für die rege Teilnahme. Gruss, Florian
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben