Machtantritt Hitlers legal?

Alarich schrieb:
Lieber Kirlon,

ich finde, auch zwischen Schurken muss man noch differenzieren können...
wir sind ja hier in einem Geschichtsforum und nicht in einem Forum für Moraltheologen.
Hitlers Verbrechen sind einzigartig. In Italien fanden keine Massenmorde statt, solange Mussolini Herr im eigenen Haus war. Nicht umsonst gab es in Italien noch lange nach dem Krieg Neofaschisten, deren Nachfolgeorganisation heute sogar an der Regierung beteiligt ist. Wenn du anderer Meinung bist, zähl doch mal die größten Verbrechen der Faschisten in Italien bis September 43 auf. Über Äthiopien und die Gaseinsätze brauchen wir uns nicht zu streiten, das waren schreckliche Verbrechen.
Diese Auseinandersetzung führe ich nicht weiter – mit Sicherheit auch nicht in einem anderen Pfad.

Ich halte jedoch drei Dinge fest:

1. Das Mitglied Alarich verniedlicht die italienischen Faschisten im Vergleich zu deutschen Nationalsozialisten als „richtig harmloses Völkchen“.

2. Es ist genau diese Art von Verharmlosung, vor der Organisationen wie bspw. die Gesellschaft für bedrohte Völker warnen: http://www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/040113de.html

3. Meiner Ansicht nach waren italienischen Faschisten – im Vergleich mit wem auch immer – Verbrecher!

Beurteilen möge unsere unterschiedlichen Meinungen ein jeder, der es liest, selbst.
 
Der Beitrag von Kirlon kam dazwischen.
Aktuell hierzu glaube ich nicht, daß Alarich den italienischen Faschismus verniedlichen wollte,
der hatte, bei allen Verbrechen ( z.B. auch in Istrien die Besetzung Kroatiens durch italienische Schwarzhemden), doch eine andere Qualität.
Alarich hatte sich etwas ungeschickt ausgedrückt und dies hier auch verbessernd erläutert.
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Das ist alles richtig, Fischhof,
als es aber zum "Schwur" kam, d.h. bei der Abstimmung des Ermächtigungsgesetzes war es von den die Weimarer Demokratie stützenden Kräften allein die SPD (die KPD konnte aus bekannten Gründen nicht) welche gegen die Etablierung der Hitlerdiktatur im Reichstag stimmte und auch gegenargumentierte (vgl.Rede des Otto Wels, im Lemo link)
Da hat Heinz vollkommen recht und dies ist eine historische Tatsache.
Die politische "Rechte"(Deutschnationale und Zentrum u.a.) versagte in diesem Moment und das Unglück nahm seinen Lauf.
 
Zuletzt bearbeitet:
wthurner schrieb:
Das ist alles richtig, Fischhof,
als es aber zum "Schwur" kam, d.h. bei der Abstimmung des Ermächtigungsgesetzes war es von den die Weimarer Demokratie stützenden Kräften allein die SPD (die KPD konnte aus bekannten Gründen nicht) welche gegen die Etablierung der Hitlerdiktatur im Reichstag stimmte und auch gegenargumentierte (vgl.Rede des Otto Wels, im Lemo link)
Da hat Heinz vollkommen recht und dies ist eine historische Tatsache.
Die politische "Rechte"(Deutschnationale und Zentrum u.a.) versagte in diesem Moment und das Unglück nahm seinen Lauf.

Das ist richtig, ich und ich glaube auch Fischhof hat die Zeit vor dem Ermächtigungsgesetz beschrieben. Ich verstehe zumal Fischhofs Text so.
 
ursi schrieb:
Das was Du beschreibst ist nachdem Hitler an der Macht war. Man muss halt auch die Geschichte davor anschauen. Und davor haben sie nicht gemeinsam gekämpft.

Liebe Ursi, vielen dank für die von Dir genannten Bücher.
Dass SPD und KPD nicht gemeinsam gekämpft haben, war mir durchaus bewußt.Da die KPD aus der USPD und Spartakus kam, kämpften sie natürlich um die gleichen Wählerschichten und waren somit leider nicht zu einem gemeinsamen Kampf gegen die Nazis fähig.Nichts ist so schlimm wie ein Bruderkrieg.
Sicherlich hat sich die SPD in Regierungszeiten teiweise wie bei den Aufständen nach November 1918 den konservariven Kreisen angepaßt, weil sie einfach die Hilfe der Reichswehr brauchte, ich kenne aber keinen Fall, wo sie mit den Nazis paktiert hätten. :thx:
 
heinz schrieb:
Liebe Ursi, vielen dank für die von Dir genannten Bücher.
Dass SPD und KPD nicht gemeinsam gekämpft haben, war mir durchaus bewußt.Da die KPD aus der USPD und Spartakus kam, kämpften sie natürlich um die gleichen Wählerschichten und waren somit leider nicht zu einem gemeinsamen Kampf gegen die Nazis fähig.Nichts ist so schlimm wie ein Bruderkrieg.
Sicherlich hat sich die SPD in Regierungszeiten teiweise wie bei den Aufständen nach November 1918 den konservariven Kreisen angepaßt, weil sie einfach die Hilfe der Reichswehr brauchte, ich kenne aber keinen Fall, wo sie mit den Nazis paktiert hätten. :thx:

Haben sie auch nicht, sie haben es in Betracht gezogen.
 
Liebe Ursi, dann bin ich beruhigt. Natürlich sollte man ein Paktieren mit den Nazis auch nicht nur in Betracht ziehen. :rolleyes:
 
heinz schrieb:
Liebe Ursi, dann bin ich beruhigt. Natürlich sollte man ein Paktieren mit den Nazis auch nicht nur in Betracht ziehen. :rolleyes:

Na ja Politiker denken da manchmal einwenig anders, auch zu dieser Zeit.
 
heinz schrieb:
Liebe Ursi, vielen dank für die von Dir genannten Bücher.
Dass SPD und KPD nicht gemeinsam gekämpft haben, war mir durchaus bewußt.Da die KPD aus der USPD und Spartakus kam, kämpften sie natürlich um die gleichen Wählerschichten und waren somit leider nicht zu einem gemeinsamen Kampf gegen die Nazis fähig.Nichts ist so schlimm wie ein Bruderkrieg.
Sicherlich hat sich die SPD in Regierungszeiten teiweise wie bei den Aufständen nach November 1918 den konservariven Kreisen angepaßt, weil sie einfach die Hilfe der Reichswehr brauchte, ich kenne aber keinen Fall, wo sie mit den Nazis paktiert hätten. :thx:
Allerdings war es nicht überall so, dass KommunistInnen und SozialdemokratInnen nicht gemeinsam kämopften.
So währte wohl das französische Bündnis aus KP und SP den Faschismus ab und die Volksfront in Spanien in der neben KP und SP auch andere demokratische und linke Kräfte gesammelt waren, war zumindest in der Lage dem Faschismus fast 3 Jahre die Stirn im BürgerInnenkrieg zu bieten. Dort trafen sich dann auch deutsche SozialdemokratInnen und KommunistInnen die dort gemeinsam in den Internationalen Brigaden gegen den Faschismus kämpften.
Und in Österreich stellte sich das Problem der Zusammenarbeit erst gar nicht denn da hatte sich erst gar keine ernst zu nehemende KP gebildet und die Einheit war trotz ideologischer Differenzen gewahrt worden. Trotzdem gelang es auch in Österreich aufgrund der zögerlichen Politik 1933 nicht den (Austro)Faschismus abzuwehren und in Folge deN Anschluss.
 
Witze, die man erklären muß, sind nicht mehr komisch, lieber Linker.
Aber wenn du fragst: man muß nicht päpstlicher sein, als der Papst. Selbst Alice Schwarzer kann bei so viel Übereifer nur noch den Kopf schütteln ;)
 
Tib. Gabinius schrieb:
Witze, die man erklären muß, sind nicht mehr komisch, lieber Linker.
Aber wenn du fragst: man muß nicht päpstlicher sein, als der Papst. Selbst Alice Schwarzer kann bei so viel Übereifer nur noch den Kopf schütteln ;)
Von Alice Schwarzer halte ich im übrigen nicht sehr viel (eigentlich gar nichts)
Ich verstehe eigentlich nicht wo dein Problem ist. Am spanischen BürgerInnenkrieg haben Frauen teilgenommen. Grund genug das zu erwähnen. Frauen werden eben nicht mitgemeint. Es gibt jede menge Studien die belegn, dass Menschen zu erst an Männder denken wenn man ihnen z.B. die Frage nach ihrem lieblings Romanhelden stellt; Frauen hingegen wesentlich öfters genannt werden wenn das ganze geschlechtsneutral formuliert ist.
Solltes du aber Lust haben, dass weiter zu diskutieren dann eröffne bitte eine eigenes Thema.
 
Linker schrieb:
Und in Österreich stellte sich das Problem der Zusammenarbeit erst gar nicht denn da hatte sich erst gar keine ernst zu nehemende KP gebildet und die Einheit war trotz ideologischer Differenzen gewahrt worden. Trotzdem gelang es auch in Österreich aufgrund der zögerlichen Politik 1933 nicht den (Austro)Faschismus abzuwehren und in Folge deN Anschluss.

Lieber Linker, an dem Beispiel von Österreich kann man sehen, dass auch ein gemeinsamer Kanpf von Sozialdemokraten und Kommunisten einen Herrn von Hindenburg nicht daran gehidert hätte, Hitler zum Reichspräsidenten zu ernennen. :rolleyes:
 
heinz schrieb:
Lieber Linker, an dem Beispiel von Österreich kann man sehen, dass auch ein gemeinsamer Kanpf von Sozialdemokraten und Kommunisten einen Herrn von Hindenburg nicht daran gehidert hätte, Hitler zum Reichspräsidenten zu ernennen. :rolleyes:

Bis hierher konnte ich die Gedankengänge einigermaßen nachvollziehen... Jetzt nicht mehr.

Was hat ein Herr von Hindenburg mit Österreichs Linker zu tun? Und was bedeutet das für das Deutsche Reich?
 
Kirlon schrieb:
Bis hierher konnte ich die Gedankengänge einigermaßen nachvollziehen... Jetzt nicht mehr.

Was hat ein Herr von Hindenburg mit Österreichs Linker zu tun? Und was bedeutet das für das Deutsche Reich?

Ist doch klar: In Österreich gab es 1933 keine KPD, keinen Hindenburg und keinen Hitler. Deswegen wurde Hitler auch in Deutschland nicht von Hindenburg zum Reichspräsidenten gemacht.
 
heinz schrieb:
Lieber Linker, an dem Beispiel von Österreich kann man sehen, dass auch ein gemeinsamer Kanpf von Sozialdemokraten und Kommunisten einen Herrn von Hindenburg nicht daran gehidert hätte, Hitler zum Reichspräsidenten zu ernennen. :rolleyes:
Das stimmt so nicht. Das einzige was durch das Beispiel Österreich ausgesagt wird, ist das auch eine vereinigte Linke oder Einheitsfront von SP und KP nicht unbedingt die Verhinderung des Faschismus zur Folge hat. Das Beispiel Frankreich sagt aber aus, dass eine Einheitsfront sehr wohl in der Lage ist den Faschismus abzuwenden.
Hätten die SozialdemokratInnen bereits 1933 losgeschlagen als Dollfuß das PArlament ausschaltet wäre es durchaus im Bereich des möglichen gewesen den BürgerInnenkrieg zu gewinnen.
Die Niederlage der österreichischen RepublikanerInnen rührt ja nicht in erster militärischen Unterlegenheit, denn die Bestand seit der Umfärbung der Volkswehr, sondern vor allem daraus, dass zwischen 1933 und 1934 die AustrofaschistInnen demütigten, provozierten und sie so ständig demoraliserten. Deswegen funktionierte der Generalstreik (und speziell der Streik der Eisenbahnen) nicht, der die Bedingung für einen Sieg der Sozialdemokratie war.

Die Moral aus der Geschichte ist daher vor allem auch, dass ein ständiges Zurückweichen eine Niederlage zur Folge hat und nur ein rechtzeitiges und vehemmentes Auftreten gegen die faschistische Gefahr eine Chance auf Erfolg hat.
 
hyokkose schrieb:
Ist doch klar: In Österreich gab es 1933 keine KPD, keinen Hindenburg und keinen Hitler. Deswegen wurde Hitler auch in Deutschland nicht von Hindenburg zum Reichspräsidenten gemacht.

In diesem Sinne führte der greise Generalfeldmarschall die Faust zur Stirn und dachte sich dabei: "Rotfront, ver..."
 
heinz schrieb:
einen Herrn von Hindenburg nicht daran gehidert hätte, Hitler zum Reichspräsidenten zu ernennen. :rolleyes:
Lieber Hyokkose, Du hast meinen Faux pax wieder schonungslos aufgedeckt. Hitler wurde natürlich nicht zum Reichspräsidenten sondern zm Reichskanzler ernannt. ;)
 
Linker schrieb:
Die Moral aus der Geschichte ist daher vor allem auch, dass ein ständiges Zurückweichen eine Niederlage zur Folge hat und nur ein rechtzeitiges und vehemmentes Auftreten gegen die faschistische Gefahr eine Chance auf Erfolg hat.

Lieber Linker, in österreichischer Geschichte kenne ich mich leider nicht so gut aus. Aber Du hast natürlich recht, dass es kein ständiges Zurückweichen gegenüber der fachistischen Gefahr geben darf. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist gerade folgendes untergekommen, daher sei der Thread wiederbelebt:

Auf der Website www.geschichtsforum.de diskutieren Geschichtsbegeisterte im Internet. Im vergangenen Dezember entstand eine Diskussion über die Legalität von Hitlers »Machtergreifung«. Symptomatisch ist die dort geäußerte Meinung: »Rein rechtlich war, denke ich, alles legal, moralisch nicht, aber das ist keine juristische Kategorie.« Mehr als fünf Jahrzehnte nach dem Nürnberger Prozess, der die Frage der auch nur formalen Legalität des Ermächtigungsgesetzes zu Recht abschlägig beschieden hat, vermitteln fast alle Schullehrbücher und etliche historische Standardwerke den Eindruck, das Gesetz sei zwar durch Druck und Terror zustande gekommen, selbst aber verfassungsgemäß gewesen, weil mit verfassungsändernder Mehrheit beschlossen: Es war »legal, wenn man so will« (Haffner, S.236).

Nach: @nAutor = Wolfgang Geiger

Schon interessant, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen sich auf Diskussionen im Geschichtsforum beziehen. Allerdings auch interessant, in welcher Weise das geschieht.
 
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