Media in Germania - der Tintenfassdeckel des Germanicus

Was ich heute von der gleichen Fundstelle jedoch ausgegraben habe, würdest selbst du nicht auf Germanen tippen. Die kannten keine eisernen Bauklammern. So gut waren Arminius und dessen Leute im Bauwesen noch nicht.
Das ist eine seltsame Argumentation. Ich habe zwei Hypothesen aufgestellt:
Hypothese 1: rheinwesergermanische Keramik (so richtig identifiziert) und römische Funde gehören nicht zusammen. Dann haben wir mutmaßlich Drusus 9 v. Chr.
Hypothese 2: rheinwesergermanische Keramik (so richtig identifiziert) und römische Funde gehören zusammen. Dann haben wir - darauf deutet die rheinwesergermanische Keramik (so richtig identifiziert) hin - einen Fundzusammenhanf tpq 17 n. Chr. (Niederlage Marbods in Schlacht zw. Arminius und Marbod führt zu elbgermanischer Ab- und rheinwesergermanischer Zuwanderung).
 
Es gibt um genau zu sein 3 Altwege laut Lidar und Detektor Auswertung. Zwei davon liegen gerade einmal ca. 500 m auseinander.

Danke für die Info.

Sind denn in dem Gebiet weitere Untersuchungen seitens der Denkmalschutzbehörden geplant? Denn dann könnte man feststellen, ob da ein römisches Marschlager und/oder eine Germanensiedlung gewesen ist.
 
Hallo Carolus,

leider nein. Der Haushalt gibt das momentan nicht her. Es wird aber seitens des LDA Halle seit langem schon vermutet, dass es dort ein mögliches Lager oder einen Posten gegeben haben muss. Die Funde meinerseits bestärken die These. Womöglich haben wir hier das gleiche Problem wie in Barkhausen - keine Gräben aber Nachweis römischer Militärpräsenz. Nimmt man die Münzfunde aller drei Plätze zusammen, so haben wir ein Zeitfenster von ca. 150 v. Chr. (Vogelkopfstarter Gold Süddeutschland) bis ins 4. Jh. n. Chr (Schlussmünze bisher Kaiser Valens). Bei den Fibeln 300 v. Chr. bis 850 n. Chr. Vor allem ragt einer der drei Fundplätze mit Fibeln und Münzen der hohen und späten Kaiserzeit heraus. Ich habe bisher nur ca. 25% der Flächen detektiert. Es ist ein riesiges Areal.
 
@ELQ

was Drusus betrifft eben nicht. Die drususzeitliche Militaria ist mit der Keramik des Großromstedter Horizont in Schwabhausen nachgewiesen. Die gibt es auf Fundplatz 3 jedoch nicht. Natürlich steht das Jahr 17 n. Chr. im Raum. Jedoch gibt es ältere Münzfunde im Museum Leipzig und dem LDA Halle aus Nordwest-Sachsen und südliches Anhalt (Saale-Elster-Luppe) u.a. mit dem Gegenstempel des Tiberius. Das waren Asse und Sesterzen - also Soldatenkleingeld. Das kann ich nicht einfach ignorieren. Schon gar nicht, wenn ich Militaria wie an der Unstrut habe.
 
Die Frage ist ja, warum du römische Anwesenheit mit germanischer Keramik begründen willst.
Münzen hingegen haben einen mehrjährigen Umlauf. Allein in Kalkriese umfassen die Münzen einen Prägezeitraum von 200 Jahren. Wir finden teilweise Warägerhorte mit Einzelstücken, die 500 Jahre älter sind, als die Schlussmünze.
 
Womöglich haben wir hier das gleiche Problem wie in Barkhausen - keine Gräben aber Nachweis römischer Militärpräsenz.

Auch hier wäre ich ein wenig vorsichtiger. Du hast ja einige römische Militaria erwähnt:

Es gibt die ersten Waffenfunde von meinen zwei Lieblingsplätzen an der Unstrut - ein Ortbandfragment einer Gladius-Scheide, eine bipyramidale Pfeilspitze sowie eine abgebrochene Pilum-Spitze (siehe Avatar).

Römische Waffen müssen nicht unbedingt von Römern dort hinterlassen worden sein. Das könnten Beutewaffen in Händen von Germanen gewesen sein, wie El Q. hier schon schrieb:

Gehören die Funde zusammen, ist wohl an einen germanischen Adeligen oder Krieger aus der Arminius-Koalition zu denken, der sich hier in der Folge der Ereignisse von 17 angesiedelt hätte. Das erklärt sowohl rheinwesergermanische Keramik als auch ihre Vergesellschaftung mit römischen Militaria.

Das könnten natürlich auch Waffen von Germanen gewesen sein, die in römischen Diensten gestanden sind (wobei dier Römer m. W. die Truppen eigentlich bei den von ihnen unterworfenen Völkern ausgehoben haben, so weit vom Rhein entfernt würde es mich wundern, wenn von da Germanen bei den Römern in Diensten standen). Ich weiß nicht, wie nah zusammen die ganzen Metallfunde gemacht wurden: wenn die konzentriert an einer Stelle lagen, mag es vielleicht auch der Metallvorrat eines Schmiedes gewesen sein.

Wenn man von einer römischen Militärpräsenz ausgeht, dann wäre es denkbar, dass dort ein Lagerplatz war und die Funde wurden einfach verloren. Dann sollte sich aber ein Spitzgraben nachweisen lassen (vielleicht auch mit Luftbildern).

Nimmt man die Münzfunde aller drei Plätze zusammen, so haben wir ein Zeitfenster von ca. 150 v. Chr. (Vogelkopfstarter Gold Süddeutschland) bis ins 4. Jh. n. Chr (Schlussmünze bisher Kaiser Valens). Bei den Fibeln 300 v. Chr. bis 850 n. Chr.

Sind die Münzen bzw. Fibeln mal hier mal da gefunden worden? Oder gibt es bei den Plätzen sozusagen Schwerpunkte, wo Fundstücke, die chronologisch alle zusammen gehören, lagen?
 
Jedoch gibt es ältere Münzfunde im Museum Leipzig und dem LDA Halle aus Nordwest-Sachsen und südliches Anhalt (Saale-Elster-Luppe) u.a. mit dem Gegenstempel des Tiberius. Das waren Asse und Sesterzen - also Soldatenkleingeld.

Römisches "Soldatenkleingeld" wurde auch in Polen und im Baltikum massenweise gefunden. Wenn es sich um verstreute Lesefunde handelt, besagen solche Funde gar nichts.
 
Wer kennt sie nicht, die zusammen mit Schlüsseln, Schuhnägeln, Militaria, Tintenfassdeckeln, Gewichten, Fibeln, etc.
im Baltikum aufgelesenen Sesterzen...

Genau um das "zusammen mit" geht es doch. Wurde die Münze mit Tiberius-Schlagmarke am selben Ort gefunden wie der Tintenfassdeckel? Der historische Aussagewert einer Münze, die "irgendwo" gefunden wurde, ist gleich Null. Und auch die Aussagekraft einer einzelnen tiberiuszeitlichen Münze in einem Fundkontext mit Münzen aus fünf Jahrhunderten ist gleich Null.

(Und natürlich sind auch unter den Abertausenden römischer Funde in Polen auch Fibeln und Militaria...)
 
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