Miltärränge im Römischen Reich und Ursprünge heutiger Miltärränge

Mich würde interessieren, wie ein einfacher Legionär im Kampf bzw. Lagerleben eine Vorgesetzten erkenne konnte.

Die römische Legion hatte eine sehr flache Hierarchie. Von daher hast du bereits fast alle genannt, die er erkennen musste und konnte. Stabsoffiziere, Centurionen und Optios waren alleine an Ausrüstung und Gehabe erkennbar. Stabsoffiziere auch, sobald sie den Mund aufmachten bzw. sobald sie mit ihrem Gefolge in Sichtweite kamen, zumindest als die noch aus dem Adel kamen.

Im Kampf orientierte sich der Soldat am Signifer und befolgte die Signale des Cornicen. Auch wenn der Centurio fiel und sein Stellvertreter, der Optio übernahm.

Im Lager schauts ähnlich aus. Wir wissen nicht genau, ob die Römer so etwas wie vorgesetzte Dienstgradgruppen unterhalb des Centurios überhaupt kannten. Schaut man sich aber das Wirrwarr bzw. die hohe Flexibilität der Funktionen und Dienstgrade der Principales (Unteroffiziere) an, dann darf man eher annehmen, daß kein Principales im Lager einem Legionär was zu befehlen hatte. Es sei denn er war sein Optio, Signifer oder Tesserarius oder er arbeitete als Immunes für einen der Beneficarii. Alle anderen Principales waren Stabsfunktionen (Beneficarius, Cornicularius ,...). Die meisten davon in der Provinzandministration und weniger im Lager selbst.

Nur der Signifer, Option und der Tessarius und der Optio sind taktische Unteroffiziere. Seinen Tesserarius wird er wohl gekannt haben oder mindestens sehr schnell kennengelernt haben.

In der Bundeswehr hat dir der Uffz aus der Versorgungskammer (Beneficarius) oder in der Schreibstube des Battalionskommandeurs (Cornicularius) auch nix zu sagen. Es sei denn, du holst dort was ab oder arbeitest für ihn. Theoretisch könnte er dir alleine Kraft seines Dienstgrad fast jeden Befehl geben. Tut er aber normal nicht und wir wissen nicht wie das bei den Römern war.

Grundsätzlich galt aber bei den Römern: der Dienstälteste befiehlt. So gab es dann auch in einem Contubernium (8 Mann) keinen Vorgesetzten sondern nur einen Stubenältesten. Das war immer der, den der Centurio grad erwischte. In der Spätantike gabs dann einen Dekanus. Nicht zu verwechseln mit Decurio.

Die römische Armee zeigt sehr schön, daß es auch ohne Schulterklappen funktionieren kann.
 
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In diesem Zusammenhang einmal eine vieleicht schon banale Frage:

Es gab ja auch den Helmbusch.
Den trugen (soweit mir bekannt) die Centurionen.
Das war wohl ein wichtiges Erkennungsmerkmal.
Aber es gab doch wohl auch andere Offiziere, die einen solchen Helmbusch trugen, oder?

War das so und gab es da auch irgendwelche Unterschiede?
 
Ich versuchs mal ohne nachzuschlagen zusammenzukriegen.

Je nachdem, über welche Zeit wir reden, trugen alle einen Helmbusch. Die Centurionen trugen ihn quer. Die Stabsoffiziere einen prächtigeren Helmbusch längs. Die Legionäre trugen wohl in der früheren Republik noch einen kleineren Helmbusch längs, aber nur im Gefecht. Wann genau das abgeschafft wurde, weiss ich nicht. Meines Wissens trugen die Auxuliarkohorten der Kaiserzeit nie einen, die Alen aber durchaus. Mag auch abhängig gewesen sein von der Einheit (landesspezifische Rüstungen).

Die Praetorianer trugen auch Helmbusch. Kommt aber auf die Rüstung an. Die hatten wohl mehrere für Repräsentation, Kampfeinsatz, täglichen Dienst und Dienst im Palast.
 
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Ein wichtiges Zeichen, an dem ein Centurio erkannt werden konnte, war der Stock (vitis); den lernten die Legionäre dann auch öfters aus großer Nähe kennen...
 
... und daran, daß er das Schwert auf der falschen Seite trug. Also alle wichtigen Leute im Lager waren nicht zu übersehen.
Was heute Schulterklappen und/oder Kragenspiegel sind, waren in der Legion mehrere, andere, kleine Besonderheiten, die für einen Legionär wohl genauso unübersehbar waren.
Bei den Principales gabs das sicher auch, aber ich kenne nur 2 davon: der Stab des Optio und die besondere Lanze des Beneficarius stationarius; die hatte aber wohl nicht jeder Beneficarier. In der Literatur wurde für die Principales auf sowas keinen Wert gelegt und auf den Grabsteinen und Stelen ist es oft nicht eindeutig.
 
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