Nach der Schlacht im Teutoburger Wald/Kalkriese

Cherusker schrieb:
Mein Beitrag ist eine Unterstützung für CATO seinen Bericht vom 22.5.2004.
Jetzt hat MAXHERBERT den Bericht von Dr. Peter Kehne gelesen und findet ihn "interessant". Was sollte dann das obengenannte Zitat? Überheblichkeit? Ist Dr.Kehne nicht im "wissenschaftlichen Diskurs" und "spielt keine Rolle"? Wer ist "Dr. Peter Krohne" und was weiß CATO über ihn? :idee: ... Fragen über Fragen.... :teach:

Ihr Lieben,

ich kenne weder einen Dr. Kehne noch einen Dr.Krohne. :rolleyes: Könnte jemand mal einem unbedarften Laien, wie ich einer bin, die Unterschiede in diesen beiden Auffassungen klar machen? Es wäre vielleicht auch gut mitzuteilen, welchen Ruf diese beiden Personen in der Geschichtswissenschaft haben?
 
heinz schrieb:
Ihr Lieben,

ich kenne weder einen Dr. Kehne noch einen Dr.Krohne. :rolleyes:

Hallo Heinz,
ein Dr. Peter Krohne kenne ich auch nicht, höchstwahrscheinlich gibt es den gar nicht. Und CATO kennt den auch nicht. :)
Aber es gibt einen Herrn Dr. Peter Kehne. Er hat einen Text verfaßt: "Die Vermarktung contra Wissenschaft: Kalkriese und der Versuch zur Vereinnahmung der Varusschlacht" (Die Kunde N.F.54, 2003, S.93-112).
In diesem Text kritisiert er die vorschnelle Festlegung von Kalkriese als die Varusschlacht. So nennt er dafür ein "Kalkriesekartell" von Wissenschaftler, die durch eine Publikationsflut diesen Ort einfach zum Varusschlachtfeld vereinnahmen. Ferner sind die Münzfunde und deren Deutung von Berger (ein Münzexperte) nicht eindeutig und können nicht einddeutig zugewiesen werden. Eine weitere Kritik richtet sich an die Art und Weise von diesem "Kalkriesekartell". Auf einem Kalkriese-Symposion (15.-16.4.1999) haben er und Reinhard Wolters Berger und seine Münzdatierung kritisiert. Das führte dann dazu: "lebhafte Empörung, hilflose Polemik, Schadenfreude, angeregte Diskussion und die Nichtübernahme von Übernachtungs- und Reisekosten."
Also Kritiker sollen ruhig gestellt werden und Ja-Sager dürfen mit dem Kopf nicken. Irgendwie wie die Beiträge eines gewissen Herrn. Deswegen habe ich oben das aufgeführt. Nachdem MAXHERBERT den Bericht von Dr.Kehne gelesen hat, findet er ihn interessant. Vorher nicht der Rede wert.... :rofl:
 
Ich habe gerade in einem anderem Forum etwas sehr interessantes gefunden. In der ehem. DDR wurden schon in den 80ern bei Ausgrabungen Funde gemacht die auf eine dauerhafte Präsenz der Römer in Elbnähe hinweisen, nämlich 2 Holzbrücke nach röm. Muster:
Zitat:
"einmal der Westerburger Moorweg, der eine Fahrbahnbreite von 9m hatte und mit einer 6-er Reihe von Traubeneichen befestigt war (138 Pfahlreste wurden gefunden) und eine zweite Brücke, der sog.

Papstdorfer Moorweg, ebenfalls 2 Fahrbahnen, aber nur 6m breit und mit einer 3-er Reihe von Traubeneichen bestückt war.
Die Länge wurde mit 273,5m bestimmt. Eine C-14 Untersuchung des Holzes ergab eine Datierung von 200+-100 u.Z."

als Quelle wird genannt:
Näheres kann man in der Jahresschrift Mitteldeutsche Vorgeschichte 69/Seite 205-224 Halle/Saale 1986, nachlesen.
Im Archiv, daß Jedermann nutzen kann, findet der Interessierte in der Akte Westerburg HBS Gem. Dedeleben M/4/49/2 und /1, Dedeleben/Huy M/4/11/2 und Dedeleben Akte 1,Seite 1-143 Gem. Huy M4/11/1- noch mehr Wissenswertes über Örtlichkeiten, Funde und die Ausgrabung selber.
 
Sehr wichtig, entscheidend für das Verständnis der Schlacht ist da die Vorgeschichte. Arminius, dessen germanischer Name unbekannt ist (nicht! Herman) wurde durchaus nicht als Kind nach Rom verschleppt, er trat als Angehöriger des Hochadels der Cherusker als Junger Mann in Römische Dienste und diente in den Auxiliartruppen verschiedener römischer Armeen. Mit ihm kämpfte ein Großteil der Cherusker auf der Seite Roms, das Ziel der Cherusker, die vor den Römern von den anderen Stämmen kleingehalten worden waren, war die Vorherrschaft ihres Stammes über die umgebenden Stämme, inspiriert durch das von Maroboduus in Böhmen gegründete Markomannenreich. Die Cherusker sahen ihre Chance auf Macht und Einfluß gekommen, als die Römer in die rechtsrheinischen Gebiete einfielen und schlossen sich von Anfang an konsequent den Legionen Roms an.

Für ihre außerordentliche Treue und Loyalität wurden sie dann tatsächlich von Rom mit Waffen versorgt und ihre Stammeskrieger ausgebildet. Da sie sich als besonders Disziplinierte!! Auxiliartruppen erwiesen, erhielten viele ihrer Führer das römische Bürgerrecht und stiegen wegen ihrer Stellung und des damit einhergehenden Reichtums in den Ritterstand auf, einer dieser Truppenführer war Arminius.

In dieser Zeit, 12 vChr bis 7 vChr marschierten die Römer bis an die Elbe besetzten nach und nach das ganze Westgermanische Gebiet, wobei sie die Stämme gegeneinander ausspielten. Die Cherusker gingen dabei anfangs wohl davon aus, dass sie einen Teil der Eroberungen behalten dürften und als unabhängiger Staat und Verbündeter Roms weiter bestehen sollten. Hätten die Römer das dann auch so gemacht, wären sie nachhaltig erfolgreich gewesen, aber: die Legionen waren einfach Zu Erfolgreich in der kurzen Zeit, die Germanen versuchten zwar eine Guerilla wurden aber von den Römern trotzdem geschlagen. Vell 2,97,4 ..Er unterwarf Germanien so vollständig, dass er es zu einer tributpflichtigen Provinz machte. Der Wiederstand gegen die Römische Besteuerung konnte ohne Mühe unterdrückt werden, mit Hilfe der Cherusker, denen man dafür Anteile an den Steuern zusicherte.

Am 1. Januar 7 vChr feierte Tiberius in Rom einen glänzenden Triumph zu Ehren seines vollständigen Sieges über die Germanen. Danach änderte sich die Gesamtlage des Imperiums. Zur Erklärung: Rom war im Endeffekt bis hierhin ein Raubstaat gewesen, die Römer finanzierten ihr Militär durch die Beute aus ihren Feldzügen, dieses System war nun am Ende, den die Gebiete die man jetzt eroberte brachten außer einigen Sklaven keine weitere Beute mehr, die Sklaven aber reichten bei weitem nicht um die Kosten zu decken. Alle Reichen und Wohlhabenden Gebiete hatte Rom schon erobert, übrig war nur Wildnis und das Partherreich, letzteres war aber militärisch zu stark.

Daher wurde die Anzahl der Legionen von Augustus massiv reduziert, es gab dann nur noch 28 Legionen für das ganze Reich, wo sich in den Bürgerkriegen kurz zuvor noch über 100 Legionen gegenübergestanden waren. Aber das alte Militär der Bürgersoldaten (Wehrpflichtarmee) war nicht mehr, und die Proletarier Heere (Berufsarmee) waren zu teuer. Die geringere Anzahl von Legionen war aber nach Meinung der Römer immer noch leicht ausreichend, da man die Parther ja nicht angreifen wollte und in den Randgebieten keine ernsthaften Gegner standen. Die Friedenspolitik und die Mäßigung der Römischen Kultur führten zudem zu einer Entradikalisierung und im Vergleich zu früher Pazifizierung der römischen Militärpolitik, man beging einfach nicht mehr so bedenkenlos Völkermord um sein Ziel zu erreichen, die Römer wurden durch die griechische Kultur langsam weich.

Dann brach in der Folge, völlig unvorhersehbar der Große Pannonische Aufstand los, eine militärische Katastrophe folgte der nächsten, Roms gerade reduziertes Militär wurde extrem beansprucht, es bestand sogar zeitweilig die Gefahr, dass die Barbarenheere vom Balkan (Illyrien) in Italien selbst einmarschieren, zugleich machten die Parther im Osten Druck, so dass man von dort keine Truppen abziehen konnte. In Germanien war man zu diesem Zeitpunkt gerade erfolgreich bei der Eroberung des Markomannenreiches gewesen und hatte auch rechtselbisches Gebiet besetzt, in der Folge musste man sich wieder zurückziehen.

Um die kritische Lage in den Griff zu kriegen beschloß man, mehr Auxiliartruppen einzusetzen, und zwar die schon bewährten Germanentruppen. Diese erhielten die bestmögliche Ausbildung und wurden im Pannonischen Krieg jahrelang im Gueriall und Gegenguerilla geschult und eingesetzt, das Gros der Truppen stellten die Cherusker, unter ihnen sicher auch Arminius. Es stimmt also ganz und gar nicht, die Germanen militärisch als Wilde darzustellen, nach zwei Jahrzehnten im permanenten Kriegseinsatz für Rom waren sie genau so gedrillt und ausgebildet wie die römischen Truppen auch, sie waren nur schlechter ausgerüstet.

Die Cherusker kehrten sehr ernüchtert aus den Kriegen für Rom heim, Pannonien hatte ihnen klar gezeigt, dass die Römer ihnen ihr Germanisches Reich das sie wollte nie lassen würden, dazu kam, dass sie von Rom für ihre Hilfe einen eigenen Groß-Cheruskischen Staat gewollt hatten, der wurde ihnen vorenthalten, gleichzeitig hatten sie ihn Pannonien gelernt, dass man die Römer sehr wohl schlagen konnte und noch schlimmer, sie lernten DORT auch wie!!

Arminius und Teile der Cheruskischen Nobilität fassten daher den Plan, sich ihr Groß-Cheruskisches Reich mit Gewalt zu holen, genau zu diesem Zeitpunkt kämpfte Rom noch mit den Folgen des Pannonischen Aufstandes und hatte zudem an mehreren anderen Fronten Druck. Um die Römer zu täuschen, und um zugleich die Nachbarstämme unter Kontrolle zu bekommen, setzten sich dann die Cherusker besonders für die römischen Interessen ein und erledigten für sie scheinbar völlig loyal den Gros der üblichen Kriegführung in der Region. Obwohl das Gebiet ja schon Provinz war, gärte es natürlich, auch war die Römische Besatzung mit 3 Legionen für die Größe des Areals im Vergleich nicht sehr groß. Zum Vergleich: nach römischer Standardvorgehensweise wären wohl eher 6-8 Legionen eingesetzt worden, aber man hatte schlicht und einfach nicht mehr.
Die Römer wussten auch um ihre Schwäche im Vergleich zu dem Potential der Germanenstämme und legten daher mehrere starke Befestigungsanlagen im germanischen Gebiet an. Sie rodeten auch den Wald und legten Schneisen an.

Den Cheruskern lief die Zeit davon, auch war zu Erwarten, dass die Römer ihre in Pannonien inzwischen überflüssigen Truppen bald nach Norden verlegen würden, daher entschieden sie sich zum Handeln, bevor die Römer ihre Positionen noch weiter ausbauen konnten. Zu dieser Zeit hatte Arminius und seine Fraktion wohl aber noch nicht die vollständige Kontrolle über seinen Stamm und auch die Gefolgschaft der von ihm unterworfenen! Stämme war ziemlich unsicher.

Über den konkreten Ablauf der Schlacht gibt es einen Bericht von Cassius Dio, den man als recht glaubhaft einstufen kann. Varus war mit seinen Truppen demzufolge bei den Cheruskern als Gast, die Warnungen von anderen Germanenstämmen und sogar von einigen cheruskischen Adligen der Opposition gegen Arminius schlug er in den Wind, er war überzeugt, dass Arminius loyal zu Rom stand, immerhin hatte dieser in mehren Kriegen sein Leben für Rom riskiert. Arminius berichtete ihm nun von einem Aufstand in einem Gebiet, dass den Römern zu dieser Zeit noch nicht vertraut war und in dem sie auch keine Lager oder Schneisen hatten. Er ersuchte nicht Varus um die Niederschlagung, er bot sie ihm an, und stellte die Sache so dar, dass man leicht und sicher siegen könnte.

Varus marschierte also wie hier weiter oben schon beschrieben los und ließ sich von Arminius und den cheruskischen Auxiliartruppen begleiten, diese fungierten auch als Führer. Zu diesem Zeitpunkt waren vermutlich erst wenige Stämme an dem Aufstand beteiligt, von einem Bündnis das Arminius geschlossen habe konnte da noch keine Rede sein. Während des Vormarsches sorgte Arminius, der den Troß bewachen sollte dafür, dass sich der Heereszug immer mehr in die Länge zog, in der Folge entstand eine viele Kilometer lange Marschkolone, die römischen Offiziere erkannten dies wohl und verlangsamten den Vormarsch der Spitze und versuchten im Wald die hinterher hängenden Truppen wieder heranzuholen, dabei setzten sich Arminius und seine germanischen Truppen ab. Kurz darauf gerieten die Römer mit der Spitze in das Gebiet, dass Arminius für den Hinterhalt vorgesehen hatte und wurden von der Partiell überlegenen germanischen Truppe heftig angegriffen. Mit einiger Mühe gelang es ihnen aber, sich den Weg zu einem bewaldeten Hügel durchzukämpfen, auf dem sie ihr Lager aufschlugen. In der ganzen Region mangelte es wohl an Trinkwasser, vielleicht hatte Arminius die verbleibenden Wasserquellen auch vergiften lassen, das ist hier zwar nicht explizit erwähnt, war aber eine klassische Taktik der germanischen Guerilla.

Am Morgen verbrannten die Römer, die bis dahin nur geringe Verluste hatten ihren Troß um ihre Mobilität zurückzugewinnen und zogen dann weiter, dabei griffen die Germanen nun fortwährend das Ende der Marschkolonne an, dass sich, um sich zu verteidigen immer wieder stehen bleiben musste und daher zog sich die Kolonne wieder auseinander, trotzdem ereichten die Römer dann waldfreies Terrain und auf diesem schlugen sie die Germanen, diese erlitten dort wohl auch einiges an Verlusten. Die Römer gingen dann davon aus, dass es das jetzt gewesen sein musste und beschlossen daher, wieder durch den Wald zu marschieren, um schnellstmöglich zurückzukehren, DAS war der Entscheidende Fehler, sie hätten mit Umwegen von dort auch weiter marschieren können, aber sie hielten die Germanen schon für geschlagen. Derweilen hatte Arminius die Anrainer Stämme mobilisieren können, jetzt zum Kampf zu stoßen, vermutlich hat er sie mit der Aussicht auf Beute gelockt und die Legionen schon als geschlagen ausgegeben, jedenfalls schlossen sich erst jetzt große Mengen von anderen Germanen den Cheruskern an. Die Römer wurden im Wald wieder ununterbrochen von hinten attackiert und wieder zog sich die Marschkolonne in die Länge, dann folgte überraschen der Angriff auf die Mitte der die Armee wohl teilte, die gleiche Taktik haben die Pannonier jedenfalls genauso einige Jahre zuvor so angewandt. Die Legionen erlitten erst jetzt dann massive Verluste, wozu wohl auch die Erschöpfung und der Nahrungs-Trinkwassermangel beigetragen hat. Vermutlich aus der Erfahrung, dass die Germanen nachts eher nicht kämpfen und weil die Angriffe am Abend aussetzten, beschloß man dann in der Nacht weiter zu marschieren, statt ein Lager aufzubauen. In der Nacht setzte aber dann ein Unwetter ein und es regnete stark, und die Germanen griffen während des Unwetters wieder an. Ihre Erfolge und die zu erwartende Beute führten dazu, dass in rascher Folge immer mehr und mehr Gruppen von Germanen sich dem Angriff anschlossen. Am Ende zog sich ein Teil der Germanen kämpfend zurück während man die Römer eingekesselt hatte und zog sie hinter sich her in ein bewaldetes Tal in dem man die Legionen dann vollständig vernichtete.

>>>So wirkt es zumindest wenn man die Fundstücke am Ort des Geschehens betrachtet.>>>

Wobei der Ort der Schlacht immer noch, vielmehr wieder unbekannt ist. Man nahm jetzt einige Zeit an, dass Kalkriese ein Ort war, wo die Schlacht stattgefunden hat, aber inzwischen rückt man schon wieder davon ab. Wahrscheinlich haben die Funde bei Kalkriese und die Varusschlacht nichts miteinander zu tun. Gründe:

Die Kalkrieser-Niewedder Senke war damals die zentrale Ost-West Verbindung in Norddeutschland und den Römern ein bekanntes Terrain, außerdem gab es da wohl Schneisen und entwaldetes Gebiet, durch das man sich direkt hätte zurückziehen können, kurz und einfach, die geographische Lage lässt sich nicht mit der Schlachtbeschreibung in Übereinklang bringen. Vor allem aber wissen wir eigentlich, was dann das bei Kalkriese war, dort fand nämlich im 15 nChr !! mit großer Sicherheit ein Kampf zwischen Germanen und zwei römischen Legionen unter dem Befehl des Legaten Aulus Caecina statt, die diese OstWestVerbindung aus Nachschubgründen freikämpfen sollten. Wie man also sieht, waren auch noch Jahre nach dem Teutoburger Wald Römische Legionen in Germanien, nur gelang es ihnen aus Mangel an Zahl, also aus quantitativen Gründen nie mehr, diese Provinz ganz unter Kontrolle zu bringen.

Noch schlimmer: Während man also enorme Kosten für den Kampf dort hatte, brachte Germanien nichts ein, DAHER, aus rein fiskalischen Gründen gab man diese Gebiete auf, entgegen der Deutschen Darstellung nahm man das aber nicht als wichtig war, der gegensätzliche Bericht von Tacitus wurde ja erst zwei Jahrhunderte später verfasst, als die Germanen längst viel wichtiger geworden waren. 9 nChr war diese Schlacht zwar eine schlimme Niederlage, aber nur wegen ihrer numerischen Verluste, strategisch war sie unbedeutend und wurde auch nicht als wichtiger Rückschlag von irgendwas betrachtet, erst Jahrhunderte später maß man ihr dann Bedeutung zu, weil die Nachfahren der Völker die damals siegten dann zu einer Gefahr geworden waren. Das ist so vergleichbar, wenn in 200 Jahren dann ein gewaltig größeres und mächtigeres Vietnam Amerika bedrohen würden, rein theoretisch, dann würde man den verlorenen Vietnam Krieg ähnlich aufwerten.

Vergleich zu anderen Verlusten: Hier also drei Legionen, insgesamt ca 20 000 Mann, gegen die Parther hat man in einer Schlacht 8 Legionen verloren, auch gegen die Teutonen und Kimbern zuerst 4 und dann noch mal 8 Legionen, allein in Pannonien schon 4 Legionen, trotzdem wurde der Pannonische Aufstand niedergeschlagen und das Land besetzt und dauerhaft romanisiert. Das hätte man also auch mit Germanien machen können, wenn man es gewollt hätte.

Das die Germanen durchaus geschlagen werden konnten, auch bei ihrer Guerilla Fechtweise bewiesen dann Tiberius und noch mehr der Sohn von Drusus der daher seinen Namen Germanicus erhielt. Schon 11 nChr waren wieder Teile Germaniens bis an die Elbe in römischer Hand, die Nordseeküste war schon im vorigen Jahr wieder gesichert worden. Der Stamm der Brukterer wurde isoliert und vernichtet, auch Arminius und seine Cherusker wurden gestellt und zweimal geschlagen, bei Idistaviso und am Angrivarierwall (Wall!) Dann fiel auch die schwangere Frau von Arminius in die Hände der Römer und er selbst wurde auf (vermutlich römisches) Bestreben hin getötet. 17 nChr stellten die Römer aber ihre Angriffe ein, dennoch blieben einige rechtsrheinische Gebiete auch danach noch unter ihrer Kontrolle, so erhoben sich z.B. die Friesen wegen der zu hohen Steuern die sie nicht mehr bezahlen wollten 28 nChr, manche Stämme wie die Bataver blieben auch noch weitere 100 Jahre treu bei Rom und stellten Truppen. Nur war Germania Magna nach 17 nChr kein reguläre Provinz mehr, und wurde auch nie mehr eine, darin liegt das Entscheidende was diese Schlacht als Folge hatte, der Grund dafür lag in der sich genau zu diesem Zeitpunkt geänderten Gesellschaft, Kultur und Politik Roms.

Für den, der sich mit dem Thema Römer in Germanien beschäftigen möchte, wenig Geld ausgeben möchte und wer dazu noch gute, umfassende und neue Informationen möchte, dem kann ich den Band

Die Römer in Germanien von Reinhard Wolters

empfehlen. Erschienen in der Beckschen Reihe (C.H.BECK) Für nur 7,90 Euro erhält man hier zu der gesamten Geschichte der Römer in Germanien eine hervorragende und aktuelle Zusammenfassung.


Bücher die mir zu dem Thema gefallen haben, bzw die ich selber! kenne und gut finde waren:

Die Germanen von Felix Dahn

Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit von Rudolf Pörtner

Die Germanen von B.Krüger et al in 2 Bänden

Arminius-Studien von D. Timpe

Die Römer zwischen Alpen und Nordsee von W. Wamser

Arminius und die Varusschlacht Geschichte-Mythos-Literatur von R. Wiegels

Am besten finde ich aber immer noch einfach die Originalberichte aus der damaligen Zeit, ich lese halt gern historische Texte, da vor allen anderen zur Varusschlacht:

Cassius Dio


Bücher und Texte die es auch noch direkt zu dem Thema Okkupationszeit gibt:

Tam diu Germania vincitur von R. Wolters

Rom an der Niederelbe von R. Busch

2000 Jahre Römer in Westfalen von B. Trier

Germanium pacavi von J.-S. Kühlborn

Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese von W. Schlüter

Römische Eroberung und Herrschaftsorganisation in Gallien und
Germanien von R. Wolters

Vom Einfluß Roms auf die Germanen von S. von Schnurbein


Und dann gibt es halt jede Menge Bücher die sich halt auch, neben vielem anderen damit beschäftigen, da würde ich zu Klassikern wie Mommsen raten, der auch schon frühzeitigst für die Region Kalkriese gestimmt hat, auch wenn ich selbst anderer Meinung bin, aber wer bin ich Wurm im Vergleich zu Mommsen, den bewundere
 
Meinst du wirklich, dass die Cherusker die westgermanischen Stämme unterwerfen wollten und ein "Großcheruskisches Reich" gründen wollten?
 
Hallo Quintus Fabius! Du hast ja einen umfassenden Bericht abgelegt. Ein paar Dinge hab ich allerdings anders gelesen. Aber vieleicht liegt der Fehler auch bei mir.
1) Kann man Velleius Paterculus ernst nehmen, wenn er von einem vollständigen Sieg über Germanien spricht? Meines Wissens wurde Tiberius ein kleiner Triumpf vom Senat bewilligt, für die Umsiedlung von 40000 Germanen auf die Seite rechts des Rheins.
2) Du schreibst: der gegensätzliche Bericht von Tacitus wurde erst 2 Jahrhunderte später verfaßt. Tacitus lebte doch aber um 55-120n. Oder hab ich da was falsch verstanden?
3) Meines Wissens waren die Erfolge des Germanicus eher bescheiden. Er wurde in der späteren Geschichtsschreibung sehr hochgejubelt, aber heute bescheinigt man ihm nur mittelmäßiges militärisches Talent. Seine "gute Kritik" geht hauptsächlich auf tiberiusfeindliche Kreise zurück, die mit Tiberius unzufrieden,in Germanicus den besseren Herrscher gesehen haben. Germanicus machte einige Vorstöße nach Germanien, aber nachdem er bei einem Sturm in der Nordsee einen Teil seiner Flotte verloren hatte, war für Tiberius 16n endgültig die Nutzen-Risiko-Schwelle überschritten und er berief Germanicus ab.
Soweit die Punkte die ich hinterfragen möchte.
Viele Grüße Panthea
 
guten morgen liebe freunde,
guten morgen lieber quintus fabius,

ganz plötzlich hast du das forum mit einer halben semesterarbeit über die varus-schlacht überrascht.
viele der angesprochenen ereignisse wurden hier schon ausführlich diskutiert.
du führst eine ganz reihe von teilweise qualifizierten literaturhinweisen an.
leider kaum glaubhaft, daß du dieses alles gelesen hast, zumal du im inhalt
deines textes teilweise erheblich von diesen inhalten abweichst.

einige freunde haben in ihren mailings schon begründete zweifel angemeldet und fragen
anklingen lassen. hier bedarf es sicherlich weiterer erklärungen von dir.

vielleicht gibt es ja ein mitglied welches zeit und muße hat, sich mit deinem text
intensiv auseinanderzusetzten.
ich möchte mal ganz zaghaft nur mit der ersten seite beginnen.

schon im ersten absatz erweckst du den eindruck, als wäre das machtstreben des arminius und der cherusker von langer hand geplant. hier bitte ich doch freundlichst um information , aus welcher zuverlässigen quelle du solches wissen schöpfst.

im zweiten absatz stellst du treue, loyalität und disziplin als kriterien dar, nach denen in rom zu jener zeit bürger- und ritterstand vergeben wurden. gerade dieser umstand wird in den von dir aufgelisteten arminius-studien von timpe völlig anders dargestellt.
im übrigen wurden die auxiliareinheiten stets von römischen offizieren geführt.
eine erläuterung von dir wäre hier hilfreich.

im dritten absatz schilderst du. quintus fabius, die römische besetzung des gesamten westgermanischen gebietes. auch hier möchte ich doch um einen hinweis bitten, aus welcher quelle solch inhaltsschwere information stammt.
wie solches nur mit einzelnen heerzügen möglich war, die an einer einzigen hand abzählbar sind, mit wenigen legionen nur, erscheint mir nicht nachvollziehbar. wobei die
nachfolgende geschichte ja beweist, daß diese besetzung ja nicht so total sein konnte.

nun möchte ich kaum daran herummäkeln, daß du im fünften abschnitt die augusteische heeresreform sehr entstellt wiedergegeben hast. interessieren würde mich nur, wer deiner vorzüglichen literaten dieses denn so beschrieben hat und an welcher stelle die anzahl der bürgerlegionen mit 100 angegeben ist.

im allerletzten abschnitt der ersten seite stellst du zum schluß dar, daß die auxiliareinheiten von den römern im guerillakrieg geschult wurden. dies setzt mich um so mehr in erstaunen, daß dieses doch eine kampfesart war, welche den römern überhaupt nicht vertraut war, wie wir ja aus der varusschlacht erfahren haben.

bei diesen kleinen anmerkungen möchte ich es vorläufig belassen und warte erst mal deine antworten dazu ab.
mit allerbestem gruß max
 
ganz plötzlich hast du das forum mit einer halben semesterarbeit über die varus-schlacht überrascht.

Ich bin KEIN Geschichtsstudent und war noch nicht mal am Gymnasium, ich bin Soldat und interessiere mich als Hobby für Militärhistorie, und wenn das eine halbe Semesterarbeit sein soll, muß ich schon grinsen, ich sehe in meinem Text eher einen Bescheidenen Versuch! meine Ansichten und mein begrenztes!! Wissen dazu vorzustellen.

Ich hätte erläuternd wie bei meinem Cannae Text dazu schreiben sollen, dass ich ja gerade Kritik will, und was ihr daran falsch findet und wo man sich dann über die Denkfehler informieren kann.

du führst eine ganz reihe von teilweise qualifizierten literaturhinweisen an.
leider kaum glaubhaft, daß du dieses alles gelesen hast, zumal du im inhalt
deines textes teilweise erheblich von diesen inhalten abweichst.

Ich habe doch explizit geschrieben, was für Bücher ich gelesen habe, und welche nicht, die Mehrheit der Bücher, die im unteren Teil habe ich nicht gelesen. Nehmen wir mal als Beispiel:

Die Germanen von Felix Dahn

Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit von Rudolf Pörtner

Beide habe ich gelesen, beide werden aber in anderen Foren als veraltet kritisiert und das wohl in manchen belangen zu recht. Und ja, ich habe abweichende Meinungen zu dem was ich lese, übernehmen sie sklavisch nur das, was andere ihnen vorkauen??

Ich denke halt viel darüber nach, wie es gewesen sein könnte und ich bette was ich schreibe gern in eine flüssige Geschichte ein, darunter kann die historische Richtigkeit sicher leiden, daher möchte ich diesen Text ja hier zur Kritik hinstellen.

einige freunde haben in ihren mailings schon begründete zweifel angemeldet und fragen anklingen lassen. hier bedarf es sicherlich weiterer erklärungen von dir.

Bedarf es das? Das ist ziemlich fordernd....Gern werde ich diesen Freunden ihre Fragen beantworten, bei ihnen habe ich ehrlich gesagt Zweifel, sie wissen zwar offenbar wirklich was, aber ehrlich gesagt liegt mir ihr Ton nicht.

schon im ersten absatz erweckst du den eindruck, als wäre das machtstreben des arminius und der cherusker von langer hand geplant. hier bitte ich doch freundlichst um information , aus welcher zuverlässigen quelle du solches wissen schöpfst.

Das habe ich mir nur aus mehreren Quellen und meinen Kenntnissen über heutige Vorgänge und daher Vergleiche zusammenkombiniert, dazu kann ich keine Quelle als Einzelne Quelle nennen. Es erscheint mir am logischsten so, der Mensch ist immer der gleiche, und ich habe mir die Frage nach den Motiven von Arminius gestellt, warum griff er die Römer an? Aus Freiheitsdrang, da habe ich in vielen Büchern gelesen, dass das nicht der Fall war, also warum? Beantworten sie mir doch die Frage nach dem Motiv für den Cheruskischen Aufstand. Varus verfehlte Provinizialpolitik? Auch in anderen Gebieten war das so, ohne das es zum Aufstand gekommen wäre, dazu waren meines Wissens nach die Cherusker privelegiert.

im zweiten absatz stellst du treue, loyalität und disziplin als kriterien dar, nach denen in rom zu jener zeit bürger- und ritterstand vergeben wurden. gerade dieser umstand wird in den von dir aufgelisteten arminius-studien von timpe völlig anders dargestellt.

Also, das war missverständlich. Ritter wurde man, wenn man Römischer Bürger war, und über das notwendige Vermögen verfügte. Für den langjährigen Dienst in den Auxiliartruppen, ODER, für besondere Loyalität oder Leistung im Krieg erhielt man das römische Bürgerrecht, m.W.n. war das so bei Arminius der Fall. Und weil er cheruskischer Adliger war, und dazu reich, gehörte er zum Ritterstand.

im übrigen wurden die auxiliareinheiten stets von römischen offizieren geführt.
eine erläuterung von dir wäre hier hilfreich.

Arminius war: Römischer Bürger, und: römischer Ritter. Und daher durfte er römische Auxiliartruppen befehligen und das tat er dann wohl auch. Von daher versteh ich das Problem das sie hier bei diesem Punkt haben nicht.

im dritten absatz schilderst du. quintus fabius, die römische besetzung des gesamten westgermanischen gebietes. auch hier möchte ich doch um einen hinweis bitten, aus welcher quelle solch inhaltsschwere information stammt.
wie solches nur mit einzelnen heerzügen möglich war, die an einer einzigen hand abzählbar sind, mit wenigen legionen nur, erscheint mir nicht nachvollziehbar. wobei die
nachfolgende geschichte ja beweist, daß diese besetzung ja nicht so total sein konnte.

Aus diversen Internetforen so zusammengelesen. Dazu aus den von mir genannten Büchern, meiner Meinung nach waren die Römischen Erfolge in Westgermanien schon größer als sie impliziren. Auch hier hat doch schon einer von diesen römischen Brückenfunden an der Elbe gepostet. Man hat doch auch mehrere befestigte und dauerhafte Lager und Siedlungen der Römer rechtsrheinisch gefunden, und wenn die Herrschaft so locker gewesen wäre, und die Erfolge der Römer so klein, wie konnte dann Germanien unter Varus schon eine Besteuerbare Provinz sein. Ich möchte auch daran erinnern, dass doch der Friesenaufstand dann durch zu hohe Steuerforderungen Roms entstand! Wie also kann das sein, wenn die Römer ihrer Meinung nach de facto keine tiefgehendere Herrschaft über Germanien gehabt hätten.

Der Denkfehler den da viele haben ist folgender: ein Feldzug, der einer Route folgt, da kann doch nicht viel Terrain besetzt worden sein. Meines Wissens nach war aber die Besiedlungsdichte ja sehr gering und konzentrierte sich je nach Stamm auf bestimmte Gebiete, dort war der Wald auch gerodet, aber in den Gebieten zwischen den Stämmen und in ungünstigen Gebieten war Wildnis. Wie im Mittelalter gab es überhaupt nur wenige Wege durch Germanien, denen man folgen konnte, und nur ein Teil des Gebietes mußte besetzt werden, um den Gros der Menschen zu unterwerfen. Zwar konnten die nach Belieben im Wald verschwinden, aber die Lebensgrundlage war da sehr schlecht, wenn die Römer die Weiden und die Äcker besetzt halten, die Umweltkapazität reichte nicht zur Ernährung, und voila, man hatte die Wahl zu verhungern im Winter oder sich zu unterwerfen. So ähnlich wie in Afghanistan, eigene Anschauung.

nun möchte ich kaum daran herummäkeln, daß du im fünften abschnitt die augusteische heeresreform sehr entstellt wiedergegeben hast.

Doch bitte, sie fordern nur und geben selber nichts. Nennen sie doch bitte meinen Fehler hier und detallieren sie, so sie die Zeit dafür haben, muß nicht bald sein, ich habe alle Zeit der Welt.

dies setzt mich um so mehr in erstaunen, daß dieses doch eine kampfesart war, welche den römern überhaupt nicht vertraut war, wie wir ja aus der varusschlacht erfahren haben.

Schon gegen Hannibal haben die Römer dann auch Guerilla geführt, warum sollten sie dazu nicht in der Lage sein?? Dafür konnten sie z.B. die Antesignani einsetzen, oder später, weil man keine Veliten mehr hatte, wurden viele Legionäre mit Schleudern und Bögen und leichten Wurfspeeren bewaffnet und als Ersatz für Auxiliartruppen verwendet, so man keine hatte, oder auch als Elite Leichter Truppen. Warum sollten die Römer eine solche Kriegsform nicht beherschen, zudem ist die Varusschlacht keine richtige Guerilla, sondern eine reguläre Schlacht, die durch Verrat und Hinterhalt gewonnen wurde, solche Schlachten haben auch schon die Römer mit ihren Gegnern mehrfach veranstaltet, der nach der Schlacht folgende Krieg ist dann erst ein Guerilla.

Vergleichbar mit Vietnam, Gueriall, und wenn man sich stark genug fühlte konventionelle Offensive, so wie z.B. die Tet Offensive...

Also beschließend:

Sollte jemand Kritik haben, BITTE heraus damit, und das muß nicht den gesamten Text umfassen, kritisiert gerne und bitte nur Einzelpunkte, oder gehen wir nur auf einen Einzelpunkt dazu ein, mit Quellenangaben auf die Schnelle kann ich aber schlecht dienen, ich muß mir erst mal wieder einige Bücher dazu ausleihen und nachlesen wo das genau stand oder nicht stand. Ich hoffe doch darauf, dass man mir weitere Dinge WIEDERLEGT und mir Quellenangaben gibt, wo ich dazu nachschlagen kann, denn das ich mein Geschriebenes jetzt weiter so erläutern darf.
 
hallo quintus fabius,

vorab möchte ich dir sagen, daß es hier im forum so üblich ist, sich
gegenseitig mit "du" anzusprechen.
falls es ausdrücklich gewünscht wird, ich bitte dann um einen hinweis,
kann ich aber auch davon abweichen.

bitte verstehe meine worte nicht als harsche kritik.
es war halt auch nur ein versuch dich mit meinen fragen besser zu verstehen.
dies ist dir nun mit der neuen erklärung gelungen.
ich komme in kürze darauf zurück.
mit allerbestem gruß max
 
Meinst du wirklich, dass die Cherusker die westgermanischen Stämme unterwerfen wollten und ein "Großcheruskisches Reich" gründen wollten?

Ja, nach dem Vorbild Marbods und des Markomannenreiches. Auch Marbod ist ja vorher in römischen Diensten gestanden.

1: Arminius mag die Königswürde über die Germanen angestrebt haben- die Cherusker hatten als Volk keine Staatsbildung im Sinn

Einen richtigen Staat im Sinne moderner Definition sicher nicht, aber ich bin auch der Meinung, dass ein Stämmeübergreifendes Königreich unter cheruskischer Führung das Motiv und der Primäre Grund für das Handeln von Arminius war.

2: es widerspricht der römischen Stationierung, daß die Auxiliarien dort eingesetzt werden, wo sie ausgehoben worden sind.

So ist es. Und genau das war meiner Meinung nach der entscheidende Fehler der Römer in diesem Fall. Es gibt aber durchaus noch andere Fälle, wo Auxiliare dort eingesetzt wurden wo sie ausgehoben wurden, man weiß ja nicht, was für Sachzwänge jeweils herschten, wenn man keine andere Truppen hat, und diese dazu Loyal erscheinen?!

3: der Aufstand mit Zeitpunkt und Ort der Schlacht war sorgfältig geplant- unter Einbezug anderer germanischer Völker

Das weiß ich nicht so recht. Wenn ich mir das so vom Militärischen Ansehe, erweckt das nicht den Eindruck, dass da eine sehr fundierte langwierige Planung war, viele Stämme sind erst nach einigen Tagen in die Schlacht eingetreten, oder erst nach der Schlacht bei den Aufständischen aufgetaucht. Wenn man jetzt mal annimmt, dass Kalkriese das Schlachtfeld war, was ich persönlich nicht glaube, dann sprechen die Wälle da schon für eine gewisse taktische Planung. Strategisch hing das alles aber ziemlich in der Luft, wenn man bedenkt, das Varus noch von Verwandten des Arminius vor der Schlacht vor selbigem gewarnt wurde....

Meiner Meinung nach kann es sein, das es sorgfältig geplant war, muß aber nicht. Die Frage ist, warum zum Beispiel zu diesem Zeitpunkt, und was für Sachzwänge da eine Rolle spielten, warum konnte man nicht mehr warten, warum griff man nicht früher an....
Aber wenn ich mir die meisten Schlachtbeschreibungen so durchlese, dann hat Arminius die Römer in eine vom Gelände her ungünstige Lage geführt und dann angegriffen, dennoch konnte er an diesem ersten Tat KEINEN Sieg verbuchen, die Römer waren immer noch kampffähig und brachen auf freies Gelände durch. Dann zogen sie wieder in dichten Wald (warum eigentlich??) und dann gingen sie dort, wieder in einer ungünstigen Lage unter. Dahin, an den Ort ihres Unterganges kann sie Arminius aber nicht geführt haben, nach dem er sie schon angegriffen hatte, item, die Römer hatten die Orientierung verloren und hatten keine Führer mehr, also reiner Zufall, dass sie dann wieder in eine Position gerieten, die den Germanen dann doch noch den Sieg ermöglichte. Es gibt doch durchaus Möglichkeiten, wie Varus nach dem ersten Tag seine Armee hätte retten können.

1) Kann man Velleius Paterculus ernst nehmen, wenn er von einem vollständigen Sieg über Germanien spricht? Meines Wissens wurde Tiberius ein kleiner Triumpf vom Senat bewilligt, für die Umsiedlung von 40000 Germanen auf die Seite rechts des Rheins.

Hab noch mal nachgeschaut, bezüglich des Triumphes, habe ich wohl unrecht. Ich glaube aber, das man Velleius in dem Punkt schon ernst nehmen kann, wie sonst hätten die Römer dann Steuern erheben können. Selbst nach der Varusschlacht waren z.b. die Gebiete an der Nordseeküste entlang unter römischer Hoheit und wurden noch jahrelang besteuert. Auch nach der Schlacht gab es immer noch römische Siedlungen und Militärlager rechts des Rhein.

2) Du schreibst: der gegensätzliche Bericht von Tacitus wurde erst 2 Jahrhunderte später verfaßt. Tacitus lebte doch aber um 55-120n.

Gemeint war das zweite Jahrhundert. Wann wurde eigentlich Tacitus Germania verfasst?? War das nun vor 100nChr oder danach, ich habe im Internet da schon gegensätzliches gelesen.

3) Meines Wissens waren die Erfolge des Germanicus eher bescheiden.
Er wurde in der späteren Geschichtsschreibung sehr hochgejubelt, aber heute bescheinigt man ihm nur mittelmäßiges militärisches Talent. Seine "gute Kritik" geht hauptsächlich auf tiberiusfeindliche Kreise zurück, die mit Tiberius unzufrieden,in Germanicus den besseren Herrscher gesehen haben. Germanicus machte einige Vorstöße nach Germanien, aber nachdem er bei einem Sturm in der Nordsee einen Teil seiner Flotte verloren hatte, war für Tiberius 16n endgültig die Nutzen-Risiko-Schwelle überschritten und er berief Germanicus ab.

Die Frage ist, wie man Erfolg gegen Guerillas die sich im Wald verstecken definiert.
Die Germanen haben sich wohl auf ein Leben im Wald eingestellt und so viele waren umgekommen, dass die Umweltkapazität für die Überlebenden reichte, mit den ihm zur Verfügung stehenden Truppen, viel zu wenigen, konnte er wohl kaum mehr erreichen.

Wie man das militärische Talent von Anführern beurteilen soll, ist eine schwierige Frage. Aber davon hängt auch nicht allein der Erfolg ab, ein militärischer Führer hat ja Berater und dazu kommen die Zenturionen. Hätte man Germanicus immer weiter machen lassen, und da die Mittel des Imperiums noch jahrzehntelang weiter eingesetzt, in anderen Gebieten mit ähnlich zähen Guerillas wie z.B. Iberien war Rom ja dazu in der Lage, wäre Germanien dann auf Dauer doch Römisch geworden. Oder als Beispiel die Numider Kriege. Gerade der Vergleich mit den Iberern und Numidern zeigt doch, dass dies auch in Germanien möglich gewesen wäre. Die Mittel des Reiches hätten jedenfalls dazu ausgereicht. Ob jetzt dabei Germanicus ein mittelmäßiges militärisches Talent hatte oder nicht, wäre nicht entscheidend gewesen. Aber die enormen strategischen Folgen in einigen hundert Jahren konnte ja zu dem Zeitpunkt noch kein Römer vorhersehen und weil dabei nichts herauskam, und es nur kostete, daher stellte man den Kampf dann wohl ein.

bitte verstehe meine worte nicht als harsche kritik.

Ich verstehe das durchaus nicht als Harsch, ein Mißverständnis, wie es im Internet mit der Beschränkung dieser schriftlichen Kommunikation leider sehr häufig vorkommt. Und Kritik ist mir immer willkommen, gerade auf solche ziele ich ja ab.
 
@Quintus Fabius:

Zur Vorgeschichte des Aufstandes. Ich würde soweit gehen zu sagen, daß die Germanen schon in der Romanisierung sehr weit fortgeschritten waren. Aus eben diesem Grund war es auch nicht unbedingt nötig, die locker zugehörige Neu-"Provinz" Germanien umfassend militärisch zu besetzen. Die "Zivilisation" schwappte auch so über- ähnlich dem westlichem Wertesystem in der heutigen Zeit.
Der Bruch kam dann sicher mit Varus, der seine Vorstellungen von Politik schon in Syrien zeigte und umsetzte und eben diese auch auf Germanien anwandte. Und eben diese Vorgehensweise- das brutale Überstülpen des römischen Rechts- und Steuersystems, das unbarmherzige Umsetzen der eigenen Vorstellungen und das damit einhergehende Zeigen der Minderschätzung der anderen Kultur und Lebensweise rief den Unmut der Germanen über das römische System hervor. Auch hier zeigen sich Parallelen zum Irak mit seiner gänzlich anders gelagerten Kultur.
Nun bedurfte es noch einer charismatischen Persönlichkeit, welche angesehen genug war und von den Gedanken her ehrgeizigere persönliche Ziele verfolgte, um den Aufstand losbrechen zu lassen.


zu 2: Kurz vorher brach ja der pannonische Aufstand aus, der die Römer forderte. Auch im Osten standen die Römer ja im Kampf gegen die Parther. Wie ich schon schrieb, gingen die Römer vom tiefsten Frieden aus. Sie ahnten nichts vom Unmut der im germanischem Volk gärte.

zu 3: Da wie Cassius Dio schreibt, am ersten Tage schon mehrer Völker am Angriff teilnahmen, muss eine Planung vorhergegangen sein. Zumal in den weiteren Tagen noch andere Völker in den Kampf eingriffen, als sich die Waagschale dann zugunsten der Germanen neigte.

Zitat:"Als er (Varus= Einfügung von mir) nun voll Selbstvertrauen war, nichts Böses erwartete und allen, die die Vorgänge mit Misstrauen betrachteten und ihn zur Vorsicht mahnten, nicht nur keinen Glauben schenkte, sondern sie sogar zurechtwies, weil sie sich grundlos beunruhigten und jene Männer verleumdeten, da erhoben sich als Erste einige entfernt von ihm wohnende (Stämme), und zwar nach abgesprochenem Plan, damit Varus, wenn er gegen diese zöge, auf dem Marsche leichter überrumpelt werden könne, da er ja durch Freundesland zu ziehen glaubte, und damit er nicht, wie bei einem plötzlichen allgemeinen Losschlagen, besondere Sicherheitsvorkehrungen treffe."

Tacitus: Tacitus verfasste seine Germania um 100.
 
Zuletzt bearbeitet:
Quintus Fabius schrieb:
Für ihre außerordentliche Treue und Loyalität wurden sie dann tatsächlich von Rom mit Waffen versorgt und ihre Stammeskrieger ausgebildet. Da sie sich als besonders Disziplinierte!! Auxiliartruppen erwiesen, erhielten viele ihrer Führer das römische Bürgerrecht und stiegen wegen ihrer Stellung und des damit einhergehenden Reichtums in den Ritterstand auf, einer dieser Truppenführer war Arminius.

In dieser Zeit, 12 vChr bis 7 vChr marschierten die Römer bis an die Elbe besetzten nach und nach das ganze Westgermanische Gebiet, wobei sie die Stämme gegeneinander ausspielten. Die Cherusker gingen dabei anfangs wohl davon aus, dass sie einen Teil der Eroberungen behalten dürften und als unabhängiger Staat und Verbündeter Roms weiter bestehen sollten. Hätten die Römer das dann auch so gemacht, wären sie nachhaltig erfolgreich gewesen, aber: die Legionen waren einfach Zu Erfolgreich in der kurzen Zeit, die Germanen versuchten zwar eine Guerilla wurden aber von den Römern trotzdem geschlagen. Vell 2,97,4 ..Er unterwarf Germanien so vollständig, dass er es zu einer tributpflichtigen Provinz machte. Der Wiederstand gegen die Römische Besteuerung konnte ohne Mühe unterdrückt werden, mit Hilfe der Cherusker, denen man dafür Anteile an den Steuern zusicherte.

Am 1. Januar 7 vChr feierte Tiberius in Rom einen glänzenden Triumph zu Ehren seines vollständigen Sieges über die Germanen. Danach änderte sich die Gesamtlage des Imperiums. Zur Erklärung: Rom war im Endeffekt bis hierhin ein Raubstaat gewesen, die Römer finanzierten ihr Militär durch die Beute aus ihren Feldzügen, dieses System war nun am Ende, den die Gebiete die man jetzt eroberte brachten außer einigen Sklaven keine weitere Beute mehr, die Sklaven aber reichten bei weitem nicht um die Kosten zu decken. Alle Reichen und Wohlhabenden Gebiete hatte Rom schon erobert, übrig war nur Wildnis und das Partherreich, letzteres war aber militärisch zu stark.

In Germanien war man zu diesem Zeitpunkt gerade erfolgreich bei der Eroberung des Markomannenreiches gewesen und hatte auch rechtselbisches Gebiet besetzt, in der Folge musste man sich wieder zurückziehen.

Hier habe ich nur einige Behauptungen Deines Textes wiedergegeben. Leider habe ich nirgends den Hinweis gefunden, daß die Römer das Markomannenreich in der Zeit erobert haben. Vielmehr kam es nicht zur Entscheidungsschlacht, da die Römer sich wegen dem besagten Aufstand zurückzogen.
Außerdem hatte Caecina 4 statt 2Legionen (damit größer als das Varusheer) und Germanicus kam zu seinen "Rachefeldzügen" mit 8Legionen. Erst dort berichtet Tacitus, daß die Germanen römische Waffen erbeutet haben. Der Vorteil der Germanen war es, daß sie ihr Heer immer mobil hielten und nicht den Fehler der Kelten in Gallien begingen und sich auf Festungen zurückzogen (siehe Vercingetorix). Das germannische Heer mußte so eine Art "Guerilla-Taktik" anwenden, um die Vorteile des Gebietes für sich zu nutzen.

Dein Text enthält zuviele Spekulationen und außerdem ist zuviel Phantasie mit eingeflossen. Die Römer waren nicht so erfolgreich in Germanien, wie es die Propaganda gerne dargestellt hätte. Mommsen hat sich da auch geirrt. Wären die Römer so erfolgreich gewesen, dann hätten sie sich nicht nach 16 n.Chr. für immer aus dem rechtsrheinischen Gebiet zurückgezogen.
Die Nichteroberung des Gebietes hatte zur Folge, daß Jahrhunderte später die Germanen das römische Reich in seinen Grundfesten erschütterten. :p
 
Leider habe ich nirgends den Hinweis gefunden, daß die Römer das Markomannenreich in der Zeit erobert haben. Vielmehr kam es nicht zur Entscheidungsschlacht, da die Römer sich wegen dem besagten Aufstand zurückzogen.

Ich hab auch nicht behauptet, dass das Markomannenreich komplett erobert wurde, sondern nur, dass die Römer dorthin einmarschiert sind, und es de facto direkt vor der Eroberung stand. Der Feldzug stellt sich meines Wissens nach so dar: Zwei große Heere, eines von Mainz!! Kommend unter Führung von Sentius Saturnius, dass andere von Carnuntum (Bad Deutsch-Altenburg) aus unter Führung von Tiberius stoßen zeitgleich im Jahr 6 nChr in das Markomannenreich vor. Insgesamt beläuft sich die Zahl der römischen Invasionstruppen auf 12 Legionen. Die Markomannen stellten sich den Römern nicht direkt in den Weg und zogen sich immer weiter in das böhmische Kerngebiet zurück, die Römer besetzten den Gros des Landes, direkt bevor sie die Markomannen zur Schlacht stellen konnten, bricht der pannonische Aufstand los, und die Römer brechen den Angriff ab und ziehen sich zurück. Marbod geht auf den Vorschlag eines vorläufigen Friedens ein und behält sein Reich, das aber nicht mehr die gleiche Ausdehnung wie vorher hat, da den Markomannen, durch den römischen Einfall geschwächt einige Stämme abfallen.

Erst dort berichtet Tacitus, daß die Germanen römische Waffen erbeutet haben.

Also, wenn ich mal logisch nachdenke, und die Germanen haben schon vorher, die 3 Legionen unter Varus aufgerieben, und dann haben die all die Kettenhemden und Schwerter usw liegen gelassen?? Man muß! Doch annehmen, dass die Germanen, so bald es ihnen möglich war, also schon zur Schlacht im Teutoburger Wald römische Waffen mitgenommen haben, unabhängig davon, ob da nun Tacitus darüber berichtet oder nicht, oder?

Die Römer waren nicht so erfolgreich in Germanien, wie es die Propaganda gerne dargestellt hätte. Mommsen hat sich da auch geirrt.

Ich weiß nicht, warum blieb dann Germanien während des Pannonischen Aufstandes so ruhig, nirgends ein Zeichen von Aufruhr in Germanien, und die Besteuerung und römisches Recht usw wurden auch da schon dort erhoben, dazu hat man germanische Hilfstruppen für den Kampf gegen die Pannonier rekrutiert, wie das alles, wenn man das Land de facto nicht richtig erobert hat.

Dazu Zitat: Insgesamt errichteten die Römer mit ihren Militäranlagen zu dieser Zeit ein dichtes Netz, mit dem Rom in den meisten Gebieten Westgermaniens Präsenz zeigte und die Vorgänge dort vor allem politisch kontrollierte. Wie man sich die Intensität der römischen Herrschaftsausübung vorzustelllen hat, zeigen auch die Züge des Domitius Ahenobarbus, bei denen er die verschiedensten Landesteile Germaniens besuchte und vor Ort diverse Ordnungsaufgaben versah und Steuern von den Germanen einzog. Genauso die Berichte von Varus vor der Schlacht: Er hielt mitten in Germanien Rechtsprechung ab, und das sogar manchmal ohne Truppenbegleitung, regelte die Eintreibung von Abgaben und griff oft in stammesinterne Auseinandersetzungen ein, während er gleichzeitig solche zwischen den Stämmen unterdrückte.

Das die Römer germanischen Adligen mit die Herrschaftsausübung überließen, heißt doch nicht, dass die Römer keine Kontrolle hatten, oder das sie das Land nicht beherschten, sondern war doch gängige Praxis. Rom griff doch häufig, auch anderswo, die schon bestehenden Herrschaftsstrukturen auf und bediente sich ihrer.

Wären die Römer so erfolgreich gewesen, dann hätten sie sich nicht nach 16 n.Chr. für immer aus dem rechtsrheinischen Gebiet zurückgezogen.

Diese Aussage bezweifle ich, mal abgesehen vom Limes, der ja auch rechtsrheinisch verläuft, mal abgesehen von rechtsrheinischen Stämmen ,die auch noch nach 16 nChr unter Römischer Kontrolle standen, hat man doch Lager und Siedlungen von Römern rechtsrheinisch gefunden, die auch noch nach dieser Zeit genutzt wurden.

Im Jahr 28 nChr erst!! Rebellierten die Stämme an der Nordseeküste wegen übertriebener Steuerforderungen gegen Rom, der berühmte Friesenaufstand. Soviel zur Zahl 16 nChr, wie können die Römer 12 Jahre später denn immer noch Steuern eintreiben, und Rechtsprechung halten, wenn es einen kompletten Rückzug gab? Einen solchen gab es nur für das Gros des Militärs, der bedeutete aber nur, dass die Legionen am Rhein stationiert! Wurden, statt sie IN Germanien zu stationieren, deswegen blieben sie aber nicht unbedingt immer auf linksrheinischem Gebiet, es gab immer weiter Vorstöße und Einsätze, und auch Rechtsrheinische Gebiete, die weiter unter römischer Kontrolle standen, bis zum Batavar Aufstand.

z.B. 47 nChr zog der Feldherr Gnaeus Domitius Corbulo auf rechtsrheinisches Gebiet und unterwarf dort die Friesen wieder. Er erlangte auch eine Unterwerfung der Chauken, erst dann rief ihn der Kaiser Claudius zurück. Die Chauken kamen wieder frei, die Friesen blieben wieder einige Jahrzehnte unter römischer Administration.

Erst mit dem großen Bataver Aufstand von 69/70 n Chr geht meiner Meinung nach der römische Einfluß in den Rechtsrheinischen Gebieten in Norddeutschland so massiv zurück, dass man von einer endgültigen Aufgabe dieser Gebiete sprechen kann.
 
Quintus Fabius schrieb:
Die Markomannen stellten sich den Römern nicht direkt in den Weg und zogen sich immer weiter in das böhmische Kerngebiet zurück, die Römer besetzten den Gros des Landes, direkt bevor sie die Markomannen zur Schlacht stellen konnten, bricht der pannonische Aufstand los, und die Römer brechen den Angriff ab und ziehen sich zurück.

Also, wenn ich mal logisch nachdenke, und die Germanen haben schon vorher, die 3 Legionen unter Varus aufgerieben, und dann haben die all die Kettenhemden und Schwerter usw liegen gelassen?? Man muß! Doch annehmen, dass die Germanen, so bald es ihnen möglich war, also schon zur Schlacht im Teutoburger Wald römische Waffen mitgenommen haben, unabhängig davon, ob da nun Tacitus darüber berichtet oder nicht, oder?



Ich weiß nicht, warum blieb dann Germanien während des Pannonischen Aufstandes so ruhig, nirgends ein Zeichen von Aufruhr in Germanien, und die Besteuerung und römisches Recht usw wurden auch da schon dort erhoben, dazu hat man germanische Hilfstruppen für den Kampf gegen die Pannonier rekrutiert, wie das alles, wenn man das Land de facto nicht richtig erobert hat.



Diese Aussage bezweifle ich, mal abgesehen vom Limes, der ja auch rechtsrheinisch verläuft, mal abgesehen von rechtsrheinischen Stämmen ,die auch noch nach 16 nChr unter Römischer Kontrolle standen, hat man doch Lager und Siedlungen von Römern rechtsrheinisch gefunden, die auch noch nach dieser Zeit genutzt wurden.

Zu Marbod:
Im Tacitus behauptet Marbod: "Er aber habe, von 12 Legionen angegriffen, den Ruhm der Germanen unbefleckt bewahrt, und dann habe man sich nach Abschluß eines Vergleichs getrennt." Tacitus 2.Buch Annalen
Das legst Du jetzt sehr frei aus. Bei Dir ziehen sich die Germanen zurück. Wo steht das geschrieben? Ist das Spekulation?

Römische Waffen:
Woher sollten die Germanen die römischen Waffen vor der Schlacht im Teutoburger Wald gehabt haben? Römische Waffenlieferungen?? :) Ist das bei Dir logisch? Erst nach der Schlacht haben sie die Waffen erhalten (manche wurden höchstwahrscheinlich geopfert, andere wieder verwendet).
Aber trotzdem war die germannische Waffe das Langschwert und die Frame/Lanze. Mit diesen Waffen konnten sie die Römer auf Distanz bekämpfen. Solche Hinweise findet man immer wieder, daß die Römer schon auf einer gewissen Distanz angegriffen wurden und sie mit dem Kurzschwert gegen die langen Lanzen keine richtigen Treffer landen konnten.

Germannischer Aufstand:
Es hat doch die Schlacht von Arbalo gegeben. Da sind die Römer sehr glücklich herausgekommen. Man kann nicht von einer Eroberung des Gebietes sprechen, da die Römer sich nur über eine Kastellkette in das Gebiet gewagt haben. Die Römer schickten auch Expeditionsheere los, die durch das Gebiet zogen und so auch unter Drusus die Elbe erreichten. Es war der fatale Irrtum der Römer, daß sie dadurch das Gebiet besitzen. Selbst Varus wollte sich in die Winterlager am Rhein zurückziehen, d.h. ein erobertes Gebiet sieht anders aus.

Germannische Stämme:
Die Bataver, Friesen und Chauken waren Verbündete der Römer. Ihre Verteidigung gegenüber den Römern war aufgrund der landschaftlichen Begebenheiten nicht möglich. Die Römer konnten über die Küste jederzeit in ihre Gebiete eindringen. Aber selbst diese Stämme mußten sie durch Feldzüge wieder zur Ruhe bringen. Eigentlich für Verbündete merkwürdig?

Dagegen haben die Römer die Cherusker nicht mehr behelligt! Da war ein für allemal Schluß. Sehr merkwürdig für Römer, da sie sehr hartnäckig waren und ihre Feinde trotz Niederlagen immer wieder angriffen (siehe Karthago). Das innere Gebiet zwischen Rhein und Elbe war aber für die Römer verloren. Normalerweise wären erneute Feldzüge gestratet worden.

Logische Schlußfolgerung: die Römer haben unter Germanicus mehr Niederlagen,Fehlschläge und Verluste erlitten als sie für möglich hielten. Daher hat Tiberius diese Feldzüge gestoppt. Wieso haben die Römer später die britischen Insel erobert und nicht einen neuen Cheruskerfeldzug gestartet?
Da wir nur über römische Quellen verfügen, müssen wir diese aber auch mit der nötigen Distanz betrachten. Die Propaganda funktionierte auch in Rom! :p
Oder vertraut man beim 2.Weltkrieg auch auf die Aufzeichnungen der Nazi-Propaganda? Da gab es auch nur Siege!
Die römischen Geschichtsschreiber lebten in einem totalitären Staat. Verlustreiche Niederlagen konnte man nicht dem Volk ohne positive römische Erfolge mitteilen.
Wenn man in einem Gebiet ein Kastell baute, dann dachten sie das sei erobert und man könne mit dem Beginn eines Provinzaufbaus starten. Arminius hatte die Unzufriedenheit im Volk erkannt. Die römische Rechtsprechung stand im Gegensatz zur germannischen Auffassung. Daher bezweifel ich sehr stark, das Varus ohne seine Legionäre irgendwo römisches Recht sprach!!
 
Cherusker schrieb:
Im Tacitus behauptet Marbod: "Er aber habe, von 12 Legionen angegriffen, den Ruhm der Germanen unbefleckt bewahrt, und dann habe man sich nach Abschluß eines Vergleichs getrennt." Tacitus 2.Buch Annalen
Tacitus ist aber zum Beispiel umgekehrt zur römischen Propaganda viel zu progermanisch! Er wollte ja, z.b. mit seiner Germania den dekadent und weich gewordenen Römern der Kaiserzeit ein Idealvolk vorhalten, viele Aussagen bei Tacitus muß man in dem Kontext sehen. Dazu war Tacitus, mir sehr symphatisch, ja noch ein später Bewunderer und Anhänger der Republik, und gegen die Kaiserzeit eingestellt, daher auch seine Schlechtmachende Darstellung der Kaiser und ihrer Herrschaft.
Allein so ein Text, wie Ruhm der Germanen unbefleckt, zeigt doch, dass dies nie so von Marbod gesagt worden sein kann, die „Germanen“ empfanden sich doch gar nicht als Germanen, ernst nehmen würde ich das, wenn er vom Ruhm der Markomannen gesprochen hätte, aber Germanen war zu dieser Zeit doch ein Begriff, den vor allem die Römer verwendeten. Da hätte ich zum Beispiel noch die Frage, in wie weit die Völker unter Marbods Herrschaft Kelten waren?

Cherusker schrieb:
Römische Waffen:
Woher sollten die Germanen die römischen Waffen vor der Schlacht im Teutoburger Wald gehabt haben? Römische Waffenlieferungen??
Zum ersten, gab es ja schon vor der Varusschlacht Kämpfe zwischen Germanen und Römern, zum zweiten, setzten die Römer ja germanische Hilfstruppen im Ausland ein, und soweit mir bekannt wurden die Auxilliare, so sie schlecht bewaffnet waren schon mit besseren, römischen Waffen ausgerüstet. Außerdem war deine Ausgangsaussage folgende: Tacitus habe erwähnt, erst mit den Feldzügen des Germanicus hätten die Germanen dann römische Waffen erbeutet, ich habe dazu geschrieben: Das sie direkt NACH der Schlacht vom Teutoburger Wald wohl die Waffen der 3 Legionen mitgenommen haben, ich verstehe also daher hier den Unterschied nicht, zwar ist es auch möglich, dass einige Germanen schon vor dieser Schlacht römische Waffen hatten, (Waffenhandel und Schmuggel wird es damals auch schon gegeben haben) aber ich hatte doch explizit geschrieben, dass sie sich mit den Waffen dieser 3 Legionen ausrüsteten.

Cherusker schrieb:
Mit diesen Waffen konnten sie die Römer auf Distanz bekämpfen. Solche Hinweise findet man immer wieder, daß die Römer schon auf einer gewissen Distanz angegriffen wurden und sie mit dem Kurzschwert gegen die langen Lanzen keine richtigen Treffer landen konnten.
Hast du schon mal mit solchen Waffen gekämpft? Ich kann dir versichern, dass diese Aussage nicht richtig ist, aus praktischer Erfahrung. Dazu: hatten die Römer ja noch immer ihre Pila, sehr theoretisch, die Germanen wären in sehr lockerer Aufstellung mit Lanzen ähnlich einem Hoplomachus bei den Gladiatoren vorgegangen, dann hätten die Römer sie trotzdem gegenschlagen können, dass sind verfehlte Vorstellungen, wie so ein Kampf mit solchen Waffen in echt stattfindet.

Cherusker schrieb:
Man kann nicht von einer Eroberung des Gebietes sprechen, da die Römer sich nur über eine Kastellkette in das Gebiet gewagt haben.
Ich weiß nicht, wie du dir sonst eine Eroberung eines Gebietes vorstellst, so macht man das eben, man marschiert ein, besiegt die Einheimischen und errichtet dann Befestigungen, gerade die Vielzahl und die Größe dieser Lager, und ihre Lage selbst zeigen doch klar und deutlich, dass die Römer das Land kontrollierten. Natürlich war es in der kurzen Zeit nicht nachhaltig befriedet, auch in Gallien und anderswo haben die Römer ja viel länger gebraucht, bis sie das Land dauerhaft unter Kontrolle hatten, aber eine temporäre Kontrolle hatten sie.

Cherusker schrieb:
Die Römer schickten auch Expeditionsheere los, die durch das Gebiet zogen und so auch unter Drusus die Elbe erreichten.
Mal abgesehen davon, dass die Römer auch die Elbe überschritten, würde ich das nicht als Expeditionsheere bezeichnen, sondern als Eroberungsheere, diese zogen nicht einfach nach Osten, sondern marschierten von Stamm zu Stamm, und unterwarfen diese dann, bis sie die Elbe erreicht hatten. Das Ziel war ja nicht eine Militärexpedition, sondern die Eroberung dieses Gebietes. Und wenn dass das Ziel war, und man die Elbe zur Grenze machen wollte, dann ist doch ihre Darstellung einer zögerlichen kleinen römischen Intervention, die dann gerade mal das Gebiet durchquert, aber nicht unter Kontrolle bringt einfach falsch. Das wiederspricht doch der ganzen Zielsetzung der Römer in diesem Feldzug.

Cherusker schrieb:
Die Bataver, Friesen und Chauken waren Verbündete der Römer. Ihre Verteidigung gegenüber den Römern war aufgrund der landschaftlichen Begebenheiten nicht möglich. Die Römer konnten über die Küste jederzeit in ihre Gebiete eindringen.
Das hat die Bataver, als Sumpfbewohner im Bataver Aufstand auch nicht gehindert. Die Nordsee mit Ebbe und Flut, dem ganzen Wattenmeer, dem schlechten Wetter und den Problemen für eine Flotte in der Nordsee im Laufe eines solchen Feldzuges, machen es keineswegs so leicht wie du behauptest, per Schiff da zu agieren, und auch zur Fuß ist das nicht so leicht, wenn der Gegner sich in dem flachen Sumpf und Schwemmland bewegt. Trotzdem erfolgten all diese Feldzüge dorthin zur Fuß, und nach 16 nChr ohne nennenswerte Flottenunterstützung, also das genaue Gegenteil des von dir aufgeführten war der Fall.

Cherusker schrieb:
Dagegen haben die Römer die Cherusker nicht mehr behelligt! Da war ein für allemal Schluß. Sehr merkwürdig für Römer, da sie sehr hartnäckig waren und ihre Feinde trotz Niederlagen immer wieder angriffen (siehe Karthago). Das innere Gebiet zwischen Rhein und Elbe war aber für die Römer verloren. Normalerweise wären erneute Feldzüge gestratet worden.
Den Gedanken habe ich ja in meinem Text versucht aufzugreifen, warum waren die Römer in diesem Fall nicht hartnäckiger. An etwaigen Verlusten, selbst in Höhe von 3 Legionen kann es nicht gelegen haben, die Römer haben früher auch höhere Verluste weggesteckt. Das Beispiel Karthago ist aber ganz verfehlt, das war ja ein regulärer Krieg, gegen einen konventionellen Feind, ich würde da viel eher als Beispiel die Numider und die Iberer nennen, vor allem letztere sind mit den Germanen gut vergleichbar, ein leeres Land, statt Wald sehr Gebirgig, und ein extrem zähes, wiederstand leistendes Kriegervolk, dennoch wurden sie von Rom in fast 100 Jahren Krieg Stück für Stück niedergerungen, item, wäre das auch bei den Germanen möglich gewesen, die Mittel des Imperiums hätten dafür gerreicht. Die Frage ist also, warum die Römer nicht weitermachten, und meine Antwort ist die Veränderung der römischen Kultur zu dieser Zeit, die Hellenisierung, die Entvölkerung Italiens, die zurückgehenden Geburtenraten und der Mangel an Italikern im Römischen Reich, kurzum: es gab keine echten Römer mehr, das alte Rom ging paralell zur Zeit von Augustus unter, zurück blieb die Oberschicht, die dekadent und weich geworden war, und ein zusammenerobertes Völkergemisch, dass sich der römisch/griechischen Mischkultur unterwarf, aber das was Rom groß gemacht hat, und dieses Weltreich aufgebaut hat, der Bauernsoldat, der einfache Italiker war untergegangen. Die Römer zur Zeit Karthagos hätten mit den Germanen auf Dauer aufgeräumt, so wie sie auch alle anderen Gegner niedergemacht haben, aber das war zu der Zeit schon lange her, die letzten echten Römer fielen zur Zeit des Bürgerkrieges von Marius und Sulla. Kurzum, die militärisch/soziale Kultur der Römer veränderte sich dergestalt, dass sie nicht mehr in der Lage waren, Krieg bis zum Ende durchzubeißen.

Cherusker schrieb:
Wieso haben die Römer später die britischen Insel erobert und nicht einen neuen Cheruskerfeldzug gestartet?
Wegen der günstigen poltischen Situation auf der Insel, dazu war bei den Cheruskern schon nichts mehr zu holen, nach der Ermordung von Arminius spielten die Cherusker doch nur noch eine Nebenrolle neben anderen, für die Römer viel wichtigeren Stämmen.

Cherusker schrieb:
Oder vertraut man beim 2.Weltkrieg auch auf die Aufzeichnungen der Nazi-Propaganda? Da gab es auch nur Siege! Die römischen Geschichtsschreiber lebten in einem totalitären Staat.
Man kann aber schon bei der römischen Geschichtsschreibung Propaganda und Wahrheit auseinanderhalten, und Übertreibungen und ähnliches erkennen und abziehen. Tacitus übrigens zum Beispiel stellte die Germanen wiederum zu gut dar, als Gesellschaftskritik an Rom war ja eigentlich seine Germania gedacht. So ist es das gleiche mit Livius und Polybius früher, in den Punischen Kriegen, wenn man deren Berichte miteinander und mit den Funden dieser Zeit vergleicht, dann kann man schon gewisse Propaganda Aussagen von Livius revidieren. Daher zieht das nicht, und übrigens stützt sich die Geschichtsforschung auch auf Berichte der Nationalsozialisten über diese Zeit, die kann man nicht einfach weglassen, denn umgekehrt ist auch de facto alles Alliierte Propaganda. Man muß es halt analysieren.

Ein Problem habe ich noch: ihr Vergleich Rom / Nazis zielt ja auf eine Emotionale Wertung gegen Rom hin, zwar waren die Römer vom ethisch moralischen her aus Heutiger Sicht verwerflich, ABER: die Germanen zu dieser Zeit auch kein bisschen besser oder anders. Solche Aussagen die dann Werten, sollten besser belegt sein, als mit nur mit der Behauptung, die Römer wären ähnlich totalitär gewesen, tatsächlich kann man die beiden Systeme Principat und Nationalsozialismus nicht im geringsten miteinander vergleichen, daher ist ihr Vergleich hier wirklich falsch, nur die Aussage: Das alle Völker und Staaten (auch Marbod bei Tacitus!) Propaganda betreiben - übrigens demokratische Staaten heutzutage noch krasser als jemals die Nazi Propaganda – ist richtig.

Cherusker schrieb:
Arminius hatte die Unzufriedenheit im Volk erkannt. Die römische Rechtsprechung stand im Gegensatz zur germannischen Auffassung.
Hat er das?? Welche Unzufriedenheit denn, ging es nicht mehr um die Macht im Stamm? z.B. sein eigener Schwiegervater opponierte gegen ihn und verriet sein Unternehmen erfolglos an die Römer. Viele Stämme im Rheingebiet oder an der Nordseeküste blieben mit Rom befreundet und schlossen sich dem Aufstand nicht an. Ist es nicht vielmehr so, dass dann Arminius den einfachen Germanen eher etwas einredete, als das sie wirklich große Nachteile hätten erleiden müssen. Germanische Stämme am Rhein z.B. kamen offenbar mit der römischen Rechtsprechung sehr gut klar, strebten sie sogar an.

Varus war halt offenbar ungeeignet ist in diese Position nur durch seine Verwandschaft zum Imperator gekommen, der hat halt dann die Germanen schlecht behandelt, und damit den Macht Bestrebungen von Arminius in die Hände gespielt. Das hat aber nur etwas mit dem Fehlverhalten der Person Varus zu tun, nicht mit dem Römischen Rechtssystem, den das war WEIT besser als jedes Germanische. Und überall, wo sich die Römer auch selbst an ihr Rechtssystem hielten und dieses durchsetzten, waren die Unterworfenen Völker davon eingenommen und empfanden es als mit das beste was Rom für sie brachte, so wurde das römische Rechtssystem ja zur Grundlage der gesamten modernen, heutigen Rechtsprechung weltweit.

Beschließend: Wenn man sich mal nur unsere Nutzer Namen ansieht glaube ich nicht, dass wir in dem Punkt je auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden, und mir fehlt auch das Wissen, um meinen Standpunkt schlüssig zu beweisen, so bleibt es von meiner wie von deiner Seite reine Hypothese, meiner Ansicht nach war die römische Herrschaft über Germanien durchaus gegeben und zwar nicht stabil, aber doch allgegenwärtig und absolut. Die Germanen waren bis zur Elbe unterworfen, in diesem Sinne des Wortes. Du siehst das anders, aber wir werden da auf keinen Punkt kommen.

Vielleicht können ja andere hier, die sich damit auskennen etwas dazu sagen, wie stark, wie tiefgehend die römische Herrschaft in Germanien vor der Varusschlacht war, und was für Erfolge die Römer danach hatten oder nicht hatten.
 
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Quintus Fabius schrieb:
Tacitus ist aber zum Beispiel umgekehrt zur römischen Propaganda viel zu progermanisch! Er wollte ja, z.b. mit seiner Germania den dekadent und weich gewordenen Römern der Kaiserzeit ein Idealvolk vorhalten, viele Aussagen bei Tacitus muß man in dem Kontext sehen. Dazu war Tacitus, mir sehr symphatisch, ja noch ein später Bewunderer und Anhänger der Republik, und gegen die Kaiserzeit eingestellt, daher auch seine Schlechtmachende Darstellung der Kaiser und ihrer Herrschaft.
Allein so ein Text, wie Ruhm der Germanen unbefleckt, zeigt doch, dass dies nie so von Marbod gesagt worden sein kann, die „Germanen“ empfanden sich doch gar nicht als Germanen, ernst nehmen würde ich das, wenn er vom Ruhm der Markomannen gesprochen hätte, aber Germanen war zu dieser Zeit doch ein Begriff, den vor allem die Römer verwendeten. Da hätte ich zum Beispiel noch die Frage, in wie weit die Völker unter Marbods Herrschaft Kelten waren?




Hast du schon mal mit solchen Waffen gekämpft? Ich kann dir versichern, dass diese Aussage nicht richtig ist, aus praktischer Erfahrung. Dazu: hatten die Römer ja noch immer ihre Pila, sehr theoretisch, die Germanen wären in sehr lockerer Aufstellung mit Lanzen ähnlich einem Hoplomachus bei den Gladiatoren vorgegangen, dann hätten die Römer sie trotzdem gegenschlagen können, dass sind verfehlte Vorstellungen, wie so ein Kampf mit solchen Waffen in echt stattfindet.



Mal abgesehen davon, dass die Römer auch die Elbe überschritten, würde ich das nicht als Expeditionsheere bezeichnen, sondern als Eroberungsheere, diese zogen nicht einfach nach Osten, sondern marschierten von Stamm zu Stamm, und unterwarfen diese dann, bis sie die Elbe erreicht hatten. Das Ziel war ja nicht eine Militärexpedition, sondern die Eroberung dieses Gebietes. Und wenn dass das Ziel war, und man die Elbe zur Grenze machen wollte, dann ist doch ihre Darstellung einer zögerlichen kleinen römischen Intervention, die dann gerade mal das Gebiet durchquert, aber nicht unter Kontrolle bringt einfach falsch. Das wiederspricht doch der ganzen Zielsetzung der Römer in diesem Feldzug.


Das hat die Bataver, als Sumpfbewohner im Bataver Aufstand auch nicht gehindert. Die Nordsee mit Ebbe und Flut, dem ganzen Wattenmeer, dem schlechten Wetter und den Problemen für eine Flotte in der Nordsee im Laufe eines solchen Feldzuges, machen es keineswegs so leicht wie du behauptest, per Schiff da zu agieren, und auch zur Fuß ist das nicht so leicht, wenn der Gegner sich in dem flachen Sumpf und Schwemmland bewegt.

Wegen der günstigen poltischen Situation auf der Insel, dazu war bei den Cheruskern schon nichts mehr zu holen, nach der Ermordung von Arminius spielten die Cherusker doch nur noch eine Nebenrolle neben anderen, für die Römer viel wichtigeren Stämmen.


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..., tatsächlich kann man die beiden Systeme Principat und Nationalsozialismus nicht im geringsten miteinander vergleichen, daher ist ihr Vergleich hier wirklich falsch, nur die Aussage: Das alle Völker und Staaten (auch Marbod bei Tacitus!) Propaganda betreiben - übrigens demokratische Staaten heutzutage noch krasser als jemals die Nazi Propaganda – ist richtig.

Bei mir hat es keinen Vergleich Übereinstimmung Nationalsozialismus und Römertum gegeben. Mein Hinweis bezieht sich eindeutig auf einen totalitären Römerstaat. Du verdrehst hier die Worte. Nirgendwo setze ich die Systeme gleich.

Sumpflandschaft
Wenn Du Soldat bist, dann mußt Du doch wissen, daß große Heere nicht im sumpfigen Gelände kämpfen bzw. ausweichen können. Die Nordseegermanen hatten hier eindeutig das Problem, daß sie sich nicht gegen angreifende römische Heere wehren bzw. ausweichen konnten. Ebbe und Flut waren im Hochsommer gewiß kein Problem für ein römisches Heer. Das Wetter war zur damaligen Zeit nicht so schlecht.
Andere Landschaften fand man dagegen bei den Cheruskern. Die Weserbergketten und die Wälder boten ideale Möglichkeiten das Heer mobil zu halten und ein Ausweichen gegenüber den Angreifern sicherzustellen. Es gab genügend Fluchtburgen für die Bevölkerung.

Nächster Punkt:
die römischen Kastelle wurden immer wieder von Germanen belagert und teilweise auch vernichtet. Ein erobertes Land sieht eindeutig anders aus. Aber warum sollten die Römer eigentlich nach Germanien? Nach Deiner Meinung ist dort ja nichts zu holen. Komisch ist da nur der ganze Aufwand.

Kampftechnik:
selbst in Alesia hat man keltische Spieße gefunden, mit denen es möglich war, selbst durch ein Schild zu stechen (laut Auskunft der Franzosen). Das römische Pilum wurde als Wurfwaffe eingesetzt. Bei einem Angriff diente es die anstürmenden Gegner zu dezimieren und durch das Verbiegen der Spitze die Schilde unbrauchbar zu machen. Im Nahkampf war der Legionär auf sein Schild und das Schwert angewiesen.

Römer = Römer
Die Verweichlichung anzuführen ist ein schlechtes Argument. Schließlich haben frührere römische Heere auch Niederlagen gegen Kelten, Germanen usw. erlitten.
Tacitus stellt ein "mahnendes" Germanentum in seiner Germania dar. Allerdings in seinen Annalen läßt er das römische Militär hochleben.

Aber wir kommen wirklich auf keinen gemeinsamen Nenner! Meine Ansicht ist die, daß die Römer nach anfänglichen Erfolgen gegen einzelne Germanenstämme, gegen einen Zusammenschluß von mehreren Stämmen unter Arminius nichts ausrichten konnten. Die Verluste unter Germanicus müssen so hoch gewesen sein, daß Unwetter dafür herhalten mußten. Ein deutliches Zeichen sind hier die spätsommerlichen Feldzüge im Jahr 16 n.Chr. gegen andere Stämme. Eigentlich wollten die Römer schon längst im Winterquartier sein. Aber man konnte das Jahr mit NIederlagen nicht beenden.

Außerdem dürfen die Verluste der Cherusker nicht allzu groß gewesen sein, da sie sich ein Jahr später wieder in einem großen Kampf begeben haben (gegen Marbod und seine "ausgeruhten" Truppen).

Mein Fazit: Varus war kein Versager, sondern die Römer sind hier auf einen Gegner getroffen, der ihnen die Schranken aufgewiesen hat.
 
Cherusker schrieb:
Bei mir hat es keinen Vergleich Übereinstimmung Nationalsozialismus und Römertum gegeben.
Vermutlich meint Quintus Fabius diese Stelle, die doch sehr nach einem Vergleich aussieht:

Cherusker schrieb:
Die Propaganda funktionierte auch in Rom!
tongue.gif

Oder vertraut man beim 2.Weltkrieg auch auf die Aufzeichnungen der Nazi-Propaganda? Da gab es auch nur Siege!
Die römischen Geschichtsschreiber lebten in einem totalitären Staat. Verlustreiche Niederlagen konnte man nicht dem Volk ohne positive römische Erfolge mitteilen.
Wenn Quintus Fabius meint, den Principat könne man nicht mit dem Nationalsozialismus vergleichen, hat er zweifellos recht.
(Allerdings zieht Quintus Fabius dann selbst einen Vergleich zwischen nationalsozialistischer und demokratischer Propaganda, der wohl auch reichlich schief ist...)
 
Hallo zusammen! Wäre es nicht auch denkbar, daß die Thronstreitigkeiten in Parthien und Armenien ein wichtiger Grund für den Rückzug aus Germanien war? Im Osten war doch ein gewaltiger Aufruhr im Jahr 16n. So wollte man seine Kräfte darauf konzentrieren, und brach den zeitraubenden Krieg in Germanien ab.
Viele Grüße Panthea
 
Wie sagte Tacitus: "Wer wird so dumm sein, Italien zu verlassen, um in Germanien zu leben. Einem Land das so unfreundlich ist wie das Wetter dort. (Oder so ähnlich).
 
Hallo zusammen! Na, am Wetter dürfte es wohl nicht gelegen haben. Aber es gibt einem zu denken, dass wirklich nie wieder ein Versuch gemacht wurde das Gebiet bis zur Elbe zur erobern. Heinz hat ja damit recht, dass das Germanenproblem blieb, solange das Land nicht unterworfen war. Allerdings konnte zur Zeit des Germanicus niemand absehen was für ein Problem das werden würde! Den Worten die von Tiberius überliefert sind als er Germanicus abzog, lassen doch darauf schließen, daß er Germanien nicht als Bedrohung empfand. Er wollte das Land seinen eigenen Zwistigkeiten überlassen. Und im Bezug auf Arminius ging seine Rechnung ja auch auf. Vielleicht hab ich unrecht, aber ich hänge immer noch der Meinung nach, dass in dieser Zeit Parthien als die große Bedrohung empfunden wurde. Dorthin musste man seine Aufmerksamkeit richten. Germanien war zwar ein Versuch wert, aber als der Erfolg zu lange auf sich warten ließ, gab man die Sache auf.
 
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