Scorpio
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Man muß auch dazu sagen, daß die Beziehung zu Sporus wohl weit über dieses "Theater" hinausging, denn dieser Sporus war bei denen, die um nero in seiner letzten Stunde herum waren. Der Liebreiz des jungen Mannes verführte nach Neros Tod wohl auch einen Prätorianerpräfekten.
Unabhängig davon, ob man nun Sueton glauben mag oder nicht, wird man wohl zwei Dinge beachten müssen. Auf der einen Seite müssen sich die Kaiser keinerlei sexuellen Schranken auferlegen, und gerade ein junger Mann, der zu früh an die absolute Macht kommt, ist ihren Verlockungen besonders ausgeliefert.
Auf der anderen Seite kann man, wenn man sich die Geschichten über die römischen Kaiser anschaut, gewisse Stereotypen ausmachen, und die Schilderung sexueller Ausschweifungen, in der Regel bis hin zu den heiligsten Schranken der römischen Kultur, gehört zu Charakterisierung sogenannter schlechter Kaiser. Wenn man sich anschaut, wer da alles Vestalinnen geschändet hat, fällt das schon auf. Dazu kann man Demandts "Privatleben der römischen Kaiser" gut benutzen.
Wenn ich mich recht besinne, hat es nicht mal Nero oder Caligua gewagt, eine Vestalin zu schänden, und nur bei Nero erinnere ich mich explizit an eine Stelle, bei der erwänt wird, dass er versuchte mit der Vestalin Rubia anzubandeln. Beim finsteren Kaiser Domitian wa es sogar umgekehrt: Domitian zeigte in einem Vestalinnenprozess altrömische Gesinnung und wiederbelebte die drakonischen Strafen der Vergangenheit, um das Ansehen des Vesta- Kultes wieder zu stärken.
Sich an die Vestalinnen heranzumachen, war ein Sakrileg, der auch abgebrühte Zyniker zurückschrecken ließ, und es wurden die drakonischen Strafen gegen Vestalinnen und ihre Liebhaber in der fast 1000 jährigen Geschichte des antiken Roms nur wenige Male vollstreckt. Selbst Nero, der sich, laut Sueton, rühmte vor ihm habe noch kein Princeps sich soviel herausnehmen können wie er, schreckte vor so einem Frevel zurück. Als Elagabal mit einem Fetisch in Rom einzog und bekundete sich in einer Art unio mysthica mit einer Vestalin zu verheiraten, rief das einen Sturm der Entrüstung hervor.