Niederländische Marine des 17. Jhrdt.

Hallo Apvar,

Dank für die instruktiven Berichte. Ich habe zwar einiges an Literatur gerade zur niederländischen Wirtschaftsgeschichte inkl. Finanzen, aber in diesem Kontext nie durchgeblättert. Vielleicht kann ich das mal mit diesem Fokus der Flotte und Armee nachholen, und dann auch Beiträge liefern.

Insofern nochmal vielen Dank für die Hinweise und die interessanten Beiträge.
 
Oder eine andere Frage währe eigentlich, haben die Niederländer zu sehr auf die Schlachtflotte gesetzt und deshalb die Festungen und die Landstreitkräfte deshalb verkommen lassen? Eine schwierige Frage.
Ebenso eine leicht eigenartige Einstellung hatten die Niederländer beim Seerecht. Zum einen für die Nordsee, dem Kanal und dem Nordatlantik, forderten sie eine freie See, dargelegt im Mare Liberum, von Hugo Grotius, auf der anderen Seite das genau Gegenteil im Indischen Ozean, wo sie die freie Seefahrt, wie alle anderen Europäischen Seefahrernationen, zu unterbinden versuchten.

Ohne hier jetzt quellenkundig zu sein, unterstelle ich, dass den Niederländern klar war, dass sie, auf sich allein gestellt, zu keinem Zeitpunkt eine Chance hatten, zu Lande eine französische Invasionsstreitmacht abzuwehren. Ich vermute, die Wirkung eines bestimmten Geldbetrages war höher, wenn man ihn in Verbündete investierte, oder noch besser, in den Fernhandel, aus dem er mit Rendite zurückkam anstatt ihn für die Verbesserung einer Festung oder ein zusätzliches Bataillönchen Fußgängerei auszugeben. Ich unterstelle damit, dass das Wohl und Wehe der Niederlande mit ihrem Überseehandel und ihrer Finanzkraft stieg und fiel und nicht mit der Frage, wieviele Tage ihre Grenzfestungen einer französischen Invastion standhalten konnten. Die Sicherheit der Niederlande gegenüber Frankreich dürfte je nach Zeitraum und Punkt von Wien oder London abhängig gewesen sein.

Dementsprechend war das Geld m. E. besser in den Fernhandel bzw. in dessen Schutz (eine starke Flotte) investiert als in den weiteren Ausbau von Festungen, deren Schutzwirkung damit allenfalls um x Tage verlängert wurde, mehr nicht.

Die Einstellung bezüglich "Freie Seefahrt" versus mare clausum liegt meiner Ansicht nach auf der Hand: Die Briten konnten locker die Nordseeausgänge sperren, die Dänen einigermaßen die Ostseezugänge. Sollte einer von denen es fertigbringen, ein Exklusivitätsrecht durchzubekommen, wäre die niederländische Seefahrt erledigt gewesen. In Ostindien sah es genau andersherum aus. Die Niederländer hatten hier in bestimmten Gebieten eine Quasi-Monopolstellung, die sie genauso mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gewillt waren, wie es die Spanier bezüglich des Pazifischen Ozeans und des Handelszugangs fremder Mächte zu ihren Kolonien in Süd- und Mittelamerika taten - im wohlverstandenen eigenen Interesse :scheinheilig:
 
Was interessant ist, ist auch die wirtschaftliche Herkunft der Niederlande und des Commonwealth, also in der Zeit der Britischen Republick.
Die Niederlande waren zu diesem Zeitpunkt schon ein Staat, der vom Außenhandel und der Weiterverarbeitung der angelieferten Produkte, sowie dessen Verkauf.
Der Commonwealth war trotz der HEIC zum Agrarstaat zurück gefallen. Ins besondere die Kolonnien in Westindien waren weiterhin unter der Führung von Gouverneuren, die Königstreu eingestellt waren.
Desweiteren war der Handel durch Prinz Rupert und den Resten der Königstreuen Schiffe empfindlich gestört.
Das waren wohl die Gründe warum Cromwell eine starke Flotte auflegen ließ. Ein weiterer Grund dürfte gewesen sein das er so viele ehemalige Soldaten aus dem Land kriegte um hier Ruhe zu haben. Und die Besatzungen der Schiffe hätte man schnell wieder ins Heer integrieren können.
Vielleicht wurde in den Niederlanden nicht gesehen wie gefährlich ein nicht vom Bürgerkrieg geschwächtes Land war. Zumal ja zu dieser Zeit wieder eine Statthalterlose Zeit in den Niederlanden anfing und damit ein starker Bruch in der Regierung war und sich die neue Regierung erst einmal einarbeiten mußte.

Apvar
 
Bin bei Amazon heute beim stöbern über ein deutsch-sprachiges Buch zu den Englisch-Niederländischen Seekriegen des 17. Jahrhunderts gestolpert. Autor ist Robert Rebitsch. §Die Englisch-Niederländischen Seekriege§.
Kennt jemand das Buch oder den Autor und kann etwas dazu sagen?

Besten Dank

Apvar

Finde das Buch als Einstieg/Überblick auch durchaus empfehlenswert für die, die lieber kein Englisch lesen möchten. Rebitsch ist ein österreichischer Militärhistoriker und v.a. für seine Biographie von Matthias Gallas bzw. seinen Aufriss zu Wallenstein bekannt.
 
Bin gerade mal auf ein interessantes Detail gestossen, nämlich die Route nach zu den Molukken. Im heutigen Sprachgebrauch Brouwer Route genannt. Die geht von den Niederlanden zum Kap der Guten Hoffnung und dann geradewegs bis kurz vor der Westküste von Australien,von da dann hart Backbord Richtung Norden, nach Batavia. Der Vorteil gegenüber der Monsunroute, welche die Portugiesen entdeckt hatten, war das zu jeder Zeit ein Schiff nach Batavia kommen konnte und obwohl etwas länger war sie die schnellere Route.
Bei der Monsunroute wurde vom Kap der Guten Hoffnung erst nach Goa gesegelt und dann von dort zu den Gewürzinseln. Für die Portugiesen erst einmal nicht schlimm, das nur ein relativ kleines Zeitfenster offen war um zu den Molukken zukommen, da Goa der Haupthafen für die Asiatischen Besitzungen war.
Das Problem tauchte erst auf als sich die Niederländer für die Gewürzinseln interessierten und nicht nur mit Handelsschiffen. Ein Problem der Monsunroute war das sie relativ nah an der Afrikanischen Ostküste, Madagaskar und den Seychellen vorbei führte. Alles mit Piraten verseucht. Und zwischen durch mit im Indik noch ein Riffgebiet, welches vor kurzem noch in den Schlagzeilen war, wegen einer aufgelaufenen Regattayacht.
Ein Problem hatte aber die Brouwer Route aber auch, man musste sehr gut koppeln, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, das man rechtzeitig den Blinker links rauslegte, da man sonst in Australischen Gewässern gestrandet ist, wie es der Batavia 1629 auf der Jungfernfahrt passiert ist.

https://en.wikipedia.org/wiki/Brouwer_Route
https://de.wikipedia.org/wiki/Hendrik_Brouwer
https://en.wikipedia.org/wiki/Winds_in_the_Age_of_Sail#Europeans_Eastbound

Apvar
 
Bin im Moment die Biografie über De Ruyter mal wieder am lesen. Interessanter Stoff.
Dem nach währe der 2. Englisch - Niederländische Krieg eigentlich schon früher im Gang gewesen, nämlich 2 Jahre vor der Kriegserklärung von Frankreich an England. Frankreich war ja zu diesem Zeitpunkt mit den Niederlanden verbündet.

nach dem 1. Englisch - Niederländischen Krieg war de Ruyter als Admiral erst in Seeland angestellt, danach in Holland. Und Holland hat ihn mehrmals vor die Nordafrikanische Küste gesandt. Um zum einen Friedensverträge mit den Barbareskenstaaten zu schliessen, Piraten zu bekämpfen und auch Niederländische Sklaven frei zu kaufen. Bei der letzten Reise hatte er auch noch Geheimbefehle mit, die erst in der Straße von Gibraltar geöffnet werden durften.
Der Prinz von Yorck hatte schon Niederländische Siedlungen in Westafrika überfallen. Und De Ruyter sollte ihm hinterher setzen, mit einem Verstärktem Geschwader. Nach einiger Zeit kam ein Kuriersegler der ihm Mitteilte das die Verstärkung nicht kommt und er trotzdem dem Prinz of Yorck hinterher setzen solle. Was er auch gemacht hat und wohl auch sehr erfolgreich.

Nachdem im 2. Seekrieg die ersten Schlachten nicht erfolgreich waren, für die Niederlande und einige Admiräle und der Oberbefehlshaber der Flotte gefallen waren hat Tromp der Jünger kommissarisch die Flotte übernommen. Und wohl auch nicht so schlecht. Er hat sie umorganisiert, in drei verschiedene Geschwader geteilt und Gefechtsinstruktionen erlassen, die Jahrzehnte lang gültig blieben.

De Ruyter hat als er dann Flottenvogt wurde, ein weiteres Geschwader eingeteilt. Quasi als Reserve, die dem bedrängtesten Geschwader zu Hilfe eilen sollte. Und in der Winterpause ein weiteres Geschwader. Das Geschwader bekam die Schiffe welche beim auslaufen der Flotte noch nicht ausreichend Bemannt waren. Die Niederländischen Admiralitäten haben immer versucht die Lücken in der Bemannung auf zu füllen, so das ein weiteres Geschwader dann zu Hause war und notfalls eingreifen konnte.

In der Statthalterlosen Zeit wurde die Verfassung wohl nicht geändert. Das heißt, das Amt des Statthalters war dann die ganze Zeit vakant. Und der Statthalter war eigentlich der Oberbefehlshaber der Niederländischen Streitkräfte. Sowohl Heer als auch Marine. War der Statthalter verhindert, übernahm als sein Stellvertreter der Ratspensionär von Holland den Oberbefehl der ganzen Niederländischen Marine. Wie es beim Heer war kann ich im Moment leider noch nicht sagen.

Apvar
 
De Ruyter hat als er dann Flottenvogt wurde, ein weiteres Geschwader eingeteilt. Quasi als Reserve, die dem bedrängtesten Geschwader zu Hilfe eilen sollte. Und in der Winterpause ein weiteres Geschwader. Das Geschwader bekam die Schiffe welche beim auslaufen der Flotte noch nicht ausreichend Bemannt waren. Die Niederländischen Admiralitäten haben immer versucht die Lücken in der Bemannung auf zu füllen, so das ein weiteres Geschwader dann zu Hause war und notfalls eingreifen konnte.

Hier muss ich leider etwas zurück rudern. Mit den Zusatzgeschwadern war eine Überlegung, die er auch dem Rat der Admiralität vorgelegt hat, hier aber abgelehnt wurde. Obwohl die Überlegung eigentlich logisch war.
Was mich immer wieder überrascht ist, das ein so kleines Land wie die Niederlande, mit zum Teil gegensätzlichen Bestrebungen den anderen Staaten Paroli bieten konnte.
Bestes Beispiel ist für mich, das die Niederländer auch nach krachenden Niederlagen immer wieder aufstehen konnten und Widerstand leisten konnten. Als Gegenbeispiel muss man zum Teil wohl das Vereinigte Königreich sehn. Zwar eine erst einmal bessere Flotteninfrastruktur, zumindest auf dem Papier. Aber Grabenkämpfe in der Führungsebene, teile aus Rivalitäten aus der Zeit der Bürgerkriege geschuldet, als auch der Streitigkeiten wegen der Religion.
Und zum anderen der Gegensatz zwischen König und Parlament. So das der König nicht genug zum Unterhalt der Flotte hatte. Und eine Bürokratie im Aufbau, die noch sehr viel lernen musste.
Beispiel ist das 30 Schiffe Programm, welches in den 70'ern aufgelegt wurde. Die Schiffe wurden auch gebaut, aber dann nicht gewartet. Da wurde die Verrottung der Schiffe auf das mangelhafte Holz geschoben. Und andere, wie Samuel Pepys haben auf mangelnde Wartung geschoben. Die Werftleiter wiederum auf zu wenig Geld um die Wartungsarbeiten durchführen zu können.
Wenn man dies sieht war es vielleicht doch kein Wunder das die Niederlande die stürmischen Zeiten überlebt haben.

Apvar
 
Was mich immer noch und auch immer wieder erstaunt, ist das die Vereinigten Provinzen nach dem Tod von Wilhelm III von Oranien erst wieder ernsthaft in Gefahr geraten sind, als in Frankreich die Revolution vieles althergebrachte hinweggefegt hat. Das Bündnis mit Britannien kann es eigentlich nicht alleine sein. Brauchte Frankreich im 18. Jahrhundert so viele Truppen in Übersee, das es nicht die Kraft hatte einen kleinen aber Wehrhaften Nachbarn nieder zu ringen?

Habe im übrigen bei Tante Wiki, auf der englischen Seite einen Artikel zum Heer der Generalstaaten gefunden. Leider nicht auf deutsch verfügbar und der Niederländische ist auch nicht so gut.
https://en.wikipedia.org/wiki/Dutch_States_Army

Interessanter weise findet man nichts zu den bekannten Schützengilden der Städte in dem Artikel, damit sollte mit den Milizen, das Heer deutlich größer gewesen sein, als die nackten Zahlen sagen.

Apvar
 
Zur Vorgeschichte der Niederlande ist bei mir eine Frage aufgetaucht, auch wenn sie etwas früher ist.
Und zwar hat Karl V., als er abdankte, die Burgundischen Niederlande an seinen Sohn Philip II. gegeben und damit im Grunde aus dem HRRdN heraus gelöst. Während dessen die Krone des HRRdN an seinen Bruder weitergegeben. Warum?
 
Ich verstehe die Frage nicht ganz.
Zielt sie dahin, warum die "burgundischen" Besitzungen Spainien zufielen oder warum überhaupt eine Teilung vorgenommen wurde?
 
Es zielt darauf warum Philip II. die Niederlande erbte. Maximilian I, hatte Maria von Burgund geheiratet, sie war die letzte Legitime Erbin von Burgund. Dadurch, das Karl als auch Ferdinand die Enkel von Maria von Burgund waren, stellt sich mir die Frage warum Philip II die Niedernde bekam, zumal das Reich immer noch die zur Verteidigung der Niederlande verpflichtet war.
 
Es zielt darauf warum Philip II. die Niederlande erbte. Maximilian I, hatte Maria von Burgund geheiratet, sie war die letzte Legitime Erbin von Burgund. Dadurch, das Karl als auch Ferdinand die Enkel von Maria von Burgund waren, stellt sich mir die Frage warum Philip II die Niedernde bekam, zumal das Reich immer noch die zur Verteidigung der Niederlande verpflichtet war.
Das dürfte eine Frage des unterschiedlichen Erbrechts und des Machtwillen Karls gewesen sein.
Habsburgische Tradition war die Teilung unter den Brüdern ohne die Regierung der ganzen Hand aufzugeben. Spanisches und burgundisches Recht kannten aber das Gesamterbe des ältesten Sohns. Nach dem Tod Maximilians hatten die Enkel diese beiden Rechte zu achten. Karl legte es jetzt so aus, dass die Teilung nur Österreich betraf, alles andere also an Karl und damit später an dessen Sohn Philipp II fiel. Damit ist die Erbfrage in den Niederlanden klar.
Die ursprünglich geplante Teilung Österreichs mit Italien, Tirol und des westlichen Vorlande als Karls Teil des Erbes scheiterte am Widerstand der Stände. Deswegen trat Ferdinand auch da das Erbe an und die Trennung in den spanischen und den österreichischen Teil der Habsburger erfolgte wie bekannt.
 
Es zielt darauf warum Philip II. die Niederlande erbte. Maximilian I, hatte Maria von Burgund geheiratet, sie war die letzte Legitime Erbin von Burgund. Dadurch, das Karl als auch Ferdinand die Enkel von Maria von Burgund waren, stellt sich mir die Frage warum Philip II die Niedernde bekam, zumal das Reich immer noch die zur Verteidigung der Niederlande verpflichtet war.
Ich glaube, das hat eher etwas damit zu tun, dass Du das Reich nicht so recht auffasst.

Philipp wurde damit einfach Reichsfürst und das änderte nichts am Verhältnis der Niederlande/Burgunds zum Reich. Offiziell gehörte Burgund mit der Schaffung der Reichskreise diesen an. Ob das Oberhaupt von Burgund nun in Personalunion König von Spanien war, spielt doch fürs Reich keine Rolle - auch wenn selbst moderne Historiker diese Zusammenhänge durcheinander bringen. Der Landgraf von Hessen konnte ja auch König von Schweden werden ohne dass Hessen dadurch offiziell schwedisch geworden wäre.

Ich sehe diese Teilung des Habsburgerreiches eher als eine pragmatische Lösung an. Burgund hatte vordergründig nicht soviel mit Österreich zu tun und wurde daher Spanien, was ohnehin schon Seemacht war, zugeschlagen. Das schuf zwei Habsburgermächte in zweite Einflusssphären:
Spanien mit der Doppelrolle/-Belastung als maritime und Kolonialmacht
Österreich mit der Doppelrolle als zunehmende Macht im Osten und Anspruch auf die Kaiserkrone als Führungsmacht in Deutschland (was im Prinzip niemand außer vielleicht die Ernestiner, wenn sie sich mal einig gewesen wären, hätte anfechten können).

Bis weit ins 17.Jh. war eigentlich keine tiefere Trennung zwischen Casa Austria in Madrid und Wien vorhanden. Eigentlich wollte man das Riesenreich kollegial beherrschen und auch der Kaisertitel sollte zwischen beiden Linien hin und her gehen - vielleicht war es von daher sinnvoll auch mit Burgund der spanischen Branche einen Fuß im Reich zu lassen (auch wenn der Status als Reichsfürst keine Voraussetzung war um Kaiser zu werden, ohne einen solchen hatte sich Franz I. von Frankreich ja auch Chancen auf die Kaiserwürde ausgerechnet).
 
Ich glaube, das hat eher etwas damit zu tun, dass Du das Reich nicht so recht auffasst.

Philipp wurde damit einfach Reichsfürst und das änderte nichts am Verhältnis der Niederlande/Burgunds zum Reich. Offiziell gehörte Burgund mit der Schaffung der Reichskreise diesen an. Ob das Oberhaupt von Burgund nun in Personalunion König von Spanien war, spielt doch fürs Reich keine Rolle - auch wenn selbst moderne Historiker diese Zusammenhänge durcheinander bringen. Der Landgraf von Hessen konnte ja auch König von Schweden werden ohne dass Hessen dadurch offiziell schwedisch geworden wäre.
So ist es. Das gleiche gilt im Übrigen auch für das Herzogtum Mailand. Dieses kam ebenfalls zur spanischen Linie der Hasbsburger, blieb aber dennoch ein Bestandteil des HRR.
 
Ich glaube, das hat eher etwas damit zu tun, dass Du das Reich nicht so recht auffasst.

Philipp wurde damit einfach Reichsfürst und das änderte nichts am Verhältnis der Niederlande/Burgunds zum Reich. Offiziell gehörte Burgund mit der Schaffung der Reichskreise diesen an. Ob das Oberhaupt von Burgund nun in Personalunion König von Spanien war, spielt doch fürs Reich keine Rolle - auch wenn selbst moderne Historiker diese Zusammenhänge durcheinander bringen. Der Landgraf von Hessen konnte ja auch König von Schweden werden ohne dass Hessen dadurch offiziell schwedisch geworden wäre.

Ich sehe diese Teilung des Habsburgerreiches eher als eine pragmatische Lösung an. Burgund hatte vordergründig nicht soviel mit Österreich zu tun und wurde daher Spanien, was ohnehin schon Seemacht war, zugeschlagen. Das schuf zwei Habsburgermächte in zweite Einflusssphären:
Spanien mit der Doppelrolle/-Belastung als maritime und Kolonialmacht
Österreich mit der Doppelrolle als zunehmende Macht im Osten und Anspruch auf die Kaiserkrone als Führungsmacht in Deutschland (was im Prinzip niemand außer vielleicht die Ernestiner, wenn sie sich mal einig gewesen wären, hätte anfechten können).

Bis weit ins 17.Jh. war eigentlich keine tiefere Trennung zwischen Casa Austria in Madrid und Wien vorhanden. Eigentlich wollte man das Riesenreich kollegial beherrschen und auch der Kaisertitel sollte zwischen beiden Linien hin und her gehen - vielleicht war es von daher sinnvoll auch mit Burgund der spanischen Branche einen Fuß im Reich zu lassen (auch wenn der Status als Reichsfürst keine Voraussetzung war um Kaiser zu werden, ohne einen solchen hatte sich Franz I. von Frankreich ja auch Chancen auf die Kaiserwürde ausgerechnet).

Ich würde da vielleicht noch den Verdacht äußern wollen, dass diese Teilung den anderen Reichsfürsten möglicherweise leichter zu vermitteln war, als es ein Modell gewesen wäre bei dem die dem Reich zugehörigen Teile der habsburgischen Territorien unter einer Herrschaft geblieben worden wären.
Das Übergewicht Wiens im Reich war durch die Personalunion mit der bömischen Krone ja schon deutlich geworden, mit den burgundischen Territorien, wären diese auf Dauer zu halten gewesen, wäre es komplett erdrückend gewesen.
Zwei verschiedene Habsburger-Linen waren von dem her für das interne Gleichgewicht vermutlich besser.
 
Was ich mich auch immer wieder gefragt habe, ist warum die Niederlande und England immer wieder an einander geraten sind. Klar die unterschiedliche Auslegung der Seefahrt in Europa und unter umgekehrten Vorzeichen im Indischen Ozean. Was mir bisher nicht bekannt war, ist das die EIC auch auf den Molukken Fuß fassen wollten. Dagegen ist dann die VOC gegen eingeschritten, sehr brachial und brutal um ihre Geschäfte zu wahren. Wobei zu der Zeit auch von den Britten mit sehr harten Bandagen gekämpft worden ist.

In England ist das Massaker von Amboyna.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Amboyna_massacre
https://nl.m.wikipedia.org/wiki/Ambonse_Moord

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Ambon_Island

Was interessant ist, das diese Tat immer wieder aufgewärmt worden ist. Sogar im Vorspiel zum 2. Englisch-Niederländischen Krieg.

P.S. https://en.m.wikipedia.org/wiki/Dutch_conquest_of_the_Banda_Islands
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar die unterschiedliche Auslegung der Seefahrt in Europa und unter umgekehrten Vorzeichen im Indischen Ozean. Was mir bisher nicht bekannt war, ist das die EIC auch auf den Molukken Fuß fassen wollten. Dagegen ist dann die VOC gegen eingeschritten, sehr brachial und brutal um ihre Geschäfte zu wahren.
Das betrifft nicht nur die Gewürzinseln. Weiterer Konkurrenzdruck ergab sich auch dadurch, dass die EIC Ende des 16. Jahrhunderts versuchte im Japan-Handel Fuß zu fassen, ein Unterfangen, was sie wegen übermächtigem Konkurrenzdruck allerdings wieder aufgeben musste (ähnlich wie aud den Molukken), was der VOC nach der Ausweisung der Portugiesen und Spanier unter den frühen Tokugawa-Shogunen und der Serrung aller japanischer Häfen (Ryukyu und Hokkaido mal außen vor), außer Nagasaki/Deshima für jeglichen Außenhandel ein faktisches Monopol beschehrte.

Insofern sahen die Engländer zu Beginn des 17. Jahrhunderts also nicht nur keinen Stich in Sachen Molukken und damit Muskat-Nuss u.ä. sondern sahen auch im Handel mit Fernost gegenüber den Niederländern vergleichsweise alt aus.

Noch einmal ein Grund mehr also, sich gegenseitig nicht abzukönnen. Dann wird man Episodenweise sicherlich auch das jeweilige Verhältniss der beiden Akteure zu den jeweiligen Hauptrivalen des anderen in Europa, sprich Spanien und Frankreich mit hinzu ziehen müssen.

An der Stelle konnten die Engländer Spanien, sofern sich das anbot im Besonderen nach Ende des 30-Jährigen Krieges sicherlich als Barriere zur Eindämmung des alten Erzrivalen Frankreich noch ganz gut gebrauchen. Eine auf den Erhalt Spaniens (oder besser Habsburgs) gegen Frankreich gerichtete kontinentale Politik, musste aber den niederländischen Interessen, sich die spanischen Niederlande anzueignen (denn unabhängig davon, dass Amsterdam die Konkurrenz Antwerpens nicht wünschte, war das ja nun nicht vollkommen vom Tisch) in sich wiedersprechen.
 
War zufällig die Tage in Hoorn/NL. Einem der Hauptsitze der VOC. Dort wurde ein interessanter Film gezeigt.
Über die kleine Eiszeit und die folgen davon.
Kleine Eiszeit – Wikipedia
In dem Film wurde gezeigt das das goldene Zeitalter der Niederlande mit der kleinen Eiszeit zusammen kam. Begründung, die Niederländer waren mutig genug neuartige Schiffe zu bauen, sprich Fleuten, mit großer Ladekapazität und geringer Mannschaftsstärke. Und neue Handelsrouten. Sowohl ins Baltikum und Übersee. Sowohl nach Niederländisch Indien als auch mit WIC auf die andere Seite des Atlantiks.
Was aber auffällt ist das der Höhepunkt der kleinen Eiszeit auch mit den Englisch-Niederländischen Seekriegen als auch dem 30-Jährigen Krieg in Deutschland. Dies wurde aber leider nicht erwähnt.

Der Film heißt "Twee Graden Het Verhaal van Hoorn". Er wurde wohl mit Unterstützung des Westfriesischen Museums erstellt.

Westfries Museum - Wikipedia
Westfries Museum - Wikipedia
 
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