Pašićs Warnung an Wien

silesia schrieb:
Für McMeekin, der sich von diesen russischen Antipathien gegenüber ÖU doch erheblich überrascht zeigt (warum eigentlich?)....

Das frage ich mich auch. Es war eine Binsenweisheit das man sich herzlicher Abneigung verbunden war.
 
Nun. ein hochrangiger Serbischer Vertreter un zerhält sich mit dem zuständigen Gouverneur ud sagt zu ihm soawas in der Richtung:
Der Besuch wäre wohl nicht ungefährlich, es könnte sein, das ein paar junge bosnische Serben nicht nur mit Platzpatronen schießen...

Nun, DAS wußte der zuständige Gouverneur auch ohne die Bemerkung des serbischen Vertreters.

Also hat der das zu Recht als mißlungene "launige Bemerkung" abgetan. Selbst "es gibt Pläne, den Thronfolger zu erschießen" wäre jetzt angsichts der verschiedenen Gruppen in Bosnien Herzogowina nichts neues gewesen.
 
Jovanovic hätte Klartext rreden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden. Das hatte er nicht getan, stattdessen gewundene Formulierungen. Attentatsdrohungen war in damailiger Zeit keine Seltenheit, so das Bilinski Jovanovics Ausführungen nicht weiter ernst nahm. Dazu hätte es doch konkretere Informationen bedurft.
 
Jovanovic hätte Klartext rreden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden. Das hatte er nicht getan, stattdessen gewundene Formulierungen. Attentatsdrohungen war in damailiger Zeit keine Seltenheit, so das Bilinski Jovanovics Ausführungen nicht weiter ernst nahm. Dazu hätte es doch konkretere Informationen bedurft.

Turgot zum Gruße

hier favorisierst Du meine These zur 'Vertrottelung' der ÖU-Führung.
(der ich insgeheim übrigens zustimme: Nur bei starkem Realitätsverlust
konnten die Verantwortlichen sich auf ein derartiges Abenteuer einlassen,,,).
Doch verbleibn im speziellen Falle deutliche Zweifel!
So dumm konnte der Bilinski gar nicht sein,
wie Du ihm unterstellst.
Höchstwahrscheinlich wünschte Bilinski
gar nicht gewarnt zu werden!
Persönlich wär ich für das Erste,
dem Zweiten jedoch ist die mehrste
Wahrscheinlichkeit gegeben, da
als seinerzeit die Tat geschah
der Serbe von dem mächtgen Feinde
als komplette Volksgemeinde
bekrieget worden wurd worauf
die unseelge Geschichte ihren Lauf (nahm)

Letzten Endes müssen wir aber eingestehn
verwiesen auf Js Artikel (übers Geschehn)
dass hier vage Vermutungen nur möglich sind
auf Grund der Quellage (sonst sind wir blind?)
Und wir Geschichtsfreunde uns doch besser
auf unsern Geschichts-Verstand verlassen. , .

geschichtsfreudig

D
 
Jovanovic hätte Klartext reden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden. Das hatte er nicht getan, stattdessen gewundene Formulierungen. Attentatsdrohungen war in damailiger Zeit keine Seltenheit, so das Bilinski Jovanovics Ausführungen nicht weiter ernst nahm. Dazu hätte es doch konkretere Informationen bedurft.

hier favorisierst Du meine These zur 'Vertrottelung' der ÖU-Führung.

Das halte ich für eine ebenso mutige wie falsche Interpretation von Turgots Statement.
 
Das halte ich für eine ebenso mutige wie falsche Interpretation von Turgots Statement.

Sehe ich auch so.

Ich sehe eigentlich auch nicht, wozu beim ereignisgeschichtlichen "wie" des Kriegsausbruchs 1914 eine Qualifikation "vertrottelt" überhaupt dienen soll.

Man könnte sich aber mal fragen, wie die Historie der Attentatsversuche mit einem Bezug zu den ethnischen Spannungen überhaupt aussah?
 
Die "Warnung" ging schon an den richtigen und der war auch nicht vertrottelt.
Nur, so allgemein wie diese Warnung ausgesprochen wurde, wars dann für die Österreicher nichts neues.
Das Risiko eines Attentats bestand ja bei jedem öffentlichen Auftritt.
 
Sehe ich auch so.

Ich sehe eigentlich auch nicht, wozu beim ereignisgeschichtlichen "wie" des Kriegsausbruchs 1914 eine Qualifikation "vertrottelt" überhaupt dienen soll.

Man könnte sich aber mal fragen, wie die Historie der Attentatsversuche mit einem Bezug zu den ethnischen Spannungen überhaupt aussah?

zum Gruße

Nun ich habe ja niemand der 'Trottelei' geziehen.
Das zugegeben etwas saloppe Attribut war ja rethorisch
auf eine wenn/dann - Option bezogen und sollte gegen
die angebliche Arglosigkeit Bilinskis eingewendet werden.
Offenbar ist das nur Wenigen klar geworden
vllt hab ich zu kompliziert formuliert.,.
Immerhin, da sich die Kritik an meiner These nur auf dieses unwesentliche Detail bezieht,
finde ich mich in meiner Hauptthese (ein größerer Kreis in der ÖU-Führung wusste Bescheid)
wesentlich bestätigt.

Den Hinweis auf die Tradition von Anschlägen in serbokroatischen Gebieten ÖUs greife ich gerne auf,
Sarajewo war der 6. Anschlag in 4 Jahren. Alle waren gegen die jeweiligen Gouverneure gerichtet, also den höchsten Repräsentanten die man treffen konnte. In keinem Falle konnte eine Initiative serbischer Amts- oder Privatpersonen festgestellt werden.
Interessant hierzu noch, Tiszas Tadel im k.u.k. Ministerrat vom 7. Juli:
"daß 6 oder 7 der Polizei bekannte Gestalten sich am Tage des Attentats
auf der Route des im Juni ermordeten Thronfolgers mit Bomben und Revolvern bewaffnet aufstellen konnten,
ohne daß die Polizei einen einzigen beobachtete oder fortschaffte."
Tisza war also höchstwahrscheinlich nicht eingeweiht . , .

D
 
Serbien musste jedenfalls ein Interesse daran gehabt haben, vorläufig in keinen weiteren Krieg verwickelt zu werden.

Serbiens Finanzen waren äußerst angespannt. 10 Monate lang hatte man bis zu 400.000 Soldaten unterhalten müssen. Das kostete jeden einzelnen Monat 25 Millionen Dinar und dann kamen noch 125 Millionen Dinar für die Ausrüstung. Der serbische Staatshaushalt hatte im Jahre 1912 Einnahmen von 125.211 Dinar. Die serbische Staatsverschuldung war auf 900 Millionen Dinar gesprungen. Das war beträchtlich.

Dann kamen noch der Unterhalt der ganzen Verwundeten hinzu. Es wurden dringend Gelder und auch Kleidung benötig. Die kriegsgefangenen Albaner konnten nicht einmal im Ansatz adäquat versorgt werden; man hatte ja selbst nichts.

Serbien und so sah es auch Pasic hatte dringend ein Bedürfnis nach Frieden. Allerdings war Pasic seine innenpoltische Situation auch nicht ganz einfach.
 
Serbien musste jedenfalls ein Interesse daran gehabt haben, vorläufig in keinen weiteren Krieg verwickelt zu werden.

Serbiens Finanzen waren äußerst angespannt. 10 Monate lang hatte man bis zu 400.000 Soldaten unterhalten müssen. Das kostete jeden einzelnen Monat 25 Millionen Dinar und dann kamen noch 125 Millionen Dinar für die Ausrüstung. Der serbische Staatshaushalt hatte im Jahre 1912 Einnahmen von 125.211 Dinar. Die serbische Staatsverschuldung war auf 900 Millionen Dinar gesprungen. Das war beträchtlich.

Dann kamen noch der Unterhalt der ganzen Verwundeten hinzu. Es wurden dringend Gelder und auch Kleidung benötig. Die kriegsgefangenen Albaner konnten nicht einmal im Ansatz adäquat versorgt werden; man hatte ja selbst nichts.

Serbien und so sah es auch Pasic hatte dringend ein Bedürfnis nach Frieden. Allerdings war Pasic seine innenpoltische Situation auch nicht ganz einfach.

Ich würde sogar behaupten, Serbien konnte kein wirkliches Interesse daran haben (und das nicht nur in der spontanen Situation, sondern längerfristig) in keinem Fall einen Krieg mit der Donau-Monarchie zu riskieren, in einer Situation, in der man nicht klar die Unterstützung Russlands und auf der anderen Seite ein Fallenlassen Österreich-Ungarns durch Deutschland klar hätte antizipieren können.

Auch wenn sich das konkret innerhalb des Weltkriegs anders abzeichnete, als vielleicht vorhergesehen, war die Zerstörerische Wirkung der modernen Waffen auch vor dem Krieg hinreichend bekannt und Belgrad selbst lag ja nun dermaßen grenznah, dass selbst bei einer Unterstützung durch Russland von einer weitgehenden Verwüstung der Hauptstadt und entsprechendem Leiden der eigenen Zivilbevölkerung, sofern man Belgrad nicht von Anfang an räumen würde ausgegangen werden.

Das man das als militärische Notlösung in Kauf zu nehmen bereit war, für den Fall, dass der Krieg eine Tatsache wird und nicht mehr zu vermeiden ist, ist das eine, dies aber mit einiger Gewissheit, bei gleichzeitig ungewissem Kriegsausgang freiwillig zu akzeptieren, ginge schon etwas über die gewöhnlichen Spielarten des Wahnsinns hinaus und ist einer auch nur einigermaßen rational handelnden Regierung schwerlich ernsthaft zuzutrauen.

Davon abgesehen, wäre ein entsprechendes Engagement gegen Österrein und damit verbunden eine Bindung der serbischen Kräfte eine Einladung an die Bulgaren zur Revanche gewesen, Sofia schloss sich ja nicht völlig uneigennützig dann tatsächlich den Zentralmächten an.

Noch darüber hinaus, unterlag Serbien größeren Risiken im Hinblick auf die Bündnissmechanik als Österreich.
Den Österreicher musste nur Deutschland zur Seite stehen, ob sie damit den Krieg hätten gewinnen können ist nicht mal relevant, es hätte ihnen in jedem Fall die zeitliche Möglichkeit eingeräumt Serbien gründlichst zu verheeren. Heist Wien brauchte als Grundlage für ein solches Unternehmen nur ein Placet aus Berlin.

Serbien würde hingegen, gesetzt, die Österreicher erhielten dieses Placet, einzig auf Russland gestützt, mit sehr kurzem Hemd dargestanden haben. Damit also Serbien einen solchen Krieg einigermaßen überstehen konnte, musste nicht nur St. Petersburg mitspielen, auch Paris und London durften nicht aus der Reihe tanzen. Das die Bündnismechanik am Ende so funktionierte, wie sie dann funktionierte, stand ja auch nirgendwo in Stein gemeißelt.

Das erscheint ein bisschen irrational viel Risiko um in einer solchen Konstellation ernsthaft einen krieg heraufbeschwören zu wollen.
 
Tatsächlich käme ein weiterer Krieg für Serbien höchst ungelegen
nach den Feldzügen in 2 Jahren zuvor, und den zu integrierenden Eroberungen.
Im Übrigen konnte man fest mit dem baldigen Ableben Franz Josefs rechnen.
Dann würden die Karten neu gemischt ( also in ca 2 Jahren..)
Auch Petersburg konnte kein Intresse haben bis das seine
laufenden Rüstungen in 2 Jahren ausgeführt waren.
Jetzt Pasics Dilemma: warnen oder nicht warnen.?
Er hätte einwenden können, Pricip & Co seien schließlich
seit 08 Staatsbürger einer feindseligen Großmacht und eine
Warnung die Einmischung in fremde ÖU-Angelegenheiten.
Also nicht ratsam angesichts der Kriegswilligkeit Wiens..
Wie ich bei Wladimir Dedijer: 'Zeitbombe Sarajewo' las
gelangte die Information von Ciganovic über Tankovic
zu 'Apis' der laut eines Anwesenden meinte: 'da wollen
ein paar junge Bosnier den Thronfolger umbringen' (sinngemäß)..
'gebt ihnen Pistolen und Granaten und schafft sie über die Grenze'.
Offenbar hatte er dieses Unternehmen gar nicht ernst genommen.
Nicht viel später bekam er jedoch kalte Füße und widerrief.
Doch war es schon zu spät.. (muss Anfang Juni gewesen sein)
Pasic offenbar gut informiert erkannte sogleich die Gefahr.
Doch ein Erfolg des Attentats schien fraglich bei diesen Jünglingen,
eine Warnung dagegen gefährlich und ergäbe Futter für die Bellizisten.
Überdies waren die jungen Bosnier nicht nur mit Pistolen und Granaten ausgestattet
sondern auch mit Zyanchalikapseln welche nach erfolgter Tat einzunehmen waren.
Wie sollte Pasic nun wissen ob die schon veraltet waren und unwirksam?
Im Wirkungsfalle wäre der Hinweis nach Belgrad unterblieben.,
und der große Krieg uns allen erspart,.
 
@siebkorb, es ist eine Beitrags-Meldung von dir im Moderationskontrollzentrum angekommen. Ich nehme an, das war nicht intendiert und sollte ein Beitrag hier werden. Leider können wir Meldungen nicht verschieben, da die im Moderationskontrollzentrum nicht als Forenbeiträge ankommen, du müsstest den Beitrag also noch mal schreiben.
 
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