Turgot
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Paul Cambon war ein fähiger französischer Diplomat, der eigentliche Architekt der Entente Cordiale und das ist, so finde, hinreichend Grund genug, einen Blick auf seine bruhfliche Laufbahn als Diplomat zu werfen.
Paul und sein Bruder Jules haben beide die Niederlage des Zweiten Kaiserreichs erlebt und waren, wenig überraschend, alles andere als begeistert. Selbstverständlich war der Wunsch nach Beseitigung dieser Schmach vorhanden.
Der erste erwähnenswerte diplomatische Posten war der eines Botschafter im Jahre 1886 in Madrid.
Aus jener Zeit stammt ein sehr bemerkenswerter Brief vom 11.März 1889 an Eugéne Spuller erhalten. „Ich halte nämlich die Versöhnung Frankreichs und Italiens und später die Entente dieser beiden Mächte mit England für das vorgegebene Ziel der französischen Politik. Es ist unmöglich für Frankreich mit einer doppelten Bedrohung an den Vogesen und Alpen zu existieren. Es ist noch unmöglicher Kolonialunternehmungen zu verfolgen und sich gegen das Eindringen der Deutschen in das Mittelmeer zu schützen mit der Feindschaft oder auch nur den schlechten Willen Englands. Das Zerwürfnis mit Italien stößt uns ein Schwert in dem Rücken, am Tage des Kampfes mit Deutschland. Es entfremdet uns England, das Italien als unser natürliches Gegengewicht im Mittelmeer ansieht. Die Aussöhnung mit Italien bedeutet die Gleichheit der Kräfte mit Deutschland und die Erreichung des Wohlwollens mit England.“ (1)
Dieser Brief zeichnet am Vorabend des Sturzes von Bismarck mit bemerkenswerter Klarheit den Grundriss eines Gegenbündnisses zu Deutschland, um dessen Vormachtstellung in Europa zu brechen um dann Frankreich erneut eine ausschlaggebende Rolle im Kreise der Großmächte zurückzugeben.
Es ist ein aufschlussreiches Dokument aus der Entstehungsgeschichte der Entente. Paul Cambon hat es in seiner ausgedehnten und kenntnisreichen Korrespondenz vermieden, seine Gesamtkonzeption zu enthüllen. Hier aber tritt die Konzeption doch recht deutlich zu Tage.
Als Schöpfer der Entente gilt allgemein Delcassé; der sich aber selbst lediglich als Testamentsvollstrecker Gambettas bezeichnete. Paul Cambon hatte sich Gambetta angenährt als dieser mit den Plänen einer Verfassungsreform umging, um Frankreich eine handlungsfähige Regierung zu verschaffen und mit ihr große Politik zu machen. Cambon und Gambetta trafen sich in dem Wunsch Frankreichs Großmachtstellung wieder aufzubauen bzw. auszubauen.
Der frühe Tod Gambettas lässt uns mit der offenen Frage zurück, ob dieser vielleicht nicht doch noch den Weg zu Bismarck und zur Verwirklichung der von diesem gewünschten Verständigung gefunden hätte.
Aufschlussreich ist die Schilderung des Diners, das die Brüder Cambon, Barrére u.a. im März 1883 bei Voisin mit Herbert von Bismarck, den Sohn unseres schlimmsten Feindes und Bernhard von Bülow zusammenführte. Alle befleißigten sich großer Höflichkeit. „Tous ces gens-lá prennent nos facons et restent au fond de vrais Uhlans prets á nous dévorer.“ (2)
Ein solches Deutschlandbild ist eigentlich kaum mit der Abgeklärtheit des klassischen lateinsisches Geistes, die sein Biograph Paul Cambon nachsagt, zu vereinbaren.
Als Paul Cambon die Botschaft in Konstantinopel im Jahre 1891 übernahm, war er davon durchdrungen den Ausgleich mit England zu suchen. Die Voraussetzung für die erweiterte Großmachtstellung Frankreichs, war eben nach Ansicht Cambons eine gesicherte Mittelmeerstellung Frankreichs und dann eben das bestehende Mächtesystem umzugestalten.
Fortsetzung folgt.
(1) Correspondance de Paul Cambon, Band 1, S.331ff
(2) Correspondance de Paul Cambon, Band 1, S.331ff, in einem Brief an seine Gemahlin
(3) Paul Cambon, Ambassdeur de France par un diplomate
Paul und sein Bruder Jules haben beide die Niederlage des Zweiten Kaiserreichs erlebt und waren, wenig überraschend, alles andere als begeistert. Selbstverständlich war der Wunsch nach Beseitigung dieser Schmach vorhanden.
Der erste erwähnenswerte diplomatische Posten war der eines Botschafter im Jahre 1886 in Madrid.
Aus jener Zeit stammt ein sehr bemerkenswerter Brief vom 11.März 1889 an Eugéne Spuller erhalten. „Ich halte nämlich die Versöhnung Frankreichs und Italiens und später die Entente dieser beiden Mächte mit England für das vorgegebene Ziel der französischen Politik. Es ist unmöglich für Frankreich mit einer doppelten Bedrohung an den Vogesen und Alpen zu existieren. Es ist noch unmöglicher Kolonialunternehmungen zu verfolgen und sich gegen das Eindringen der Deutschen in das Mittelmeer zu schützen mit der Feindschaft oder auch nur den schlechten Willen Englands. Das Zerwürfnis mit Italien stößt uns ein Schwert in dem Rücken, am Tage des Kampfes mit Deutschland. Es entfremdet uns England, das Italien als unser natürliches Gegengewicht im Mittelmeer ansieht. Die Aussöhnung mit Italien bedeutet die Gleichheit der Kräfte mit Deutschland und die Erreichung des Wohlwollens mit England.“ (1)
Dieser Brief zeichnet am Vorabend des Sturzes von Bismarck mit bemerkenswerter Klarheit den Grundriss eines Gegenbündnisses zu Deutschland, um dessen Vormachtstellung in Europa zu brechen um dann Frankreich erneut eine ausschlaggebende Rolle im Kreise der Großmächte zurückzugeben.
Es ist ein aufschlussreiches Dokument aus der Entstehungsgeschichte der Entente. Paul Cambon hat es in seiner ausgedehnten und kenntnisreichen Korrespondenz vermieden, seine Gesamtkonzeption zu enthüllen. Hier aber tritt die Konzeption doch recht deutlich zu Tage.
Als Schöpfer der Entente gilt allgemein Delcassé; der sich aber selbst lediglich als Testamentsvollstrecker Gambettas bezeichnete. Paul Cambon hatte sich Gambetta angenährt als dieser mit den Plänen einer Verfassungsreform umging, um Frankreich eine handlungsfähige Regierung zu verschaffen und mit ihr große Politik zu machen. Cambon und Gambetta trafen sich in dem Wunsch Frankreichs Großmachtstellung wieder aufzubauen bzw. auszubauen.
Der frühe Tod Gambettas lässt uns mit der offenen Frage zurück, ob dieser vielleicht nicht doch noch den Weg zu Bismarck und zur Verwirklichung der von diesem gewünschten Verständigung gefunden hätte.
Aufschlussreich ist die Schilderung des Diners, das die Brüder Cambon, Barrére u.a. im März 1883 bei Voisin mit Herbert von Bismarck, den Sohn unseres schlimmsten Feindes und Bernhard von Bülow zusammenführte. Alle befleißigten sich großer Höflichkeit. „Tous ces gens-lá prennent nos facons et restent au fond de vrais Uhlans prets á nous dévorer.“ (2)
Ein solches Deutschlandbild ist eigentlich kaum mit der Abgeklärtheit des klassischen lateinsisches Geistes, die sein Biograph Paul Cambon nachsagt, zu vereinbaren.
Als Paul Cambon die Botschaft in Konstantinopel im Jahre 1891 übernahm, war er davon durchdrungen den Ausgleich mit England zu suchen. Die Voraussetzung für die erweiterte Großmachtstellung Frankreichs, war eben nach Ansicht Cambons eine gesicherte Mittelmeerstellung Frankreichs und dann eben das bestehende Mächtesystem umzugestalten.
Fortsetzung folgt.
(1) Correspondance de Paul Cambon, Band 1, S.331ff
(2) Correspondance de Paul Cambon, Band 1, S.331ff, in einem Brief an seine Gemahlin
(3) Paul Cambon, Ambassdeur de France par un diplomate