Pius XII

Hitler und Stalin haben sich bei Papst Pius XII unbeliebt gemacht.
Bei Stalin war die Sache klar, der hat als Kommunist die Kirche in Russland brutal unterdrückt und zehntausende Kleriker erschossen oder in die Gulags gepackt. Hitler war aus der Sicht des Vatikans da das kleinere Übel, weil er Deutschland vor dem Kommunismus bewahrte. Ab 1939 hatte er dann aber seine Sympathie verspielt, weil er Polen überfiel und in dem katholischen Land brutal herrschte. Die Nazis versuchten das gesamte kulturelle Zusammenleben der Polen zu vernichten. Neben Schule und Universitäten wurden also auch Kirchen geschlossen.

Dennoch war Hitler immer noch das kleinere Übel im Vergleich zu Stalin wie ein Dokument Tardinis(neben Maglione der wichtigste Mann im Vatikan) zeigt. Sein Plan war die beiden Diktaturen gegeneinander auszuspielen und sich abnutzen zu lassen. Der Krieg Deutschland/SU sollte so lang wie möglich in die Länge gezogen werden, damit beide Diktaturen so weit wie nur möglich an Kraft verlieren. Deutschland sollte Russland besiegen, aber stark geschwächt zurückbleiben.

Da es im Jahr 1941 ganz so aussah als ob Hitler den Krieg gewinnen könnte musste die SU natürlich gestärkt werden. Tardini dachte dabei ans Lend/Lease-Programm der Amerikaner. Gegen dieses protestierten die amerikanischen katholischen Bischöfe aber deutlich. Papst Pius XI hatte nämlich 1937 allen Katholiken die Zusammenarbeit mit dem Kommunismus verboten. Und darauf wäre das Lend/Lease Programm ja hinausgelaufen.
Tardini entwarf eine neue Interpretation, die besagte, dass bei Lend/Lease eher die Hilfe für das russische Volk als die Hilfe für den Kommunismus im Vodergrund stand. Diese Interpretation hat der Papst dann unter größter Diskretion an die amerikanischen Bischöfe vermittelt.

So ganz geklappt hat es mit Tardinis Plan dann doch nicht.
Ich find den Gedanken einen Krieg in die Länge zu ziehen um 2 Diktaturen zu vernichten schon ziemlich zynisch. Ob das wirklich das bessere gewesen wäre lässt sich schwer sagen, denn Hitler und Stalin waren ja beide millionenfache Mörder. Aber das war für den Vatikan ja nicht entscheidend, denn nach kirchlicher Sicht sind Mörder nur dann Verbrecher wenn sie gleichzeitig auch die Rechte der Kirche beschneiden. Für die europäischen Juden hat Pius XII jedenfalls nichts getan.


Hier das Dokument in dem Tardini seinen Plan skizziert:

Vatikanstadt 15. September 1941

[kursiv, französisch:]
Gedanken über die Tragweite der Enzyklika "Divini Redemptoris": eine Zusammenarbeit mit dem Kommunismus ist illusorisch und gefährlich: außerdem darf man das russische Volk nicht mit dem Kommunismus gleichsetzen. Aber in der Praxis sind gewisse Unterscheidungen sehr schwierig, um über die Frage nach militärischer Hilfe für Rußland zu entscheiden.

[italienisch:]
I. Über die Interpretation einer Passage der Enzyklika "Divini Redemptoris" von Pius XI. gegen den Kommunismus.

Dies ist die Passage der Enzyklika:

"Der Kommunismus ist in sich pervers, und in keinem Bereich kann man die Zusammenarbeit mit ihm bei wem auch immer, der die christliche Zivilisation retten will, zulassen."

Nachdem wir den Text wiedergegeben haben, wollen wir uns den Kontext anschauen. Pius XI. spricht von den Listen und Tücken, die die Kommunisten benutzen, um ihr Gift in den anderen Ländern zu verbreiten. Eine dieser Listen besteht -- laut dem Pontifex -- darin, die Katholiken aufzufordern, mit den Kommunisten auf dem humanitären und karitativen Feld zusammenzuarbeiten. Bisweilen sogar "treiben sie die Heuchelei so weit, daß sie glauben machen, der Kommunismus nehme in Ländern größeren Glaubens und größerer Kultur einen anderen sanfteren Aspekt an, verbiete die Religion nicht und achte die Freiheit des Gewissens." Vor diese Gefahren möchte Pius XI. die Katholiken warnen und fährt deshalb fort:

"Sorgt dafür, ehrwürdige Brüder, daß sich die Gläubigen nicht täuschen lassen! Der Kommunismus ist in sich pervers, und in keinem Bereich kann man die Zusammenarbeit mit ihm ... Und wenn welche, die irregeleitet wären, zum Sieg des Kommunismus in ihrem Lande beitrügen ..."

Bei alledem sieht man ganz klar, daß der Papst von der "Kollaboration der Katholiken in ihren Ländern mit den Kommunisten bei Taten, die (zwar) auch philanthropisch sind, aber dazu bestimmt sind, den Kommunismus in jeweils ihrem Land triumphieren zu lassen," spricht. Es ist eine offensichtliche Anspielung auf die sogenannte Politik der ausgestreckten Hand.

Daher fragt man sich: Pius XI. hat von der militärischen Kollaboration gesprochen, heißt das also von der Hilfe, die man den Russen gibt, damit sie sich der Invasion in ihr Land widersetzten? Man muß antworten: Nein. Pius XI. hat von einer Kollaboration, einer oftmals unbewußten, der Katholiken gegenüber der kommunistischen Propaganda in ihren Ländern gesprochen.

Schlußfolgerung: Der ehrenwürdige amerikanische Erzbischof Monsignore Mooney, der in seinem Brief den großen Lärm um dieses Zitat der Enzyklika "Divini Redemptoris" gleichsam vorwegzunehmen scheint, könnte mit der nötigen Besonnenheit folgendes erklären.

a) Die Texte werden in ihrem Kontext genau untersucht. Sie davon abzutrennen bedeutet oft, sie zu entstellen oder ihnen einen Sinn und eine Ausführlichkeit zu geben, die derjenige, der sie geschrieben hat, nicht beabsichtigt hat.

b) Der Text, der von jenen Katholiken zitiert wurde, die sich gegen die Hilfe der Vereinigten Staaten dem Kommunismus gegenüber wenden, wird von einem Kontext aufgehoben, in dem Pius XI. von der Kollaboration in einem klar definierten Sinn spricht, nämlich der Teilnahme der Katholiken in ihren jeweiligen Ländern bei Akten der Humanität oder Wohltätigkeit zusammen mit Kommunisten, einer Teilnahme, die den Triumph des Kommunismus in diesen Ländern mit dem folgenden Verderben der Religion begünstigt.

Dies ist der Gedanke, wie er von Pius XI. im zitierten Abschnitt zum Ausdruck gebracht wurde, betrachtet anhand des Wortlautes und im Kontext. Wahrheit und Ehrlichkeit wollen, daß dieser Abschnitt nicht auf die Behandlung anderer Fragen angewendet wird, die ihre Bedeutung haben können, die aber nicht in dem momentan zur Diskussion stehenden päpstlichen Abschnitt betrachtet werden.

II. Über eine Erklärung, die abzugeben ist, die bestätigt, daß Pius XI. den atheistischen Kommunismus, nicht aber das russische Volk verurteilt hat.

1. Die Erklärung ist, in sich selbst, ganz richtig und wahr. Pius XI. hat sie ausdrücklich in der Enzyklika "Divini Redemptoris" Nr. 24 gemacht: "Mit diesem wollen wir mitnichten die Völker der Sowjetunion im Ganzen verurteilen, für die Wir eine ganz lebendige väterliche Zuneigung hegen ..." (und fährt, diesen Gedanken verfolgend, fort).

2. Man sieht aber nicht gut, wie sich diese Erklärung auf das bereits gestellte Problem hinsichtlich der Interpretation des oben in Erinnerung gerufenen Abschnitts der Enzyklika "Divini Redemptoris" beziehen kann. In der Tat stellt sich das Problem folgendermaßen: "Hat Pius XI. mit diesen Worten als Kollaboration mit dem Kommunismus die bewaffnete Hilfe gegenüber den Russen, die in ihrem Heimatgebiet angegriffen werden, verurteilt?" Wenn man antwortet: "Pius XI. hat, wie aus dem Kontext erscheint, nicht beabsichtigt, diese Frage zu behandeln", scheint die Antwort erschöpfend -- vom exegetischen Standpunkt. Wenn man hingegen antwortet: "Pius XI. hat den atheistischen Kommunismus verurteilt, aber nicht das russische Volk", spricht man eine wahre Sache aus, aber nicht zur Sache: denn das kann man von der gesamten Enzyklika und allen ihren einzelnen Teilen sagen. Es sei denn, daß der Sinn der folgende ist: "Pius XI. hat den atheistischen Kommunismus verurteilt, aber nicht das russische Volk. Deshalb kann man dem russischen Volk in diesem Krieg ohne jedwede Schwierigkeit beistehen, weil dies nicht bedeutet, dem atheistischen Kommunismus zu helfen." Nach dieser Interpretation wird die Sache für mich sehr strittig. Von einem nicht schwierigen exegetischen Problem gelangt man zu einem schwierigen politisch-religiösen.

Das exegetische Problem besteht darin, den Sinn einiger Worte Pius' XI. zu studieren und zu schlußfolgern, daß sich diese nicht auf die gegenwärtige Frage der militärischen Hilfe für Rußland beziehen. Die Lösung bewegt sich ausschließlich auf dem exegetischen Niveau. Man sagt sich in der Tat, daß Pius XI. von anderen Dingen gesprochen hat und nicht von dieser Frage und daß deshalb die Worte Pius' XI. nicht diese oder jene These stützen können.

Das sehr schwierige politisch-religiöse Problem hingegen ist die Beantwortung der Frage: "Ist die bewaffnete Hilfe für Rußland nur eine Hilfe für das russische Volk, oder ist sie auch eine Hilfe für den atheistischen Kommunismus?" Ich sehe die Unterschiede gut, die denkbar sind zwischen unmittelbarem und mittelbarem Effekt, zwischen Kausalität per se oder aufgrund äußerer Umstände, aber ich bleibe nicht ruhig. Wir befinden uns auf praktischem Terrain, und ich vermag nicht zu sehen, wie die bewaffnete Hilfe für die Russen keine wirkliche Hilfe für das Überleben des atheistischen Kommunismus ist. Man wird sagen:

Sie wehrten ab, um anzugreifen; ihre Pläne zur Verbreitung des Kommunismus waren allen bekannt; ihre Streitkräfte (deren Stärke sich jetzt enthüllt) trugen dazu bei; die Massierung ihrer Truppen an den deutschen und rumänischen Grenzen deutete auf zukünftige Angriffe hin. Stalin wartete den passenden Moment ab, wie er gewartet hatte für Finnland, Litauen, Estland, Lettland, Polen und Bessarabien. Stalin ist nicht der zum Krieg gezwungene pazifistische Kopf; er ist der Kriegstreiber, dem in seinen kriminellen Plänen ein Krimineller, der noch kühner war als eher, zuvorgekommen war. -- Man wird feststellen: "Aber dem russischen Volke zu helfen, den Krieg zu gewinnen, bedeutet nicht, die kommunistische Doktrin und den militanten Atheismus zu unterstützen." Das ist wahr, in der Theorie, aber in der Praxis und heute kann diese Unterscheidung unmöglich zugelassen werden. Wenn die Russen den Krieg gewinnen, dann ist dies Stalins Sieg. Niemand wird ihn mehr stürzen können. Und Stalin ist der Kommunismus: Der siegreiche Kommunismus wird der den europäischen Kontinent absolut beherrschende sein.

Wer könnte sich ihm widersetzen? Die slawischen Völker? Sicherlich nicht. Die germanischen Völker? Aber als Besiegte würden sie am Boden liegen. Die romanischen Völker? Aber sie wären immerhin erschöpft.

Ich für meinen Teil hoffe, daß aus dem Krieg, wie er jetzt in Rußland geschlagen wird, der Kommunismus schon besiegt und vernichtet hervorgehen wird und der Nazismus geschwächt und ... vor der Niederlage stehend. Deshalb denke ich, daß es nicht opportun wäre, sich -- auf die eine oder andere Art -- zu einer so heiklen Frage zu äußern, die sich auf die Auswirkungen, die sich aus der Entsendung militärischer Hilfen nach Rußland ergeben, bezieht.

Wenn ich neben Roosevelt und Churchill stünde, würde ich ihnen ungefähr folgenden Rat geben wollen:

"Helft auch den Russen, aber ... mit Bedacht. Und der Bedacht besteht darin, ihnen genug zu helfen: -- um Rußland gegenüber das Theater des Krieges abzuwenden -- um Kommunismus und Nazismus zu schwächen, soweit dies möglich ist; aber nicht genug -- um die Niederlage der Russen zu verhindern, die unter den gegebenen Umständen die gewünschte Niederlage des Kommunismus ist. [Interpunktion wie im Original]

(Um die Wahrheit zu sagen: Ich hoffe, daß auch Roosevelt im Grundsatz dasselbe Programm verfolgt. In der Tat sagt er in seinem Brief an den Papst, daß es in Rußland eine gefährliche Diktatur gibt. Wenn es also, wie es scheint, Roosevelts Vorsatz ist, Diktaturen zu beseitigen, müßte er logischerweise auch auf die Beseitigung Stalins zielen. Und so sei es!)
 
Das Opus umfasst elf Bände [1965-1981], die bibliografischen Angaben sollten schon etwas präziser sein.
 
narziss schrieb:
Wieso? Das Datum steht doch dabei. Da das Werk chronologisch aufgebaut ist reicht das.

Mir nicht.
Du zitierst zunächst ohne Quellenangabe, dann folgt auf Nachfrage der Hinweis auf deine Dokumentation ohne nähere Angaben.
Du zitierst einen Text aus diesen elf Bänden, die du offensichtlich nie in Händen hattest.
Woher stammt der deutsche Text?
Wir sind hier in einem Geschichtsforum, da sollte man auch den Regeln historischen Arbeitens huldigen.
 
Woher willst du bitte wissen dass ich diesen Text nie in den Händen hatte?
Hast du paranormale Kräfte von denen ich nix weiß?

Ich kann dich beruhigen, dass ich die ADSS schon selbst in den Händen hatte und dass da auch Tardinis Text drin steht.
 
Dass die Behauptung korrekt ist erkennt man auch ohne Belegung durch Quellen schnell wenn man folgende 3Regeln über die katholische Kirche kennt:

1.Eine Behauptung über die rKK die zu bösartig klingt um wahr zu sein, ist stest wahr.
2.Eine positive Behauptung der rKK über sich selbst klingt solange positiv bis man sie im Kontext (des Wortlauts betrachtet) oder entpuppt sich als Lüge.
3.Die Kirche ist bestrebt stet so zu handeln, dass ihre Taten sich wie eine Verschwörungstheorie interpretieren lassen, damit die die ihre Maschenschaften aufdecken als arme Irre dastehen.

1.Die Behauptung, dass die Kirche vorhatte den Krieg in die Länge zu ziehen und somit den Tod von mehreren zustätzlichen Millionen Menschen in Kauf nahm ist zu bösartig um wahr zu sein. Ergo: Sie ist wahr.
2.Die Behauptung der Kirche dass sie die das Bündnis USA/SU stärkte um Hitler zu besiegen klingt positiv. Damit diese Behauptung nicht mehr positiv klingt muss beabsichtigt gewesen sein, das Bündnis nicht zu fest zu schmieden. Ergo: Die Behauptung aus 1. ist wahr.
3.Die Behauptung, dass der Papst den Alliierten half, aber gleichzeitig den Sieg Hitlers wünschte klingt schizophren. Mercy hat mir nicht geglaubt. Ergo: Die Behauptung aus 1. ist wahr.


Das kann man natürlich auch auf andere Beispiele beziehen.

Behauptung der Kirche: Bischof Gröber verurteilte im ersten Hirtenbrief nach Ende des Krieges den Holocaust.
Meine Behauptung: Er tat dies, weil der Holocaust seiner Ansicht nach die Juden in eine Verteidigunsposition drängte, von der aus sie dem Deutschen Volk mehr Schaden zufügen konnte, als jede noch so große Armee.

1.Diese Behauptung klingt zu bösartig um wahr zu sein, denn Gröber gibt damit zu verstehen, dass er a)kein Mitgefühl für die Juden hegte und indirekt b), dass er gerne einen Sieg des Deutschen Reiches gesehen hätte.
Ergo: Die Behauptungs ist wahr.
2.Die Behauptung Gröber hätte den Holocaust verurteilt klingt positiv, sie kann also nur in dem Zusammenhang gefallen sein, der oben erwähnt wird um nicht mehr positiv zu klingen. Ergo: Die Behauptung aus 1. ist wahr.
3.Die Behauptung klingt so als ob ein übler Kirchenhasser sie sich ausgedacht hätte. Ergo: Sie ist wahr.

Auch wenn der Beitrag nicht ganz ernstgemeint ist, hat Gröber tatsächlich den Holocaust verurteilt weil er den Deutschen (!) schadete.
Hirtenbrief Gröbers vom 8. Mai 1945
[SIZE=-1]Akten deutscher Bischöfe zur Lage der Kirche 1933-1945. Bernhard Stasiewski, Band VI[/SIZE]
 
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narziss schrieb:
So ganz geklappt hat es mit Tardinis Plan dann doch nicht.
Ich find den Gedanken einen Krieg in die Länge zu ziehen um 2 Diktaturen zu vernichten schon ziemlich zynisch. Ob das wirklich das bessere gewesen wäre lässt sich schwer sagen, denn Hitler und Stalin waren ja beide millionenfache Mörder. Aber das war für den Vatikan ja nicht entscheidend, denn nach kirchlicher Sicht sind Mörder nur dann Verbrecher wenn sie gleichzeitig auch die Rechte der Kirche beschneiden. Für die europäischen Juden hat Pius XII jedenfalls nichts getan.

Ich möchte aber doch gegen diese Behauptung intervenieren! Papst Pius hat zu Beginn der Judendeportationen bei Hitler dagegen interveniert, worauf er began, auch getaufte, ehem. Angehörige des jüdischen Glaubens, zu deportieren. Somit sah sich der Papst in einer schwierigen Lage. Er gab m.W. aber ein Dekret, dass die Klöster möglichst viele jüdische Kinder bei sich beherbergen sollen, um sie zu schützen. In Rom selber intervernierte er ebenfalls gegen die Deportationen und liess die Juden in den Römischen Kirchen, die zum Gebiet des Vatikanstaates gehörten, unterbringen.
 
Obwalden schrieb:
Ich möchte aber doch gegen diese Behauptung intervenieren! Papst Pius hat zu Beginn der Judendeportationen bei Hitler dagegen interveniert, worauf er began, auch getaufte, ehem. Angehörige des jüdischen Glaubens, zu deportieren. Somit sah sich der Papst in einer schwierigen Lage. Er gab m.W. aber ein Dekret, dass die Klöster möglichst viele jüdische Kinder bei sich beherbergen sollen, um sie zu schützen. In Rom selber intervernierte er ebenfalls gegen die Deportationen und liess die Juden in den Römischen Kirchen, die zum Gebiet des Vatikanstaates gehörten, unterbringen.

Nein, das ist so falsch. Richtig ist, dass die Nazis in den Niederlanden den christlichen Kirchen anboten die konvertierten Juden zu verschonen, wenn die Kirchen die Deportationen nicht öffentlich verurteilten. Aber man ließ sich nicht erpressen, und verurteilte, woraufhin alle Juden - also auch die zum Christentum konvertierten - deportiert wurden. Aufgrund dieser Erfahrung mußte der Papst einsehen, dass er die römischen Juden nicht retten könne, wenn er die Deportationen öffentlich kritisiere. Er konnte dank der römischen Bürger Juden freikaufen und andere in Klöster und auf den Campo Santo verbringen.
 
Das Argument der Niederlande ist eine billige Lüge und wird nicht dadurch wahrer, dass es gebetsmühlenartig wiederholt wird und selbst kluge Leute darauf reinfallen.

Das Beispiel Roms hält einer genaueren Überprüfung auch nicht stand.
Wahr ist, dass der dortige Klerus vielen Juden das Leben rettete, falsch ist, dass der Papst dafür etwas getan hat.

Man hört oft, dass 4447 römische Juden die Deportationen in Klöstern oder sonstigen Einrichtungen überstanden. Bereits das ist falsch. Die Zahlen geben nämliche keine Auskunft über Juden, die sich in Klöstern aufhielten, sondern über Aufenthalte von Juden in Klöstern. Das klingt natürlich auf den ersten Blick gleich, aber wenn man über den Unterschied nachdenkt, dann wird klar, dass es selbstverständlich mehrfachnennungen gegeben haben muss, weil sich ein Jude ja eine Woche in Kloster X und eine in Kloster Y aufhalten konnte. Eine genaue Zahl über die geretteten Juden wird sich jedoch nicht angeben lassen.

Man kann jedoch sagen, dass diese Zahl irgendwo zwischen 3000 und 4000 liegt, wahrscheinlich eher an der oberen Grenze. Bezogen auf die fast 10.000 römischen Juden lässt sich sagen, dass der Klerus also viele Leben rettete. Da der Klerus Roms sicher nicht 30-40% der römischen Bevölkerung ausmachte, sieht es zunächst so aus, als ob er im Vergleich zur übrigen Bevölkerung enorme Anstrengungen unternommen hat. Aber auch das stimmt nicht. Tatsächlich unternahmen nur 15% des römischen Klerus Anstrengungen Juden zu retten. Der überwältigende Teil lehnte es also ab Juden zu helfen. Tatsächlich nahmen sogar noch weniger als 15% "juden" auf. Die Kirche ist da recht pingelig und sieht eine person jüdischer Abstammung die konvertiert ist als Christ an. In den Klöstern überlebten überdurchschnittlich viele Juden christlichen Glaubens. Der Anteil der Kleriker der "Angersgläubigen" half sinkt also nochmal. Desweiteren darf man nicht vergessen, dass mehrere jüdische Kinder, die in Klöstern überlebten nach dem Krieg nicht ihren Eltern zurückgegeben wurden, sondern in christliche Obhut kamen. Das alles mildert den guten Ersteindruck den die Zahlen geben natürlich enorm.

Hat Pius XII etwas damit zu tun gehabt? Ein Befehl der den Klöstern befahl die Juden aufzunehmen wurde von Vatikan bislang noch nicht gezeigt. Und wenn, dann bliebe er ja nicht auf ewig in den Archiven verschwunden, sondern sollte von einer großen Anzahl Kleriker 1943 gelesen worden sein. Wenn es einen solchen Befehl denn gegeben hätte, dann hätte die überwältigende Mehrheit des Klerus wohl kaum den Juden Asyl verwehrt.

Dann gibt es noch das Beispiel Castel Gandolfos auf das oft verwiesen wird. Dort fanden bis zu 12.000 Kriegsopfer Unterschlupf (so die Version der Kirche) In diesem Fall ist an den Zahlen nichts zu mäkeln. Am Begriff Opfer hingegen schon. Wer 12.000 Italiener in den Jahren der Besetzung aufnimmt, der wird darunter natürlich auch Juden und sonstige Personen haben die bei den Deutschen ungern gesehen wurden. Aber es galt nicht die Menschen vor den Deutschen zu schützen, sondern vor den Amerikanern. Der Papst hatte unentwegt gegen die alliierten Bomberangriffe auf Italien protestiert(in der Deutlichkeit ist er gegen die Achsenmächte nicht vorgegangen) und um diesen Protest zu unterstreichen hat er seine Sommerresidenz Castel Gandolfo geöffnet um zu zeigen wie viele Italiener Angst vor den Bomben hatten. Nur hätte es für die ausländische Presse ja blöd ausgesehen wenn der Papst Juden den Zutritt verwehrt hätte(man wollte ja bei den Amerikanern Eindruck schinden). Als die Flüchtlinge in Castel Gandolfo aufgenommen wurden(März 1944) bestand für die Juden natürlich eine gewisse Gefahr, aber systematische Deportationen aus dem Gebiet kurz hinter der Front gab es nicht mehr.

Ob der Papst tatsächlich schriftlich bei den Deutschen gegen die Deportationen protestiert hat weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass die Nazis einen schriftlichen Protest getrost ignorieren konnten. Ein öffentlicher Protest hätte sehr viel mehr bewirkt. Außerdem darf man nicht vergessen, dass man im Oktober 1943 auch im Vatikan wusste wer den Krieg gewinnen würde. Und deshalb tat man dann doch halbherzig einiges um nach dem Krieg auf einige gute Taten verweisen zu können.
 
Hallo Narziss

Du schmeisst in deinem letzten Beitrag mit vielen Zahlen um dich. Könntest du bitte mal die Quellen, Bücher oder Internetlinks angeben. Ich möchte das gerne prüfen. Danke
 
narziss schrieb:
Das Argument der Niederlande ist eine billige Lüge

Was geschah denn damals, Deinen Informationen nach?
Hat es den Protest gegen die Judendeportationen 1942 nicht gegeben?
 
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