In der Folge stelle ich hier immer wieder Frauen die im Widerstand tätig waren vor. Ich beginne zuerst mit den Frauen der Harnack-Schulze-Boysen (Rote Kapelle). Der Grund ist, dass in dieser Widerstandsgruppe die meisten Frauen organisiert waren.
Den Anfang mache ich mit Greta Kuckhoff.
Greta Kuckhoff wurde als Margaretha Lorke am 14.12.1902 in Frankfurt an der Oder geboren. Sie besuchte die Kleist Schule in Frankfurt an der Oder und machte 1924 ihr Lehrerinnen Examen. Zwischen 1924 und 1927 studierte sie als Werkstudentin Volkswirtschaft und Soziologie in Berlin und Würzburg. Sie besuchte Vorlesungen von Werner Sombart und beschäftigte sich eingehend mit Max Weber. 1927 bekam sie eine Einladung der Universität Wisconsin, dort studierte sie bis 1929 Soziologie.
Professor John R. Commons organisierte an dieser Universität eine Freitagsabendgesellschaft, dabei lerne Greta Arvid Harnack und seine Frau Mildred kennen. Nach der Rückkehr aus den USA arbeitete sie als freiberufliche Sprachlehrerin und Übersetzerin für englisches und amerikanisches Wirtschaftsrecht. Unter anderem an der Enzyklopädie Wirtschaftsgeographie, die im Juni 1930 erschien.
Beim IV. internationalen Theaterkongress in Hamburg lernte sie ihren zukünftigen Mann Adam Kuckhoff kennen. 1930 bis 1932 arbeitete sie in Zürich beim dem Aktienrechtler R. Rosendorf. Danach wurde sie wissenschaftliche Sekretärin von Prof. Karl Mannheim am Frankfurter Institut für Sozialforschung.
In Berlin entschlossen Adam Kuckhoff und Greta gemeinsam in die Opposition gegen das NS-Regime zu gehen. 1933 traf sie Arvid Harnack wieder und begann in seinem Kreis mit der Widerstandstätigkeit. Sie schrieb Beiträge zu wirtschaftlichen und politischen Analysen, hielt Vorträge, beschaffte Literatur und versuchte weitere Regimegegner zu gewinnen. Bis 1942 war sie als freiberufliche Übersetzerin tätig. Durch die Arbeitsbeziehung zu Dr. James Murphy und dessen Kontakte zum Propagandaministerium und zum Rassenpolitischen Amt war sie unter anderem an der Übersetzung von Parteitagsreden und „Mein Kampf“ beteiligt. Diese Tätigkeit benutze sie um Informationen zu sammeln. Sie wollte die ungeschönten, nicht gekürzten Texte dem Ausland zugänglich machen. Dies war auch der Grund weshalb sie an der Übersetzung von „Mein Kampf“ mitarbeitete.
Am 28.8.1937 heiratete sie Adam Kuckhoff und am 8.1.1938 kam ihr Sohn Ule zur Welt.
1939 begegnete das Ehepaar Kuckhof Harro Schulz Boysen. Sie brachte Arvid Harnack und Harro Schulze Boysen zusammen. 1941 transportierte Greta Kuckhoff eines von Alexander Erdberg übergebenes Funkgerät und beteiligte sich an der Vorbereitung einer Nachrichtenübermittlung an sowjetische Stellen.
Am 12.9.1942 wurde sie in ihrer Wohnung verhaftet. Zu gleicher Zeit wurde ihr Mann* in Prag während seiner Arbeit verhaftet. Greta Kuckhof kam in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz.
Sie schreibt:
"Unsere Fingerabdrücke wurden genommen. Dann Porträtaufnahmen. Mir
musste man nicht zureden, das Kinn hochzuhalten – das war sowieso
eine Unart von mir. Ich weiss nicht, ob man Rassenkunde mit unseren
Köpfen treiben wollte oder wozu man sonst die überscharfen Fotos von
vorn und jeweils von der linken und rechten Seite brauchte. (…) Es
geschah in einer entwürdigenden Weise. Sie zupften an meinem Ohr
herum, ich habe kein freihängendes Ohrläppchen, sie schienen es als
Bestätigung irgendeiner Theorie zu empfinden.“ 1
Vom 1. bis 3.2. 1943 fand ihr Prozess statt. Sie wurde wegen "Beihilfe zur Vorbereitung des Hochverrates und wegen Nichtanzeige eines Vorhabens der Spionage" zum Tode verurteilt. Am 4.5 1943 verfügte der Präsident des RKG, die Aufhebung dieses Urteils.
Der zweite Prozess findet dann am 27.9.1943 statt, Urteil: 10 Jahre Zuchthaus, wegen "Beihilfe zur Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens und zur Feindbegünstigung".
Am 11.2.1944 kam sie in das Frauenzuchthaus Cottbus und am 4.2. 1945 in das Zuchthaus Waldheim. Am 8.5.1945 kann sie dort von der Roten Armee befreit werden.
Sie kehrte nach Berlin zurück und tritt in die KPD ein. Diese Mitgliedschaft wird dann später auf das Jahr 1935 zurückdatiert.
Greta Kuckhoff wurd Leiterin der Amtstelle für die entnazifizierten und herrenlosen Betriebe in Berlin. Gemeinsam mit andern Mitgliedern der Roten Kapelle versuchte sie mehrmals einen Prozess gegen den ehemaligen Generalrichter Dr. Manfred Roeder zu erreichen. 1946 wurde sie stellvertretende Leiterin der Abt. Ernähung beim Berliner Magistrat. Sie engagierte sich für die Chancengleichheit der Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen. Da sie immer wieder von den westlichen Alliierten bespitzelt und beobachtet wurde, siedelt sie in den Osten von Berlin über. 1950 ist sie Hauptabteilungsleiterin im Aussenministerium der DDR und Präsidentin der Deutschen Notenbank. 1958 tritt sie nach Konflikten mit der SED-Führung aus „gesundheitlichen Grüdnen“ zurück.
Sie war langjährige Vizepräsidentin des Deutschen Friedensrates und setzte sich für die Entwicklung der deutsch-britischen Beziehungen ein.
1973 erhält sie den Eherndoktor der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg. Am 11.11. 1981 stirbt sie in Berlin.
*Adam Kuckhoff wurde am 5.8.1943 durch das Fallbeil um 19.06 Uhr hingerichtet.
1 Greta Kuckhoff, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle, Ein Lebensbericht, Verlag
Neues Leben, Berlin, S. 334 - 335
Quellen:
Kuckhoff Greta: Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein Lebensbericht
Verlag Neues Leben, Berlin, 1972
Griebel, Regina Coburger, Marlies Scheel Heinrich
Erfasst? Das Gestapo – Album zur Roten Kapelle.
Eine Foto – Dokumentation. Audioscop, Berlin, 1992
Greta Kuckhoff: Einführung
Den Anfang mache ich mit Greta Kuckhoff.
Greta Kuckhoff wurde als Margaretha Lorke am 14.12.1902 in Frankfurt an der Oder geboren. Sie besuchte die Kleist Schule in Frankfurt an der Oder und machte 1924 ihr Lehrerinnen Examen. Zwischen 1924 und 1927 studierte sie als Werkstudentin Volkswirtschaft und Soziologie in Berlin und Würzburg. Sie besuchte Vorlesungen von Werner Sombart und beschäftigte sich eingehend mit Max Weber. 1927 bekam sie eine Einladung der Universität Wisconsin, dort studierte sie bis 1929 Soziologie.
Professor John R. Commons organisierte an dieser Universität eine Freitagsabendgesellschaft, dabei lerne Greta Arvid Harnack und seine Frau Mildred kennen. Nach der Rückkehr aus den USA arbeitete sie als freiberufliche Sprachlehrerin und Übersetzerin für englisches und amerikanisches Wirtschaftsrecht. Unter anderem an der Enzyklopädie Wirtschaftsgeographie, die im Juni 1930 erschien.
Beim IV. internationalen Theaterkongress in Hamburg lernte sie ihren zukünftigen Mann Adam Kuckhoff kennen. 1930 bis 1932 arbeitete sie in Zürich beim dem Aktienrechtler R. Rosendorf. Danach wurde sie wissenschaftliche Sekretärin von Prof. Karl Mannheim am Frankfurter Institut für Sozialforschung.
In Berlin entschlossen Adam Kuckhoff und Greta gemeinsam in die Opposition gegen das NS-Regime zu gehen. 1933 traf sie Arvid Harnack wieder und begann in seinem Kreis mit der Widerstandstätigkeit. Sie schrieb Beiträge zu wirtschaftlichen und politischen Analysen, hielt Vorträge, beschaffte Literatur und versuchte weitere Regimegegner zu gewinnen. Bis 1942 war sie als freiberufliche Übersetzerin tätig. Durch die Arbeitsbeziehung zu Dr. James Murphy und dessen Kontakte zum Propagandaministerium und zum Rassenpolitischen Amt war sie unter anderem an der Übersetzung von Parteitagsreden und „Mein Kampf“ beteiligt. Diese Tätigkeit benutze sie um Informationen zu sammeln. Sie wollte die ungeschönten, nicht gekürzten Texte dem Ausland zugänglich machen. Dies war auch der Grund weshalb sie an der Übersetzung von „Mein Kampf“ mitarbeitete.
Am 28.8.1937 heiratete sie Adam Kuckhoff und am 8.1.1938 kam ihr Sohn Ule zur Welt.
1939 begegnete das Ehepaar Kuckhof Harro Schulz Boysen. Sie brachte Arvid Harnack und Harro Schulze Boysen zusammen. 1941 transportierte Greta Kuckhoff eines von Alexander Erdberg übergebenes Funkgerät und beteiligte sich an der Vorbereitung einer Nachrichtenübermittlung an sowjetische Stellen.
Am 12.9.1942 wurde sie in ihrer Wohnung verhaftet. Zu gleicher Zeit wurde ihr Mann* in Prag während seiner Arbeit verhaftet. Greta Kuckhof kam in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz.
Sie schreibt:
"Unsere Fingerabdrücke wurden genommen. Dann Porträtaufnahmen. Mir
musste man nicht zureden, das Kinn hochzuhalten – das war sowieso
eine Unart von mir. Ich weiss nicht, ob man Rassenkunde mit unseren
Köpfen treiben wollte oder wozu man sonst die überscharfen Fotos von
vorn und jeweils von der linken und rechten Seite brauchte. (…) Es
geschah in einer entwürdigenden Weise. Sie zupften an meinem Ohr
herum, ich habe kein freihängendes Ohrläppchen, sie schienen es als
Bestätigung irgendeiner Theorie zu empfinden.“ 1
Vom 1. bis 3.2. 1943 fand ihr Prozess statt. Sie wurde wegen "Beihilfe zur Vorbereitung des Hochverrates und wegen Nichtanzeige eines Vorhabens der Spionage" zum Tode verurteilt. Am 4.5 1943 verfügte der Präsident des RKG, die Aufhebung dieses Urteils.
Der zweite Prozess findet dann am 27.9.1943 statt, Urteil: 10 Jahre Zuchthaus, wegen "Beihilfe zur Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens und zur Feindbegünstigung".
Am 11.2.1944 kam sie in das Frauenzuchthaus Cottbus und am 4.2. 1945 in das Zuchthaus Waldheim. Am 8.5.1945 kann sie dort von der Roten Armee befreit werden.
Sie kehrte nach Berlin zurück und tritt in die KPD ein. Diese Mitgliedschaft wird dann später auf das Jahr 1935 zurückdatiert.
Greta Kuckhoff wurd Leiterin der Amtstelle für die entnazifizierten und herrenlosen Betriebe in Berlin. Gemeinsam mit andern Mitgliedern der Roten Kapelle versuchte sie mehrmals einen Prozess gegen den ehemaligen Generalrichter Dr. Manfred Roeder zu erreichen. 1946 wurde sie stellvertretende Leiterin der Abt. Ernähung beim Berliner Magistrat. Sie engagierte sich für die Chancengleichheit der Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen. Da sie immer wieder von den westlichen Alliierten bespitzelt und beobachtet wurde, siedelt sie in den Osten von Berlin über. 1950 ist sie Hauptabteilungsleiterin im Aussenministerium der DDR und Präsidentin der Deutschen Notenbank. 1958 tritt sie nach Konflikten mit der SED-Führung aus „gesundheitlichen Grüdnen“ zurück.
Sie war langjährige Vizepräsidentin des Deutschen Friedensrates und setzte sich für die Entwicklung der deutsch-britischen Beziehungen ein.
1973 erhält sie den Eherndoktor der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg. Am 11.11. 1981 stirbt sie in Berlin.
*Adam Kuckhoff wurde am 5.8.1943 durch das Fallbeil um 19.06 Uhr hingerichtet.
1 Greta Kuckhoff, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle, Ein Lebensbericht, Verlag
Neues Leben, Berlin, S. 334 - 335
Quellen:
Kuckhoff Greta: Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein Lebensbericht
Verlag Neues Leben, Berlin, 1972
Griebel, Regina Coburger, Marlies Scheel Heinrich
Erfasst? Das Gestapo – Album zur Roten Kapelle.
Eine Foto – Dokumentation. Audioscop, Berlin, 1992
Greta Kuckhoff: Einführung
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