Preußisch-Österreichischer Krieg 1866

Das passt, wenn man "abgetreten" nur als Verpflichtungsgeschäft ansieht.

Völkerrechtlich ist diese Vorgehensweise, "Verpflichtungen" ohne Vollzug (den man später "abhandelt") zu regeln, sinnigerweise unter dem Stichwort "Regelungsverträge" diskutiert worden. Diese stehen bilateralenn "Austauschverträgen" mit im Kern "rechtsgeschäftlichem Vollzug" gegenüber.

Den Geheimvertrag würde ich dieser Art von Regelungsverträgen zuordnen.
Vgl. Dahm/Delbrück, Völkerrecht, I, S. 520 ff.
 
Das passt, wenn man "abgetreten" nur als Verpflichtungsgeschäft ansieht.

Im Bezug auf Österreich-Frankreich? Alles klar.

Völkerrechtlich ist diese Vorgehensweise, "Verpflichtungen" ohne Vollzug (den man später "abhandelt") zu regeln, sinnigerweise unter dem Stichwort "Regelungsverträge" diskutiert worden. Diese stehen bilateralenn "Austauschverträgen" mit im Kern "rechtsgeschäftlichem Vollzug" gegenüber.

Den Geheimvertrag würde ich dieser Art von Regelungsverträgen zuordnen.
Vgl. Dahm/Delbrück, Völkerrecht, I, S. 520 ff.

Interessant! Danke. Das würde passen, denn im Text des Friedens von Wien steht ja auch "Nachdem [...]dem Kaiser der Franzosen [...] abgetreten.", also es im Geheimvertrag erfolgt ist.
 
Mich irritieren ein wenig diese Vertragskonstellationen. Der Vertrag zwischen Preußen und Italien scheint mir einigermaßen einleuchtend. Damit konnte Österreich von zwei Fronten angegriffen werden (und wurde es ja auch). Die französische Haltung ist ein wenig komplizierter. Durch den Geheimvertrag und die damit verbundene Neutralität Frankreichs zwischen Österreich und Frankreich verhindert ein Eingreifen Frankreichs. Nur wo und auf wessen Seite hätte Frankreich eingreifen können?

Wien hätte ja nicht diesen Vertrag abgeschlossen um zu verhindern, dass Frankreich mit Österreich gegen Preußen in den Krieg eingetritt. Dieser Vertrag sollte m. E. nur verhindern, dass sich Frankreich mit Preußen alliiert und gegen Wien marschiert. Nur was wäre der Nutzen für Fankreich gewesen?

Den Verlust der österreichischen Besitzungen in Norditalien wäre ein Vorteil für das Königreich Italien gewesen und hätte Österreich geschwächt. Napoleon III hatte schon vorher eine proitalienische Politik betrieben. Allerdings hatte es ihn es nicht davon abgehalten, Nizza und Savoyen für Frankreich zu gewinnen (s. Politique italienne de Napoléon III — Wikipédia ).
 
Frankreich war bis 1870 Schutzmacht des Kirchenstaates, was in der römischen Frage einen Interessenskonflikt mit der italienischen Einigungsbewegung darstellte. Möglich, dass sich Napoleon III. mit der Mittlerrolle ein Wohlwollen der italienischen Öffentlichkeit sichern wollte, um mit Blick auf Rom deeskalierend zu wirken.
 
Mich irritieren ein wenig diese Vertragskonstellationen. Der Vertrag zwischen Preußen und Italien scheint mir einigermaßen einleuchtend. Damit konnte Österreich von zwei Fronten angegriffen werden (und wurde es ja auch). Die französische Haltung ist ein wenig komplizierter. Durch den Geheimvertrag und die damit verbundene Neutralität Frankreichs zwischen Österreich und Frankreich verhindert ein Eingreifen Frankreichs. Nur wo und auf wessen Seite hätte Frankreich eingreifen können?

Ich bin mir selbst nicht sicher, aber Napoleon III. wäre ein Bündnis mit Preußen eingegangen, wenn es im Gegenzug das Rheinland oder Teilgebiete davon erhalten hätte. So ist es mir bekannt ("Rache für Sadowa")

Wien hätte ja nicht diesen Vertrag abgeschlossen um zu verhindern, dass Frankreich mit Österreich gegen Preußen in den Krieg eingetritt. Dieser Vertrag sollte m. E. nur verhindern, dass sich Frankreich mit Preußen alliiert und gegen Wien marschiert. Nur was wäre der Nutzen für Fankreich gewesen?

Frankreich ging ja davon aus, dass bei einem Krieg zwischen Österreich und Preußen ersteres gewinnen würde. Daher hat es sich letztendlich auf den Geheimvertrag eingelassen. Es wird vermutet, dass er einfach eine größere Rolle im Machtgefüge Europas spielen wollte, um seine geschwächte innenpolitsche Position zu stärken. Einflussnahme auf die Friedensverhandlungen, seine Einbeziehung, etc. (Ich glaube, in den Gesprächen mit Österreich war auch die Schaffung eines Pufferstaats im Rheinland von Frankreichs Gnaden die Rede)
 
Hallo, brauche dringend Informationen:

Während die Wiener einen selbstständigen Bundesstaat schaffen wollte, dachte man in berlin an eine mittelbare Abhängigkeit der Herzogtümer von Preußen.

Frage: Was für ein Vorteil wäre es für Österreich und für preußen. Wieso wollten sie das so/haben sie so gehandelt?

Frage: Österreich bekam Hostein und Preußen Schleswig. Wieso?(siehe Frage 1)

Danke im Voraus!:D
Aishwarya:yes:

Kiel war für Preußen von Interesse. Kiel wurde zum Hauptflottenstützpunkt Preußens, der von Danzig nach Kiel verlegt worden war.Außerdem hatte man, so meine ich mich zu erinnern, bereits den Bau des Kanals fest im Auge.

Bismarck und Rechberg trafen sich im August 1864 und wurden sich prinzipiell einige. Preußen unterstützt Wien bei der Rückgewinnung der Lombardei und dafür kann es die Herzogtümer bekommen. Nur, das machte Wilhelm I. aber auch Franz-Joseph nicht mit. Diese Verabredung erschien sicher zu gewagt, denn er impliziert letzten Endes ein Krieg gegen Frankreich.

Für Österreich war weder Schleswig noch Holstein ein effektiver Machtzuwachs; dazu genügt schon ein Blick auf die Karte. Wien wollte nunmehr, das beide Herzogtümer als ein neuer Mittelstaat im Deutschen Bund aufgenommen werden. Das passte sogar den Briten nicht; die die Kleinstaaterei Deutschlands verabscheuten. Das passte natürlich auch nicht in Bismarcks Konzept; er hatte eben die Einverleibung beider Herzogtümer für Preußen fest im Auge.

Diese unterschiedlichen Interessen, nach dem Scheitern einer dauerhaften Allianzpolitik zwischen Preußen und Österreich, ließen erahnen, das es früher oder später zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden deutschen Großmächten kommen würde.
 
Österreich hat Frankreich in dem Geheimvertrag vom Juni 1866 so einiges zugestanden. So wurde vereinbart, das Venetien an Frankreich geht. Auch sollte das preußische Rheinland ein neuer "unabhängiger" Staat werden. Das war happig. Napoleon III. war fast am Ziel seiner Wünsche.

Österreich hat sich mit dem Kauf der französischen Neutralität seine Verpflichtungen gegenüber dem Deutschen Bund gebrochen. Man war bereit deutsches Territorium Frankreich zu überlassen und hat Frankreich gleichzeitig eingeräumt sich in die deutschen Angelegenheiten einzumischen. Österreich konnte im Falle eines Erfolges im Krieg gegen Preußen keine wesentlichen Umgestaltungen in Deutschland ohne französische Genehmigung vornehmen. Napoleon wollte nur kassieren, aber auf keinen Fall, das einer der Kontrahenten zu mächtig würde. Napoleon hat Bismarck wohl sträflich unterschätzt.

Preußen hat sich seinerseits gegenüber Frankreich zu nichts verpflichtet.

Natürlich war das temporäre Bündnis Preußens mit Italien auch ein Bruch der Verpflichtung gegen über dem Deutschen Bund. Aber deutsches Territorium hat Preußen nicht verschachert.
 
Noch ein paar Worte zu der oben erwähnten Einigung zwischen Bismarck und Rechberg.

Bismarck hat nach dem Sieg gegen Dänemark nicht sofort die Straße in Richtung Krieg mit der anderen deutschen Großmacht Österreich betreten. Bismarck konnte sich 1864 auch eine andere Lösung vorstellen.

Er war im Spätsommer 1864 durchaus bereit einen weiteren deutschen Mittelstaat im Deutschen Bund, eben Schleswig-Holstein, unter den Augustenburger zuzustimmen.

Voraussetzungen hierfür waren allerdings die Überlassung Kiels als künftigen Flottenstützpunkt für die preußische Kriegsmarine, Rendsburg als Stützpunkt für die preußische Armee, den Bau der Nordostsee-Kanals und der ungehinderten Durchfahrt preußischer Handels- und Kriegsschiffe und schließlich der Unterstellung der künftigen Landmacht Schleswig-Holsteins unter Oberbefehl Wilhelms. Des Weiteren hätte sich dieser neue Mittelstaat in dem wirtschaftlichen Führungsbereich Preußens zu begeben haben.

Das waren happige Forderungen und sicher nicht einfach gegen Österreich durchzusetzen. Das war Bismarck bewusst. Österreich musste etwas angeboten werden.

Österreich, sowohl Franz-Joseph und Rechberg, war gar nicht mal so unwillig, Preußen die Herzogtümer zu überlassen. Nur musste Österreich an anderer Stelle entsprechend entschädigt werden. Schließlich würde das Überlassen der Herzogtümer an Preußen, Österreich viel Kredit bei den deutschen Mittelmächten kosten. In Betracht kam für Wien die preußische Grafschaft Glatz oder auch die hohenzollernschen Fürstentümer in Süddeutschland. Von großem Interesse war die preußische Unterstützung zum Schutze Venetiens. Es lief im Prinzip auf eine Garantie des österreichischen Besitzstandes hinaus. Rechberg, der österreichische Außenminister, war grundsätzlich einer positiven Lösung zugeneigt. Der einflussreiche Referent Biegeleben für deutsche Angelegenheiten in der Wiener Staatskanzlei hingegen nicht. Er stand Preußen negativ gegenüber.

Des Weiteren galt es auch die Frage der militärische Besetzung Rendsburgs durch Preußen, welche nach Artikel 11 der Bundesverfassung Rechtsbruch war, einer Lösung zu überführen.

Am 20.August 1864 traf König Wilhelm I. mit Bismarck in Schönbrunn ein, um genau diese Fragen zu besprechen.

Rechberg und Bismarck wurden sich über den wesentlichen Punkt der Konferenz, nämlich die Zukunft der drei Herzogtümer, einig. Österreich würde militärische Unterstützung bei der Rückgewinnung der Lombardei erhalten. Die Herren ging davon aus, dass Napoleon III. demnächst wieder außenpolitische Abenteuer will heißen Krieg suchen, um innenpolitischen Probleme zuzudecken, würde. Dann würden Österreich, der Deutsche Bund und Preußen Frankreich angreifen. Österreich sollte über Italien Südfrankreich und Preußen und die Truppen des Bundes würden Frankreich über den Rhein angreifen.

Österreich durfte dann im Bund für Preußens Zuwachs außerdeutsche Gebiete aufnehmen, damit das Gleichgewicht dort nicht verändert würde. Aber es hätte den Österreichern doch klar sein müssen, dass dies genau durch nicht unerheblichen deutschen Gebietszuwachs Preußens, ein Übergewicht Berlins entstehen würde.

Als man sich dann die Monarchen, es war wohl der 24.August 1864, mit von der Partie waren und Franz-Joseph Wilhem I. ganz unverblümt die Frage vorlegte, ober er, Wilhelm I., die Herzogtümer annektieren möchte, wich dieser, zu sicher unangenehmen Überraschung Bismarcks, einer klaren Antwort aus und damit war die Angelegenheit für Franz Joseph erst einmal abgehakt. Grundsätzlich wollte Franz Joseph aber an dem Bündnis mit Preußen erst einmal festhalten.

Diese gescheiterte Einigung dürfte der erste bedeutende Schritt für Bismarcks Kurswechsel gewesen sein. 1865 in Biarritz erfolgte dann der zweite entscheidende.
 
Aber es hätte den Österreichern doch klar sein müssen, dass dies genau durch nicht unerheblichen deutschen Gebietszuwachs Preußens, ein Übergewicht Berlins entstehen würde.
Hätte aber wohl via Aufnahme der Venetiens und einer eventuell zurückeroberten Lombardei in den Deutschen Bund Preußen zur Sicherung der eigenen Stellung in Italien eingebunden.

Wäre insofern vielleicht keine so uninteressante Variante gewesen auf diese Weise einer perspektivischen italienisch-preußischen Zusammearbeit, die sich durch die Frage nach der Zukunft des Veneto, ja doch recht stark aufdrängte, vorzubauen.
 
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