Protestantische Union und Katholische Liga

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Gast

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Hallo!

Ich bin in der 12. Klasse eines Gymnasiums und wir behandeln in Geschichte gerade den 30jährigen Krieg. Als Hausaufgabe zu morgen haben wir folgende Fragen bekommen:

Wer war in der katholischen Liga?
Wer war in der protestantischen Union?

Nun habe ich überall im Internet gesucht und leider nichts gefunden.
Wäre toll, wen ihr mir weiterhelfen könntet.

Und noch eine Frage:

Könnt ihr ein Geschichtslexikon im Internet empfehlen?
Danke!
 
Hast Du es schon mal bei Wikipedia versucht?

Wenn Du da nicht zum Ziel kommst, kannst Du gerne nochmal fragen.
 
Ich brauche ja die Stände/Städte, die dort Mitglieder waren und das steht da nicht!
 
Gast schrieb:
Ich brauche ja die Stände/Städte, die dort Mitglieder waren und das steht da nicht!

Komplett? Alle, die jemals Mitglied waren?
Das ist dann tatsächlich nicht so einfach.

Beim Herumgoogeln finde ich folgende Mitglieder der Union:

Anhalt
Württemberg
Baden-Durlach
Ansbach
Bayreuth
Pfalz-Neuburg
Kurpfalz
Hessen-Kassel
Ulm
Straßburg
Nürnberg
Brandenburg

Zur Liga gehörten "die meisten katholischen Reichsstände", namentlich gefunden habe ich auf die Schnelle:

Bayern
Köln
Mainz
Trier
Würzburg
Augsburg
Passau
Regensburg.

Hierzu noch ein englischsprachiger Link:
http://www.newadvent.org/cathen/09100a.htm
 
hyokkose schrieb:
Komplett? Alle, die jemals Mitglied waren?
Das ist dann tatsächlich nicht so einfach.

Beim Herumgoogeln finde ich folgende Mitglieder der Union:

Anhalt
Württemberg
Baden-Durlach
Ansbach
Bayreuth
Pfalz-Neuburg
Kurpfalz
Hessen-Kassel
Ulm
Straßburg
Nürnberg
Brandenburg

Zur Liga gehörten "die meisten katholischen Reichsstände", namentlich gefunden habe ich auf die Schnelle:

Bayern
Köln
Mainz
Trier
Würzburg
Augsburg
Passau
Regensburg.

Hierzu noch ein englischsprachiger Link:
http://www.newadvent.org/cathen/09100a.htm



Ausgburg in der Liga? Bist Du sicher?
Augsburg war doch ein Hort der Refomation!

Die freie Reichstadt glaube ich nicht. Vielleicht der Bischof?
War doch ein ähnlicher Fall wie Kempten, Stadt evangelisch, Bischof bleibt natürlich katholisch. (Gibt in Kempten deshalb zwei ganz tolle Kirchen, keine 100 m voneinander entfernt)

War das in Zwiefalten nicht ähnlich? Kloster bleibt kath., der evangelische Herzog von Württemberg bleibt aber der Schutzherr.

Pflummern bei Riedlingen, württembergisch, deshalb evangelisch, das Kloster Heiligkreuztal hat aber für den baulichen zustand der evangelischen Kirche aufzukommen! Gab anscheinend nie nennenswerten Streit deshalb!
Pragmatiker gab es anscheinend schon immer.

Grüße Repo
 
Zuletzt bearbeitet:
Repo schrieb:
Ausgburg in der Liga? Bist Du sicher?
Augsburg war doch ein Hort der Refomation!

Die freie Reichstadt glaube ich nicht. Vielleicht der Bischof?

Gemeint ist nicht die Stadt, sondern das Bistum Augsburg, dessen Territorium beträchtliche Ausmaße hatte.
 
Hyokkoses Liste stimmt schon - auch, was Augsburg betrifft...

Es handelte sich in einigen Fällen nämlich tatsächlich nicht um die Städte als solche, sondern vielmehr um die Hochstifte Augsburg, Konstanz, Passau, Regensburg und Würzburg sowie die Fürstpropstei Ellwangen und die Fürstabtei Kempten.

Ich weise bzgl. des erwähnten Pragmatismus auch darauf hin, daß die konfessionellen Zugehörigkeiten bei dieser Lagerbildung nur vordergründig waren, es sich genaugenommen jedoch um politische Interessenbünde handelte.
Dies zeigt u.a. das Verhalten des ev.-luth. Kursachsen, welches aus dem politischen Gegensatz zur ev.-ref. Kurpfalz u.a. calvinistischen Landen nicht der Union beitrat, sondern Rückhalt beim kath. Kaiser suchte.
Auch die spätere Unterstützung der beiden Blöcke durch europäische Mächte macht dies deutlich, wenn man bedenkt, daß bspw. das kath. Frankreich - welches "zuhause" selbst fast zeitgleich mit den Calvinisten (Hugenotten) abrechnet - sich im Krieg dann auf die Seite der Union stellt...

Andererseits habe ich mich wieder nicht geirrt, als es mir vorkam, als hätte ich über dieses Thema hier schon einmal etwas gelesen...
Et voila:
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=17337&postcount=4
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=17499&postcount=6
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=17533&postcount=8

EDIT (Nachtrag): Oops, jetzt habe ich zu lange getippt, und inzwischen haben Mercy und Hyokkose schon reagiert. Ich lasse den Beitrag trotzdem so... :cool:
 
Hallo Repo!
Vielen Dank, daß Du kenntnisreich Werbung für meine Heimatstadt Kempten machst! Was Augsburg betrifft, sind die soviel ich weiß, wieder zum Katholizismus zurückgekehrt, aber geteilt waren sie nie! Die Fugger blieben ja auch katholisch.
Und ein Tipp an den Gast: Habt ihr denn kein Schulbuch?
Gruß, Galadriel
 
Danke für eure Antworten :)

Übrigens: Wir besitzen schon ein Schulbuch, in dem aber nichts zum 30jährigen Krieg usw. drin steht.
 
Stimmt. In meinem schlauen Buch steht: 14. Mai 1608 protestantische
"Union" wird auf Betreiben des kurpfälsischen Statthalters, Fürst Christian
v. Anhalt-Bernburg, gegründet. Mitglieder sind zunächst die süddeutschen protestantischen Fürsten, die sich durch die Expasionspolitik Bayerns bedroht fühlten. Bis 1617 schlossen sich der Union unter Führung der Kurpfalz insgesamt 27 Mitglieder an, darunter 7 Fürsten und 18 Städte, u.a. auch
Hessen-Kassel, Brandenburg, Ansbach-Bayreuth, Braunschweig-Wolfenbüttel
und Baden-Durlach.
Als "Ziel" der Union wurde die Verteidigung gegen jeden widerrechtlichen und gewaltsamen Akt bezeichnet, worunter auch nicht akzeptable Entscheidungen
der Reichsgewalt fielen. DerBund wurde zunächst für 10 Jahre geschlossen,
er erhielt klare juristische Gestalt und war mit Vollzugsgewalt ausgestattet.

Nicht nur als Gegenbund, sondern angesichts der schwachen Reichsgewalt,
auch um allgemeiner kollektiver Interessenvertretung willen bildete sich unter der Führung Bayerns im Juni 1609 die katholische "Liga". Sie wurde zunächst für 9 Jahre abgeschlossen und stellte eine Art Neugründung des alten
Landsberger Bündnisses dar. Mitglieder waren außer Bayern noch die 3
rheinischen Kurfürsten Köln, Trier und Mainz, die Bischöfe von Würzburg, Augsburg, Passau, Regensburg und Konstanz, sowie der Äbte von Kempten und Ellwangen. Später schlossen sich noch die Bischöfe von Speyer, Worms
und Straßburg an, ferner reichsfreie Grafen Oberdeutschlands und die Städte
Rottweil, Überlingen und Wangen.
Kaiser Rudolf II. und der kaisertreue Kurfürst Christian II. von Sachsen
schlossen sich zunächst keine der beiden Bündnisse an.
 
Galadriel schrieb:
Hallo Repo!
Was Augsburg betrifft, sind die soviel ich weiß, wieder zum Katholizismus zurückgekehrt, aber geteilt waren sie nie! Die Fugger blieben ja auch katholisch.

Gruß, Galadriel

Hallo Galadriel,

ich hab mal ein bißchen gegoogelt, die Bevölkerung der Reichsstadt war wohl so 50/50, aber der Fürstbischof hat von der Reformation an in Dillingen residiert.

Grüße Repo
 
Interessant finde ich die unterschiedliche Lesart zur Bildung der "Protestantischen Union " in Folge der Reichsexekution gegen die Stadt Donauwörth.
Da wird in den hier zitierten Links von einer Störung einer kath. Prozession in Donauwörth durch die Protestanten gesprochen, diese also als Störenfriede ausgemacht.

Meine Quelle liest sich in den Einzelheiten so, daß der Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen die provozierende Wiederaufnahme von Prozessionen durch die kleine kath. Gemeinde war. Dabei war die Fahne, die man der Prozession vorantrug nicht eingewickelt gewesen, sondern man hatte sie frei fliegen lassen. Eben diese Verletzung des bisherigen Status wollte der protestant. Rat nicht durchgehen lassen.
Aus diesem Konflikt entwickelte sich schließlich eine große Auseinandersetzung ,
die das Verhältnis d. Konfessionsparteien vor dem Reichstag 1608 empfindlich störte.
Doch mal ganz interessant, was die Befindlichkeiten in der damals konfessionell aufgeheizten Stimmung so hervorbrachten.:confused:

Quelle :

W. Schulze : "Dt. Geschichte im 16. Jahrh." Neue hist. Bibliothek/ Suhrkamp
 
Arcimboldo schrieb:
Doch mal ganz interessant, was die Befindlichkeiten in der damals konfessionell aufgeheizten Stimmung so hervorbrachten.:confused:

Damals? Du meinst das 17. Jahrhundert?
Ich lebe in einer typischen Gegend Südwestdeutschlands. Bis 1805 alle 5 Kilometer andere Grundherrschaft, alles kath. bis auf auf die altwürtt. Gebiete.
Über diese Konfessionsgrenzen hinweg gab es bis vor 40-50 Jahren keinerlei verwandschaftliche Beziehungen! Es wurde geredet, gehandelt, gearbeitet, gesoffen miteinander, aber einen Falschgläubigen heiraten? Nie, eher einen Selbstmord!

Für die Herrschenden war die Konfession immer Politik, für die Untertanen immer Realität.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Über diese Konfessionsgrenzen hinweg gab es bis vor 40-50 Jahren keinerlei verwandschaftliche Beziehungen! Es wurde geredet, gehandelt, gearbeitet, gesoffen miteinander, aber einen Falschgläubigen heiraten? Nie, eher einen Selbstmord!

In der Kurpfalz sah das nicht anders aus, hier waren die Ortschaften konfessionell geteilt. Einen katholischen Sportverein gab es nach 1945 in meiner Heimatgemeinde nicht mehr, die Turner waren in protestantischer Hand, die Fußballer waren rot. Gute Katholiken mußten auswärts Sport treiben.
Aber selbst die Protestanten waren sich nicht grün. Als Mitte der fünfziger Jahre ein lutherischer Pastor eingesetzt werden sollte, gab es einen Aufstand. Die reformierte (vormals calvinistische) Gemeinde konnte keinen Lutheraner akzeptieren.
 
Arcimboldo schrieb:
Interessant finde ich die unterschiedliche Lesart zur Bildung der "Protestantischen Union " in Folge der Reichsexekution gegen die Stadt Donauwörth.
Da wird in den hier zitierten Links von einer Störung einer kath. Prozession in Donauwörth durch die Protestanten gesprochen, diese also als Störenfriede ausgemacht.

Meine Quelle liest sich in den Einzelheiten so, daß der Ausgangspunkt der Auseinandersetzungen die provozierende Wiederaufnahme von Prozessionen durch die kleine kath. Gemeinde war. Dabei war die Fahne, die man der Prozession vorantrug nicht eingewickelt gewesen, sondern man hatte sie frei fliegen lassen. Eben diese Verletzung des bisherigen Status wollte der protestant. Rat nicht durchgehen lassen.
Aus diesem Konflikt entwickelte sich schließlich eine große Auseinandersetzung ,
die das Verhältnis d. Konfessionsparteien vor dem Reichstag 1608 empfindlich störte.
Doch mal ganz interessant, was die Befindlichkeiten in der damals konfessionell aufgeheizten Stimmung so hervorbrachten.:confused:

Quelle :

W. Schulze : "Dt. Geschichte im 16. Jahrh." Neue hist. Bibliothek/ Suhrkamp

Das schien mir alles etwas schleierhaft, ich habe den Vorgang deshalb mal bei "Altmeister" Schiller nachgelesen.

Die bei der "Prozession" gestörte Partei wandte sich Hilfesuchend an den Kaiser, der mit der Reichsexekution den bayerischen Herzog beauftragte. Was laut Schiller schon ein Rechtsbruch war, Donauwörth gehörte zum Schwäbischen Kreis, mit der Exekution hätte also dieser beauftragt werden müssen.
Der Herzog besetzte Donauwörth, der protestantische Glaube wurde verboten, und Donauwörth wurde aus einer schwäbischen Reichsstadt zur bayerischen Landstadt.

Da die protestantischen Reichsstände Süddeutschlands dies für das auch ihnen zugedachte Schicksal hielten, gründeten sie die Union.

Grüße Repo
 
Mercy schrieb:
In der Kurpfalz sah das nicht anders aus, hier waren die Ortschaften konfessionell geteilt. Einen katholischen Sportverein gab es nach 1945 in meiner Heimatgemeinde nicht mehr, die Turner waren in protestantischer Hand, die Fußballer waren rot. Gute Katholiken mußten auswärts Sport treiben.
Aber selbst die Protestanten waren sich nicht grün. Als Mitte der fünfziger Jahre ein lutherischer Pastor eingesetzt werden sollte, gab es einen Aufstand. Die reformierte (vormals calvinistische) Gemeinde konnte keinen Lutheraner akzeptieren.


Bei uns ist der DJK auch heute noch sehr aktiv.
Mit dem 2. Vorsitzenden habe ich lange die Schulbank gedrückt, als er mal "zur Sitzung" ging, frozzelte ich ihn, "ihe werdet auch mehr Saufen als beschließen" konterte er, "woher denn, wir sind ja ein frommer Verein".

Grüße Repo
 
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