Reichskonkordat und Ermächtigungsgesetz - Zusammenhang?

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camilla78

Gast
Es gibt verschiedene Stimmen von Historikern wie z.B. Wolf, die das Ermächtigungsgesetz für Hitler als "Tausch" gegen das Reichskonkordat für den heiligen Stuhl betrachten. Kennt ihr andere Stimmen, wo seht ihr einen ausschlaggebenden Zusammenhang?
Vielen Dank schonmal im vorraus!
 
Die Scholder-Repgen-Kontroverse.

Siehe http://www.geschichtsforum.de/575076-post19.html
http://www.geschichtsforum.de/f66/b...iktatur-und-verh-ltnis-zur-kath-kirche-19711/

Siehe Hubert Wolf: Reichskonkordat für Ermächtigungsgesetz? Zur Historisierung der Scholder-Repgen-Kontroverse über das Verhältnis des Vatikans zum Nationalsozialismus. VfZ 2012, S. 179 ff:

Dort ist die oben dargestellte Meinung so nicht zu finden. Vielmehr führt Wolf aus:

"Klaus Scholder und seine Schule versuchten, diesen Zusammenhang in immer neuen Beiträgen zu belegen, Konrad Repgen und die „Kommission für Zeitgeschichte“ widersprachen entschieden. Da eindeutige Quellenbelege bislang nicht erbracht worden sind, kommt beiden Positionen ein hypothetischer Charakter zu, sowohl in ihrem Hauptargument als auch in zahlreichen Teilaspekten. Viele Detailfragen dieser Kontroverse können auch durch die seit 2003 beziehungsweise 2006 in Rom neu zugänglichen Quellen nicht beantwortet werden. Es hat sich vielmehr gezeigt, dass Ludwig Volk für die „Kommission für Zeitgeschichte“ schon in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die meisten wichtigen Quellen einsehen und edieren konnte. Diese lagen beiden Kontrahenten also bereits gedruckt vor. Aber zur Rolle der Römischen Kurie durfte man vom Vatikanischen Geheimarchiv doch neue Informationen erwarten. Was das deutsche Episkopat angeht, so war die Haltung zum Nationalsozialismus bis 1933 eindeutig ablehnend ...
Eine neue Lage verlangte neue Entscheidungen, dieser alte Grundsatz für
die Politik der Kurie müsse hier Anwendung finden, aber man könne, so heißt es in der Notiz weiter, „den Bischöfen nicht den Weg abschneiden“. Diese Aufforderung an Orsenigo konnte jedoch keine Wirkung mehr entfalten. Denn bereits am selben Tag, an dem Pacelli dieses Thema mit Pius XI. besprach, am 28. März, hatte Kardinal Bertram die „Kundgebung der deutschen Bischöfe
über die Haltung zum Nationalsozialismus“ publiziert"
 
Und die Fortsetzung der Debatte:

Thies Schulze: Antikommunismus als politischer Leitfaden des Vatikans? Affinitäten und Konflikte zwischen Heiligem Stuhl und NS-Regime Jahr 1933, VfZ 2012, S. 353-379.

Abstract:
"Papst Pius XI. äußerte Anfang März 1933 zu verschiedenen Gelegenheiten, Hitler sei der einzige Staatsmann, der etwas gegen den Kommunismus unternehme. Seine Aussagen waren keinesfalls spontan und unbedacht, wie einige seiner Gesprächspartner vermuteten. Vielmehr gaben sie der Hoffnung Ausdruck, mit der neuen Regierung in Deutschland einen Bündnisgenossen gegen die kommunistische Bedrohung – und gegen einen mit ihr angeblich einhergehenden sittlichen Verfall – gewinnen zu können. Obwohl die Phase der Annäherung an Deutschland, die der Papst nach dem Reichstagsbrand einleitete, nur wenige Wochen dauerte und Pius XI. seit Ende April 1933 merklich von seinem eher wohlwollenden Blick auf die deutsche Politik abrückte, war sie durchaus wichtig für das Verhältnis von Kirche und Staat im Dritten Reich. Denn in ihr wurden wesentliche Weichenstellungen vorgenommen, insbesondere die Aufnahme der Verhandlungen für das Reichskonkordat. Der Aufsatz untersucht die Motive, die dem päpstlichen Deutschland-Bild zugrunde lagen, und geht insbesondere der Frage nach, welche innen- und außenpolitischen Zielvorstellungen sich damit verbanden. Er erörtert die Gründe für die erneute Revision der päpstlichen Politik seit Mai 1933. Schließlich gibt er einen Ausblick auf die späteren Jahre des NS-Regimes und diskutiert, ob und inwiefern antikommunistische Motive die päpstliche Politik auch nach 1933 beeinflussten."
 
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