Und die Fortsetzung der Debatte:
Thies Schulze: Antikommunismus als politischer Leitfaden des Vatikans? Affinitäten und Konflikte zwischen Heiligem Stuhl und NS-Regime Jahr 1933, VfZ 2012, S. 353-379.
Abstract:
"Papst Pius XI. äußerte Anfang März 1933 zu verschiedenen Gelegenheiten, Hitler sei der einzige Staatsmann, der etwas gegen den Kommunismus unternehme. Seine Aussagen waren keinesfalls spontan und unbedacht, wie einige seiner Gesprächspartner vermuteten. Vielmehr gaben sie der Hoffnung Ausdruck, mit der neuen Regierung in Deutschland einen Bündnisgenossen gegen die kommunistische Bedrohung – und gegen einen mit ihr angeblich einhergehenden sittlichen Verfall – gewinnen zu können. Obwohl die Phase der Annäherung an Deutschland, die der Papst nach dem Reichstagsbrand einleitete, nur wenige Wochen dauerte und Pius XI. seit Ende April 1933 merklich von seinem eher wohlwollenden Blick auf die deutsche Politik abrückte, war sie durchaus wichtig für das Verhältnis von Kirche und Staat im Dritten Reich. Denn in ihr wurden wesentliche Weichenstellungen vorgenommen, insbesondere die Aufnahme der Verhandlungen für das Reichskonkordat. Der Aufsatz untersucht die Motive, die dem päpstlichen Deutschland-Bild zugrunde lagen, und geht insbesondere der Frage nach, welche innen- und außenpolitischen Zielvorstellungen sich damit verbanden. Er erörtert die Gründe für die erneute Revision der päpstlichen Politik seit Mai 1933. Schließlich gibt er einen Ausblick auf die späteren Jahre des NS-Regimes und diskutiert, ob und inwiefern antikommunistische Motive die päpstliche Politik auch nach 1933 beeinflussten."