Religionsursprung

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2.) Ich kenne auch heute noch genug gläubige Landwirte, deren wirtschaftliche Lage nun mal vom Wetter abhängig ist und die Gott z. B. während der Zeit der Heu-Ernte um gutes Wetter bitten. Wenn wir nicht bei denen auf der Miste landen wollen, sollten wir nicht behaupten, dass sie einen "Wettergott" anbeten. Ähnlich verhält es sich vermutlich mit den Israeliten. Ein Gott, der unter anderem Macht hat, über das Wetter zu gebieten, muss nicht zwangsläufig ein kompetenz-reduzierter Gott wie ein ausgemachter "Wettergott" sein..
Das gibt es auch noch in offizieller, institutionalisierter Form
Wettersegen ? Wikipedia
Bittprozession ? Wikipedia

Daneben gibt es aber auch noch die Anrufung der "spezialisierten Halbgötter", z.B. Wendelin ? Wikipedia
Womit ich deinen Ausführungen allerdings nicht grundlegend widersprechen will.

Man wird jedenfalls sagen können, dass JHWH nicht plötzlich vom Himmel fiel, sondern sich aus bestehenden Vorstellungen entwickelte. Wie das zugegangen sein kann
JHWH ? Wikipedia
 
Ich dachte eigentlich immer, Jahwe sei sein Kriegsgott gewesen, der im Zuge der fast hundert Jahre andauernden Konflikte der ollen Israeliten mit ihren stärkeren Nachbarn aus dem Zweistromland im 7. und 6. Jhdt. so ein Übergwicht erhalten habe, dass alle anderen Götter allmählich durch ihn verdrängt wurden.
 
Was den Aton-Kult betrifft: Die Ägyptologen J. Assmann und E. Hornung sehen das anders. Für sie ist Echnaton ein radikaler Monotheist. Im "Großen Sonnenhymnus" Echnatons heißt es:

Du einziger Gott, außer dem es keinen gibt...

Und:

Du hast den Himmel fern gemacht, um an ihm aufzuleuchten, um alles zu sehen, was du gemacht hast, du allein in deiner Gestalt als lebendige Sonne, glänzend, fern und doch nah. Du machtest Millionen von Gestaltungen aus dir allein...
Vielleicht sollte man noch ein Stückchen weiterlesen: "Seit du die Welt gegründet hast, erhebst du sie für deinen Sohn, der aus deinem Leib hervorgegangen ist, den König beider Ägypten, Nefercheperure Uanre, den Sohn des Re, der von Maat lebt, den Herrn der Diademe" etc.

Ich stütze mich dabei auf eine 19-seitige Seminararbeit an einer katholischen Privatuniversität (Email-Adresse des Verfassers mir bekannt), die sich wiederum auf sechs Fachbücher stützt.
Naja, Seminararbeiten (sogar längere) habe ich im Studium auch verfasst, und dafür auch mindestens sechs Fachbücher verwendet, trotzdem würde ich nicht so weit gehen, meine Seminararbeiten für der Weisheit letzten Schluss zu halten.

In einer Arbeit heißt es z.B., dass die alttestamentlichen Stellen, die Jahwe als Wettergott thematisieren, "älter" seien als alle, die ihm andere Attribute zuschreiben (Kriegs- bzw. Vatergott). Als Beispiele werden die Psalmen 24, 29, 47, 93 und 104 genannt.
Wo siehst Du in Psalm 24 einen Hinweis auf einen Wettergott? Stattdessen wird Gott dort als "Herr der Heerscharen" und "mächtig im Kampf" bezeichnet ...
Auch in den anderen genannten Psalmen sind die Hinweise teils recht vage, teils nicht vorhanden.

Auch heißt es, dass Jahwes Wetterkompetenz bis in die Perserzeit hinein bestehen bleibt, exemplifiziert durch Verweise auf die Bücher Haggai und Sacharja.
Dass, wenn es nur einen Gott gibt, dieser im Rahmen seiner allumfassenden Kompetenz auch fürs Wetter zuständig ist, ist doch klar, aber eben nicht nur.
Im Buch Haggai ist zwar davon die Rede, dass Jahwe für Dürren verantwortlich ist, aber auch für Pflanzenkrankheiten, Erdbeben, Reichtum, Frieden etc.

Ich denke, das ist nachvollziehbar. Welchen Sinn hätte es für diese Leute gehabt, Jahwe zum Kriegsgott zu küren?
Vielleicht, weil an Feinden kein Mangel herrschte?

Eine vielfach im Christentum übliche Gottesdarstellung ist als alter Mann mit Bart. Da scheint mir doch in dieser Darstellung der gute, alte Jupiter (bzw. Zeus) ein Fortleben zu feiern.
Man kann natürlich in Allem ein Fortleben konstruieren. Aus dem Umstand, dass Gott/Jesus in frühchristlicher Zeit mitunter auch als rasierter jugendlicher Mann dargestellt wurde, hat man abgeleitet, er sei von Apollon oder Dionysos abgekupfert worden. Wenn er alt und bärtig ist, muss er natürlich von Zeus abgekupfert sein. Wie viele Möglichkeiten gibt es eigentlich, einen Mann darzustellen? Oder, anders gefragt: Wie hätte man Gott eigentlich darstellen sollen, damit er ja nicht wie irgendeiner der heidnischen Götter aussieht?

Die Marienverehrung stammt erst aus der Zeit, als das Christentum Staatsreligion wurde. Möglicherweise hat man dadurch für die vormals heidnische Bevölkerung etwas vertrautes belassen, so dass dann der Wechsel für sie einfacher wurde.
Nur war der Isiskult keineswegs allgemein verbreitet, sondern nur einer unter vielen Kulten.

Ich meine auch irgendwo die Vermutung gelesen zu haben, dass die Marienverehrung auch von einer Devotionalienverkäufer-Lobby forciert wurde, die ihre Isis-mit-Horosknaben-Gruppe dann als Maria-mit-Jesuskind-Gruppe weiterverkaufen konnten. Vielleicht war letzteres eher scherzhaft gemeint.
Das will ich mal hoffen. So blöd werden die christlichen Käufer doch wohl nicht gewesen sein, dass man ihnen Figurengruppen mit reichlich ägyptischen Attributen (Kleidung, Kopfschmuck ...) als Maria mit Jesus andrehen konnte.

Übrigens wurde die Marienverehrung in Ephesos beschlossen - an dem Ort, an dem der große Artemis-Tempel stand.
Und Artemis war kinderlos.
 
Artemis war auch eine Fruchtbarkeitsgöttin und die Schutzherrin von Müttern und Kindern. Wie man das mit Jungfräulichkeit verbinden soll ist mir auch schleierhaft, aber es funzt offensichtlich nicht nur bei der jungfräulichen Mutter Maria, sondern auch bei der jungfräulichen Göttin der Geburt.
 
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Man kann natürlich in Allem ein Fortleben konstruieren. Aus dem Umstand, dass Gott/Jesus in frühchristlicher Zeit mitunter auch als rasierter jugendlicher Mann dargestellt wurde, hat man abgeleitet, er sei von Apollon oder Dionysos abgekupfert worden. Wenn er alt und bärtig ist, muss er natürlich von Zeus abgekupfert sein. Wie viele Möglichkeiten gibt es eigentlich, einen Mann darzustellen? Oder, anders gefragt: Wie hätte man Gott eigentlich darstellen sollen, damit er ja nicht wie irgendeiner der heidnischen Götter aussieht?

Kahlköpfig und dicklich? Ach halt...da gab es auch schon einen.

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Das will ich mal hoffen. So blöd werden die christlichen Käufer doch wohl nicht gewesen sein, dass man ihnen Figurengruppen mit reichlich ägyptischen Attributen (Kleidung, Kopfschmuck ...) als Maria mit Jesus andrehen konnte.
Unterschätze diese Leute nicht: Wenn man ihnen heilige Steine, gesegnetes Wasser, rostige Nägel, Fischgräten, Holzsplitter in jeder Größe und aus jeder Holzart und sogar getrocknete Vorhäute verkaufen kann, kann man ihnen auch eine ägyptische Göttin als Maria andrehen. Der unversehrte Leichnahm des heiligen Markus soll ja angeblich auch eine Agyptische Mumie sein.

Meine Lieblingstheorie ist ja sowieso, dass das ganze aus einer Lobby Galiläischer Fischer und Tischler entstanden ist. Die haben es geschaft, dass für die nächsten 2.000 Jahre in dem ganzen Einflussgebiets ihres Interessenverbandes, jeden Freitag und zusätzliche vierzig Tage im Jahr, Fisch konsumiert werden muss und in jedem Haushalt an der Wand mindestens ein Tischlereierzeugnis hängen soll (in Bayern und Österreich sogar eine ganze Ecke davon). Vielleicht haben die Bildhauer sich dem nur angeschlossen. War einer der Jünger vielleicht Steinmetz?

:D
 

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Unterschätze diese Leute nicht: Wenn man ihnen heilige Steine, gesegnetes Wasser, rostige Nägel, Fischgräten, Holzsplitter in jeder Größe und aus jeder Holzart und sogar getrocknete Vorhäute verkaufen kann, kann man ihnen auch eine ägyptische Göttin als Maria andrehen. Der unversehrte Leichnahm des heiligen Markus soll ja angeblich auch eine Agyptische Mumie sein.

Nach dem erfindungsreichen britischen Historiker Andrew Chugg soll der "Markus" im Markusdom sogar Alexander der Große sein, der von Geschäftemachern aus Alexandria überführt und als heiliger Markus verehrt wurde - aber das ist eine andere Geschichte....
 
Nach dem erfindungsreichen britischen Historiker Andrew Chugg soll der "Markus" im Markusdom sogar Alexander der Große sein, der von Geschäftemachern aus Alexandria überführt und als heiliger Markus verehrt wurde - aber das ist eine andere Geschichte....

Das würde erklären, warum diese Archäologin von Okeanios, Frau Souvlaki, ihn nicht finden konnte.
 
ist für mich nicht ersichtlich, wieso eine aus dem Judentum hervorgegangene Sekte sich ausgerechnet an der ägyptischen Religion [...] orientiert haben sollte.

Berechtigter Einwurf.

Aber zum Beispiel war der 25. Dezember mitnichten das Geburtsdatum Iesu Christi. Man hatte einfach das Datum des Festtages für Sol Invictus genommen, das auf den 25. Dezember fiel.

So war es mit vielen Traditionen, die das Christentum heute kennt. Vor allem hatte man im Bereich der germanischen und nordischen Mythologie und Religion viel abgekupfert, um den Ungläubigen das Konvertieren zu vereinfachen, da man bekannte Strukturen einfach in die neue Religion übernommen hatte.
 
So war es mit vielen Traditionen, die das Christentum heute kennt. Vor allem hatte man im Bereich der germanischen und nordischen Mythologie und Religion viel abgekupfert, um den Ungläubigen das Konvertieren zu vereinfachen, da man bekannte Strukturen einfach in die neue Religion übernommen hatte.
Das sehe ich eher umgekehrt: Die Neubekehrten waren natürlich nicht allesamt bereit, komplett mit ihrem bisherigen Leben zu brechen. Oft war die Bekehrung wohl auch eher oberflächlich, d. h. die alten Götter wurden durch einen neuen Gott ersetzt, auf den so mancher "Bekehrte" dann wohl einfach die Vorstellungen übertrug, die er bislang von seinen alten Göttern hatte. Dementsprechend wurden von vielen Gläubigen auch alte Traditionen im neuen Gewand fortgesetzt. Die Missionare duldeten das wohl, weil ihnen ohnehin kaum etwas anderes übrigblieb.
 
Ohne großartig vom Thema abweichen zu wollen: Aber finde ich es nicht nachvollziehbar, dass man das Datum Christi Geburt auf den Anfang eines Jahres setzt, der in einem Buch über die Begräbnistage der Bischöfe geschildert wird.
Natürlich könnte dies ein sehr deutliches Indiz sein, dennoch wundere ich mich, dass die Geburt Christi, die an diesem speziellen Tage ja anscheinend gefeiert worden sein soll, mit keinem Wort bemerkt wird – wie Sardelle selbst anmerkte.
Ich kenne mich in Astronomie und Kalendern zu wenig aus, um eine treffende Aussage festzustellen. Aber anscheinend muss ja ein großes Ereignis auf den 25. Dezember gefallen sein, dass man einen ganzen Kalender danach ausrichtet. Ob dieses Ereignis aber nun die Geburt Christi war, ist ja nicht belegt – daher mein Dilemma.
 
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Ich kenne mich in Astronomie und Kalendern zu wenig aus, um eine treffende Aussage festzustellen. Aber anscheinend muss ja ein großes Ereignis auf den 25. Dezember gefallen sein, dass man einen ganzen Kalender danach ausrichtet. Ob dieses Ereignis aber nun die Geburt Christi war, ist ja nicht belegt – daher mein Dilemma.

Es ist die Wintersonnenwende. Ab da werden die Tage wieder länger und dieses Ereignis wurde auch bei anderen, z.B. den Germanen gefeiert.
 
Die Geburt Jesu in den Winter, auf die Wintersonnenwende bzw. die Tage danach zu verlegen war durchaus naheliegend: "Ich bin das Licht der Welt" soll er den Evangelien zufolge von sich selbst gesagt haben. Das Licht der Welt ist nun mal die Sonne. Daher auch die Identifikation mit dem heidnischen Gott Sol Invictus. Neuer Wein in gebrauchten Gefäßen.
 
Nope. Das ist schon am 21./22. Dezember. :) - Zumindest auf der Nordhalbkugel...

Unsere kluge Tante Wiki sagt dazu folgendes:


"Da ab 21./22. Dezember die Tage wieder länger werden, war die Wintersonnenwende in vielen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen ein wichtiges Fest, das oft ein paar Tage vor bzw. nach dem Datum der tatsächlichen Sonnenwende gefeiert wurde. Schon steinzeitliche Kultstätten wie Stonehenge erfassten diesen Zeitpunkt mittels der relativ leicht feststellbaren Auf- und Untergangspunkte der Sonne, die zu Winterbeginn etwa im Südosten bzw. Südwesten liegen. Zur Zeit der Einführung des Julianischen Kalenders lagen die Sonnenwenden auf dem 25. Dezember und dem 24. Juni. "
 
@Bdaian
@Liborius

Ein alter Lehrer sagte zu mir früher immer: "Man kann alt werden wie ne Kuh, man lernt immer was dazu."

Danke
 
Tante Wiki: Zur Zeit der Einführung des Julianischen Kalenders lagen die Sonnenwenden auf dem 25. Dezember und dem 24. Juni.

Soweit ich weiß, lag die astronomische Wintersonnenwende zur Zeit der Einführung des Julianischen Kalenders auf dem 24. bzw. 23. Dez. (46 v. Chr. > 24. Dez.; 45 v. Chr. > 23. Dez.; die Jahrpunkte springen ja alle vier Jahre wegen der Schaltjahre). Damals kannten die Menschen allerdings den astronomisch exakten Sonnenwenden-Tag nicht auf den Tag genau (es werden in den verschiedenen antiken Quellen oft unterschiedliche Tagesdaten angenommen).
Aber - und das ist ja entscheidend - von den antiken Schriftstellern wissen wir, dass Iulius Caesar die Wintersonnenwende am 25. Dez. wähnte. Und da die Regelungen des Julianischen Kalenders fortan galten und bekannt waren, dürfte der 25. Dez. als Sonnenwenden-Tag dann eine Art "Allgemeinwissen" bei den Römern geworden sein. So gesehen feierten die Christen der Spätantike tatsächlich die Geburt ihres Herrn am Tag der angenommenen Wintersonnenwende. Ob das aber der eigentliche Grund war, weshalb sie den Tag wählten, kann ich nicht sagen.


PS: Im Julian. Kalender wanderten die Jahrpunkte (Sonnenwenden u. Tagundnachtgleichen) glaube alle 128 Jahre um einen Tag nach vorne, weil die Länge des Kalenderjahrs nicht ganz der Länge des Sonnenjahrs entsprach. Im 16. Jh. müsste demnach die Wintersonnenwende ca. auf dem 13. Dez. gefallen sein. Da ließ Papst Gregor 10 Tage ausfallen, führte den Gregorianischen Kalender ein und seitdem liegt die Wintersonnenwende so schön auf dem 21./22. Dezember.
 
Die Geburt Jesu in den Winter, auf die Wintersonnenwende bzw. die Tage danach zu verlegen war durchaus naheliegend: "Ich bin das Licht der Welt" soll er den Evangelien zufolge von sich selbst gesagt haben. Das Licht der Welt ist nun mal die Sonne. Daher auch die Identifikation mit dem heidnischen Gott Sol Invictus. Neuer Wein in gebrauchten Gefäßen.

Wunderbar! :) Eine sehr interessante Synopse.

Zusammenfassend kann man also diese These als durchaus relevant betrachten, zumal nun das Thema des Datums geklärt sein dürfte.

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Um zum eigentlichen punctum puncti zurückzukehren:

Bereits lange vor der Zeit der Hochkulturen, um ca. 80 000 bis 30 000 a. Chr. n. etablierten sich erste Vorformen von Religion und ein Glaube an eine höhere Macht, die das Leben und das Schicksal der Menschen beeinflusst und von deren Gnade und Wohlwollen der Mensch in seinem irdischen Dasein, seiner menschlichen Ohnmacht, abhängig ist.
Dokumentieren lässt sich dies durch die bedeutenden Funde von katakombenartigen Kultstätten und Grabkammern, an deren Wänden erste Zeichnungen dieser archaischen Gottheiten zu sehen sind.
Aus Ritualen und mündlichen Erzählungen von dem Menschen übergeordneten, mächtigeren Wesen manifestierten sich mit der Zeit verschiedene Religionsformen. (vgl. Norbert Scholl, Die großen Themen des christlichen Glaubens)

Zu unterscheiden sind – gerade in der Anfangsphase der Religion – verschiedenste Modelle. Der Dynamismus spiegelt sich als in Gegenständen und Personen wohnend; eine Gottheit in einem theistischen Sinne gibt es quasi nicht. Der Animismus hingegen verehrt Geister, die ganze Welt ist "beseelt".
Der Monismus, der auch heute sehr aktuell ist, kennt eine Vielzahl von Göttern (Polytheismus), hinter denen eine noch übergeordnete Macht (z. B. Karma) steht. Gerade in asiatischen Kulten und Religionen ist dies nach wie vor zu finden.
Das traditionelle Modell des Theismus geht von einem Gott (Monotheismus) oder mehreren Göttern aus.
So unterschiedlich die Modelle nun auch seien, die Gemeinsamkeit eines Glaubens besteht dennoch. Jede (Hoch-)Kultur kannte einen Gott oder Götter, Geister oder verehrten heilige Gegenstände und führten kultische Handlungen und Rituale zum Dialog mit ebenjener höheren Macht aus. (vgl. Peter Neuner)

Die Religion basiert schließlich auf dem Abhängigkeitsgefühl des Menschen, das sowohl Theologen als auch Religionskritiker wie Feuerbach und Freud kennen. Der Mensch ist – unbestritten diese Tatsache! – von der Natur abhängig. Ebenso von einem Schicksal, Katastrophen und dem Leben an sich. Dieses Gefühl der Ohnmacht gegenüber der Natur führten die Menschen auf Götter zurück, die für all dies verantwortlich sein sollten: Für den Erfolg auf der Jagd, für Gesundheit und alle möglichen Wünsche, die man nun mal hatte.
Immer wieder stoßen Menschen auch an die Grenzen ihrer Existenz, sei es nur als rationale Wesen mit Geist und Verstand oder durch ein sehr konkretes Ereignis wie den Tod. Man begibt sich geistig auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und muss zwangsläufig auf eine höhere Macht stoßen. Weitere Erklärungen dürften überflüssig sein.

Peter Neuner schreibt in seinem Artikel "Die Universalität des Gottesglaubens" dazu:

"Religion ist so alt wie die Menschheit. Wohin wir in der Geschichte blicken, welchen Kulturkreis wir betrachten: überall finden wir Religionen, bei Reitervölkern Ostasiens ebenso wie bei den Eingeborenenstämmen in Australien [...]. Wer heute fremde oder untergegangene Kulturen studiert ist auf [...] künstlerische Äußerungen angewiesen. Und diese stammen zum überwiegenden Teil aus dem Bereich der Religion. Sie erzählen von der Erstehung der Welt und ihrer Vollendung, Kunstgegenstände dienten bei Beisetzungsfeiern [...]. Sie sollten die Götter besänftigen [...].
[...] In umfassendster Sicht wird Religion verstanden als 'erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und als antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen'. Das Heilige wird in den Religionen erlebt als 'mysterium tremendum et fascinans'."

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Da wir noch das Thema JHWHs hatten:

Otto Hermann Pesch sagt in seinem Werk "Heute Gott erkennen" dazu: "Es ist auch kein Wunder, dass in diese biblischen Anschauungen von Gott Einflüsse aus den Religionen der umliegenden Völker eingehen, entscheidend und unverwechselbar ist vielmehr, was in Israel und in der Bibel aus diesen Einflüssen wird. Dies sollten wir in aller Unbefangenheit festhalten: Wenn die Bibel Wort Gottes ist, oder, was jetzt nicht mehr unverständlich ist: wenn uns in der Bibel das Wort Gottes trifft, so geschieht dies auf keinem anderen Wege als so, dass in der Bibel der Glaube Israels und dessen fortschreitende Entwicklung, Reinigung und Reifung über mehr als ein Jahrtausend hin aufgeschrieben ist. Wir haben keinen Anlass zu erschrecken, wenn jemand etwa die Botschaft der Bibel mit religiösen Anschauungen der umliegenden Völker vergleicht."

Den religionskulturellen Raum beschreiben U. Struppe und W. Kirschschläger in ihrem Werk "Einführung in das Alte und Neue Testament":
"Die historisch erfassbare Geschichte des Volkes Israel beginnt mit den sogenannten 'Patriarchen' oder 'Stammesvätern': Abraham, Isaak und Jakob. Die im AT vorfindbaren Erzählungen über diese Personen sind früher entstanden als die Schrift. Sie stammen aus dem 18. bis 14. Jh. v. Chr. und wurden zunächst mündlich überliefert. Sie entstanden [...] als Nomaden in Sippen am Rande des Kulturlandes entlang zogen [...]. Mit dieser Zeit wurden immer mehr dieser Sippen im Gebiet des damaligen Kanaan (heutiges Israel) sesshaft. [...]
Die kanaanäische Urbevölkerung lebte damals bereits in befestigten Städten und pflegte den Polytheismus. Die einzelnen nomadischen Sippen pflegten einen Monotheismus, jedoch unterschieden sie sich in ihren Stammesgöttern."
 
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