Römerlager bei Olfen/Lippe entdeckt

Was ich nicht so ganz verstehe:

Warum ist dieses Lager das fehlende Glied in einer Kette?
So wird es jedenfalls dargestellt.

Welche Kette ist gemeint (auch zeitlich)?
 
Der Lager an der Lippe.
Etwa alle 20 - 30 Km wurden in von Rom beherrschten Gebieten an den Strassen Lager für die Truppen angelegt. Das war die übliche Marschdistanz einer Legion.

Apvar
 
Der Lager an der Lippe.
Etwa alle 20 - 30 Km wurden in von Rom beherrschten Gebieten an den Strassen Lager für die Truppen angelegt. Das war die übliche Marschdistanz einer Legion.

Apvar

Meinst du jetzt feste Standlager?

Dann müßten sich entlang der Lippe noch zig Lager finden lassen.

Und auch wohl entlang der Wetterau Linie.

Das Lager in Olfen läßt sich wohl mit Drusus, also mit Oberaden in Verbindung bringen. Anreppen muß man in Verbindung mit Haltern sehen.
Da muß es aber noch zahlreiche andere Lager geben...
 
Das ganze hat zwei Schönheitsfehler:
Xanten - Dorsten (Holsterhausen) - Haltern - Olfen - Beckinghausen - Oberaden - Anreppen
1.) Es besteht nur bedingt Synchronität zwischen den Lagern.
2.) Zwischen Beckinghausen bzw. Oberaden und Anreppen ist es recht weit...
 
Das ganze hat zwei Schönheitsfehler:
Xanten - Dorsten (Holsterhausen) - Haltern - Olfen - Beckinghausen - Oberaden - Anreppen
1.) Es besteht nur bedingt Synchronität zwischen den Lagern.
2.) Zwischen Beckinghausen bzw. Oberaden und Anreppen ist es recht weit...

Genau das meine ich.

Wenn das Lager in Olfen mit den Drusus Feldzügen in Verbindung gebracht wird, dann ist eine Verbindung mit Beckinghausen, bzw. Oberaden durchaus schlüssig.

Aber mit Anreppen wohl kaum.

Und mit Haltern? Das ist wohl eine spannende Frage. Diese zu klären wird nicht einfach sein.

Mit Holsterhausen wird Olfen wohl in Verbindung gebracht werden können.

Aber ob die Römer alle 20 oder 30 km ein Standlager errichtet haben, wage ich zu bezweifeln.
Mal abwarten, ob man in Olfen Holzreste entdeckt, mit deren Hilfe man die Datierung genau ermitteln kann.
 
Was ich nicht so ganz verstehe:

Warum ist dieses Lager das fehlende Glied in einer Kette?
So wird es jedenfalls dargestellt.

Welche Kette ist gemeint (auch zeitlich)?

zwischen Haltern und Beckinghausen wechseln die römischen Funde entlang der Lippe vom rechten auf das linke Ufer. Also wäre hier logischerweise ein Flussübergang zu suchen gewesen, der üblicherweise auch befestigt wurde.
Ich denke, das ist mit dem fehlenden Glied gemeint.

Auch bei Hedemünden steht das Lager an einer Furt. Bin gespannt ob sich in Olfen weitere Parallelen einstellen. Die Größen des Lagers scheinen ja ähnlich zu sein.

Interessant auch, daß die Archäologen das nicht ausgegrabene Lager schon so genau datieren.

Gruß
jchatt
 
Genau das meine ich.

Wenn das Lager in Olfen mit den Drusus Feldzügen in Verbindung gebracht wird, dann ist eine Verbindung mit Beckinghausen, bzw. Oberaden durchaus schlüssig.

Aber mit Anreppen wohl kaum.

Und mit Haltern? Das ist wohl eine spannende Frage. Diese zu klären wird nicht einfach sein.

Mit Holsterhausen wird Olfen wohl in Verbindung gebracht werden können.

Aber ob die Römer alle 20 oder 30 km ein Standlager errichtet haben, wage ich zu bezweifeln.
Mal abwarten, ob man in Olfen Holzreste entdeckt, mit deren Hilfe man die Datierung genau ermitteln kann.

Die Datierung wurde wohl anhand von Münzen und Gewandspangen vorgenommen. Siehe: LWL-Presse-Info - Römisches Militärlager an der Lippe entdeckt - Mitteilung 25.10.11

(Anm.: das ist ein anderer Link als der o. g. zum LWL).

Die Datierung der Belegungszeit von 11 bis 7 v. Chr. weist ja schon auf einen Kontext mit den Drusus-Feldzügen hin.

Einen Überblick über die Lippe-Kastelle mit leider unvollständigen Belegungszeiten findet man übrigens unter Magna Germania ? Wikipedia
 
Habe heute die neue "HessenArchäologie" bekommen. Dort ist ein interessanter Artikel über die Ausgrabungen in dem schon seit Ende der 1990er Jahre als römisch erkannten Lager in Oberbrechen (ca. 10 km südöstlich von Limburg).
Nachdem man es ursprünglich mit der claudischen Zeit in Verbindung bringen wollte (aufgrund einer Aussage über Bergbau im Lahnraum), legten sich die Ausgräber auf eine augusteische Datierung fest, die mit dem Zeithorizont von Haltern und Waldgirmes korrespondieren könnte.
Es ist insofern eine interessante Anlage, als dass die Befestigung ausgebaut war (auch Pfosten einer Toranlage festgestellt wurden) und heute noch viele Spuren des Lagers oberirdisch sichtbar sind, aber bisher keine Innenbebauung feststellbar ist. Das für die Epoche in diesem Raum relativ kleine Lager (5 Hektar) lässt sich daher noch nicht einordnen - es lässt sich weder als Stand- noch Marschlager noch als ein Versorgungslager der Typen Rödgen und Hedemünden einkategorisieren. Mit letzterem würde ich es allerdings am ehesten vergleichen, weil es, wie dieses, auch einen Annex besitzt. In der Nähe fanden sich ebenfalls schwer zu interpretierende römerzeitliche Abfall- und Siedlungsgruben. Die Ausgräber wollen diese aber nicht einem möglichen Lagerdorf zuordnen, weil sie mit ca. 1 Kilometer Entfernung schon zu weit weg liegen würden.
 
Also bis jetzt:

Wir haben ein offensichtlich festes Standlager in Olfen (Holz/Erde Mauer).
Die Größe beträgt ca. 230x250 Meter.
Datierung: Drusushorizont.
Eine mögliche feste Innebebauung ist noch nicht bekannt.

Die Entfernung Oberaden-Olfen bträgt ca. 20 km.
Das entspricht wirklich der Entfernung eines Tagesmarsches.

Momentan wird dieses Lager als Versorgungslager angesprochen. Dies ist aufgrund der Größe durchaus möglich. Bleibt abzuwarten, ob aufgrund der Innenbebauung (Speicherbauten) dies wirklich zutrifft.

Fraglich ist, ob die Römer dieses Lager wiklich (in nur 20 km Entfernung des riesiegen Lagers Oberaden) zur Versorgung angelegt haben. Oder ist es nur aufgrund der Lippefurt gebaut worden? Fakt ist, daß das Lager in Oberaden mindstens zwei Legionen Platz bot. Dazu kam das Lager in Lünen Beckinghausen. Ein Versorgungslager nur 20 km entfernt scheint ein wenig "überflüssig." Es sei denn, weiter östlich findet sich ein weiteres großes Lager, welches dem Drusushorizont zuzurechnen ist...:S
 
Also bis jetzt:

Wir haben ein offensichtlich festes Standlager in Olfen (Holz/Erde Mauer).
Die Größe beträgt ca. 230x250 Meter.
Datierung: Drusushorizont.
Eine mögliche feste Innebebauung ist noch nicht bekannt.

Die Entfernung Oberaden-Olfen bträgt ca. 20 km.
Das entspricht wirklich der Entfernung eines Tagesmarsches.

Momentan wird dieses Lager als Versorgungslager angesprochen. Dies ist aufgrund der Größe durchaus möglich. Bleibt abzuwarten, ob aufgrund der Innenbebauung (Speicherbauten) dies wirklich zutrifft.

Fraglich ist, ob die Römer dieses Lager wiklich (in nur 20 km Entfernung des riesiegen Lagers Oberaden) zur Versorgung angelegt haben. Oder ist es nur aufgrund der Lippefurt gebaut worden? Fakt ist, daß das Lager in Oberaden mindstens zwei Legionen Platz bot. Dazu kam das Lager in Lünen Beckinghausen. Ein Versorgungslager nur 20 km entfernt scheint ein wenig "überflüssig." Es sei denn, weiter östlich findet sich ein weiteres großes Lager, welches dem Drusushorizont zuzurechnen ist...:S

Wenn das Lager zu den Drusus-Feldzügen gehört, würde ich weder eine Innenbebauung noch eine Identifizierung als Versorgungslager erwarten. Drusus hat den ersten längerfristig angelegten offensiven nach Germanien hinein vorgenommen. Alles, was davor passiert ist, kann man als offensive Verteidigung (Präventivaktion) begreifen. Drusus war der erste, der im Inneren Germaniens eine Ordnung schaffen wollte, die Angriffe gegen römisches Gebiet unwahrscheinlich machte. Sein Hauptgegner waren die Sugambrer (andere Gegner zu der Zeit werden jedenfalls nicht benannt). Mitten in deren Gebiet ließ Drusus das Lager bei Oberaden bauen. Mit größter Wahrscheinlichkeit konnte er alle geplanten Aktionen gegen die Sugambrer von Oberaden aus vortragen. Ein Versorgungslager, das nur einen Marschtag von Oberaden entfernt lag, hätte er nicht gebraucht. Ein Standlager (das neben einer Außenmauer auch eine feste Innenbebauung haben müsste), das nur einen Marschtag von Oberaden entfernt war, hätte er unter den Umständen auch nicht benötigt. Standlager bedeutet ja: Auch im Winter besetzt. Wozu hätte das so nahe bei Oberaden erforderlich sein sollen? Im Winter konnten ohnehin nur begrenzte Operationen (von beiden Seiten) stattfinden. Die hätte man auch von Oberaden aus unterbinden können. Dort lagen mindestens zwei Legionen.

Zudem ist das Lager bei Olfen "zu klein". Es sieht eher nach einem Kohortenkastell aus. Das würde darauf hindeuten, dass dort während der "Feldzugssaison" eine Einheit stationiert war, die Übergänge über die Lippe erschweren sollte (verhindern konnte man die nicht).

Damit hätte das Lager bei Olfen taktische Bedeutung gehabt. Warum der Fund eine "Sensation" sein soll, erschließt sich mir nicht.

MfG
 
Kennt eigentlich schon jemand diesen kleinen Beitrag der aktuellen Stunde zu Olfen?

Ganz kurios, weil da recht willkürlich zwei Rekonstruktionszeichnungen eingebaut worden, von denen die eine wohl eher das Tor eines keltischen Ringwalls zeigt:

Das letzte Lager - WDR MEDIATHEK - WDR.de

Schade finde ich, dass in den Medien schon recht weitgehende Aussagen zur Interpretation des Lagers nachzulesen sind, aber noch wenig Befunde zu sehen. Gab es am Ende bisher nur den einen Grabungsschnitt, der auf dem Foto zu sehen ist?
 
Also ob die Deutung bezügl. eines Versorgungslagers zu früh war wird wohl die Zukunft zeigen.

Vieleicht kann man das Lager in Bad Nauheim-Rödgen hier als möglichen Vergleich heranziehen. Es hatte mit 3,3 ha eine ähnliche Größe wie Olfen. Auch Rödgen fällt in den Drusushorizont. Die Innenbebauung dort weist 3 große Speicherbauten, 6 Doppelbaracken - also für etwa 1000 Mann, sowie einen kombinierten Wohn- und Verwaltungsbau für den Kommandanten auf. Bin gespannt, wann es aus Olfen erstmalig etwas zu hören gibt, bezügl. einer möglichen Innenbebauung.

Zumindest von der Lagergröße gibt es hier deutliche Übereinstimmungen.

Eine durchaus wichtige Feststellung könnte die Anlage als Versorgungslager durchaus erklären:

Durch die Lippefurt bei Olfen könnte es möglich sein, daß bei Niedrigwasser diese Stelle für römische Lastschiffe nicht passierbar war. Möglicherweise diente dieses Lager dann zur Zwischenlagerung von entsprechenden Gütern.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich bin heute über einen Hinweis zu einem Vortrag über die Ausgrabungen in Olfen gestoßen:

Bericht über Römerlager Olfen | DerWesten

Die Archäologin und Ausgrabungsleiterin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Dr. Bettina Tremmel, die auch schon in Oberaden wissenschaftlich gearbeitet hat, referiert am Dienstag, dem 13. März, um 18 Uhr im Stadtmuseum über die neuen Ausgrabungsergebnisse in Olfen.

Seit mehr als hundert Jahren sucht die Fachwelt nach diesem Lager an einem Lippeübergang. Ehrenamtliche Mitarbeiter der LWL-Archäologie hatten bereits vor einigen Jahren in der Nähe der Rauschenburg per Zufall römische Scherben entdeckt. Daraufhin begannen erste Untersuchungen und systematische Grabungen unter der Leitung der Chefarchäologin Dr. Bettina Tremmel, die die Anfangsvermutung eines dort befindlichen Römerlagers bestätigten.

Der Vortrag ist eine gemeinsame Veranstaltung des Stadtmuseums und der Römerfreunde „Classis Augusta Drusiana“ Bergkamen.

Der Eintritt kostet 3,50 €
 
Vielen Dank für die interessanten Links.:winke:

Trotzdem finde ich so manche Dinge ein wenig eigenartig. Da wird einem die Wahrscheinlichkeit, daß Oberaden während der Drususfeldzüge wohl Dreh- und Angelpunkt war als große Neuigkeit oder sogar Sensation verkauft. Oberaden war ein Standlager mit fester Innenbebauung, ausgelegt für zwei Legionen und dazu mit einem aufsehenerregendem praetorium, welches aufgrund seiner Größe und Ausstattung eigentlich nur für Drusus selbst geschaffen war. Oberaden war nichts anderes als eine gigantische Militärstadt bzw. Standort.

Dürfte klar sein, daß aufgrund seiner Größe und Lage und aufgrund des praetoriums hier eine Art Machtzentrale der Römer innerhalb von Germanien vorlag. Eigentlich muß ich dafür doch nur eins und eins zusammenzählen, oder?

Naja, irgendwie scheint man das der nicht so kundigen Bevölkerung mit einer gewissen Sensationshascherei klarmachen zu wollen.
 
Vielen Dank für die interessanten Links.:winke:

Trotzdem finde ich so manche Dinge ein wenig eigenartig. Da wird einem die Wahrscheinlichkeit, daß Oberaden während der Drususfeldzüge wohl Dreh- und Angelpunkt war als große Neuigkeit oder sogar Sensation verkauft. Oberaden war ein Standlager mit fester Innenbebauung, ausgelegt für zwei Legionen und dazu mit einem aufsehenerregendem praetorium, welches aufgrund seiner Größe und Ausstattung eigentlich nur für Drusus selbst geschaffen war. Oberaden war nichts anderes als eine gigantische Militärstadt bzw. Standort.

Dürfte klar sein, daß aufgrund seiner Größe und Lage und aufgrund des praetoriums hier eine Art Machtzentrale der Römer innerhalb von Germanien vorlag. Eigentlich muß ich dafür doch nur eins und eins zusammenzählen, oder?


Was haben wir, wenn Du eins und eins zusammenzählst?

Ein zukünftiges Verwaltungszentrum war in Oberaden nicht angedacht. Nach den archäologischen Funden wurde das Lager nach dreijähriger Benutzung planmäßig geräumt und zwar etwa 8 vor Chr., also lange vor der Varusniederlage.

Naja, irgendwie scheint man das der nicht so kundigen Bevölkerung mit einer gewissen Sensationshascherei klarmachen zu wollen.

Nicht nur Sex sells, sondern auch Sensation sells.:devil:
 
salvus;630391 Oberaden war nichts anderes als eine gigantische Militärstadt bzw. Standort. Naja schrieb:
Genau. Oberaden müsste das größte römische Standlager in Deutschland gewesen sein, und das zweitgrößte überhaupt, nur übertroffen durch das "große Lager" in Holsterhausen, vermutlich ein Marschlager.
 
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