Römischer Fluss-Schiffsbau

KWT

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Für mein nächstes Buch überlege ich mir das Leben auf einer römischen Werft als Teil der Geschichte. Leider finde ich nichts über die Schiffsbau. Man weiß, wie die Schiffe konstruiert waren und hat auch welche gefunden und nachgebaut. Wie aber mag der doch hochspezialisierte Handwerker gelebt haben? Wie hat man das fertige Schiff zu Wasser gelassen (immerhin ca.4 to wie im Museum Haltern am See beschrieben - und nachgebaut) ?Welchen Zeremonien kamen da zum Einsatz - hatte die Boote einen Namen bekommen? Hat jemand eine Quelle? danke im Voraus.
 
Für mein nächstes Buch überlege ich mir das Leben auf einer römischen Werft als Teil der Geschichte. Leider finde ich nichts über die Schiffsbau. Man weiß, wie die Schiffe konstruiert waren und hat auch welche gefunden und nachgebaut. Wie aber mag der doch hochspezialisierte Handwerker gelebt haben? Wie hat man das fertige Schiff zu Wasser gelassen (immerhin ca.4 to wie im Museum Haltern am See beschrieben - und nachgebaut) ?Welchen Zeremonien kamen da zum Einsatz - hatte die Boote einen Namen bekommen? Hat jemand eine Quelle? danke im Voraus.
Quellen darüber dürften schwer zu finden sein, da die römischen Quellen sich normalerweise auf Geschehnisse des Kaiserhauses und Feldzüge konzentrieren. Es sei denn, man fände in einer römischen Rechtsquelle etwas.
Bleiben noch epirgaphische und archäologische Quellen.
Es gibt an der Giralda in Sevilla eine Inschrift der Baetis-Schiffer von Hispalis (also der Schiffsleute, die in Sevilla (<Hispalis) auf dem Baetis > Guadalquivir) Handel trieben, aber die ist meiner Erinnerung nach spätantik und wird auch wenig über technische Details des Schiffbaus und speziell des militärischen Schiffbaus verraten. Der Inschriftenstein ist natürlich als Spolie verbaut, d.h. sie ist aus dem ursprünglichen Kontext entnommen worden und zweckentfremdet worden (direkt daneben ist ein weiterer ebenfalls zweckentzfremdeter römischer Weihestein, an dessen Inhalt ich mich aber nicht erinnere).
In Haltern ist jedenfalls auch eine Schiffslände archäologisch nachgewiesen. Ich denke aber nicht, dass dort die Behausungen von Werftarbeitern und Soldaten zu unterscheiden sind, überhaupt würde ich erwarten, dass die Werftarbeiter, wenn sie nicht selber Legionäre waren, vermutlich Sklaven waren. Zwar wurden Sklaven je nach Aufgabe völlig unterschiedlich behandelt (der griechische Hauslehrer eines Patrizierkindes war eben kein Bergmann), aber ich würde nicht davon ausgehen, dass der Werftarbeiter, spezialisiert hin oder her, irgendwie auffallend bevorzugt behandelt worden wäre.
Du müsstest also in der archäologischen Fachliteratur suchen (da gibt es vom DAI die Datenbank Zenon).
Dort finde ich z.B.:

Ein anderer, zunächst vielversprechend erscheinender Artikel bezog sich dem Publikationsorgan nach zu urteilen auf altägyptische Darstellungen und wenn man Schiffslände eingibt, findet man einiges zum spätantiken Burgus in Bölcske (Ungarn, deutschsprachig), ich habe allerdings nur auf Deutsch gesucht, italienisch, spanisch, französisch, englisch (sehr aktiv sind auf dem Gebiet der Archäologie auch Polen und Tschechen) habe ich nicht probiert.
 
Reste einer römischen Inlandwerft gibt's wohl in Umbrien an der Nera (Zufluss des Tiber), Zeitstellung möglicherweise punische Kriege, vermutlich dürften eher italienische Publikationen dazu zu finden sein:
Roman shipyard of Stifone (Narni) - Wikipedia

Ronald Bockius hat einiges zum römischen Schiffswesen publiziert, u.a.: Schifffahrt und Schiffbau in der Antike (2007). Könnte evtl. etwas zu deiner Fragestellung bieten, wenngleich mit deutlichem Schwerpunkt im mediterranen Bereich und eher maritim orientiert, wenn ich es recht erinnere.
 
An der Uni Regensburg haben sie auch ein römisches Flussschiff nachgebaut. Vielleicht findet man da auch was zum Schiffsbau in der Antike. (Das Zuwasserlassen des Nachbaus scheint nicht wirklich originalgetreu zu sein...)

Navis Lusoria - Universität Regensburg

Auch in Trier wurde ein römisches Schiff nachgebaut und im Mittelmeer erprobt:

Zwar keine eigentliche Entdeckung, aber experimentalarchäologischer Erkenntnisgewinn:

Der in Trier gefertigte Nachbau eines römischen Lastenschiffes aus dem 2. Jhdt., dessen gut erhaltenes Wrack 1978 vor der französischen Mittelmeerküste gefunden wurde, wurde vor Ort bei Cannes auf Seetüchtigkeit getestet:

Härtetest für Trierer Römerschiff im Mittelmeer
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