.... womit sie aber gebunden gewesen wären, was sowohl Norddeutschland exponiert, als auch einen Einsatz als Reserven in anderen Abschnitten unterbunden hätte.Ich glaube, Du hast eine falsche Vorstellung der im August 1914 verfügbaren deutschen Truppen. Neben den für die Westfront vorgesehenen 7 Armeen und der 8. Armee in Ostpreußen (jeweils schon um etliche Reservekorps verstärkt) kamen ein Korps in Schleswig-Holstein (gegen britische Aktionen gerichtet) und mehrere Reservekorps und Reservedivisionen, die zwar teilweise im Westen aufgestellt wurden, aber nicht Bestandteil der kritischen Operationen im Westen waren. Diese Truppen hätten im Laufe des August auch in Schlesien ihre Truppen sammeln können und dabei einige russische Divisionen neutralisieren können.
Natürlich hätte man an einem beliebigen Punkt X Truppen zusammen ziehen können.
Mir geht es schlicht und einfach darum, dass Moltke und Komplizen bei ihrer konzentrierten Westoperation keine Verzettelung der eigenen Turppen brauchen konnten.
Gleichwohl konnten sie auch ein völlig ungedecktes Norddeutschland nicht wollen.
Das zu erreichen war ja schon an der Westfront, wenn man sich die späteren Diskussionen über die "Verwässerung" des Schlieffenplans durch Moltke und den Zank um das richtige Verhältnis von rechtem und linkem Flügel zu Gemüte führt nicht einfach.
Die Möglichkeit der Russen Truppen an anderer Stelle der Front aufzufahren, so sie denn gegeben gewesen wäre (wie gesagt, im Hinblick auf die Truppenstandorte mea culpa) und neuralgische Pukte der Ostfront zu bedrohen, worunter ich sowohl Oberschlesien als auch mit Blick auf die Situation der 8. Armee Westpreußen verstehe, hätte man einen anderen Schauplatz, das sei Norddeutschland oder die Westfront schwächen oder im Osten völlig anders ausmarschieren müssen.
Bei der Verschiebung der zur Verfügung stehenden Reserven wird man ja auch nicht umhinkommen zu berücksichtigen, dass man die möglicherweise noch braucht, wenn es an einem Schauplatz nicht läuft, wie es soll.
Mit jedem weiteren einkalkulierten Ausschöpfen der Reserven, bereits zu beginn hätte sich Moltke, wie ich das sehe Gedanken darüber machen müssen, ob sein vollständig auf Frankreich gerichteter Aufmarsch noch Sinn ergibt, weil mit jedem Ausschöpfen der Reserven und jedem neuen potentiellen Frontabschnitt selbstredend auch die Zahl der kritischen Punkte zunimmt.
Der Aufmarsch von 1914 und die angedachten Operationen hatte bekanntlich mit dem Zeitplan, mit Lüttich und der ohnehin schon präkeren Situation der 8. Armee mindestens drei kritische (sich teilweise überlappende) Punkte an denen die ganze Angelegenheit von Aktionen gegen Frankreich vollkommen unabhängig scheitern konnte.