Schlacht bei Laisa 778

heikom36

Mitglied
Hallo,
ich wohne in der Nähe des Ortes Laisa im Kreis Marburg-Biedenkopf.
Der Ort Laisa, der urkundlich 778 zum ersten mal in Verbindung mit einer Schlacht von Franken gegen Sachsen, die auf dem Rückweg von Raubzügen waren, erwähnt wird hat mein Interesse geweckt.
Besser gesagt die Schlacht erweckt mein Interesse.
Im Internet finde ich leider immer nur kurze Angaben darüber.
Zusammengefasst kann man sagen:
Sachsen wurden an der Eder bei Laisa vernichtend geschlagen. Dies im Jahre 778.

Ich würde aber gerne mehr über diese Schlacht erfahren. Orte, Verlauf, Dauer, die Anzahl beteiligter usw.
Weiss da jemand mehr darüber oder kann mir sagen, wo ich mehr darüber erfahren kann?
Vielen Dank
 
Ich würde aber gerne mehr über diese Schlacht erfahren.
Dürfte schwierig werden: Laut Trachtengruppe Laisa gibt es nur zwei Quellen: Einhards Karl-Biographie und die Lorscher Annalen. Kausler hat die Schlacht in sein Wörterbuch aufgenommen [1], berichtet aber auch nur sehr knapp.

[1] F. G. F. von Kausler: Wörterbuch der Schlachten, Belagerungen und Treffen aller Völker. Dritter Band, Ulm 1829, S. 271
 
Einhards Karl-Biographie
Das habe ich mehrmals gefunden. Ich hatte die Hoffnung, dass dort mehr beschrieben ist als im Netz so zu finden ist.
Dann bleibt mir vermutlich nur mal Anwohner zu befragen, die vielleicht was von archäologischen Ausgrabungen wissen, wo eventuell Funde gemacht worden sind.
Bei uns gab es sonst nichts nennenswertes an Schlachten und mich würde interessieren, wie sie stattgefunden haben. Da es sehr nahe an meinem Wohnort (Biedenkopf) liegt, war mein Gedanke, dass man sich beim oder nach dem Lesen auch das Gelände anschauen kann um eine Vorstellung davon zu bekommen.
Ich war jetzt mehrmals in der Gegend und habe mir die Landschaft angeschaut. Für mich, als totalen Laien, nur sehr schwer vorstellbar, wie sowas in Wirklichkeit abgelaufen sein könnte.

Aber ich hätte echt gedacht, dass auch damals schon Schlachten, die etwas größer waren, gut dokumentiert worden sind. Dem ist wohl nicht so oder es ist im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen.

Aber vielen Dank für die sehr zeitnahe Reaktion - tolles Forum!
 
Einhards Karl-Biographie

Nein, dort nicht sondern in den ihm zugeschriebenen Reichsannalen. Der Text lautet:

Et cum audissent Saxones, quod domnus Carolus rex
et Franci tam longe fuissent partibus Hispaniae, persuasionem supradicti Widochindi vel sociorum eius secundum consuetudinem malam iterum rebellati sunt; et nunciatum est hoc domno regi Carolo ad Autosiodorum civitatem. Tunc praedictus domnus rex mittens scaram Franciscam, ut sub velocitate festinaret ad resistendos supradictos Saxones: sed illi rebelles ad Renum usque Diuciam pervenerunt, tunc praedantes secus Renum et multas malicias facientes ecclesias Dei incendentes in sanctemonialibus, et quod fastidium generat enumerandi. Et cum subito audientes de reversione domni Caroli regis et de scara eius, quam misit obviam illis, tunc a Saxonibus dimisso Reno, reversi sunt per Logenehi partibus Saxoniae; et scarae Francorum non occurrerunt obviam eis, sed vestigium eorum observantes consecuti sunt eos super fluvium, cuius vocabulum est Adarna in loco, qui dicitur Lihesi. Ibi pugna incepta et valde bene finita, auxiliante Domino Franci victores extiterunt; et multitudo Saxonum ibi occisi sunt et t fugientes cum magno contumelio reversi sunt Saxoniam.



Kurzgefasst: Als Karl mit den Franken in Spanien war, fielen die rebellischen Sachsen im Lahngau ein und drohten bis nach Köln (Deutz) vorzurücken. Mit der Hilfe Gottes waren die Franken siegreich und die bezwungenen Sachsen kehrten nach Sachsen zurück.
 
Schau doch einmal in den Publikationen der Hessenarchäologie nach, irgendwo in meinem Kopf brummt etwas, dass eventuell etwas zu finden ist. Publikationen - linke Leiste bei den Publiktationen besonders die Reihen Hessenarchäologie - die Jahresbände, Materialien zur Vor - und Frühgeschichte und Archäologische Denkmäler in Hessen.
 
Gefunden:

Kelten und Franken auf dem Christenberg.

Seite 92, ist aber nur die Übersetzung von 778 und der Hinweis das sicherlich auch stationierte Truppen von der Kesterburg dabei waren. Das Buch ist echt gut aufgemacht und nicht schlecht.
Habe auch nichts in den Hinterländer Geschichtsblättern gefunden, komisch!

Gruß aus der Nähe!

en hohenfelser
 
Es wurde damals eben nur ganz kusorisch berichtet. In heutigen Machwerke wird das dann häufig ausgeschrieben, indem der Autor als Tatsache behauptet, was ihm als klar erscheint, ohne sich zu fragen, ob es zutrifft oder z.B. gar ein Anachronismus ist.

Manchmal ist die Entwicklung solcher Ausschreibungen auch schon wieder interessant, die Irminsul ist da ein Paradebeispiel.

In einigen Darstellungen ist zudem nicht immer zu unterscheiden, was reißerische Darstellung, was Fakt ist.

Wenn es um die Aufzählung von Fakten geht, lohnt es sich oft in ältere Literatur zu schauen. Dabei muss man natürlich immer die Entstehungszeit und den wissenschaftlichen Fortschritt, sowie die oben genannten Einschränkungen betrachten. Zu den 'Sachsenkriegen ist Engelbert Mühlbacher, Deutsche Geschichte unter den Karolingern, Essen 1896, Nachdruck Darmstadt 1980. recht ausführlich. Den fraglichen Feldzug beschreibt er in Band I, S. 170-172.
Nachdem er beschreibt, wie die Fuldaer Mönche fliehen, dann aber vom Sieg bei Laisa hören, schreibt er S. 171 f:
"In der Tat war es so. Die fränkischen Truppen hatten die Sachsen bei Leisa [sic] an der Eder - nach anderer Meldung im nahen Battenberg- ereilt, sie angegriffen und zersprengt; von der "ungeheuren Menge" sollen nur wenige Flüchtlinge den sächsischen Boden wieder erreicht haben. Frohlocken und Gott dankend kehrten die Mönche nach Fulda zurück [...]"

Wenn dort nicht mehr steht, gibt es aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr.

Interessant ist in solchen Fällen dann evt. das Nebeneinanderstellen der Quellen. Auch, wenn es nur zwei oder drei sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieter Hägermann/Karl der Große berichtet vom Abt Sturmi aus dem Missionszentrum Fulda: Er hatte die dankbare oder undankbare (wie man’s nimmt) Aufgabe bekommen für „durchgetaufte“ Sachsen zu sorgen. Wohl eine Zwangstaufe. Er hatte also allen Grund sich auf die Flucht vor den „Getauften“ zur Hammelburg zu begeben. Unter Mitnahme der heiligsten Reliquien des Bonifatius. Man nächtigte drei Nächte im Freien. Bonifatius in einem Zelt. Vor Errreichen der Hammelburg erreichte den Abt die Nachricht des Sieges über die Sachsen und er konnte nach Fulda zurückkehren.

Die Sachsen hatten unter Führung von Widukind von Deutz bis Koblenz alles verwüstet und alle Kirchen in Brand gesteckt. Das Jahr 778 war eh nicht gut gelaufen für Karl den Großen. Sein Einfall in Spanien mit zwei riesigen Heeren war nicht von Erfolg gekrönt und zusätzlich erlitt sein hochgerüstetes Heer auf den Rückzug am 15.8.778 bei Roncesvalles eine empfindliche Niederlage gegen leichte Fußtruppen der Basken. Sein Image als siegreicher Kriegsherr war angeknaxt. In Auxerre erhielt er eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: er war wieder Vater geworden. Seine Frau Hildegard, hochschwanger, hatte er in Chasseneuil zurückgelassen. Sie gebar ihm die Zwillinge Ludwig und Lothar. Die schlechte: der oben erwähnte Überfall der Sachsen. Im Spätsommer wurden die Sprößlinge getauft und Ende Jahr faßte der zornentbrannte Karl den Entschluß die Sachsen endgültig und für immer zu besiegen. Es ging nicht mehr nur gegen unwissende Heiden, sondern Getaufte mußten bestraft werden für ihre Abkehr vom Glauben. Alkuin gab das Motto vor, indem er die Abtrünnigen als „verfluchte Generation“ bezeichnete „die bis heute Gott verächtlich ist“, ein Volk in den Krallen des Satans.
In der ersten Jahreshälfte 779 überschritt das Heer mit Karl dem Großen an der Spitze bei Lippeham den Rhein und traf bei Bocholt auf die Sachsen.

Dieses Lippeham erlangte nochmals traurige Berühmtheit, als 810 Karl der Große wieder bei Lippeham über den Rhein setzte gegen die Normannen. Man mußte im mitteilen, daß soeben sein geliebter Elefant Abul Abbas im Rhein ertrunken war.
 
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