Schlachten während der Bürgerkriege

Der "Ärger" begann also schon auf Legionsebene !

Die Legion war keine taktische, sondern eine organisatorische Einheit. Der Feldherr verschob Kohorten, keine Legionen. Die Legaten waren idR keine "Befehlshaber auf dem Schlachtfeld", die ihre Legionen kommandierten, sondern eher beim Stab zu finden.

Der Feldherr hatte ab einem gewissen Punkt nur noch geringe Möglichkeiten auf sich verändernde Situationen zu reagieren.
Jede Fehleinschätzung im Vorfeld war dann nicht mehr bzw kaum zu korrigieren.

Eigentlich zeichnet die römische Armee in dieser Zeit aus, dass genau dies möglich war. Gut, die Befehlsübermittlung mag im Schlachtgetümmel ein Problem darstellen. Aber davon ab war Kommandostruktur und Disziplin groß genug, um noch während der Schlacht Änderungen vorzunehmen oder Reserven an entscheidende Brennpunkte schicken zu können.
 
Die Legion war keine taktische, sondern eine organisatorische Einheit. Der Feldherr verschob Kohorten, keine Legionen. Die Legaten waren idR keine "Befehlshaber auf dem Schlachtfeld", die ihre Legionen kommandierten, sondern eher beim Stab zu finden.

:pfeif:

Eigentlich zeichnet die römische Armee in dieser Zeit aus, dass genau dies möglich war. Gut, die Befehlsübermittlung mag im Schlachtgetümmel ein Problem darstellen. Aber davon ab war Kommandostruktur und Disziplin groß genug, um noch während der Schlacht Änderungen vorzunehmen oder Reserven an entscheidende Brennpunkte schicken zu können.

Ich rede von einer antiken Schlacht unter antiken Bedingungen.
Und da rannten keine Legionen umher oder hetzten übers Schlachtfeld von einer Flanke zur anderen.
Also das widerspricht ja mal völlig Roms Idee von Bewegung von Großkampfverbänden.
Wenn die rannten-dann rückwärts und das nur einmal.
Mal lösen von Ansichten geprägt durchs 20 und 21 Jahrhundert.
Wenn die Römer eines nicht abkonnten dann war das hektisches taktieren.
Genau das war der Grund für ihre Erfolge und ihre Struktur.
 
Dort hatten beide Parteien ihre Reiter postiert, Pompeius außerdem noch Bogenschützen und Schleuderer. Die Entscheidung fiel durch einen taktischen Schachzug Caesars: Als er die gegnerische Aufstellung sah, löste er sechs Kohorten aus der dritten Schlachtreihe heraus und bildete eine vierte Schlachtreihe. Er ordnete sie in einer Hakenstellung an, die vom Feind aus nicht einsehbar war.
Hervorhebung von mir

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Pharsalos#Die_Schlacht

Wenn diese Interpretation korrekt ist (und ich kenne sie nicht nur aus der Wikipedia), dann scheinen römische Heere der Bürgerkriegszeit genau dazu in der Lage gewesen zu sein: Während einer laufenden Schlacht auf neue Gegebenheiten zu reagieren, indem man Leute "über das Schlachtfeld hetzte".

Aber vielen Dank für die Zuschreibung, ich verstünde was von der Militärgeschichte des 20. Jh. Eigentlich halte ich das ja eher für einen meinen schwachen Punkte, Militärhistorie betreffend. :)
 
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Pharsalos#Die_Schlacht

Wenn diese Interpretation korrekt ist (und ich kenne sie nicht nur aus der Wikipedia), dann scheinen römische Heere der Bürgerkriegszeit genau dazu in der Lage gewesen zu sein: Während einer laufenden Schlacht auf neue Gegebenheiten zu reagieren, indem man Leute "über das Schlachtfeld hetzte".

Hat Caesar hier seine Truppen während der Schlacht oder noch vor dem Angriff umgruppiert?

Bei der Schlacht von Munda soll Pompeius eine Legion vom rechten auf den linken Flügel verlegt haben:
Wissend um die neue Entwicklung verlegte Gnaeus Pompeius eine Legion vom eigenen rechten Flügel auf den linken, um die Attacke abzuwehren, was sich aber als schwerer Fehler erwies: Der Angriff der 10. Legion war nur eine Finte gewesen. Sobald Pompeius seine rechte Flanke entblößt hatte, startete Caesars Kavallerie dort ihren Angriff.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Munda
 
hallo,
Sie waren in der Lage innerhalb ihrer Möglichkeiten Manöver auszuführen.
Völlig richtig.
3te Reihe geht auf Tiefe zurück.
Das ist aber nicht das was ich meine und worum es geht.
Wovon ich rede und da beist die Maus keinen Faden ab sind weiträumige schnelle Bwegung im Rahmen einer Schlacht.
Das war Reserven und schnellen Verbänden vorbehalten.
Wir verschieben eben mal schnell Kohorten war keine beliebte Reaktion-klar?
Formationen werden aufgelöst-Schlachtaufstellungen ausgehebelt.
So etwas ist brandgefährlich und war weder erstrebenswert noch hat das Begeisterungsströme ausgelöst.
Das war die Ausnahme.
Es gab eine Schlachtaufstellung-und die hat man versucht aufrecht zu erhalten.
Innerhalb ihrer Parameter hat eine Teilstreitkraft selbstverständlich eine gewisse Bewegungsfreiheit.

Roms Erfolgsrezept:
Ruhe und Übersicht.

Und das geht nur mit verlässlichen und kompetenten Einheiten.
In voller Montur hin und her ? :grübel:
Wie lange sind die Legionäre dann noch einsatzfähig?
Das wollte ich darlegen.
Das heist nicht das man keine taktischen Bewegungen durchgeführt hat.
Jede Formationsänderung bedeutet Unruhe.
Und das versucht man zu vermeiden-bis zum heutigen Tag:winke:

Hildisvini
 
Hat Caesar hier seine Truppen während der Schlacht oder noch vor dem Angriff umgruppiert?

Durchaus gute Frage. Ich kenne die Darstellung so wie bei wiki, dass das eine Reaktion auf Pompejus Aufstellung war, und halte es durchaus für plausibel. Da es aber ua auf Caesars Bericht basiert, ist das wohl etwas angreifbar.

@ Hildisvini: Eine Einheit direkt von einer kämpfenden Front abzuziehen und dem Gegner so ein Lücke zu bieten ist selbstverständlich und in den allermeisten Situationen unklug. Aber nein, darum geht es nicht. Es geht um das Vermögen, mehrere taktische Einheiten (in diesem Falle Kohorten) unabhängig voneinander bewegen zu können. Eine griechische Phalanx oder auch die römischen Miliz-Heere vor der Umbildung zu einer Berufsarmee konnten dies nicht, oder in wesentlich kleinerem Rahmen. Ungefähr ab Marius Reformen lag das im Bereich des Möglichen. Und ja, auch solche Umgruppierungen können mit Ruhe und Übersicht erfolgen.

BTW, wenn römische Legionäre nicht in der Lage gewesen sein sollen, in Kampfmontur ein paar hundert Meter zurückzulegen, wie sollen die dann tagelang mit vollem Gepäck marschiert und danach noch einsatzfähig gewesen sein? Oder sind die muli mariani nur eine Legende?

EDIT
Noch zwei Links zu Forums-Beiträgen, die ich vor über zwei Jahren zu praktisch demselben Thema schrieb. Nicht von dem seltsamen Thread-Titel abschrecken lassen, aus albernen Fragestellungen können sich manchmal doch interessante Diskussionen etwickeln: ;)

http://www.geschichtsforum.de/732705-post178.html

http://www.geschichtsforum.de/732874-post186.html
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo,
Mal um die Gefahr des aneinandervorbeiredens zu beseitigen.
Roms zweiter Vorname im Zenith ihrer mil. Evolution war Formation.

Diese zu bewegen ohne ihre Vorteile aufzugeben war ihr entscheidender Vorteil und Eckpfeiler ihrer Erfolge.

Solche und jetzt kommts-schwerfällige Formationen- hat man nur dann ihrer Grundaufstellung beraubt wenn unbedingt nötig.
Ihre Existenz liegt begründet in der Kampfhandlung.
Man beherrschte Manöver der Bewegung-im Kampfabschnitt.
Verlegungen sind etwas ganz anderes.
Damit reagiert man z.B. auf taktische Überlegenheit des Gegners oder man weicht aus anderen Gründen von der Grundaufstellung ab.

Das verlegen von Einheiten(Fußtruppen) war mit zusätzlicher körperlicher Belastung versehen.

Selbst Kavallerie gerät schnell an ihre Grenzen.
Auch die Tiere sind nur begrenzt belastbar-Kavallerie im Schritt ist wertlos.

Heute kostet das Betriebsstoff:winke:
Damals war das Ausdauer.
Und diese brauchten sie für die Kampfhandlungen.
Auch der römische "Überlegionär".
Klar?
Und ein Marsch ist etwas völlig anders als eine Kampfhandlung.
Physisch wie psychisch.
Hat Rom seine Formationen aalglatt über die Schlachtrfelder manövriert?
Durchaus.

Aber sie(edit-schwere Infanterie) hatte Grenzen. Wie alle antiken Heere.

Hildisvini
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht reden wir tatsächlich aneinander vorbei. Könnte man kären, alleine rhetorische Tiefschläge wie...


... lassen mich gerade alle Lust daran verlieren.

Römische Armeen zZt des Bürgerkrieges konnten einzelne Truppenteile unabhängig voneinander bewegen und damit auf konkrete Situationen während einer Schlacht reagieren. Nicht immer, aber immer öfter. Klar?

Schönen Abend noch...
 
Zur taktischen Verwendung von Zenturien/Manipel/Kohorten gibt es eine interessante Überlegung von Speidel,* abgeleitet aus aufgefundenen Zeichen für Inschriften. Diese könnten als taktische Zeichen die Positionierung der Zenturien/Manipel in der Kohorte bedeuten. Dann wäre es naheliegend, dass die Zeichen auch im Einsatz benutzt wurden.

Anliegend das Bild.

* Centurial Signs and the Battle Order of the Legions, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 2005, s. 286ff.
 

Anhänge

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Hallo,
Zorn?
Ich bin die Ruhe selbst, eben engagiert bei der Sache.
Ich wollte aufzeigen, das wir aneinander vorbei argumentieren.
Die Schilderungen antiker Authoren sind Momentaufnahmen von sehr aufwendigen, stellenweise umfanreichen Situationen.
Das vermittelt gerne den Eindruck von Geschwindigkeit welche so nicht gegeben war.
Die Struktur und Möglichkeiten der römischen Armee sind hinlänglich bekannt.
Ob eine Legion keine taktisch ansprechbare Einheit war, lasse ich gerne im Raum stehen.
Auch ob ich da Zweifel habe.
edit:
@ Reinecke
Dann hat meine Formulierung Klar? das Gegenteil von dem bewirkt was es sein sollte.
Nicht mal im Ansatz war das als Kritik oder Abwertung gedacht -Klar? -:)

Hildisvini
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie Reinecke schrieb, war es den Römern natürlich möglich, Truppenkontingente während einer Schlacht zu verschieben.
Wieso sollte es auch nicht möglich gewesen sein, eine Kohorte die an der linken Flanke steht an die rechte Flanke zu verlegen weil der Gegner mit starken Kräften dort einen Durchbruch versucht?

So ein Schlachtfeld war vielleicht 300 max. 400 m breit. Das schafft man selbst im gemütlichen Schlendergang in 5 Minuten. Im Eilmarsch in 3 Minuten. Da die Legionäre in Friedenszeiten täglich ihre Formationen übten bis jeder Soldat auch bei Richtungswechseln instinktiv wusste wie er sich auszurichten hat, dürfte eine komplette Kohorte für das Ausführen dieses Befehls auch nicht viel länger gebraucht haben. Und so ein kurzer Sprint über die Breite des Schlachtfeldes wird einen Mann, der es gewohnt war mit Marschgepäck 20 km täglich (in Eilmärschen, allerdings dann ohne Gepäck, auch 50 km) zu marschieren und anschließend noch das Feldlager aufzubauen, nicht sonderlich außer Puste gebracht haben.

Klar konnte man derartige Befehle nicht im Viertelstundentakt ausgeben, denn das hätte die Kondition irgendwann an ihre Grenzen gebracht, aber so rasch änderte sich das Schlachtgeschehen üblicherweise nicht. Schließlich war der Gegner auch nicht schneller unterwegs.
 
Wie Reinecke schrieb, war es den Römern natürlich möglich, Truppenkontingente während einer Schlacht zu verschieben.

Das ist sicherlich so. Ein Beispiel, das beispielsweise Penrose anführt (S. 141) ist die Schlacht von Ceasar gegen die Nervii. In diesem Fall wird die X. Legion, die sich beim belgischen Feldlager befindet, in der letzten Phase der Schlacht zurückbeordert. Damit macht eine komplette Legion eine 180 Grad-Wendung und kehrt dahin zurück, wo die ursprüngliche Schlachtlinie sich befand. Zusammen mit zwei anrückenden Reservedivisionen werden die Nervii von mehreren Seiten angegriffen. (vgl. Link Battle of the Sabis)

https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_the_Sabis

Allerdings weist Vegetius (Abschnitt: Maneuvers in Action) darauf hin (vgl. zu Vegetius auch El Quijote #6), dass es für einen Heerführer extrem gefährlich ist, die Formation seiner Schlachtlinie zu verändern, da diese Bewegung zu Chaos führen kann. Und somit ist die Aussage wohl auch nicht ganz unberechtigt, dass taktische Bewegungen von Teilen der Armee die Kontrolle über die Truppenteile voraussetzt und eine hohe Disziplin der sich bewegenden Einheiten. Was man allerdings bei dem sehr guten Drill der Legionäre über die längste Zeit meistens und normalerweise voraussetzen kann.

Eine ganz gute grafische Darstellung der taktischen Bewegungen von Kohorten im Rahmen des Kampfes einer Legion befindet sich bei Junckelmann (S. 241)

Gute Darstellungen zu dem Thema finden sich bei den Arbeiten von Ross Cowan, der sich auf römische Militärhistorie spezialisiert hat. Auf S. 60 finden sich zahlreiche hilfreiche Links, u.a. auf die sehr gute und informative Seite von Gary Brueggemans. (vgl. Link)

http://www.romanarmy.info/

Cowan, Ross; McBride, Angus (2007): Der römische Legionär. 58 v. Chr. bis 69 n. Chr. Dt. Ausg. Königswinter: Siegler (Brandenburgisches Verlagshaus).
Junkelmann, Marcus (1986): Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment. Mainz am Rhein: von Zabern
Penrose, Jane (2007): Rom und seine Feinde. Kriege - Taktik - Waffen. Stuttgart: Theiss.
Renatus, Flavius Vegetius (2015): The Military Institutions of the Romans (De Re Militari). Translated from the Latin by John Clark. Westport, Conn: Endeavor Press.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was man allerdings bei dem sehr guten Drill der Legionäre über die längste Zeit meistens und normalerweise voraussetzen kann.

Seit es eine Berufsarmee war: Ja, würde ich auch so sehen. Ausnahmen können hier evtl die Regel bestätigen. Neuausgehobene Legionen hatten diese Diszplin eher nicht*. Hier würden mich Gefechte interessieren, an denen ausgewiesen neu aufgestellte Legionen oä teilnahmen. Wurden diese anders eingesetzt? Die Schlacht Caesars gegen Ariovist kann man so interpretieren (s. Links). Gibt es weitere Beispiele?

* IdR wäre es wohl sinnvoll, neue Rekruten auf die vorhandenen Einheiten zu verteilen, aber wenn (wie bspw im Bürgerkrieg) schnell neue Truppen in Masse ausgehoben werden, funktioniert das nicht.
 
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