Schräge These von einer Metathese 'ivri - 'arabi

El Quijote

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Ich habe eine schräge These bzgl. der Ethnien- und Sprachnamen der Araber und Hebräer entwickelt:
Beide Ethniennamen basieren auf den Radikalen 'ayn-ra/resch-ba/beth, wobei die Radikale untereinander nicht austauschbar sind. Wenn aber eine Metathese stattgefunden hätte, also der Platzwechsel zweier Wortelemente, in diesem Falle der Platzwechsel von ra/resch mit ba/beth, dann hätten die beiden Ethniennamen der Araber ('arabi - עַרַבִּי - عربي) und Hebräer ('ibri/'ivri -עִבְרִי‎ - عبري) einen gemeinsamen Ursprung. Außer der - hypothetischen - Metathese wäre der einzige sonstige Unterschied der, dass im hebräischen Wort für Araber im Beth ein Dagesch ist - Aussprache als /b/ - bilabialer Plosiv - wohingegen der Dagesch im Wort für Hebräer fehlt - Aussprache /v/ - labiodentaler Reibelaut. Das ist aber eine Alternation, die es im Arabischen nicht gibt und die im Hebräischen passiert, sprich, der Radikal Beth kann je nachdem als /v/ oder /b/ ausgesprochen werden, es gibt dafür Regeln, aber innerhalb desselben Wortes kann die Aussprache z.B. in verschiedenen Konjugationsformen, mal als /v/ oder /b/ gesprochen werden.
So, was haltet ihr von der schrägen These von der Metathese? Hat sich irgendwann einmal, als die semitischen Sprachen sich auseinanderentwickelten, der ursprünglich gemeinsame Name beider Ethnienbezeichnungen durch eine Metathese voneinander entfernt?

Bsp. für Metathesen im Deutschen: Brunnen - Born, Dorf/Dorp - Drup/drop/trop.
 
Klingt logisch. Angesichts der geographischen Nähe und sonstigen Ähnlichkeiten halte ich es für sehr plausibel.

(Keiner von beiden Stämmen wird das aber gerne hören).
 
Klingt logisch. Angesichts der geographischen Nähe und sonstigen Ähnlichkeiten halte ich es für sehr plausibel.

(Keiner von beiden Stämmen wird das aber gerne hören).

Warum die Geschichte von Isaak und Ismael ist ja sowohl im Judentum, Islam und Christentum bekannt.

Stämme sind die Juden und Araber ja in der Gegenwart sicherlich nicht.
 
Wäre durchaus möglich. Es könnte ja sein, dass die beiden Bezeichnungen ursprünglich mal so etwas bedeuteten wie "Mensch", "Volk" etc. Es gibt/gab einige Völker, die sich selber entsprechen bezeichnen.
 
Interessant ist, dass sich die Wikipedia-Artikel-Autoren der Artikel "Araber" und "Hebräer" da nicht einig sind. In "Hebräer" wird nichts von einer möglichen Verwandtschaft beider Ethnienbezeichnungen geschrieben, dafür aber im Artikel "Araber", der die Metathese als ein typisches Kennzeichen des Arabischen bezeichnet.


Wikipedia-Artikel "Hebräer":
Weder die Etymologie noch die genaue Bedeutung des Ausdrucks in der Bibel sind gesichert. Einige Lexika bringen das Wort mit dem Namen des Stammvaters Eber (‏עֵבֶר‎, Gen 10,24-25 EU; 11,14-17 EU), der in der Wendung „die Söhne Ebers“ (‏בְּנֵי־עֵבֶר‎, Gen 10,21 EU) eine ethnische Zugehörigkeit andeutet, in Verbindung.[2]
Für einige vermutlich nachexilische Belegstellen (Gen 14,13 EU; Jona 1,9 EU und vielleicht Dtn 15,12 EU) wurde eine Verwendung von „Hebräer“ als Synonym für „Israelit“ angenommen.[3] Für Ex 21,2 EU, Jer 21,2 EU und vielleicht Dtn 15,12 EU beziehen manche Exegeten das Wort auf Sklaven auf Zeit oder Schuldensklaven, das ihren Rechtsstatus ausdrückt.[4]
Viele Exegeten und Altorientalisten nehmen einen Zusammenhang zwischen der biblischen Konsonantenfolge HBR und dem Wort ʿApiru / Ḫabiru an, auch wenn sie eine direkte Ableitung für unwahrscheinlich halten. Als ʿApiru (akkadisch) oder ʿpr(w) (ägyptisch) bezeichneten einige Texte der späten Bronzezeit aus Amarna, Ugarit, Kanaan und Ägypten verschiedene Menschengruppen, die außerhalb der Gesellschaftsordnung standen und sich aus Not in Abhängigkeitsverhältnisse als Söldner oder Arbeiter begeben oder ein Leben als Banditen führten.[5] Vorwiegend gilt der Ausdruck als abwertende Bezeichnung eines gesellschaftlichen Status.
Viele Bibelhistoriker nehmen an, dass ʿApiru-Elemente im Zuge der archäologisch nicht belegbaren Landnahme Kanaans in das spätere Israel aufgegangen sind. Einige halten es für möglich, dass allmählich eine Verschiebung zur ethnischen Bedeutung stattfand: So könne die Verwendung des Worts „Hebräer“ im Buch Exodus (z. B. Ex 2,11.13 EU) eine Erinnerung daran bewahren, dass die Vorfahren Israels als ʿApiru galten. Ronald De Vaux interpretierte beide Ausdrucke ʿApiru und „Hebräer“ als ethnische Bezeichnung für Gruppen, die von der Wüste ins Kulturland vorgedrungen waren.[6]
Wikipedia-Artikel "Araber"
Wie die Araber sind auch die Hebräer aus Zentralarabien fortziehende Nomaden, Semiten. Beide Bezeichnungen „Araber“ und „Hebräer“, könnten von dem Wort 'abara abstammen, das in beiden Sprachen für das nomadische „Umherwandern“ steht. Das arabische „’'ibri“ und das hebräische’ivri“ bedeuten noch heute „hebräisch“, „'arabi“ („arabisch“) könnte eine für Araber typische Metathese sein. „aʿarābī أعرابي“ und „ʿarabī عربي“; aʿarābīs sind die Nomaden, während ʿarabīs die Bewohner der Städte waren.
Was mir natürlich sehr entgegen kommt, ist dass der Artikel "Araber" im Prinzip meine Hypothese vertritt (ich habe den Artikel vorher nicht gelesen, auch wenn es glatt so scheint), und dies auch noch anhand des Wandermotivs (Nomadenvölker) semantisch begründet.
Was ich allerdings als Schwäche empfinde ist der Satz
Das arabische „’'ibri“ und das hebräische’ivri“ bedeuten noch heute „hebräisch“,...
der mir als Grundlage eines möglichen Zirkelschlusses etwas fehl am Platze zu sein scheint.
 
Ein Falsifizierungsversuch

Wie schaut es eigentlich mit dem arabischen Paar ʿAyn (ع) und Ġayn (غ)aus?
Im Hebräischen gibt es ja nur das ʿAyn (ע), welches im Neuhebräischen quasi unterscheidungslos zum Aleph als Vokalträger verwendet wird (das ist dadurch zu erklären, dass das Neuhebräische als wiederbelebte Sprache von Europäern wiederbelebt wurde, die ʿAyn gewissermaßen nicht aussprechen konnte, wobei mich gleichzeitig immer wundert, dass die aus dem arabischen Raum nach Israel gekommenen Israelis da keinen Einfluss drauf genommen haben (oder?).
Naja, jedenfalls ist z.B. Gaza auf Hebräisch ʿAza und auf arabisch Ġaza. Oder der Westen/Sonnenuntergang ist auf Arabisch ġarb (daher Algarve: al-Ġarb und Maghreb: al-Maġrib) auf Hebräisch aber ʿÄräv. Es liegtalso auf der Hand, dass im Arabischen das ʿAyn (ع) eine Fortentwicklung zum Ġayn (غ) genommen hat, die offenbar bewusst genug war, dass man den Buchstaben gleich schrieb, bis auf den diakritischen Punkt über dem Ġayn.
Wenn man parallel durch hebräische und arabische Wörterbücher blättert findet man noch viele weitere Beispiele, bei denen hebräisch ʿAyn arabisch Ġayn entspricht. Wenn dem aber so ist, müsste dann nicht der Gedanke von der Metathese der Ethniennamen der Araber ('arabi - עַרַבִּי - عربي) und Hebräer ('ibri/'ivri -עִבְרִי‎ - عبري), die einen gemeinsamen Volks- oder Sprachnamen (eigentlich nur ein wenig) verschleiern würde, eigentlich wieder verworfen werden, weil in der Arabischen Bezeichnung für beide Völer das Ġayn anstelle des ʿAyn stecken müsste?
 
Die Falsifizierung der Falsifizierung

Was ich gestern nicht bedachte, das ist die Präposition عَلى - ʿalā bzw.
עֵלִי/עַל -
ʿal/ʿelei, die vermutlich allen in (plural-männlich) suffigierter Form aus dem hebräischen und dem arabischen Gruß bekannt ist: as-salāmu ʿalai|kum bzw. šālôm ʻalê|ḵem. Hier steht sowohl in der einen als auch in der anderen Sprache das ʿAyn.
 
Eine weitere PN, die ich erhielt, von Anfang Februar. Ich habe gewartet, ob der Absender sich um die Schreibrechte bemüht (in der Einleitung verweist er darauf, dass er keine Schreibrechte hat), es spräche jedenfalls nichts dagegen.


Schräg ist die These nicht. Jedenfalls spricht prinzipiell nichts dagegen – mir scheint aber auch nichts wirklich dafür. Metathese ist kein seltenes Phänomen, insbesondere bei r, z.B. arab. rukba ›Knie‹, während andere sem. Sprachen da in der Regel die Konsonantenfolge brk haben. (Meinem Gefühl nach auch häufig bei ‘Ayn, da fallen mir aus dem Stehgreif aber nur nicht ganz eindeutige Beispiele ein.) Bei dem Kniebeispiel stimmt die Bedeutung aber überein, was eine Metathese nahelegt. Das gilt aber nicht für alle beliebigen Wörter mit einer Permutation von brk. Das sehe ich dann auch als Hauptproblem mit ‘ibrī/‘arabī. Die Etymologie ist in beiden Fällen etwas trüb und mir fällt kein Grund ein, einen gemeinsamen Ursprung anzunehmen (heißt natürlich nicht, dass das ausgeschlossen ist).

Das ‘ereb/gharb-Beispiel ist dagegen etwas problematisch. Zwar fällt im Heb. ‘ayn und ghayn zusammen (in der Septuaginta lässt sich die Unterscheidung aber noch nachweisen (Gomorra, Gaza etc.), im Ugaritischen wird das Wort aber auch mit ‘ayn geschrieben. Und Ug. unterscheidet zwischen beiden. (Glaub bei Lipinski steht irgendwo, dass er meint, dass das an der Stelle ein Lautwandel im arabischen wär, müsste man noch mal nachsehen. Ich würde im Zweifelfall von zwei verschiedenen Etyma ausgehen)

Als Nicht-Semitist mit Grundlagenkenntnissen des Arabischen und Althebräischen habe ich also offenbar, was ʿAyn (ع) und Ġayn (غ) angeht eine falsch ad-hoc-Hypothese gebildet.
 
ich spreche weder hebräisch, noch Aramaisch noch Arabisch, außer das wenige Touristen-Arabisch, was im Ägypten-Urlaub etwas weiterhilft. Sprachlich kann ich also nicht weiterhelfen.
Du hast oben bereits auf die 'apiru hingewiesen. Ich denke eine etymologische Herleitung von weglaufen, wandern, umherziehen bis hin zu Räuber, ist für den Begriff 'apiru durchaus anzunehmen. Dieser Begriff, ähnlich wie der der Schasu, bezog nicht auf eine einzige Gruppe oder ein Volk, sondern war wohl eher eine Sammelbezeichnung für Nomaden außerhalb des fruchtbaren Halbmondes. Von daher ist es gar nicht so abwegig, daß die Bezeichnung 'apiru sich zum einen zu Hebräer, zum anderen zu Araber weiterentwickelt haben könnte.
 
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