Spielfilme angesiedelt im 17.Jhd.

Welcher Film zum Thema ist am gelungensten?

  • Piraten (1986)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Stage Beauty (2004)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Die Allee des Königs (1995)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Das Mädchen mit den Perlenohringen (2003)

    Stimmen: 7 14,0%
  • Die vier Halunken der Königin (1974) (Dreiteiler)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Moliére (1978)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Vatel (2000)

    Stimmen: 2 4,0%
  • Cyrano de Bergerac (1990)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Zeit der Sinnlichkeit - Restoration (1995)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Kontrakt des Zeichners (1982)

    Stimmen: 6 12,0%
  • The Libertine (2004)

    Stimmen: 3 6,0%
  • Der König tanzt (2000)

    Stimmen: 6 12,0%
  • Der Mann mit der eisernen Maske (1998)

    Stimmen: 5 10,0%
  • Marquise - Die Rolle ihres Lebens (1997)

    Stimmen: 1 2,0%
  • Der Schlangenkuss (1997)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    50
Einen Film der realtiv unbekannt ist, mag ich besonders gerne:

England my England, the Story of Henry Purcell

Allerdings ist das vielmehr ein Film über Charles II. göttlich gespielt von Simon Callow.

Allein deswegen mus man den Film schon gesehen haben. Allerdings gibt es den nur mit deutschen Untertiteln (was fast ein Segen ist, denn der O Ton ist einfach genial – so was darf man nicht synchronisieren !)

Ich will nicht zuviel über den Film schreiben, das versaut die Überraschung, aber er wurde mit eher wenig Budget gedreht, vor allem der große Brand von London ist sehr Theatermäßig mit brennenden Kulissen etc.
Kostüme und Perücken sind o.K. die Musik, die einen breiten Raum einnimmt wird von den English Baroque Soloists unter Gardiner interpretiert, natürlich in Kostümen.


Die 3 Teile der Musketiere (ja es gibt noch den dritten Teil, die Rükkehr der Musketiere, aber leider nicht auf DVD, warum auch immer...) mit der Star Besetzung liebe ich auch, weil einfach die Ausstattung so herrlich ist und der Humor nicht zu kurz kommt – so muss das sein.
Natürlich ist das Buch besser, erst recht wenn es um die Eiserne Maske geht.
Auch da ist die Verfilmung von 1976 für mich die beste.
Zwar orientiert sich keine einzige Verfilmung an der Romanvorlage (warum eigentlich nicht, die Geschichte ist doch viel genialer !) aber die Verfilmung mit Di Caprio ist der blanke Hohn.
Selbst. Dr. House als königlicher Berater ist einfach nur mies. :fs:

Die Verfilmung mit Chamberlain hat einfach einen gewissen Charme, die Kostüme, die Ausstattung alles Low Budget und trotzdem irgendwie toll.
Irgendwann werde ich mir das gelbe Kostüm, dass Chamberlain am Schluss des Films trägt, nachmachen =) das ist einfach zu toll.
Es gibt natürlich unendlich viele Fehler was die Kostüme betrifft, teilweise wurden da auch Kostüme aus den Musketierfilmen mit Chamberlain wiederverwendet.
Man vergleiche mal das silberne Kostüm der Lady de Winter mit dem Ballkostüm der Königin....
Schön fand ich auch, das hin und wieder Musik von Lully verwendet wurde, die übrige Musik von Fergusson ist überhaupt recht gelungen.
Ich mag den Film, trotz seiner Fehler.
Fast die gleiche Besetzung wurde ja wohl auch für den Grafen von Montechristo gerangezogen.


Aber mein absoluter Lieblingsfilm ist „L’Allée du Roi“
Ein frz. Zweiteiler, der nur stark gekürzt mal auf deutsch bei Arte ausgestrahlt wurde.
Erzählt wird die Geschichte der Madame de Maintenon aus ihrer Sicht.
Es wird nur an historischen Schauplätzen gedreht, die Ausstattung ist phantastisch, ebenso die Kostüme, die bis auf’s Jahrzehnt astrein recherchiert sind – so was habe ich so noch nicht gesehen. Die Schauspieler sind perfekt besetzt, selbst die kleinsten Rollen.
Die Musik ist ausschließlich von Lully, Delalande und Couperin.
Und die Handlung absolut historisch verbürgt, keine Klischees, keine fragwürdigen Szenen:

Perfekt und wundervoll !
 
1.
Einen Film der realtiv unbekannt ist, mag ich besonders gerne:

England my England, the Story of Henry Purcell

Allerdings ist das vielmehr ein Film über Charles II. göttlich gespielt von Simon Callow.

Allein deswegen mus man den Film schon gesehen haben. Allerdings gibt es den nur mit deutschen Untertiteln (was fast ein Segen ist, denn der O Ton ist einfach genial – so was darf man nicht synchronisieren !)

Ich will nicht zuviel über den Film schreiben, das versaut die Überraschung, aber er wurde mit eher wenig Budget gedreht, vor allem der große Brand von London ist sehr Theatermäßig mit brennenden Kulissen etc.
Kostüme und Perücken sind o.K. die Musik, die einen breiten Raum einnimmt wird von den English Baroque Soloists unter Gardiner interpretiert, natürlich in Kostümen.


2.
Aber mein absoluter Lieblingsfilm ist „L’Allée du Roi“
Ein frz. Zweiteiler, der nur stark gekürzt mal auf deutsch bei Arte ausgestrahlt wurde.
Erzählt wird die Geschichte der Madame de Maintenon aus ihrer Sicht.
Es wird nur an historischen Schauplätzen gedreht, die Ausstattung ist phantastisch, ebenso die Kostüme, die bis auf’s Jahrzehnt astrein recherchiert sind – so was habe ich so noch nicht gesehen. Die Schauspieler sind perfekt besetzt, selbst die kleinsten Rollen.
Die Musik ist ausschließlich von Lully, Delalande und Couperin.
Und die Handlung absolut historisch verbürgt, keine Klischees, keine fragwürdigen Szenen:

Perfekt und wundervoll !
1.
Ich glaube ein bissel, ich habe den Film schonmal auf 3sat oder so gesehen. Ist es möglich, dass es immer wieder Choreinschübe gibt, die nicht direkt zur Handlung passen? Gut, Chöre müssen bei Purcell ja sein... ;)
Jedenfalls hatte ich einmal einen Film gesehen, der auch eine Art Filmbiographie zu Purcell war und auch dessen Musik genial zur Geltung brachte. Das fällt bei seiner Musik freilich nicht schwer, wenn man Musik an sich liebt.:)

2.
Da bin ich ganz Deiner Meinung. Das haben die Franzosen mal gut gemacht. Meines Erachtens einer der schönsten Filme zum 17.Jh. überhaupt und der beste zum Hof des Sonnenkönigs sowieso.:O

Die Erzählpersepektive finde ich sehr interessant. Dominique Blanc (als Maintenon) kennt man ja eher als Nebendarstellerin. In "Die Bartholomäusnacht" trat sie neben Isabelle Adjani auf. Aber die große Rolle als Maintenon scheint ihr wirklich wunderbar auf den Leib geschneidert wie auch Didier Sandre unglaublich treffend den König verkörpert. Er spielt ihn nicht - für mich war er in dem Film der König. Majestätisch, intelligent, aber auch persönlich anwesend, fühlend...:respekt:
 
Hat eigentlich jemand mal 'Saint-Cyr' (2000) mit Isabelle Huppert als Madame de Maintenon gesehen?

Es war mir bisher unmöglich den Film in die Finger zu kriegen, aber es würd' mich schon sehr interessieren. Die mir bekannten Kritiken behaupten, es sei ein guter Film der sehr darum bemüht sein historisch korrekt in Bezug auf Kostüme etc zu sein, aber bisher hatte ich noch keine Möglichkeit ihn mir anzusehen. Irgendjemand? :winke:
 
Ich habe ihn, soweit ich mich entsinnen kann, mal vor über einem Jahrzehn gesehen. Ich glaube er war so wie in der Kritik vom Film-Dienst steht. Eigentlich war an dem Film nichts herrausragendes; bemerkenswert war maximal das Staraufgebot unter den Hauptdarstellern, was durchweg damalige Superstars mit Alec Guinness, Richard Harris, Patrick Magee usw.. Das führte in der Tat immer zu Achtungseffekten, wenn man wieder ein sehr, sehr, sehr bekanntes Gesicht durch das Bild schritt.
 
Eine der letzten Rollen von Louis de Funes war die des Harpagon aus Molieres Komödie "Der Geizige". Soweit ich mich erinnere hielt sich die Verfilmung ziemlich authentisch an die literarische Vorlage. Im Film waren übrigens einige Male Plakate eingeblendet, die die Aufführung von Molieres Stück ankündigten.
 
Eine der letzten Rollen von Louis de Funes war die des Harpagon aus Molieres Komödie "Der Geizige". Soweit ich mich erinnere hielt sich die Verfilmung ziemlich authentisch an die literarische Vorlage. Im Film waren übrigens einige Male Plakate eingeblendet, die die Aufführung von Molieres Stück ankündigten.
Waren die Texte nicht verändert, um diese Klamaukdialoge der 1970er zu imitieren, wie man sie auf deutschen Synchronfassungen der (teilweise erst im Nachhinein auf lustig getrimmten) Filme mit Bud Spencer und Terence Hill kennt? Aber da weiß ich natürlich nicht, in wie weit die deutsche Fassung von dem französischen Original abwich, da bisweilen wirklich völlig frei mit den eigentlichen Dialogen der Filme im Nachsynchronisieren umgegangen wurde.

Ich hatte den Film mal vor einem Jahr gesehen, fand aber die Sprache irgendwie albern, weil eben eher nicht die von Molière, hatte aber auch nicht das Textbuch daneben zu liegen. Ansonsten ist Louis de Funès eine hervorragende Schauspielerpersönlichkeit gewesen:yes:, der eigentlich eine geniale Besetzung für den Geizigen darstellt, da die Ausgeflipptheit im Original von Molière durchaus mir durchaus in der Rolle des Harpagon angelegt scheint. Wahrscheinlich sollte man rasch mal Französisch lernen und dann den Film nochmals anschauen.:cool:
 
The New World

Habe gestern und vorgestern, also zweimal, "The New World" gesehen. Die Handlung ist rasch erzählt: Es handelt sich um die alte und schon mehrfach verfilmte Pocahontas-Geschichte. Engländer kommen 1607 nach Virginia und errichten eine Kolonie. Ein Ort mit Namen Jamestown, der mit einem Palisadenwall eingefriedet ist, wird angelegt. Dann müssen die Siedler mit allerlei Tücken kämpfen. Es gibt die Beziehung des Captain Smith zu einer Häuptlingstochter der Algonkin. Dann brechen Konflikte zwischen den Ureinwohnern und den Eroberern aus, man sieht einen Kampf. Später reist Smith ab, um weitere Entdeckungsfahrten zu unternehmen und Pocahontas heiratet den Siedler John Rolfe. Der Film erstreckt sich bis zum Tod von Pocahontas und ein paar Minuten reichen noch darüber hinaus.

Der Film ist sehr auf die Protagonisten fixiert: Pocahontas - Q’Orianka Waira Qoiana Kilcher (geboren erstaunlicherweise in einem OT Schopfheims), Captain Smith (Colin Farrell), John Rolfe (Christian Bale). Statt erschöpfender und erläuternder Dialoge spielt die Gedankenwelt der Hauptfiguren die Hauptrolle. So ist es teilweise schwierig die Handlung zu verfolgen, da die Gefühle der wichtigsten Figuren im Vordergrund stehen. Insgesamt macht das den Film ziemlich anspruchsvoll, erstaunlich für einen US-Film und nur mit dem Regisseur Terrence Malick erklärlich.

Die Sichtweise ist obendrein ganz erstaunlich. Man sieht die Geschichte nicht aus Sicht der ansässigen Algonkin und nicht aus dem Blickwinkel der Siedler, sondern aus beiden. So schlimm auch die Verwüstungen durch die Engländer sind, man sieht dann auch, wie die Algonkin vor den Eroberern später fliehen müssen, so sind doch auch die Beweggründe der Engländer einleuchtend. Die Engländer werden nicht als Bestien demonisiert, genausowenig wie ihre Gegner.

Im "Making of" kamen verschiedene Akteure und auch die Darsteller der Krieger der Algonkin in dem Film zu Wort.
Soweit ich das beurteilen kann, hatte sich die Regie sogar mehr Mühe mit der Darstellung der Algonkin als der Engländer gegeben. Auf der Seite der Ureinwohner wurden einige Recherchen unternommen und wie in den USA heute üblich rekrutieren sich die Darsteller der Algonkin ausschließlich aus Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner, was genauso zur Stimmung des Films und dem Bild von den Algonkin beiträgt wie die Beschäftigung mit den Gebäuden, Waffen, Werkstoffen und Sitten dieses Volkes.
Sowohl für die Errichtung der Bauten der Algonkin wie für die von Jamestown wurden ausschließlich Materialien aus der Gegend genommen und auch alles recht akribisch gebaut. Es wurde ausschließlich mit natürlichem Licht gearbeitet.

Allerdings wurde Jamestown schön nachgebaut. Sahen die Palisaden übrigens wirklich so windig aus, dass die Pfeile zwischen den Stämmen locker hindurch fliegen konnten?
Die Schiffe stammten vom nahegelegenen Museum, welche ebenfalls Jamestown abbildet. So sind diese Nachbauten der Flotte des Captain Newport für mich überzeugend. Ansonsten ist die Ausstattung ziemlich solide. Wie üblich rennen die Hauptdarsteller in der Regel ohne Kopfbedeckung rum, was aber auch Standart in auch noch so authentischen Filmen zu sein scheint. Im übrigen sehen aber auch andere Figuren besser aus. Charakteristisch ist das scheinbar unvermeidliche offene Wams und Hemd bei Captain Smith, was er auch bei Winterskälte und in regnerischem England nicht schließt - was wohl cool ausschauen soll.
Die Kleidung der Pocahontas, die als Prinzessin dem König James I. vorgestellt wurde, entspricht etwa einem Stich aus der Zeit. Diese Kleidung trägt sie im Film beim Empfang vor dem Königspaar. Datei:pocahontas original.jpg ? Wikipedia :yes:

Mich persönlich wurmte ein bisschen, dass Christopher Plummer auf dem Filmplakat an zweiter Stelle stand, allerdings im Film nur eine extreme Nebenrolle, die des Captain Newport, spielt. Der hat zwar viele Reden zu halten, kommt aber eigentlich schauspielerisch kaum zum Tragen.

Auch wenn der Film recht anstrengend zu schauen ist, erscheint er mir in sich stimmig. Das geht von der Ankunft der Siedler mit den Schiffen, was schön inszeniert wurde, bis zum Leben der Familie Rolfe in England und dem Empfang vor dem König. Der eigenwillige Stil des Regisseurs mit seiner Vorliebe für Einspielungen von Musik aus dem 19.Jh. wie aus dem "Rheingold" bleibt konsequent bis zum Ende.

Bei den Kinokritiken würde ich ihm 8 von 10 Federn geben, auch wenn ich mich mit der Zeit nicht sooo gut auskenne.
 
Hab The Libertine heute auf der Arbeit in der Hand gehabt. Klang interessant. Wie ist der Film denn so?
The Libertine ? Wikipedia
Habe bis jetzt nur Ausschnitte gesehen. Auf mich wirkte der Film eher surreal und natürlich sehr auf Depp und Malkovich - wohl zwei der besten Schauspieler Hollywoods dieser Tage - zugeschnitten.

Aber wir scheinen ja 2 Fans von "The Libertine" zu haben (siehe Abstimmung!), dann müsste diese ja den Streifen gesehen haben.
 
Ich fand "The Libertine" sehr gelungen. Düster, makaber, sehr schwarzhumorig... aber doch eindrucksvoll, und die Schauspieler haben mich auch total überzeugt. Teilweise war er allerdings etwas langatmig. Zur Ausstattung kann ich nicht so viel sagen, da ich da kein Experte bin, aber negativ aufgefallen ist mir nichts.

Ich habe allerdings trotzdem für "Vatel" gestimmt, weil das einfach einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist. Ich finde Depardieu einfach klasse in dem Film, genau wie Tim Roth in einer ähnlichen Rolle wie in "Rob Roy". Die Dekadenz der Hofgesellschaft und die absolute Abhängigkeit des Individuums wird meiner Meinung nach sehr gut dargestellt. Hat denn noch jemand diesen Film gesehen und man mir sagen, wie er ihn fand?
 
Ich habe allerdings trotzdem für "Vatel" gestimmt, weil das einfach einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist. Ich finde Depardieu einfach klasse in dem Film, genau wie Tim Roth in einer ähnlichen Rolle wie in "Rob Roy". Die Dekadenz der Hofgesellschaft und die absolute Abhängigkeit des Individuums wird meiner Meinung nach sehr gut dargestellt. Hat denn noch jemand diesen Film gesehen und man mir sagen, wie er ihn fand?
Teilweise finde ich den Film arg klischeebehaftet. Irgendwo tendiert er zwischen einem europäischen Film und typischer Hollywoodkost. Am Anfang finde ich die Dienstboten, vor allem die weiblichen, etwas unrealistisch herunter gekommen. Das bleibt dann bei der Hauptfigur des Vatel durch den gesamten Film hindurch. Natürlich bietet sich für so eine Hauptrolle immer eine Leinwandlegende, wie das Depardieu für das französische Kino zweifelsohne ist, an. Dennoch fand ich die Handlung abschnittsweise etwas daneben, wo der moralische Zeigefinger etwas zu häufig auftauchte.

War die zarte Liebesgeschichte mit der, verwirrend schönen, Anne de Montausier (Uma Thurman) nötig? Ist sie historisch irgendwie verbürgt?:grübel:

Insgesamt würde ich dem Film 5 oder 6 von 10 Punkten geben. Er war recht putzig, aber nicht annähernd so gut mit Zeitkolorit versehen wie "L'Allée du Roi".
 
Lief bei euch "Molière" von 2007 im Kino oder Fernsehen? Alle Bilder zu Molière
Ich war heute basserstaunt, als ich die Bilder sah.

Der Film würde mich auch interessieren: Versailles ? Könige und Frauen ? Wikipedia
Der scheint mir irgendwie entgangen zu sein, obwohl ich immer auf die Vorführung von 50iger-Jahre-Schinken auf den 3. Kanälen geachtet habe und mir kaum ein Mantel- und Degenfilm entging. Ich würde mal vermuten der Film "Versailles - Könige und Frauen" ist ein typisch, sperrige, bisweilen arg langatmige Kost, wie man das vom Napoleon-Epos von Sacha Guitry schon kennt. Der läuft ja immerhin immer mal wieder auf den 3. Kanälen.
Immerhin scheint die Besetzung von "Versailles - Könige und Frauen" mit Édith Piaf, Gérard Philipe, Jean Marais und sogar Orson Welles achtungsgebietend, wie man das auch schon aus dem Film zu Napi kannte.
 
Habe gestern und vorgestern, also zweimal, "The New World" gesehen. Die Handlung ist rasch erzählt: Es handelt sich um die alte und schon mehrfach verfilmte Pocahontas-Geschichte. Engländer kommen 1607 nach Virginia und errichten eine Kolonie. Ein Ort mit Namen Jamestown, der mit einem Palisadenwall eingefriedet ist, wird angelegt. Dann müssen die Siedler mit allerlei Tücken kämpfen. Es gibt die Beziehung des Captain Smith zu einer Häuptlingstochter der Algonkin. Dann brechen Konflikte zwischen den Ureinwohnern und den Eroberern aus, man sieht einen Kampf. Später reist Smith ab, um weitere Entdeckungsfahrten zu unternehmen und Pocahontas heiratet den Siedler John Rolfe. Der Film erstreckt sich bis zum Tod von Pocahontas und ein paar Minuten reichen noch darüber hinaus.

Der Film ist sehr auf die Protagonisten fixiert: Pocahontas - Q’Orianka Waira Qoiana Kilcher (geboren erstaunlicherweise in einem OT Schopfheims), Captain Smith (Colin Farrell), John Rolfe (Christian Bale). Statt erschöpfender und erläuternder Dialoge spielt die Gedankenwelt der Hauptfiguren die Hauptrolle. So ist es teilweise schwierig die Handlung zu verfolgen, da die Gefühle der wichtigsten Figuren im Vordergrund stehen. Insgesamt macht das den Film ziemlich anspruchsvoll, erstaunlich für einen US-Film und nur mit dem Regisseur Terrence Malick erklärlich.

Die Sichtweise ist obendrein ganz erstaunlich. Man sieht die Geschichte nicht aus Sicht der ansässigen Algonkin und nicht aus dem Blickwinkel der Siedler, sondern aus beiden. So schlimm auch die Verwüstungen durch die Engländer sind, man sieht dann auch, wie die Algonkin vor den Eroberern später fliehen müssen, so sind doch auch die Beweggründe der Engländer einleuchtend. Die Engländer werden nicht als Bestien demonisiert, genausowenig wie ihre Gegner.

Im "Making of" kamen verschiedene Akteure und auch die Darsteller der Krieger der Algonkin in dem Film zu Wort.
Soweit ich das beurteilen kann, hatte sich die Regie sogar mehr Mühe mit der Darstellung der Algonkin als der Engländer gegeben. Auf der Seite der Ureinwohner wurden einige Recherchen unternommen und wie in den USA heute üblich rekrutieren sich die Darsteller der Algonkin ausschließlich aus Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner, was genauso zur Stimmung des Films und dem Bild von den Algonkin beiträgt wie die Beschäftigung mit den Gebäuden, Waffen, Werkstoffen und Sitten dieses Volkes.
Sowohl für die Errichtung der Bauten der Algonkin wie für die von Jamestown wurden ausschließlich Materialien aus der Gegend genommen und auch alles recht akribisch gebaut. Es wurde ausschließlich mit natürlichem Licht gearbeitet.

Allerdings wurde Jamestown schön nachgebaut. Sahen die Palisaden übrigens wirklich so windig aus, dass die Pfeile zwischen den Stämmen locker hindurch fliegen konnten?
Die Schiffe stammten vom nahegelegenen Museum, welche ebenfalls Jamestown abbildet. So sind diese Nachbauten der Flotte des Captain Newport für mich überzeugend. Ansonsten ist die Ausstattung ziemlich solide. Wie üblich rennen die Hauptdarsteller in der Regel ohne Kopfbedeckung rum, was aber auch Standart in auch noch so authentischen Filmen zu sein scheint. Im übrigen sehen aber auch andere Figuren besser aus. Charakteristisch ist das scheinbar unvermeidliche offene Wams und Hemd bei Captain Smith, was er auch bei Winterskälte und in regnerischem England nicht schließt - was wohl cool ausschauen soll.
Die Kleidung der Pocahontas, die als Prinzessin dem König James I. vorgestellt wurde, entspricht etwa einem Stich aus der Zeit. Diese Kleidung trägt sie im Film beim Empfang vor dem Königspaar. Datei:pocahontas original.jpg ? Wikipedia :yes:

Mich persönlich wurmte ein bisschen, dass Christopher Plummer auf dem Filmplakat an zweiter Stelle stand, allerdings im Film nur eine extreme Nebenrolle, die des Captain Newport, spielt. Der hat zwar viele Reden zu halten, kommt aber eigentlich schauspielerisch kaum zum Tragen.

Auch wenn der Film recht anstrengend zu schauen ist, erscheint er mir in sich stimmig. Das geht von der Ankunft der Siedler mit den Schiffen, was schön inszeniert wurde, bis zum Leben der Familie Rolfe in England und dem Empfang vor dem König. Der eigenwillige Stil des Regisseurs mit seiner Vorliebe für Einspielungen von Musik aus dem 19.Jh. wie aus dem "Rheingold" bleibt konsequent bis zum Ende.

Bei den Kinokritiken würde ich ihm 8 von 10 Federn geben, auch wenn ich mich mit der Zeit nicht sooo gut auskenne.


Ich kenne "The New World" nur aus Ausschnitten und erinnere mich nur noch dunkel daran. Da ich mich aber ein wenig mit der Geschichte Nordamerikas und der dargestellten Zeit beschäftigt habe, wollte ich dazu ein paar Fragen und Anmerkungen loswerden.

In The New World spielte, glaube ich, auch Wes Studi mit, der vielen sicher noch durch seine enorm starke physische Präsenz als Schurke Magua in "The Last of the Mohicans" in Erinnerung ist. Er spielte, glaube ich, die Rolle von Powhattan, dem Vater Pocahontas.

Der Schwiegersohn John Rolfe sollte noch bedeutsam für die Kolonie Virginia werden, denn er war der Erste, der (mit aus Kuba geschmuggelten Pflanzen) den Tabakanbau kultivierte, der bald schon zum Exportschlager der Kolonie wurde. Der große Tabak- und Einwandererboom kam dann allerdings erst nach dem Indianerkrieg in Virginia gegen Opachankanu, den Bruder Powhattans, der sich der Invasion der Engländer widersetzte.


Ist Algonkin nicht eher der Name einer Sprachfamilie, als eines bestimmten Stammes? Vielleicht kann @Ingeborg Auskunft geben?


Der Tabakanboom führte indirekt auch dazu, dass der Arbeitskräftebedarf enorm stieg, was wiederum den transatlantischen Sklavenhandel förderte. Schon in der ersten Hälfte des 17. Jhds wurden die ersten schwarzen Sklaven in Jamestown verkauft, doch dominierten im 17. Jahrhundert noch Indentured Servants vor Sklaven, wobei die indentureds aus rassistischen Gründen aufgewertet wurden.


Nicht in Virginia, sondern im heutigen Massachusetts lebte Squanto, dessen schicksal ebenfalls verfilmt wurde. Squanto, ein Wampanoag wurde 1607 von Enländern geraubt und kam als Sklave nach Europa. Nach wechselvollem Schicksal kam er über England 1614 in seine Heimat zurück, und es war ihm zu verdanken, dass die Pilgerväter den ersten Winter überleben konnten.

Allerdings ist mir der Film "Squanto a warriors tale" nur dem Namen nach bekannt.
 
@ Scorpio

Tante Wikipedia sagt:
Wes Studi war zwar dabei, spielte aber nicht den Häuptling Powhatan. Der Darsteller von dem heißt August Schellenberg - komischer Name für nen Indianer und ein Sohn eines Schweizers und einer Mohawk.

Die Bezeichnung Algonkin oder Algonquin beschreibt ein aus mehreren Stämmen bestehendes Volk nordamerikanischer Ureinwohner, die der indigenen Algonkin-Sprachfamilie angehören und zu den First Nations of Canada, den indianischen Völkern Kanadas gezählt werden.
steht in: Algonkin ? Wikipedia
Ich bezeichnete die Algonkin, aber auch als Volk.

Brissotin:
Auf der Seite der Ureinwohner wurden einige Recherchen unternommen und wie in den USA heute üblich rekrutieren sich die Darsteller der Algonkin ausschließlich aus Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner, was genauso zur Stimmung des Films und dem Bild von den Algonkin beiträgt wie die mit den Gebäuden, Waffen, Werkstoffen und Sitten dieses Volkes.

Ich glaube die Bezeichnung "Volk" auch einmal in einem Buch über Entdecker in dem Zusammenhang gelesen zu haben.

Hauptsache Du fandest den Film gut, Scorpio. Vom künstlerischen Anspruch her hat er Dir doch wahrscheinlich gefallen(?).
 
Ist Algonkin nicht eher der Name einer Sprachfamilie, als eines bestimmten Stammes? Vielleicht kann @Ingeborg Auskunft geben?

Es gibt die Sprachfamilie Algonkin, der Völker von der Ost- bis zur Westküste angehören. Weiterhin gibt es in Kanada eine Ethnie, der der Name Algonkin gegeben wurde, was jedoch keine Eigenbezeichnung ist (diese legt eine enge sprachliche Verwandtschaft zu den Ojibway/Chippewa nahe, die sich als Anishnabek bezeichnen).

Die Powhatan Confederation im heutigen Virginia gehört lediglich der Sprachfamilie an. Die Eigenbezeichnungen der dieser Konföderation angehörenden Ethnien sind übrigens sämtlich *nicht* überliefert.

Die Powhatan im Sinne einer Bezeichnung der Ethnie 'Algonquin' zu nennen, ist auf jeden Fall nicht korrekt, da die von den Kolonisten so genannte Ethnie in Kanada lebt und nicht in Virginia oder anderenortes in den USA.

Auf europäische Verhältnisse übertragen wäre vergleichbar, wenn ein Film in Frankreich spielte und die Bevölkerung des Landes beschrieben würde mit: "Der Film schildert die Geschichte aus Sicht der Indogermanen".
 
Hm, mir fällt gerade auf, dass der deutschsprachige Raum in diesem Jahrhundert filmisch gesehen kaum stattfindet.
 
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