Stellungskrieg im 1. WK: warum?

Kraft

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Guten Abend, Geschichtsfreunde!

Ich würde gerne die Gründe erörtern, warum sich die Generale im 1.WK sich eigentlich dem Stellunsgkrieg hingegeben haben. Ich meine, diese Art der Kriegsführung war doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt, was genau versuchte man zu erreichen? Lag es an der konservativen Eisntellung oder tatasächlich an einer fehlenden Panzerwaffe?

Ich bin für jede Antwort dankbar.
 
Der Stellungskrieg war keine Erfindung der Generalstäbe, sondern er kam doch die Umstände von ganz allein zustande. Nach den Schlachten zu Beginn, die ungeheuer verlustreich waren, brauchten beide Seiten eine Ruhepause, ohne dabei erreichtes Terrain aufzugeben. Also eingraben. Gegen Maschinengewehre und moderne Artillerie war der Angreifer gegen eine verschanzte Truppe immer im Nachteil, das zeigten die nächsten Jahre bis 1918 zur Genüge.
 
Der Stellungskrieg war keine Erfindung der Generalstäbe, sondern er kam doch die Umstände von ganz allein zustande. Nach den Schlachten zu Beginn, die ungeheuer verlustreich waren, brauchten beide Seiten eine Ruhepause, ohne dabei erreichtes Terrain aufzugeben. Also eingraben. Gegen Maschinengewehre und moderne Artillerie war der Angreifer gegen eine verschanzte Truppe immer im Nachteil, das zeigten die nächsten Jahre bis 1918 zur Genüge.
Das ist mir auch klar, nur würde dies bedeuten, dass der 1. WK der einzige Krieg in der Geschichte war, in dem überhaupt kein Sieg möglich war, in dem die übllichen Prinzipien der Aktion-Reaktion nicht mehr greifen. Warum hat man dann weitergemacht bzw. überhaupt angegriffen, wenn man eh keine Chance hatte?
Das frage ich mich immer wieder.
 
Materialschlacht, Abnutzungskrieg. Es siegt die Seite, die über die größeren menschlichen und industriellen Ressourcen verfügt.
Warum trotzdem angegriffen? Die Führung war selbst mit der neuen Situation überfordert. So sollte vor Verdun der Gegner durch höhere Verluste "ausbluten", es war hier gar nicht vorgesehen, den Vormarsch wieder aufzunehmen.
Die Franzosen und Engländer wiederum versuchten unter enormen Aufwand (Trommelfeuer) die deutsche Front zu durchbrechen und wieder den Krieg in Bewegung zu bringen. Beide Konzepte scheiterten.
 
Das ist mir auch klar, nur würde dies bedeuten, dass der 1. WK der einzige Krieg in der Geschichte war, in dem überhaupt kein Sieg möglich war, in dem die übllichen Prinzipien der Aktion-Reaktion nicht mehr greifen. Warum hat man dann weitergemacht bzw. überhaupt angegriffen, wenn man eh keine Chance hatte?

Warum sollte ein Sieg "nicht möglich" gewesen sein? Es gab ja schließlich einen Sieg.
 
Das ist mir auch klar, nur würde dies bedeuten, dass der 1. WK der einzige Krieg in der Geschichte war, in dem überhaupt kein Sieg möglich war, in dem die übllichen Prinzipien der Aktion-Reaktion nicht mehr greifen. Warum hat man dann weitergemacht bzw. überhaupt angegriffen, wenn man eh keine Chance hatte?
Das frage ich mich immer wieder.

Nach dem es einmal Patt stand, hoffte jede Seite, den Krieg am Ende zu gewinnen, sofern man die Nerven behielt. Dazu war man erst hinterher klüger, was gewisse Gesetzmäßigkeiten der Materialschlacht betraf. Bis 1916- 1917 galt weithin der Grundsatz Artillerie erobert, Infanterie besetzt. Erst nachdem die Erfahrungen bei Verdun und an der Somme gezeigt hatten, dass das Artilleriefeuer niemals alle Bunker und Stellungen vernichten konnte, suchte man nach neuen Wegen. Wegweisend waren Brussilows Erfolge an der Ostfront, die als Improvisation durchgeführt, fast den Zusammenbruch der Ostfront bewirkten. Oscar von Hutier entwickelte auf dieser Basis seine Infiltrations- und Stoßtrupptaktik. Seit Ende 1914 wurde der Krieg an der Westfront als ein Abnutzungungskrieg geführt, der mit dem vollen industriellen Potenzial einer Nation ausgefochten wurde, und da sahen die Chancen recht gut aus, dass sich die Alliierten am Ende durchsetzen würden, auch wenn die großen Offensiven 1917 an der Westfront von den Deutschen alle zurückgeschlagen werden konnten.
 
Warum sollte ein Sieg "nicht möglich" gewesen sein?

Berechtigte Frage! Im Herbst 1914 sind ja im Westen noch einige Umfassungsversuche gemacht worden, bis beide Seiten dann am Meer waren. Aber auch danach ist ja von Franzosen und Engländern durchaus noch die Entscheidung gesucht worden, 1915 (Champagne u. a.) wie 1916 (Somme) und auch 1917 (Champagne im Frühjahr, Flandern im Herbst).

Die Deutschen verlegten ihre Initiative 1915 nach Osten, und im Westen "triumphierte" dann 1916 (Verdun) der unselige "Abnutzungsgedanke", bis dann Frühjahr 1918 - nach dem Ausscheiden Rußlands - ein letzter Schlag versucht wurde.

Es gelang aber bis zum Eintreffen größerer amerikanischer Truppenverbände im Sommer 1918 keiner Seite, eine derartige Überlegenheit zu gewinnen, dass es zu einem entscheidenden Durchbruch - wie im Osten, wo noch andere Faktoren mitspielten - kommen konnte.

Ob der Krieg im Westen ohne Amerikaner prinzipiell für die eine oder andere Seite gewinnbar war, ist natürlich eine hypothetische Frage. Bei einem reinen Abnutzungskrieg, da stimme ich Scorpio zu, war die deutsche Seite jedenfalls im Nachteil.
 
Vielleicht ist dieser Link ganz interessant ("Durch"bruchmüller, lol):
Georg Bruchmüller ? Wikipedia
Kann leider keinen passenden Kalauer dagegen setzen. :hmpf: Weil ich aber mal in der "Deines-Bruchmüller-Kaserne" in Niederlahnstein untergebracht war, hier noch der Hinweis, das die einzige größere Würdigung des B. von einem Amerikaner stammt: David T. Zabecki, Steel wind: Colonel Georg Bruchmüller and the birth of modern artillery (1994).

Meine Empfehlung zum Stellungskrieg ist nach wie vor der völlig leidenschaftslose John Keegan: Die Schlacht, 4. Kap.: Somme 1. Juli 1916, der balticbirdys These (ceteris paribus: "Angreifer immer im Nachteil") voll bestätigt.
 
Berechtigte Frage! Im Herbst 1914 sind ja im Westen noch einige Umfassungsversuche gemacht worden, bis beide Seiten dann am Meer waren. Aber auch danach ist ja von Franzosen und Engländern durchaus noch die Entscheidung gesucht worden, 1915 (Champagne u. a.) wie 1916 (Somme) und auch 1917 (Champagne im Frühjahr, Flandern im Herbst).

Die Deutschen verlegten ihre Initiative 1915 nach Osten, und im Westen "triumphierte" dann 1916 (Verdun) der unselige "Abnutzungsgedanke", bis dann Frühjahr 1918 - nach dem Ausscheiden Rußlands - ein letzter Schlag versucht wurde.

Es gelang aber bis zum Eintreffen größerer amerikanischer Truppenverbände im Sommer 1918 keiner Seite, eine derartige Überlegenheit zu gewinnen, dass es zu einem entscheidenden Durchbruch - wie im Osten, wo noch andere Faktoren mitspielten - kommen konnte.

Ob der Krieg im Westen ohne Amerikaner prinzipiell für die eine oder andere Seite gewinnbar war, ist natürlich eine hypothetische Frage. Bei einem reinen Abnutzungskrieg, da stimme ich Scorpio zu, war die deutsche Seite jedenfalls im Nachteil.


Allerdings sollte man auch die enormen Verluste der Alliierten 1916 und 1917 nicht unterschätzen. Der 1. Juli 1916 gilt bis heute als schwärzester Tag der britischen Armee. An diesem einzigen Tag erlitten die Briten innerhalb nur weniger Stunden 60.000 Verluste, darunter fast 20.000 Tote. Dabei folgte der Angriff einem Trommelfeuer, das 7 Tage dauerte, wobei an manchen Tagen mehr Munition verballert wurde, als im gesamten deutsch- französischen Krieg von 1870/71. Die Offensive Nivelles im Frühjahr 1917 führte zu Streiks und Meutereien der Truppen, wobei zeitweilig nicht einmal 10 zuverlässige Divisionen an der ganzen Westfront verfügbar waren. Ich denke, ohne die Amerikaner hätten die Alliierten den Krieg an der Westfront nicht gewinnen können. Es zeigte im Herbst 1917 ja auch das "Wunder von Caporetto", dass die Mittelmächte nicht zu unterschätzen waren, die die Italiener aufrollten und bis zur Piave zurückschlugen.

Vor allem Frankreich musste sich fragen, ob Teile Nordfrankreichs überhaupt jemals wieder bewohnbar sein würden. Wer Fotos von der Somme und Verdun 1916 oder Bilder aus Flandern vom Herbst 1917 gesehen hat, wird sich wundern, wie dort überhaupt jemals wieder etwas wachsen konnte. In der Picardie, im Artois und in Flandern finden die Bauern heute noch Relikte aus dem 1. Weltkrieg.
 
Hier mal ein paar Beispiele:

Ein nur noch aus der Luft erkennbares Grabensystem (Deutsch) östl. von Reims

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Einer der vielen gut erhaltene Gräben (1.Linie) im Bogen von St.Mihiel

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Gruß

Cisco
 
Vor Verdun sind die Graben- und Stellungssysteme auch noch gut erhalten, und es ist durchaus nicht ganz ungefährlich, das Schlachtfeld auf eigene Faust erkunden zu wollen. Die Gemeinden bieten daher geführte Touren an. An der Somme sind Schützengräben auch zur touristischen Attraktion ausgebaut worden, vor allem für die zahlreichen Briten, die sich für "The Great War" interessieren. Die Illusion, sich in einem Graben zu bewegen und das beklemmende Gefühl, dass man in einem solchen Labyrinth hat, wird sehr plastisch wiedergegeben.

Die "Flander Fields" die Dörfer vom Kemmelberg bis Paschendaele, vom Houtholster Wald bis zur Lys haben sich erstaunlich gut von den "Stahlgewittern" erholt, doch überall stößt man auf britische, französische, kannadische, australische und deutsche Soldatenfriedhöfe. 2004 habe ich mich dort recht gut mit einer Militärkarte von 1914 orientieren können. Die so hart umkämpften Wälder, der Houtholster Wald, der Polygonwald, das Nonneboschen und der Forst von Ploegsteerte sind wieder nachgewachsen. Der Houtholster Wald ist heute Truppenübungsgelände. "Ypern das Schreckliche" wurde nach dem Krieg originalgetreu wieder aufgebaut, genauso wie die Kathedrale von Reims. Am Ypernbogen nahe von Zillebeke am "Hill 62", einer neuseeländischen Stellung hat ein findiger Gastwirt, bzw. schon sein Großvater sich auf vor allem britischen Schlachtfeldtourismus eingestellt und ein mehrere Hundert Meter langes Grabensystem angelegt und ein Privatmuseum für gefundene Militaria errichtet. In der alten Stadt Ieper befindet sich heute in der historischen Tuchhalle das renommierte Museum "In Flander Fields" mit einem reichen Angebot an Veranstaltungen und Ausstellungen.
 
Ich würde gerne die Gründe erörtern, warum sich die Generale im 1.WK sich eigentlich dem Stellunsgkrieg hingegeben haben. Ich meine, diese Art der Kriegsführung war doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt, was genau versuchte man zu erreichen?
Das sinnlose verheizen von Soldaten während des Ersten Weltkrieges im Stellungskrieg u.a. bei Verdun, wo man vor jedem Sturmangriff genau wusste, dass der grösste Teil der Truppe auf der Strecke bleibt, obwohl der Gewinn in keinem Verhältnis stand, war sicher das unverantwortlichste, was eine Generalität seinen untergebenen Soldaten zumuten bzw. antun konnte!

Grosse Verantwortung hatte da General Falkenhayn, der neuesten Forschungen zur Folge die Pläne hatte, das französische Heer im Stellungskrieg ausbluten zu lassen, auf sich geladen: Es sollten nämlich nach seinen Vorstellungen möglichst viele Franzosen zu Tode kommen bzw. sich bei Sturmangriffen zu-Tode-rennen - nur deshalb befahl Falkenhayn verlustreiche Angriffe auf die stärksten Festungen der Franzosen, damit diese in Anbetracht immenser Verluste den Kampf aufgeben. Die eigenen (deutschen) Verluste spielten dabei offensichtlich keine Rolle, die waren in seiner Planung irrelevant! Offenbar hatte er wohl nicht den Schneit, quasi alles auf eine Karte zu setzen und sein Glück/seine Feldherrenkunst, im offenen Felde zu suchen/zu beweisen...


Saludos!
 
Grosse Verantwortung hatte da General Falkenhayn, der neuesten Forschungen zur Folge die Pläne hatte, das französische Heer im Stellungskrieg ausbluten zu lassen, auf sich geladen ...
Im Großen und Ganzen Zustimmung. Der Hinweis auf "neueste Forschungen" ist allerdings insoweit mißverständlich, als Falkenhayn selbst in seiner "Weihnachtsdenkschrift" 1915 seine Absicht klargemacht hatte:
"Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele [Belfort und Verdun], für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden Frankreichs Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht gibt, gleichgültig, ob wir das Ziel erreichen oder nicht." (Auszug aus: Der Weltkrieg 1914/18, Berlin: Mittler 1936, Bd. 10, S. 10). Er hat also das Prinzip der "Blutmühle", wie es später in der Literatur genannt wurde, selbst formuliert.

...Offenbar hatte er wohl nicht den Schneit, quasi alles auf eine Karte zu setzen und sein Glück/seine Feldherrenkunst, im offenen Felde zu suchen/zu beweisen.
Das er kein "Glücksritter" war, sollte man ihm vielleicht nicht vorwerfen. An welches "offene Feld" ist denn hierbei gedacht?
 
Auf beiden Seiten hat die Führung total versagt.

Stellungs- und Grabenkriege waren ja an sich nichts neues, bereits im Krimkrieg und im amerikanischen Bürgerkrieg wurde häufig so gekämpft.

Auch wurden die Erfahrungen des russisch-japanischen Krieges von 1904/05 nicht berücksichtigt, wo MGs zum ersten mal auch im Stellungs- und Grabenkrieg eingesetzt wurden.

Irgendwie hatten beide Seiten immer noch den Gedanken, Kriege könnten wie unter Napoleon mit Dschinderassabum, Kavallarie und Infantriesturm gewonnen werden - frei nach dem Motto der "Schimmernden Wehr".
Und das, obwohl eigentlich alle Kriege davor einen deutlich anderen Trend aufzeigten!

Gruß,

Andreas
 
Es ist schon interessant, das eigentlich zu Beginn des Krieges die Militärs davon ausgegangen waren, einen Bewegungskrieg führen zu können und dann die Kampfhandlungen entsprechend schnell zu beenden. Man ging ganz allgemein von einer Kriegsdauer von wenigen Monaten aus. Dabei war der Stellungskrieg ja keine so große Neuigkeit, denn im Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 wurden die "Vorzüge" gut befestigter Stellungen sehr anschaulich vorgeführt.
Die Gründe für den Stellungskrieg sind wohl in erster Linie darin zu suchen, das der Stand der damaligen Technik, die Verteidiger durch eine starke Feuerkraft in einer vorteilhaften Position versetzte. Man hat dann mit Mitteln wie Gas oder der Feuerwalze versucht die stark ausgebauten Verteidiungsanlagen zu überwinden.

Kurz zu Falkenhayn:

Die Entente war ja der nicht ganz falschen Meinung, das sie aufgrund ihrer größeren Ressourcen den Krieg "irgendwann" schon gewinnen würden. Das Problem der fehlenden Ressourcen wurde auch von Falkenhayn und Conrad gesehen. In Deutschland kam man zu dem Ergebnis, das es ab Herbst 1917 in einer kritischen personellen Situation kommen wird. Beim Verbündeten Österreich-Ungarn wurde bereits der Herbst 1916 genannt (1). Aufgrund dieser Erkenntnis war Falkenhayn der Meinung der Krieg muss vor dem Winter 1916 /17 zum Abschluß gebracht werden.(2)

Falkenhayn wollte, im Gegensatz zu Hindenburg und Ludendorff, die Entscheidung im Westen suchen, da er der Aufassung war, das nach der erfolgreichen Offensive von 1915, von Russland keine große Gefahr ausging, aber dort eine Entscheidung schon aufgrund der Tiefe des Raumes nicht zu erreichen war. Conrad wollte die Entsheidung in Italien suchen, auch diese lehnte Falkenhayn ab.

Faleknhayn wollte durch die U-Boote Großbritannien so stark es geht schwächen und dann in Frankreich zum Angriff übergehen. Es ging letzen Endes nur noch um die Frage wann und wo angegriffen werden sollte. Die Entscheidung lautete Verdun.



(1) Tagebuch Schneller mit entsprechender Tabelle
(2) Tagebuch Schneller, S.553
 
Zuletzt bearbeitet:
"Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele [Belfort und Verdun], für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden Frankreichs Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht gibt, gleichgültig, ob wir das Ziel erreichen oder nicht."

Vollkommen außer acht gelassen wird, das dies dann auch das deutsche Heer betraf (verbluten). Möglicherweise hätte es aus einer starken Verteidigungsstellung heraus funktioniert, dies war aber vor Verdun nicht gegeben, bzw. ließ es auch die Beschaffenheit des Geländes nicht zu, eine solche zu errichten.

Zudem hat an der Front selbst offensichtlich niemand Bekanntschaft mit Falkenhayns Plänen gemacht, d.h. an der Front war jeder überzeugt, das Verdun eingenommen werden solle (entsprechend auch die taktischen Planungen und Umsetzung).

So jedenfalls diversen Quellen (Regimentsgeschichten, Erinnerungsliteratur von Frontoffizieren) zu entnehmen.

Gruß

Cisco
 
Verdun war das stärkste Festungssystem Frankreichs, und an allen französischen Festungen war als Motto zu lesen "Man läßt sich von Trümmern begraben, aber ergibt sich nicht", aus strategischen wie ideologischen Gründen waren die Franzosen daher gezwungen, die Materialschlacht anzunehmen, wobei man ihnen dreimal so hohe Verluste zuzufügen hoffte. Das Schlachtfeld war äußerst unwegsam und schwierig, und die Deutschen waren eigentlich im Nachteil, weil ihre Nachschublinien länger waren und sie jede Patrone und Konserve durch das Trichterfeld bringen mußten, das von der französischen Artillerie gut einsehbar war. Die Franzosen praktizierten ein sogenanntes "Paternostersystem" Truppen wurden geschlossen nach 2 Wochen abgelöst und durch andere Einheiten ersetzt. So grub sich Verdun tief ins Bewußtsein der französischen Armee, denn fast jede Division kam einmal dran. Die Deutschen schätzten darauf die französischen Verluste weit größer ein, und Falkenhayn überschätzte die wirkung der Artillerie, wobei beim Vorbereitungsfeuer der Deutschen, verglichen mit späteren Materialschlachten, deutlich weniger Granaten verschossen wurden. Das Artilleriefeuer warnte den Gegner und machte das Angriffsgelände noch schwerer passierbar und unübersichtlicher. Dazu bekamen die Deutschen Artilleriefeuer vom linken Maasufer ab, wodurch sie gezwungen waren, den Angriff auch dort voranzutreiben, wobei in wochenlangen Kämpfen um den Rabenwald Bois de corbeaux, den "Toten Mann" (Mort homme) und um Höhe 304 gekämpft wurde.
 
Der "Fehler" bei Verdun war doch der, das mit nicht einmal mit ausreichenden Kräften und nur auf dem rechten Maasufer angegriffen worde.

Die Frage, die sich mir stellt ist, weshalb hat Falkenhayn, wenn er die Entscheidung schon im Westen suchte, nicht mit allen Reserven angegriffen?
 
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