Tartan vor dem 19. Jahrhundert

Ende des 18. jahrhunderts verbot England das tragen von Kilts und Waffen für die Schotten. Zu dieser Zeit wanderten viele von ihnen aus nach USA. Ein paar Jahre später wurde das tragen von Kilts wieder erlaubt. Viele Tartan wurden vergessen und neue wurden kreiert. 1815 wurde dann der Tarten für jeden Clan festgelegt. Doch wie sah der Clan vorher aus? Und vor allem: Wie sah er im Mittelalter aus?
 
William Wallace schrieb:
Und vor allem: Wie sah er im Mittelalter aus?

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob der Tartan doch ein wenig älter als der Kilt bzw. sein Vorläufer, der Belted Plaid ist, er soll aber aus späterer Zeit stammen als der Plaid.
Der Kilt (eben der Schottenrock) soll übrigens eine englische Erfindung sein; auf jeden Fall ist er erst ab 1725 belegt.
Der früheste Beleg für den Belted Plaid (den langen Wollstreifen, der umgeschlagen und gegürtet wurde) stammt aus der Zeit um etwa 1590 - ergo Frühe Neuzeit.
Von daher wage ich für das Mittelalter die Antwort: der Tartan konnte kein spezifisches Aussehen haben, weil es ihn noch gar nicht gab.
 
Es wurde ein möglicher Vorläufer des Tartans gefunden, der aus dem 3. Jahrhundert stammt. Er weißt die Farben braun und weiß auf, die natürlichen Farben des Schafes.
 
El Quijote schrieb:

Das ist eine gute Seite. Aber sie wiederspricht sich zu meinem Wissen:

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]The history of tartan is as old as the Scots people themselves dating back to the 5th century when they arrived from Ireland with their "woollen cloth of different colours", and it remains as it began as a symbol of clan and national identity.[/FONT]

Nach dem was ich weiß (wie oben schon gesagt) wurde ein Art Tarten, schon aus dem 3. Jahrhundert in Schottland gefunden.
 
Ich lese gerade das Buch "Die Kelten Österreichs" von Georg Rohrecker, und darin ist ein Bild das die Ausstattung eines keltischen Hauses zeigt.Die Kleidung des "Kelten" (eigentlich nur eine Puppe) hat auch ein Tartanmuster. Und da es um Kelten in Österreich geht ist das auf jedem Fall vor 3. und 5. Jahrhundert gewesen, die die oben genannten Theorien als Entstehungszeit des Tartans nennen. Ich bin einfach nur verwirrt. Kennt sich da jemand aus warum das so ist?
 
So weit ich weiß haben die Kelten doch den karierten stoff erfunden. Und kariert sieht doch irgendwie immer etwas nach Tartan aus.
 
Das schon, aber es wird vermutet (oben sind 2 Theorien), dass der Tartan erst vom 3. bis 5. Jahrhundert "erfunden" wurde. Und wenn es um Kelten in Österreich geht muss das früher gewesen sein.
 
Hallo!

Vielleicht kann ich ja zum Thema Tartan etwas beitragen. Da das Wort Tartan aus dem Gälischen kommt und nur einfach sowas wie karierter Stoff bedeutet, gab es ihn auch schon recht früh. Die Kelten waren dafür bekannt, daß sie gerne karierte Kleidung trugen. Die Kelten besiedelten ja auch Österreich und dort wurde in Kärnten ein Stück Tartan ausgegraben, welches auf 2700 Jahre rückdatiert wurde. In Kärnten gibt es einen Trachtenschneider, der auch Kilts anfertigt. Allerdings ist er, obwohl ein netter Kerl, ein Träumer, weil er in dem Wahn lebt, daß nicht die Schotten die ersten Kiltträger gewesen seien, sondern die Kelten die damals in Kärnten siedelten. Das alles führt er auf des kleine Stück Tartan zurück, welch ein Unsinn. Ein Stück karierter Stoff beweist noch lange nicht, daß die Kelten damals Kilts getragen hätten, vielmehr trugen sie Hosen aus Karostoff und auch ihre Umhänge (der bei den Iro Kelten bekannte Brat ) waren oft kariert.

Auf jeden Fall gibt es Tartans schon sehr lange. Es geht nur darum, daß die sogenannten Clan Tartans erst ca Ende des 18. Jhdts oder sogar später entstanden. Bis dahin gab es die District Tartans und das waren meistens nicht diese fröhlich bunten Farben, die heute bei Kilts bekannt sind. Die Wolle für die Tartans wurde damals nur in den, im jeweiligen Gebiet erhältlichen Farben gefärbt und das war meistens braun, grün, und diverse Erdtöne. Zur Zeit des William Wallace gab es zwar den Brat, aber eben nur als Umhang, der nicht besonders groß war. Was manche Geschichtsschreiber als Kilt beschreiben, war das Iro keltische saffranfarbene kinielange Hemd (Leine Croich), das um die Taille mit Gürtel getragen wurde. Im Film Braveheart wollten die Hollywood Autoren halt alles so bekannt schottisch wie möglich machen, aber der Film strotzt, auch wenn ich ihn immer wieder gerne sehe, vor Klischees. Da rennen Horden von Highlandern in gefakten Kilts rum, die es in dieser Form nie gab. Mel Gibsons Kilt sieht zwar trotz allem toll aus, aber es ist weder ein Belted Plaid (zu wenig Tartan) noch ein kleiner Kilt, sondern ein Mischling aus beidem. Eine ca 60 cm breite und etwa 7 Meter lange Stoffbahn, hinten in Falten wie der Plaid, nur ein linker Schurz und der Rest wird vorne quer über die Brust und dann über die linke Schulter geworfen und alles wird mit dem Gürtel zusammengehalten. Der Tartan des Braveheart Kilts ist kein Wallace Tartan und wurde ebenfalls nur für den Film erfunden. Allerdings sind die Farben ein sehr gutes Beispiel, wie damalige Tartans ausgesehen haben. Im Übrigen trug man damals so ziemlich die selbe Kleidung wie im Rest Großbritanniens. Der Belted Plaid wurde erst ca ab Ende des 16. Jhdts getragen. Es gibt genügend Gemälde der damaligen Zeit, auf welchen man den Plaid gut sehen kann. Dieser bestand nur aus einer ca 5 Meter langen Stoffbahn, die man auflegte, links und rechts einen Schurz bildete und den Rest faltete. Der Plaid wurde dann mit einem schmalen Gürtel umgebunden und der große Rest Tartan der nun bis zu den Knöcheln hing, wurde über der linken Schulter mit einer Fibel oder Kiltbrosche geschlossen. Ein Fehler, den viele Schreiber im Internet machen, ist jener, daß sie immer wieder vergessen, daß es damals nur Webstühle gab, die den Tartan ca 70 cm breit herstellten. So entstehen dann Märchen wie jenes, daß der Belted Plaid aus einer 8 bis sogar 12 Meter langen Stoffbahn bestand. In Wahrheit wurde diese Stoffbahn aber in der Mitte der Breite nach durchgeschnitten und die beiden Teile dann an den Längsseiten zusammengenäht. Bei 10 Metern Stoffbahn ergab das dann einen Belted Plaid, 5 Meter lang und 140 cm breit. Heutige Webstühle machen den Tartan zwischen 150 und 160 cm breit.

Der kleine Kilt entstand dann ca Ende des 17. Jhdts. Es gibt auch von dieser Zeit Gemälde, die auf diese Art beweisen, daß der kleine Kilt lange vorher bekannt war, bevor ein englischer Fabriksbesitzer auf die Idee kam, den Belted Plaid auf den unteren Teil zu kürzen. Diese Idee hatten die Schotten schon vor ihm. Dazu trug man dann einen großen Fly Plaid, der noch immer zum Einhüllen für den Oberkörper geeignet war. Wer den Film Rob Roy gesehen hat, kann sich sicher erinnern, daß man dort beide Arten des Kilts sehen kann. Einiges im Film ist zwar wie immer von Hollywood zurechtgeschneidert, aber trotz allem ist Rob Roy ziemlich authentisch, zumindest was die Kleidung betrifft. Liam Neeson trägt sowohl einen echten Belted Plaid, als auch schon den kleinen Kilt samt Fly Plaid, was damals eben schon üblich war.

Man kann auf jeden Fall den Tartan sehr weit zurück datieren. Da es verschiedene keltische Sprachen gab, wird er wohl von Ort zu Ort anders genannt worden sein. Die Scoten, die ja ein Iro keltischer Stamm waren, brachten den Tartan aber in Form des Brat nach Schottland mit.
 
Danke für den Beitrag. :yes: Du bist mir auf jeden Fall schon jetzt sympathisch. Alleine wegen deinem Namen. Endlich noch ein Schottlandfan hier.
 
Hallo William :winke:

Wenn ich helfen kann, tu ich es doch gerne, außerdem müssen wir Schotten ja zusammenhalten :yes: Muß mich allerdings selbst ausbessern. Das Wort Tartan selbst stammt aus Frankreich ( wurde aber von den Galliern, also eben den Kelten übernommen ) und bezeichnet eigentlich nur groben wollenen Stoff. Erst sehr viel später wurde das Wort Tartan zum Synonym für den Schottenkaro. Der Belted Plaid wurde am Anfang auch nicht unbedingt kariert getragen und wenn, dann war der Karo damals auch nicht so groß, wie er bei den heutigen Clan Tartans üblich ist. Ein gutes Beispiel ist der Rob Roy Tartan, den man auch heute noch bekommt. Im Gegensatz zum normalen MacGregor Tartan ist er relativ klein kariert und außerdem nur zweifärbig im typischen Schachbrettmuster. Zudem kann man in Beschreibungen lesen, daß der Rob Roy Tartan im Vergleich zum heutigen eher ins bräunliche ging, also schwarz - braun kariert war, nicht schwarz - rot. Der sonst übliche MacGregor Tartan ist im Film Rob Roy zu sehen. Liam Neeson trägt abwechselnd den MacGregor Hunting, das ist der mit dem Aubergine roten und fast Türkis grünen Karo und den MacGregor Ancient, welcher braun -beige kariert ist. Liam trägt auch beide zur damaligen Zeit schon bekannten Kilts, also Belted Plaid und kleiner Kilt mit großem Plaid, der noch immer als Decke diente. Mit groß meine ich jetzt aber nicht Belted Plaid, sondern in der Art wie heute die Piper Plaids gemacht sind. Ich habe den Plaid im vorigen Posting als Fly Plaid bezeichnet, ist aber eigentlich keiner, denn dieser wird ja nur an der Schulter mit der Kilt Brooche befestigt und hängt dann am Rücken weit bis zur Kniekehle runter. Als Decke ist er eher weniger geeignet.

Was die Größe des Karo betrifft, so kann man, so lange man keinen Formal Full Dress für feierliche Anlässe trägt, ohne weiters auch Tartan mit kleinerem Karo verwenden. Das schreibe ich für etwaige Puristen, die nicht wahrhaben wollen, daß es den großkarierten Clan Tartan erst sehr spät gab. So lange man nur zu Highland Games oder anderen Veranstaltungen geht, kann man sowohl Belted Plaid, als auch kleinen Kilt ohne weiters in kleinerem Karo tragen und Clan Tartan muß es auch keiner sein. Besonders beim Belted Plaid sieht auch kleiner Karo genauso authentisch aus, wie großer. Ich habe mehr als ein halbes Dutzend Belted Plaids in kleinem Karo und noch nie kam bei Highland Games jemand auf die Idee, das zu kritisieren. Im Gegenteil ich war nicht erst einmal wegen meines authentischen Aussehens in den diversen Bezirkszeitungen, wo die Games veranstaltet wurden. Das ist allerdings keine Kunst, weil die meisten Teilnehmer und auch Besucher dort nur im kleinen Kilt und T-Shirt unterwegs sind. Dann gibt es noch jene, die es nicht besser wissen und irgendwelche karierten Tischtücher um die Hüften gewickelt tragen, oder etwas, das noch entfernt an einen Kilt erinnert. Es ist natürlich nicht weiter Schlimm, ich freue mich über jeden Schottland Fan, ich persönlich würde halt, bevor ich sowas trage, lieber in Jeans gehen *g*. Ich habe ja im Net schon einige Anleitungen zum Nähen eines Kilts gelesen, nur was dabei raus kommt, ist kein Kilt, sondern ein Karo Wickelrock und das ist eben kein Kilt. Da konnte ich Sätze wie: ich hatte mir das Nähen eines Kilts viel schwerer vorgestellt..... Tja, das ist es auch, wenn auch nicht so derartig schwer, wie manche glauben. Aber man sollte sich vorher genau unterrichten, bevor man wertvollen Tartan verschwendet um dann einen Wickelrock als Ergebnis zu erhalten. Es gibt im Net zur Zeit nur zwei gute Anleitungen zum Nähen eines richtigen Kilts. Die eine ist eher für einen Casual Kilt gedacht, also für die Freizeit, die zweite hingegen ist von einem Kiltmaker mit 30 jähriger Erfahrung und für einen richtigen Traditional Kilt für den formalen Full Dress. Ich finde es vor allem sehr nett, daß er diese Anleitung gratis ins Net gibt, da sie eigentlich seinem Buch entstammt. In vielen Foren lese ich immer wieder, daß es so schwer sei, eine Anleitung zu finden, aber es stimmt einfach nicht. Mit dem Google bekommt man fast immer sofort die Links zu diesen beiden Anleitungen. Es sind auch die Diagramme dabei.

Ok, das war mal wieder der Roman des Tages *g*
 
Könntest noch die beiden Links nennen? (ich hab in deinem Text nicht genug Wörter gefunden, um sicher zu gehen, dass ich die beiden Anleitungen ergoogle, die du meinst)
 
Im Film Rob Roy werden die Kilts wirklich realistisch dargestellt, wie du schon öfter erwähnt hast. Aber nicht nur die Kilts. Der ganze Film ist sehr realistisch. Nichts wurde ausgelassen, was damals verwendet wurde. Vom schottischen Breitschwert bis zum Sgian Dubh, ist alles dabei.
 
Hallo!

@Themistokles: Hier sind mal die Links mit Nähanleitungen, samt Diagrammen. Es sind übrigens sogar 3. Hatte auf den einen fast vergessen, obwohl ich sie mal vor fast 2 Jahren alle ausgedruckt hatte.

Hier ist Nr.1: http://www.scottishdance.net/highland/MakingKilt.html

Dieser Link ist eher für jemanden, der einen Casual Kilt nähen will, ist aber ebenfalls sehr gut.

Nr 2: http://users.tinyonline.co.uk/chegc/kiltsite/kilt.htm

der Tinyonline ist jener Link, der von einem Kiltmaker stammt. Nach dieser Anleitung kann man einen Traditional Kilt nähen.

Nr 3: http://users.telenet.be/jbruyndonckx/kilt_making.html

The making of a kilt ist der Link, den ich fast vergessen hätte. Hier bekommt man sowohl für Traditional, als auch für Casual Kilt die Anleitung. Ebenfalls sehr guter Link.

Man kann nach allen Anleitungen einen Kilt nähen, allerdings gibt es beim Casual Kilt meistens nur einen ledernen Kiltstrap und eine Schnalle, die zweite eine Handbreit tiefer, entfällt und links wird der Schurz nur mit Velcro, also einem Klettband, geschlossen. Mir persönlich gefällt sowas nicht, Ich bevorzuge ganz einfach den traditionellen Stil mit 3 Kiltstraps und 3 Schnallen.

Für alle, die den Kilt mit der Maschine nähen, was ja auch bequemer ist, ein Tip. Ich glaube, nur beim Tinyonline wird richtig beschrieben, wie man die Naht der Falten von der Hüfte aufwärts zur Taille näht. Mit der Hand, was ich in der Zwischenzeit bevorzuge, ist es sowieso eher natürlich, von der Hüfte aufwärts zur Taille, also zum Bund zu nähen. Es ist aber auch mit der Maschine weitaus besser. Man muß sowieso jedes Mal jede einzelne Falte vorsichtig auf dem Nähmaschintisch unter den Fuß bringen und dabei sehr aufpassen, daß man nicht aus Versehen die vorige Nachbarfalte mit annäht. Wenn man aber, wie es die Anderen empfehlen, von der Taille zur Hüfte näht, ist die Näherei geradezu ungemütlich und man verprasst Unmengen Zwirn, da man nur sehr schlecht ran kommt und ja den Unterfaden der Maschine abschneiden muß.

@William: Stimmt, im Film Rob Roy ist das Leben in den damaligen Highlands wirklich unglaublich authentisch dargestellt, da stimmt einfach alles. Nur bei der Story selbst hat Hollywood natürlich wieder kräftig übertreiben müssen.

Archibald Cunningham lebte tatsächlich, allerdings lernte Rob Roy ihn völlig anders kennen. Er traf auf Cunningham in einem Pub, hielt ihn für einen eitlen Schnösel und stänkerte ihn an. Rob hatte schon ziemlich über den Durst getrunken und Cunningham, der eigentlich einem Streit aus dem Weg gehen wollte, außerdem unbewaffnet war, mußte sich gegen Rob und dessen Schwert mit einem Schürhaken, den er schnell vom Kamin nahm, verteidigen. Also ein etwas ungleicher Kampf, Schwert gegen Schürhaken, den Cunningham aber gewann. Cunningham spielte im wahren Leben auch nicht diese fiese Rolle, die man ihm im Film zugedacht hatte, er ermordete niemanden. Rob und er wurden in späteren Jahren sogar gute Freunde. So viel man weiß, wurde Rob im richtigen Leben auch tatsächlich von seinem Vertrauten um die 1000 Pfund betrogen, die ihm der Duke of Montrose geliehen hatte. Den fetten Verwalter entführten Rob und seine Leute tatsächlich, ließen ihn aber, nachdem das Lösegeld bezahlt war, auch wieder ungeschoren frei. Im Film ermordet ihn ja Robs kleiner Bruder Alasdair. Der Duke of Montrose ließ Rob zwar jagen, als er ihnen aber entkam, ließ es Montrose dabei bewenden und gab auf. Jahre später versöhnten sich Rob und er sogar und Montrose verzichtete auf die Rückgabe der 1000 Pfund. Es ist auch glaube ich, nichts bekannt, daß Mary MacGregor jemals vergewaltigt wurde, schon gar nicht von Cunningham. Aber das ist halt Hollywood und da wird so viel es geht, dramatisiert. In Braveheart wurde das ja schon fast bis zum Exzess gemacht :S

So, Roman wieder mal beendet. Falls es Fragen zu den Nähanleitungen gibt, ich bin immer für Tips zu erreichen.

Bis dann :winke:
 
@Rob: Einen der so viel mehr über Schottland weiß als ich habe ich noch nicht gesehen. Respekt.:hoch::hoch:

Eine Frage hätte ich noch: Wie entsteht dieser "Rest" (ich weiß nicht wie ich es nennen soll), den man über der linken Schulter trägt? Ist das ein Rest vom übrigen Kilt(da wüsste ich nicht wie das gehen sollte), oder wird es extra angenäht?
 
Hallo William!

Danke :) ist aber kein Wunder, denn ich lebe zwar in Wien, aber mein Herz ist in den Highlands.

Das mit dem Tartanrest, den man über der Schulter trägt, ist relativ einfach. Der Belted Plaid besteht ja, wie du weißt, aus ca 4 bis 5 x 1,5 Meter Tartan. Wenn du nun den Plaid gegürtet hast und aufstehst, hängt an deinen Hüften der größte Teil des Plaids fast bis zum Boden. Der untere gefaltete Teil mit den beiden Schurzen ist ja nur zwischen 55 und 60 cm lang. Nun nimmst du den linken Zipfel und ziehst ihn von hinten über deine linke Schulter nach vorne. Den rechten Zipfel ziehst du quer über die Brust und legst ihn über den linken. Dort an der Schulter verschließt du ihn mit einer Fibel oder Plaid Brosche. Was nun vom rechten Zipfel übrig ist, läßt du an der linken Schulter hinten runter hängen. Allerdings ist das nicht gar so viel. Du darfst es nicht mit dem Braveheart Kilt vergleichen, da dieser ja, wie ich schon beschrieben habe, ein Mischling aus Belted Plaid und kleinem Kilt ist. Dafür verwendeten sie eine ca 7 Meter lange und maximal 60 cm breite Tartanbahn. Ich bin mir sicher, daß die Falten eingenäht waren, denn ich glaube kaum, daß Mel Gibson und Co. jedes mal 7 Meter Tartan falteten, sich drauf legten und einwickelten. Wie du ja sicher weißt, hat der Braveheart Kilt gar keinen rechten Schurz, also jenen, der eigentlich unter dem linken liegen sollte. Statt dessen bleibt der Rest des Tartans, das sind so ca 2 Meter oder sogar mehr, glatt und dieser Rest, der Sash, wird dann vorn quer über den linken, sonst eigentlich immer sichtbaren Schurz gezogen, dann über die linke Schulter geworfen und hängt hinten mindestens bis zur Hüfte, oder sogar bis zur Kniekehle runter. Das Ganze wird dann mit dem Gürtel fixiert und nur so war es möglich, daß der ganze Tartan bei den Kampfszenen nicht ständig verrutschte.

Hier kannst du Alisdair vom Clansmen Centre beim Anlegen des Belted Plaid sehen. Auf einigen der Bilder hängt der lange Teil des Plaids an ihm runter.
http://www.scottish-swords.com/museum/plaidmaking/plm01.htm

Angenäht wird da also gar nichts, obwohl ich so einen Pseudo Kilt erst gestern auf einer Mittelalterseite gesehen habe. Da besteht das ganze Teil aus einem Kilt, an den der Sash zusätzlich angenäht ist, nur ist das absolut unprofessionell und außerdem überflüssig. Wenn man einen Braveheart Kilt will, ist dieser relativ leicht herzustellen. Man näht ihn fast wie einen normalen kleinen Kilt, nur braucht man die Falten natürlich hier nicht unbedingt bis zur Hüfte niedernähen, es genügen ca 7 bis 10 cm. Statt dem rechten Schurz läßt man an der rechten Hüfte nach dem Ende der Falten den ca 2 Meter langen Sash übrig. Diesen kann man an der oberen Längsseite ein wenig ausfransen, am Ende ebenfalls. Vom linken Schurz bis zur rechten Taillenseite näht man einen Bund auf, der genau dort endet, wo der Sash beginnt. Auf der Innenseite sollte man ein Stück Velcro (Klettband) im Bund einnähen, damit der Schurz dort hält, da es ja keine Kiltstraps und Schnallen gibt. Außerdem kann man ruhig auch 4 Gürtelschlaufen für einen schmalen Stoffgürtel an der linken und rechten Seite und hinten aufnähen. Den Gürtel kann man aus einem Stück Tartanrest ca 150 cm lang und 5 cm breit machen. Diesen Stoffgürtel sieht man genau wie beim echten Belted Plaid nicht, da er ja anschließend durch den breiten Kiltgürtel verdeckt wird. Es ist aber deshalb auch besser, diesen Gürtel aus Tartan zu machen und keinen schmalen Ledergürtel zu verwenden. An der Schulter kannst du dann am Sash noch die Fibel oder Kiltbrosche befestigen, was aber nur Staffage ist, weil es besser aussieht, denn der Sash wird ja hinten durch den Kiltgürtel durchgezogen. Das war also jetzt mal eine Anleitung für einen Braveheart Kilt. Bei einem Braveheart Kilt brauchst du übrigens genau so wenig wie beim Belted Plaid darauf achten, daß der Pattern, also das Muster des Karo, pleated to sett oder gar pleated to stripe ist. Ich habe zwar vor kurzem in einer Beschreibung so einen Unsinn gelesen, daß die Highlander den Plaid pleated to sett falteten, aber das ist Schwachsinn. Kein Highlander vertrödelte beim Falten und Anziehen des Belted Plaid Zeit damit, das genaue Muster des Patterns hinzukriegen, das war ja nicht Sinn der Sache. Auf den Pattern oder den Stripe kommt es nur beim genähten kleinen Kilt an, damit er traditional ist.

Einen Belted Plaid kannst du dir ganz leicht machen. Eine Tartanbahn, 4 bis 5 Meter lang, 150 cm breit, dazu die Hoses, also die Wadenfetzen, ca 70 x 40 cm und aus Resten die Bänder fü diese und den Gürtel. Wenn du die Falten einnähst, einfach am Rücken an der Taille, wie beim kleinen Kilt 2 Gürtelschnallen und fertig ist der Belted Plaid. Eine zweite Möglichkeit ist jene, den Plaid ungefaltet zu lassen, damit er weiterhin als Decke verwendet werden kann. in der Taillengegend nähst du insgesamt 5 schmale Gürtelschlaufen auf, durch die du den Gürtel ziehst. wenn du den Gürtel zusammenziehst, entstehen so die Falten von selbst, du mußt sie nur nachher ein wenig zurecht zupfen. Das war die zweite Methode der Highlander, um das Gürten des Plaid zu erleichtern, so aber immer noch eine große Decke zu haben.

Kompliziert ist nur ein Traditional Kilt, aber man kann es trotzdem lernen. Nur sollte man sich niemals auf Nähanleitungen auf diversen Links verlassen, die behaupten es sei ja so einfach, einen echten Kilt zu nähen. Wenn man dann die Anleitung liest, weiß man warum der Schreiber das behauptet. Er hat noch nie im Leben einen Kilt aus der Nähe gesehen und schon gar keinen genäht. Nicht, daß ich das Werk dieser Schreiber schmälern will, sie meinen es ja gut und wollen behilflich sein, aber es hat wenig Sinn, vom Nähen eines Kilts keine Ahnung zu haben und dann eine Nähanleitung für einen Karo Wickelrock zu liefern. Wenn man wirklich einen Traditional oder wenigstens einen Casual Kilt will, sind nur jene 3 Links zuverlässig, die ich oben gepostet habe. Es ist übrigens glaube ich der 3. Link, der vom Profi Kiltmaker stammt, nicht der 2. aber sie sind alle ausgezeichnet.

Hier kann man meine 3 neuesten Traditional Kilts sehen. Der Stewart Dress und der Royal Stewart sind pleated to sett, der Farquharson ist pleated to stripe.

http://schotte.diezel.de/forum/viewtopic.php?t=101

Bis dann, :winke:
 
Gern geschehen William. Ich nähe übrigens gerade meinen dritten Braveheart Kilt. Habe wieder mal das Glück gehabt, fast 20 Meter Tartan spottbillig zu bekommen. Daraus konnte ich einen Traditional Kilt samt Fly Plaid herstellen, außerdem einen Piper Plaid, mit Hand gedrehten Fransen, einen Belted Plaid und jetzt den Braveheart Kilt. Mit dem übrigen Material kann ich noch zwei Paar Hoses, dazu 2 Paar Bänder und 2 Stoffgürtel herstellen. Vier Flashes für den Traditional Kilt gehen sich natürlich auch noch aus.

Es ist zwar schon der 2, Januar, aber noch nicht zu spät. Ich wünsche allen noch ein gutes neues Jahr.

Bis dann, Rob
 
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