The Birth of a Nation

Andachtsjodler

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Bereits in der Frühphase der Filmgeschichte, in der Zeit um den Ersten Weltkrieg, enstanden im Rahmen der damaligen technischen Möglichkeiten erste Monumentalwerke. Ein solches ist der Historienfilm " The Birth of a Nation" aus dem Jahre 1915. Inhaltlich beschäftigt sich der Stummfilm mit der Geschichte zweier amerikanischer Familien der Nord und Südstaaten, die miteinander befreundet sind, im Rahmen des Sesessionskrieges jedoch in ihrer Freundschaft belastet werden und sich im Rahmen des Krieges auch auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen. Die zweite Hälfte des Films spielt in den Südstaaten und beleuchtet die Probleme der Südstaatenfamilie, mit der neuen Ordnung fertig zu werden.

Obwohl The birth of a Nation durchaus ein kommerzieller Erfolg war, erntete der Film starke Kritik, da er den Ku Klux Klan verherrlichend darstellt und gegenüber Afroamerikanern Rassismen vertritt. So erscheint der KKK dort als ein zur Selbstverteidung gegründeter Geheimbund, um die wehrlosen Weißen vor der Willkür der nun befreiten Sklaven zu schützen. Die Farbigen selbst werden als kindisch-naiv, dumm, animalisch, aber im Grunde genommen harmlos dargestellt. Zu Beginn des Werkes führen sie ein fröhliches Leben als Diener als auf den Farmen, die ihre Besitzer respektieren und verehren. Auffälligerweise bleiben die Schwarzen, die das Demutsverhätnis zu den Weißen auch nach Abschaffung der Sklaverei weiter beibehalten, durchgehend bis zum Ende des Filmes positiv besetzt. Die wahren, negativen Antagonisten im Film stellen Mischlinge dar, die gezielt die Politik unterwandern und die ehemaligen Sklaven gezielt aufhetzen und aufwiegeln.

Die Geburt einer Nation ? Wikipedia

The Birth of a Nation (1915)
 
Ich kann an diesem Film nichts positives abgewinnen. Die Kritik ist meiner Ansicht nach berechtigt.

Hier ein Auszug aus dem Filmlexikon:

Das Schicksal einer Nord- und einer Südstaatenfamilie während und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865). Ein Filmwerk von hohem ästhetischen und politischen Rang. Der Stummfilm, in dem sich David Wark Griffith andererseits als naiver Moralist ausweist und dem "weißen Süden" der USA seine uneingeschränkte Sympathie zollt, gilt als der erste große Propagandafilm der Kinematografie.

Kamera- und Aufnahmetechnisch kann man sicher nicht viel dazu sagen.
Hingegen ist der Film aufs übelste rassistisch.
 
Mich wundert am dortigen Rassismus vor allem der relativ hohe Grad an Subtilität... Wie bereits geschildert, geht es dabei primär um hierarchische Apartheid und Rassenvermischung. Ich weiß nicht, ob etwas so subtiles schlicht aus Naivität entstehen kann.
 
Hoher Grad an Subtilität? Wenn Schwarze als feige Mörderbanden dargestellt werden, die in panischer Furcht flüchten, sobald der KKK erscheint?
 
Sorry für die Quelle, aber schaut bei der englischen Wikipedia, die den Film etwas genauer auseinander nimmt.
Ku Klux Klan - Wikipedia, the free encyclopedia

The Birth of a Nation kam dem Klan im damaligen sozialen Klima sehr recht, ein interessantes Zeitzeugnis, aber im Hinblick auf die Organisation KKK absolut haarsträubend. Vor allem wenn man an ihre Macht in den 1920gern denkt. :(
 
Hier eine Biographie von David Wark Griffith

film-zeit.de: Pressespiegel rund um Kino und Film

Darin heisst es:

Ist der filmhistorische Rang von DIE GEBURT EINER NATION (1915) unbestritten, erntet David Wark Griffith hingegen herbe Kritik für seine politisch rassistische Perspektive. So verherrlicht er den Ku-Klux-Klan als Retter der weißen Rasse und ergreift deutlich Partei für die Südstaaten. Die Premiere wird begleitet von Protesten und Rassismusvorwürfen. Der Filmemacher selbst kann die Kritik an seinem Werk bis zu seinem Lebensende nicht nachvollziehen.
 
Hoher Grad an Subtilität? Wenn Schwarze als feige Mörderbanden dargestellt werden, die in panischer Furcht flüchten, sobald der KKK erscheint?

Relativ hohe Subtilität.

Vordergründig sind ja nicht die Farbigen böse, sondern eigentlich Durchweg die Mischlinge, die durch politische Infiltration die Weißen Amerikaner Schwächen und die Schwarzen aufhetzen. Rassenvermischung als primäres Negativbild findet man auch bei modernen Rechtsextremsiten wieder.

Natürlich ist der Film rassistisch, aber gerade das macht ihn als Anschauungsobjekt und Spiegel der damaligen Gesellschaft ja gerade interessant, vor allem wenn man die Frage im Hinterkopf behält, warum vor noch weniger als 100 Jahren in einer demokratischen gesellschaft ein derartiger Film zum Blockbuster werden konnte. Die Auseinandersetzung sollte dabei natürlich kritisch verlaufen.
 
Natürlich ist der Film rassistisch, aber gerade das macht ihn als Anschauungsobjekt und Spiegel der damaligen Gesellschaft ja gerade interessant, vor allem wenn man die Frage im Hinterkopf behält, warum vor noch weniger als 100 Jahren in einer demokratischen gesellschaft ein derartiger Film zum Blockbuster werden konnte. Die Auseinandersetzung sollte dabei natürlich kritisch verlaufen.

Ich wüßte nicht, was es hier für eine "interessante Auseinandersetzung" geben könnte. Die im 19. Jahrhundert wurzelnden rassistischen Ideologien waren vor 100 Jahren weit verbreitet und wurden offen und ungeniert propagiert. Es konnte sogar passieren, daß in einer demokratischen Gesellschaft eine extrem rassistische Sektierergruppe zur stärksten Partei aufstieg und am Ende gar die Regierungsmacht übernahm...
 
Ich habe schon in anderen Diskussionen auf "Birth of a Nation" hingewiesen, ich denke, es war im Leni Riefenstahl- Thread. Rein technisch war der Film ein Meisterwerk der Filmgeschichte. Die Aufnahmetechnik und die Großaufnahmen des Kameramannes Billy Bitzer revolutionierten die Filmkunst

"Birth of a Nation" wurde allerdings schon bei seiner Uraufführung heftig kritisiert wegen seines unverholenen Rassismus. In einigen Bundesstaaten wurde der Film boykottiert, es gab Aufführungsverbote und Tumulte. Der KKK, der zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Schattendasein führte, erlebte durch den Streifen sozusagen eine Renaissance, und Klansmen bekommen heute noch feuchte augen, wenn von "Birth of a Nation" die Rede ist.
 
Das ist auch schon wieder bald zwei Jahre her, man möchte es nicht glauben.

Ich erinnere mich aber trotzdem noch, dass du schriebst, dass der Film streckenweise unfreiwillig komische Passagen für dich habe. Mir geht es manchmal ähnlich, wenn ich Szenen aus "Fridericus Rex" oder "Der große König" sehe.

Es sind dann aber weniger technische Details, als das völlig anachronistische Geschichtsbild und der völlig "ungefilterte", naiv- brutale Rassismus der auf mich so wirkt.
 
Nicht ganz zum Thema:
"Inszenierung eines dramatischen Filmhöhepunkts" stand als filmische Neuerung in der Wikipedia aufgeführt. Hatten die Filmedavor etwa keinen Spannungsverlauf oder wie kann ich das verstehen?
 
Nicht ganz zum Thema:
"Inszenierung eines dramatischen Filmhöhepunkts" stand als filmische Neuerung in der Wikipedia aufgeführt. Hatten die Filmedavor etwa keinen Spannungsverlauf oder wie kann ich das verstehen?
Hm, ich glaube nicht in der Form. Viele Stummfilme habe ich noch nicht gesehen, aber ich glaube, es ist schwierig mit dem Medium Stummfilm einen Spannungsverlauf zu erzeugen. Was anderes ist es bei so langen, geradezu monumentalen Filmen wie diesem, wobei 500 Statisten, wie es im deutschen Wikipedia heißt nach den Maßstäben mancher großen Hollywood- oder auch sowjetischen Produktionen nach nicht eben viel klingt, bei den Möglichkeiten der damaligen Zeit aber vielleicht das Maximum ist, was man mit der Kamera einfangen konnte. Kamerafahrten in Vogelschau oder dergleichen oder Inszenierung von Massen im Film war ja noch sehr schwierig, glaube ich.

So ganz verstehe ich nicht den Titel des Films "Birth of a Nation". Welche Nation wurde denn dadurch geboren? War die Geburtsstunde der US-amerikanischen Nation nicht 1776 oder meinetwegen 1775? Bezieht sich der Filmtitel auf die Geburt der Südstaaten mit der Sezession oder auf die Geburt des Ku Klux Klan?
Erschreckend ist natürlich die Einstellung von Präsident Wilson zu dem Film, wenn ich alles richtig verstanden habe.

Hat jemand von euch den Film schonmal in TV gesehen? El Quijote und Scorpio klingen ja fast so, als hätten sie ihn schon mal verfolgt.
 
@Brisso: Hat jemand von euch den Film schonmal in TV gesehen? El Quijote und Scorpio klingen ja fast so, als hätten sie ihn schon mal verfolgt.

Ich sah ihn vor ewiger Zeit (Ende 70er) im 3. Programm. Der Film wurde vorher und nachher moderiert (aus heutiger Sicht etwas "altbacken", es war z.B. vor der Gespensterfurcht der Schwarzen die Rede, die zu den KKK-Kostümen führte). "Birth of a Nation" deshalb, weil (das hier weiße) Amerika nach dem Bürgerkrieg einer neuen Selbstfindung und Versöhnung ausgesetzt war.
 
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