SRuehlow
Mitglied
Die Darstellung Muhammeds in der nichtislamischen Welt hat viele Blüten getrieben. Ich habe unlängst für ein Seminar über Frauen und religiöse Ausübung im Islam einen interessanten Beitrag gefunden, denn ich hier kurz vorstellen möchte:
Der Epileptiker
Eines der ältesten byzantinischen historischen Werke, die über Mohammed berichten, ist die Chronographia von Theophanes Confessor (+ 817), die ihrerseits im Abendland schon sehr bald durch die lateinische Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius (+ um 879) bekannt wurde.
Darin heißt es von Mohammed, dass er an der Fallsucht, also der Epilepsie litt. Epilepsie galt bei den alten Griechen als heilige Krankheit; später wurde sie zwar als natürliche Krankheit angesehen, war jedoch gleichwohl mit einem negativen Stigma behaftet. Im europäischen Mittelalter hielt man sie für eine von Dämonen hervorgerufene Krankheit, die aber von Gott zur Prüfung oder Strafe eines Menschen geschickt sein konnte.
Im Zusammenhang mit Mohammed wurde die Epilepsiebehauptung ganz überwiegend negativ dargestellt, bzw. verwendet. So heißt es z.B. im Traktat Contra legem Saracenorum [Gegen das Gesetz der Sarazenen] des Dominikaners Ricoldo da Montecroce (+ 1320):
Aber da er an der fallenden Krankheit litt, behauptete er, ein Engel redete mit ihm, - damit niemand glauben solle, dass er an ihr litt, da er häufig fiel. Und danach brachte er Sprüche hervor, die er, wie er sagte, in der Art und Weise gehört habe, wie eine Glocke, die um seine Ohren geklungen habe.
Nun hat das Auftreten des Propheten und die auffällige Art ihres Offenbarungsempfangs durch Auditionen oder Visionen im Zusammenspiel mit den besonderen Erregungszuständen immer wieder dazu herausgefordert, medizinische bzw. psychologische Erklärungen dafür zu suchen. Sowohl für alttestamentliche Propheten wie Hosea oder Ezechiel als auch für Mohammed ist aber stark zu bezweifeln, ob das vorhandene Textmaterial dazu ausreicht, ein genaues Psychogramm zu gewinnen. Im übrigen ist zu bedenken, dass damit für die Beantwortung der Frage nach der Wahrheit der eigentlichen Botschaft nicht viel gewonnen wäre.
Es ist interessant, dass bereits im 19. Jahrhundert der Epilepsievorwurf gegen Mohammed auch positiv gewendet wurde. Die russische Mathematikerin Sonja Kowalewsky (1850-91) berichtet in ihren Kindheitserinnerungen von einer Begegnung mit dem Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821-81), in der dieser von seinem ersten epileptischen Anfall erzählt und mit folgenden Worten schließt:
Ihr seid ja alle gesunde Menschen und habt nicht die geringste Ahnung von dem Glück, das wir Epileptiker kurz vor einem Anfall empfinden! Mohammed versichert in seinem Koran, dass er das Paradies erblickt habe und dort weilen durfte. Alle Neumalklugen sind der Auffassung, er sei ein Lügner und Betrüger. Nein, nein, er hat nicht gelogen. Er ist tatsächlich ins Paradies entrückt worden, und zwar während einer seiner epileptischen Anfälle, unter denen er ebenso wie ich litt. Ich vermag nicht zu sagen, ob diese Seligkeit Sekunden, Stunden oder Monate währt, aber, auf mein Wort, ich würde sie nicht für alle irdischen Freuden eintauschen.
Quelle: Bobzin, Hartmut: Mohammed, C.H.Beck, München 2006.
Der Epileptiker
Eines der ältesten byzantinischen historischen Werke, die über Mohammed berichten, ist die Chronographia von Theophanes Confessor (+ 817), die ihrerseits im Abendland schon sehr bald durch die lateinische Übersetzung des Anastasius Bibliothecarius (+ um 879) bekannt wurde.
Darin heißt es von Mohammed, dass er an der Fallsucht, also der Epilepsie litt. Epilepsie galt bei den alten Griechen als heilige Krankheit; später wurde sie zwar als natürliche Krankheit angesehen, war jedoch gleichwohl mit einem negativen Stigma behaftet. Im europäischen Mittelalter hielt man sie für eine von Dämonen hervorgerufene Krankheit, die aber von Gott zur Prüfung oder Strafe eines Menschen geschickt sein konnte.
Im Zusammenhang mit Mohammed wurde die Epilepsiebehauptung ganz überwiegend negativ dargestellt, bzw. verwendet. So heißt es z.B. im Traktat Contra legem Saracenorum [Gegen das Gesetz der Sarazenen] des Dominikaners Ricoldo da Montecroce (+ 1320):
Aber da er an der fallenden Krankheit litt, behauptete er, ein Engel redete mit ihm, - damit niemand glauben solle, dass er an ihr litt, da er häufig fiel. Und danach brachte er Sprüche hervor, die er, wie er sagte, in der Art und Weise gehört habe, wie eine Glocke, die um seine Ohren geklungen habe.
Nun hat das Auftreten des Propheten und die auffällige Art ihres Offenbarungsempfangs durch Auditionen oder Visionen im Zusammenspiel mit den besonderen Erregungszuständen immer wieder dazu herausgefordert, medizinische bzw. psychologische Erklärungen dafür zu suchen. Sowohl für alttestamentliche Propheten wie Hosea oder Ezechiel als auch für Mohammed ist aber stark zu bezweifeln, ob das vorhandene Textmaterial dazu ausreicht, ein genaues Psychogramm zu gewinnen. Im übrigen ist zu bedenken, dass damit für die Beantwortung der Frage nach der Wahrheit der eigentlichen Botschaft nicht viel gewonnen wäre.
Es ist interessant, dass bereits im 19. Jahrhundert der Epilepsievorwurf gegen Mohammed auch positiv gewendet wurde. Die russische Mathematikerin Sonja Kowalewsky (1850-91) berichtet in ihren Kindheitserinnerungen von einer Begegnung mit dem Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821-81), in der dieser von seinem ersten epileptischen Anfall erzählt und mit folgenden Worten schließt:
Ihr seid ja alle gesunde Menschen und habt nicht die geringste Ahnung von dem Glück, das wir Epileptiker kurz vor einem Anfall empfinden! Mohammed versichert in seinem Koran, dass er das Paradies erblickt habe und dort weilen durfte. Alle Neumalklugen sind der Auffassung, er sei ein Lügner und Betrüger. Nein, nein, er hat nicht gelogen. Er ist tatsächlich ins Paradies entrückt worden, und zwar während einer seiner epileptischen Anfälle, unter denen er ebenso wie ich litt. Ich vermag nicht zu sagen, ob diese Seligkeit Sekunden, Stunden oder Monate währt, aber, auf mein Wort, ich würde sie nicht für alle irdischen Freuden eintauschen.
Quelle: Bobzin, Hartmut: Mohammed, C.H.Beck, München 2006.