Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Kriege

ursi

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Englunds Buch zum Dreissigjaehrigen Krieg ist - soviel sei vorweg gesagt - trotz einiger Schwaechen ein aeusserst lesenswertes Monumentalwerk, das sicher kuenftig seinen Platz neben denen der ebenfalls literarisch ambitionierten FachkollegInnen Ricarda Huch, Veronica Wedgewood und Golo Mann - wie unterschiedlich man deren historische Leistung auch einschaetzen mag - behaupten wird. Es unterscheidet sich damit in mancherlei Hinsicht wohltuend von anderen anlaesslich der Friedensfeierlichkeiten erschienenen "trockenen" Publikationen, die vermutlich kaum jemand lesen wird. Englunds Stil ist eindruecklich plastisch und dabei fluessig und verstaendlich. Andernfalls waeren die 652 Seiten Text nach heutigen Lesegewohnheiten auch eine Zumutung. Die stilistische und dramaturgische Kompetenz hat sicher wesentlich damit zu tun, dass der Autor nicht nur Historiker sondern auch Journalist und dabei vor allem Kriegsreporter ist und einen ueber das reine Fachpublikum hinausgehenden Kreis von RezipientInnen ansprechen will, weshalb er bewusst auf Fussnoten verzichtete - was allein ihn in den Augen so mancher PuristInnen schon zum minderwertigen "Belletristen" stempeln duerfte. Der vorliegende Band will aber mehr sein als bunter historischer Roman. Der Autor wollte Geschichte erzaehlen und nicht dozieren. Schon allein dieser Anspruch ist im Fach nicht unumstritten, dabei scheint dies die weitaus schwierigere Methode der Wissensvermittlung zu sein, will sie doch nicht nur Erkenntnisse weitergeben sondern auch fesseln.

Aus: Peter Englund: Die Verwüstung Deutschlands. Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart 1998. - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher


Peter Englung • Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges • rororo • 2. Auflage 2013 • 848 Seiten

Buchempfehlung von: Brissotin
 

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Englunds Buch zum Dreissigjaehrigen Krieg ist - soviel sei vorweg gesagt - trotz einiger Schwaechen ein aeusserst lesenswertes Monumentalwerk, das sicher kuenftig seinen Platz neben denen der ebenfalls literarisch ambitionierten FachkollegInnen Ricarda Huch, Veronica Wedgewood und Golo Mann - wie unterschiedlich man deren historische Leistung auch einschaetzen mag - behaupten wird. Es unterscheidet sich damit in mancherlei Hinsicht wohltuend von anderen anlaesslich der Friedensfeierlichkeiten erschienenen "trockenen" Publikationen, die vermutlich kaum jemand lesen wird. Englunds Stil ist eindruecklich plastisch und dabei fluessig und verstaendlich. Andernfalls waeren die 652 Seiten Text nach heutigen Lesegewohnheiten auch eine Zumutung. Die stilistische und dramaturgische Kompetenz hat sicher wesentlich damit zu tun, dass der Autor nicht nur Historiker sondern auch Journalist und dabei vor allem Kriegsreporter ist und einen ueber das reine Fachpublikum hinausgehenden Kreis von RezipientInnen ansprechen will, weshalb er bewusst auf Fussnoten verzichtete - was allein ihn in den Augen so mancher PuristInnen schon zum minderwertigen "Belletristen" stempeln duerfte. Der vorliegende Band will aber mehr sein als bunter historischer Roman. Der Autor wollte Geschichte erzaehlen und nicht dozieren. Schon allein dieser Anspruch ist im Fach nicht unumstritten, dabei scheint dies die weitaus schwierigere Methode der Wissensvermittlung zu sein, will sie doch nicht nur Erkenntnisse weitergeben sondern auch fesseln.

Aus: Peter Englund: Die Verwüstung Deutschlands. Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart 1998. - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher


Peter Englung • Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges • rororo • 2. Auflage 2013 • 848 Seiten

Buchempfehlung von: Brissotin

Wedgewood wird ja immer als der Klassiker angeführt. Aber Englund übertrifft sie einfach quantitativ, ist qualitativ genausogut und stilistisch besser.
 
Wedgewood wird ja immer als der Klassiker angeführt. Aber Englund übertrifft sie einfach quantitativ, ist qualitativ genausogut und stilistisch besser.
Mir gefällt das Buch von Herfried Münkler, soweit ich es bisher gelesen habe durchaus besser. V.a. begibt er sich nicht wie Englund mit Themen von denen er keine Ahnung hat (Kleidung, Weltbild etc.) auf glattes Eis, sondern beschränkt sich eher auf die politischen, strategischen und taktischen Momente.
 
Wilson steht bei mir seit Weihnachten im Regal. Habs aber noch nicht begonnen.
Englund liest sich unterhaltsam, aber es sind leider auch sehr viele Fehler drin.
Münkler soll angeblich die Zeit nach Wallensteins Tod eher stiefmütterlich behandeln. Da ich das Buch aber nicht habe, kann ich das weder bestätigen noch abstreiten.
 
Ich habe gestern Abend auf YT eine Diskussion von Wilson und Münkler gesehen.

"»Der Dreißigjährige Krieg« Diskussion mit Peter H. Wilson und Herfried Münkler"

Fand ich sehr interessant, auch wenn nachher die Journalisten nur auf moderne Konflikte nachfragten und sich die beiden Autoren stets um einen Bogen zurück zum Dreißigjährigen Krieg bemühten. Toll fand ich, dass Gustav Adolph und Wallenstein garnicht so arg im Mittelpunkt standen, sondern eben auch das Beispiel des Kriegsunternehmers Mansfeld.
 
Ich habe gestern Abend auf YT eine Diskussion von Wilson und Münkler gesehen.

"»Der Dreißigjährige Krieg« Diskussion mit Peter H. Wilson und Herfried Münkler"

Fand ich sehr interessant, auch wenn nachher die Journalisten nur auf moderne Konflikte nachfragten und sich die beiden Autoren stets um einen Bogen zurück zum Dreißigjährigen Krieg bemühten. Toll fand ich, dass Gustav Adolph und Wallenstein garnicht so arg im Mittelpunkt standen, sondern eben auch das Beispiel des Kriegsunternehmers Mansfeld.

Ich greife es nochmal auf: Ich schwanke zwischen beiden. Hast du Wilsons Buch gelesen? Ich tendiere aktuell fast eher zu ihm als zu Münkler, obwohl ich wie gesagt auf Politikgeschichte Wert lege und Wilson ja Militärhistoriker ist.
 
Nein, habe Wilson noch nicht gelesen. Bin ihm aber seit der Arte-Doku positiver gegenüber aufgestellt.

Ich würde an Deiner Stelle einfach warten bis es Münkler billiger gibt, wenn der Rausch des Jahrestages (2018) rum ist.
 
Nein, habe Wilson noch nicht gelesen. Bin ihm aber seit der Arte-Doku positiver gegenüber aufgestellt.

Ich würde an Deiner Stelle einfach warten bis es Münkler billiger gibt, wenn der Rausch des Jahrestages (2018) rum ist.
Danke Ich habe jetzt einige Rezensionen und Vergleiche zu beiden gelesen. Schwierig zu entscheiden. Bei Wilson habe ich die Befürchtung, dass er als Militärhistoriker zu viel Wert auf eine detaillierte Schlachtbeschreibung, etc. legt, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann. Viel eher mit dem politischen und kulturellen Aspekt. Da wäre ich bei Münkler richtig, bei ihm schreckt mich nur der Stil seiner Werke und sein Versuch, die Situation von damals mit der von heute zu vergleichen, ab. Ich habe einige Bücher gelesen, die diesen Ansatz gefahren haben und ich wurde wegen der Oberflächlichkeit und dem Versuch, die Geschichte in die jeweilige These zu pressen, enttäuscht.

Nun ja. Mal abwarten.
 
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