Warum Chemnitz Karl-Marx-Stadt wurde

K

Köbis17

Gast
Hallo Zusammen,

neulich ist mir die Frage in den Kopf gekommen: Warum hat man damals in der Ostzone (DDR) die Stadt Chemnitz in Karl-Marx-Stadt umbenannt und wann?
Ich bin zwar selbst ausm Osten, habe mir aber nie diese Frage gestellt und kenne somit auch keine Antwort.
Ihr wisst es bestimmt.
 
Es gab noch mehr Umbenennungen:
Aus Neuhardenberg im Oderbruch machte man Marxwalde und Eisenhüttenstadt hieß zeitweise in den 1950ern Stalinstadt. Eigentlich fast ein Wunder, dass es nicht noch viel mehr solche Beispiele gab.
 
Es gab noch mehr Umbenennungen:
Aus Neuhardenberg im Oderbruch machte man Marxwalde und Eisenhüttenstadt hieß zeitweise in den 1950ern Stalinstadt. Eigentlich fast ein Wunder, dass es nicht noch viel mehr solche Beispiele gab.

Ja aber wie kommt man dazu, eine Stadt, die seit Jahrhunderten einen Namen trägt und diese Stadt genau identifiziert, einfach nen neuen Namen zu geben?
 
Aus Wiki: Nach Auflösung der Länder in der DDR im Jahre 1952 wurde Chemnitz Sitz eines Bezirks, der infolge der am 10. Mai 1953 auf Beschluss der DDR-Regierung erfolgten Umbenennung der Stadt Chemnitz in „Karl-Marx-Stadt“, zu Ehren von Karl Marx, ebenfalls in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt wurde. Im Vorfeld des Beitritts Sachsens zur Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. April 1990 eine Volksabstimmung über den künftigen Namen der Stadt abgehalten. Dabei stimmten 76 % der Bürger für den alten Namen „Chemnitz“.
Demnach wurde es einfach von "oben" so festgelegt und basta. Man witzelte gern, es wäre die Stadt mit den drei "O" im Namen -
Gorl-Morx-Stodt.
 
Lustig auch:
Bundestagswahl 1990
Gemeinde Dorf der Jugend, Wahlkreis 313 Meißen - Riesa - Großenhain
 
Die Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx-Stadt erfolgte anlässlich des "Karl-Marx Jahres" 1953. (Anlässlich seines 135. Geburtstages wollte man Marx in diesem Jahr durch verschiedene Aktionen ehren). Begründet wurde das ganze mit der traditionell starken Arbeiterbewegung in Chemnitz und den Leistungen beim Wiederaufbau. Die Umbenennung wurde allein durch das ZK (Zentralkomitee) beschlossen - die Bürger wurden nicht in die Entscheidung mit einbezogen. Otto Grotewohl (Ministerpräsident der DDR) selbst nahm die Umbennenung vor.
Erwähnenswert ist noch, dass man zuerst Eisenhüttenstadt bzw. Leipzig in K.-M-St. umbenennen wollte. Eisenhüttenstadt wurde aber wie schon gesagt Stalinstadt (Wegen Stalins Tod 1953) und Leipzig war international zu bekannt. Böse Zungen behaupteten, Walter Ulbricht wollte, dass seine Heimatstadt nach seinem Tod seinen Namen trägt und er deshalb die Idee mit Leipzig verwarf.

Kleine Nebenbemerkung für alle die es nicht wissen: Alle die zwischen 1953 und 1990 in Chemnitz geboren wurden müssen überall als Geburtsort Karl-Marx-Stadt angeben. Steht auch so im Ausweis: Gebutsort Karl-Marx-Stadt, jetzt Chemnitz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx-Stadt erfolgte anlässlich des "Karl-Marx Jahres" 1953. (Anlässlich seines 135. Geburtstages wollte man Marx in diesem Jahr durch verschiedene Aktionen ehren). Begründet wurde das ganze mit der traditionell starken Arbeiterbewegung in Chemnitz und den Leistungen beim Wiederaufbau.
Als ich zu DDR-Zeiten die Karl-Marx-Gedenkstätte in Karl-Marx-Stadt besuchte, hat der Gedenkstättenleiter die Umbenennung auch so begründet. Auf die Frage, ob Karl-Marx mit Chemnitz besonders verbunden gewesen sei, sagte der Gedenkstättenleiter, es sei immerhin verbürgt , dass Karl-Marx mal mit dem Zug durch die Stadt gefahren sei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kleine Nebenbemerkung für alle die es nicht wissen: Alle die zwischen 1953 und 1990 in Chemnitz geboren wurden müssen überall als Geburtsort Karl-Marx-Stadt angeben. Steht auch so im Ausweis: Gebutsort Karl-Marx-Stadt, jetzt Chemnitz.


Es gibt Leute die als Geburtsort "Stadt des KdF-Wagens" im Personalausweis stehen haben, und andere, da steht "Litzmannstadt" drin.

Bei mir steht E... jetzt A...-E... drin.
 
Die Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx-Stadt erfolgte anlässlich des "Karl-Marx Jahres" 1953. (Anlässlich seines 135. Geburtstages wollte man Marx in diesem Jahr durch verschiedene Aktionen ehren). Begründet wurde das ganze mit der traditionell starken Arbeiterbewegung in Chemnitz...
Als ich zu DDR-Zeiten die Karl-Marx-Gedenkstätte in Karl-Marx-Stadt besuchte, hat der Gedenkstättenleiter die Umbenennung auch so begründet...

Dies war auch die offizielle Lesart dazu; bspw. wurde es auch so bzw. ähnlich im Schulunterricht der DDR - zumindest bei uns - begründet.
Hintergrund dazu: Chemnitz galt seit der Industrialisierung als Sächsisches Manchester; demgemäß existiert auch seit 1983 eine entsprechende Städtepartnerschaft.
Vgl. dazu auch folgende:
Geschichte der Stadt Chemnitz - Stadtentwicklung 19./20. Jh. - Wikipedia
Chemnitz - Städtepartnerschaften - Wikipedia

Auf die Frage, ob Karl-Marx mit Chemnitz besonders verbunden gewesen sei, sagte der Gedenkstättenleiter, es sei immerhin verbürgt , dass Karl-Marx mal mit dem Zug durch die Stadt gefahren sei.

Belegt ist der Briefwechsel von Bergleuten aus dem Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier mit Karl Marx 1868.
Anm.: Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie dies bereits in den unteren Klassen im Heimatkundeunterricht thematisiert wurde.
Zur Einordnung des Briefwechsels: Heimatfreund: Inhalt Heft 1968-10
Zum Revier: Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier - Wikipedia



Noch zu einer Sache - bitte nicht persönlich nehmen:
Man witzelte gern, es wäre die Stadt mit den drei "O" im Namen - Gorl-Morx-Stodt.

Insbesondere, wenn "man" mit Nichteinheimischen gleichgesetzt wird, denn dieser "Spruch" ist - wenn auch zugegebenermaßen recht verbreitet - in jeglicher Hinsicht Unsinn.
1. Karl wird in Sachsen entweder zu Garl im Osterländischen Dialekt (im Raum Leipzig, und in Chemnitz gewöhnlich nicht gesprochen) oder manchmal zu Korl im Erzgebirgischen Dialekt, bleibt ansonsten aber - gerade in den Meißnischen Dialekten (und das Südwestmeißnische wird in Chemnitz gesprochen) - schlichtweg Karl.
2. Stadt wird weder im Osterländischen noch im Meißnischen noch im Erzgebirgischen zu Stodt.
3. Und selbst wenn es dialektbezogen stimmig wäre, so würde der Zusammenhang überdies nicht passen, denn für die Einheimischen i.w.S. war es stets Chamtz (in Chemnitz und dem nördlichen Umland) oder Kams (im Erzgebirge).
 
... und Eisenhüttenstadt hieß zeitweise in den 1950ern Stalinstadt.

Das ist nicht korrekt. Meines Wissens gab es vor Stalinstadt keinen eigenen Ortsnamen für die Wohnhäuser der Stahlwerker bei Fürstenberg/Oder. Ursprünglich hiess der Ort Fürstenberg/Oder.
Mit Stalins Tod wurde der Standort am Eisenhüttenwerk aus Fürstenberg/Oder ausgegliedert und Stalinstadt gegründet. Später wurden beide Orte - Stalinstadt und Fürstenberg/Oder - zusammengefasst in Eisenhüttenstadt.
 
:yes:
Kapital ist halt Kapital...


Als ich erstmals Marx zu lesen versuchte, wurde etwa zeitgleich bei der Umsatzsteuer die Besteuerung des Mehrwerts eingeführt, was mich absolut durcheinander brachte.
Schwarz-gelbe Regierung mit Marxschen-Theorien.:pfeif:

Papa hat sich bei meiner vorsichtigen Nachfrage einen Ast gelacht.:motz:
 
Um wieder zu den Umbenennungen von Städten zu kommen.
Gab es zu anderen Zeiten solche radikalen Umbenennungen von Städten in Deutschland? z.B. im dritten Reich oder noch früher.
 
Es gibt schon "Neuschöpfungen" durch die Nazis, die immer noch Bestand haben. Zwei Beispiele aus meiner Heimat kenne ich auf Anhieb.

Aus Wiki: Die Stadt entstand 1938 durch Zusammenschluss der Gemeinden Brunshaupten, Arendsee und Fulgen. Laut Gründungsurkunde ist „Ostseebad“ fester Namensbestandteil. Somit hieße es „Seebad Ostseebad Kühlungsborn“. Zur Vereinfachung einigten sich die Stadtvertreter, den Seebad-Titel nicht anzuführen.
Oder hier:

In der Zeit des Nationalsozialismus sollte die slawische Vergangenheit vergessen gemacht werden und es erfolgte mit der Verleihung des Stadtrechts am 1. April 1938 eine Umbenennung des Ortes Alt Gaarz nach der damals hier vermuteten ehemaligen Wikingersiedlung Reric in Rerik.

Nur am Rande, nach dem Mauerfall hörte ich "wohlmeinende Ratschläge" aus dem Westen, die "russischen" Ortsnamen in der DDR wieder "zurück zu benennen".:rofl:
 
Gab es zu anderen Zeiten solche radikalen Umbenennungen von Städten in Deutschland? z.B. im dritten Reich oder noch früher.

Zwar keine Umbenennung durch die Nazis, sondern vielmehr erst nach dem Krieg eine Umbenennung nach dem nahen Schloß durch die Alliierten, weil der ursprüngliche Name der 1938 erfolgten Stadtbegründung belastet war, fällt mir in diesem Zusammenhang ein:
Wolfsburg - Wikipedia
(Fehler im Anfangsteil des Artikels: nicht 1. Juli 1939, sondern 1. Juli 1938!)
Titel hierher: | ZEIT online
3sat.online
 
Es gibt schon "Neuschöpfungen" durch die Nazis, die immer noch Bestand haben. Zwei Beispiele aus meiner Heimat kenne ich auf Anhieb.

Oder hier:



Nur am Rande, nach dem Mauerfall hörte ich "wohlmeinende Ratschläge" aus dem Westen, die "russischen" Ortsnamen in der DDR wieder "zurück zu benennen".:rofl:

Aus der Kreisstadt Pillkallen in Ostpreußen wurde 1938 Schloßberg. In Ostpreußen muss es noch etliche Umbennungen mehr gegeben haben.
Auch "Eindeutschung" von Familiennamen war in jenen Jahren Mode.
 
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