Warum wird Alexander der Große der "Große" genannt?

Nun ist es aber auch so, dass Cäsar von sich behauptet, hier und dort selbst in die Schlacht eingegriffen zu haben, um den Mut der Legionäre zu stärken und auch Josephus Flavius von Vespasian und Titus immer wieder Einsatz im Schlachtgetümmel berichtet. Klar, da mögen Eigen- und Herrscherlob eine Rolle gespielt haben, aber selbst wenn diese Behauptungen nur erfunden wären, spiegeln sie doch wider, dass es zumindest zum guten Ton gehörte, dass der Heerführer sich selbst in Gefahr begab. Wo immer Offiziere die Initiative ergreifen, werden sie bei Cäsar und JP namentlich genannt.
 
Für die generell positive Bewertung eines seinen Truppen vorausreitenden Feldherren spricht imho auch das berühmte Alexandermosaik.
 
Vielleicht sollte man auch die jeweilige Waffengattung und ihren Einsatz im Verbund berücksichtigen.
Eine Einheit Fußsoldaten kann man aus der hintersten Reihe führen, eine Einheit Reiterei nicht!
Zweitens war die Gefährtenreiterei das entscheidende Instrument der makedonischen Kriegsführung, wenn ich das richtig verstanden habe. Ist dem so, dann erscheint es mir logisch, daß der Feldherr diese mobile Einheit selber anführt, um sie dorthin führen zu können, wo er sie gerade haben will. Damals hatte man schließlich keinen Funk.
Was mich wiederum zu Rommel führt, wenn man die Panzer als moderne Schwere Reiterei verstehen will.
Was den "Überblick" anbelangt, so ist der in einer Schlacht wohl eher eine Idealvorstellung. Sicht verdeckender Staub, Weite des Schlachtfeldes usw. schränken die Übersicht des Feldherrn oft erheblich ein.
 
Was bei Alexander bitte nicht vergessen werden sollte, er war sicherlich der Ranghöchste Offizier auf dem Feld, jedoch war er umgeben von mehreren Erfahrenen und vor allem fähigen Generälen die 100% bei der Schlachtvorbereitung ihren Teil dazu beigetragen haben.
 
Hallo Baltic
Es gibt auch ein neueres Beispiel . Siehe Erwin Rommel. Er führte seine Truppen im Afrikafeldzug immer vorn. Manchmal geht es halt nicht anders.
In der Antike war die Komunikation wärend der Schlacht noch sehr dürftig.
So richteten sich die Kämpfenden nach dem Feldzeichen ihres Anführers um die Orientierung in der Schlacht nicht zu verlieren.
Und ein Herrscher der in der Schlacht hinten bleibt ,hätte wohl für seine Soldaten als Feigling gegolten.
 
Aber was hat er als Herrscher geleistet? Das Fettnapf treten lag ihm ja so zu sagen im Blut. Der Massenmord bei der Eroberung von Tarsos.
Also.Sowas tut man nicht .Mit sowas schafft man sich keine Freunde und Verbündete.

Es ist ein ehernes Gesetz der historischen Zunft, dass man die Leistung und das Wirken von Menschen aus ihrer Zeit heraus beurteilen muss und dabei keine heutigen Maßstäbe anlegen darf.

Das gilt auch für so genannte "Blutbäder" und ähnliches, die in der Antike nicht verwerflich waren, vor allem wenn sie im Rahmen militärischer Unternehmungen erfolgten. Die Haager Landkriegsordnung ist erst ein Produkt unserer aufgeklärten Zeit!

Für den antikem Menschen war von Bedeutung: Hat ein König, Politiker oder Feldherr seine Ziele erreicht - auch trotz großer Widerstände - und hat er etwas Außergewöhnliches geleistet? Beides muss man bei Alexander mit "ja" beantworten.

Dass uns Heutigen einige seiner Maßnahmen, Ziele und Charakterzüge nicht schmecken, steht auf einem völlig anderen Blatt!
 
Es ist ein ehernes Gesetz der historischen Zunft, dass man die Leistung und das Wirken von Menschen aus ihrer Zeit heraus beurteilen muss und dabei keine heutigen Maßstäbe anlegen darf.

Das gilt auch für so genannte "Blutbäder" und ähnliches, die in der Antike nicht verwerflich waren, vor allem wenn sie im Rahmen militärischer Unternehmungen erfolgten. Die Haager Landkriegsordnung ist erst ein Produkt unserer aufgeklärten Zeit!

Ohne dies jetzt direkt auf die Taten Alexanders zu beziehen: Ich würde was Wertmaßstäbe anbelangt nicht erst die Aufklärung als den moralischen Imperativ generierend sehen. Die goldene Regel finden wir nicht nur in der Bibel (Mt 7,12) und Talmud sondern auch bei antiken Philosophen:
"Alles nun, was ihr wollt, daß die Menschen euch tun, das tut ihnen ebenso." (Mt 7,12)
"Was dir selbst verhasst ist, das tue nicht deinem Nächsten an. Dies ist das Gesetz, alles andere ist Kommentar." (Talmud)
"Was du selbst zu erleiden vermeidest, suche nicht anderen anzutun." (Epiktet)

Am bekannsten ist vielleicht die goldene Regel nach der Lutherübersetzung des Buches Tobit: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu."
 
Die goldene Regel finden wir nicht nur in der Bibel (Mt 7,12) und Talmud sondern auch bei antiken Philosophen ...
Am bekannsten ist vielleicht die goldene Regel nach der Lutherübersetzung des Buches Tobit: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu."

Der Maßstab des antiken Menschen maß sich nicht an der Bibel und auch nicht am Talmud. Es brauchte noch Jahrhunderte, bis viele der heute selbstverständlichen ethischen Grundsätze allgemeine Anerkennung fanden.

Schonung des Gegners und Schonung von Frauen und Kindern zählten im allgemeinen nicht dazu. Das wurde von antiken Feldherren und Fürsten als "Kollateralschaden" abgebucht oder zur Abschreckung des Gegners sogar ausdrücklich in Szene gesetzt.

Die Zeit des Roten Kreuzes und internationaler Gerichtshöfe zur Aburteilung von Kriegsverbrechern war noch weit entfernt! :D
 
Alexander war aber Schüler des Aristoteles, der wiederum von Platon, der zusammen mit Xenophon Schüler des Sokrates war:

Platon: "Soll ich mich andern gegenüber nicht so verhalten, wie ich möchte, dass sie sich mir gegenüber verhalten?"
Sokrates: "Tue anderen nicht an, was dich ärgern würde, wenn andere es dir täten."

Aber Sokrates und Platon sind nicht die ersten griechischen Philosophen, die die goldene Regele formuliert haben. Schon im siebten Jahrhundert hat Pittakos von Mytilene gesagt: "Was immer du deinem Nächsten verübelst, das tue ihm nicht selbst."
 
Kann überhaupt ein Urteil gefällt werden, solange nicht alle Beweise vorliegen? Sind die zeitgenössischen Maßstäbe denn bekannt und heute nachvollziehbar? Auch wenn ich Dieters Beitrag ansonsten zustimme, erscheint mir seine Darstellung, was in der Antike von Bedeutung war, doch sehr vereinfacht und zusammengefasst.

In diesem Fall geht es um einen Menschen und seine Taten aus dem vierten Jahrhundert vor Christus. Das ist ein paar Wochen vor solchen Epochen, wie Aufklärung oder Individualismus, wenn ich richtig gerechnet habe. Ob ein moderner Mensch überhaupt die Denkweise und Moralvorstellungen von Alexanders Zeitgenossen nachvollziehen kann, halte ich für fraglich. Oft ist es doch schon schwer genug, die Denkweise aus einer anderen Kultur verstehen zu können.
 
Hi Themi
Was er als Feldherr geleistet hat ist unbestritten .Aber was hat er als Herrscher geleistet? Das Fettnapf treten lag ihm ja so zu sagen im Blut .
1. Der Massenmord bei der Eroberung von Tarsos.
Also.Sowas tut man nicht .Mit sowas schafft man sich keine Freunde und Verbündete.

2. Die Massenhochzeit von Susa. Schon da hat er seine Soldaten verärgert.
3. Der Brand von Persepolis. Er soll ja die erste Fackel geworfen haben.
Wie kann man sich als Herrscher nur so beaufen?
4. Das schlimmste. Er verlangt von seinen Soldaten den persischen Kniefall.
Er kleidet sich auch noch persisch und heiratet eine persische Prinzessin.

Ich weiß die Diskusion ist schon längst weiter gezogen aber kann es sein, dass du bei Punkt eins die Inselfestung Tyros meinst? Wenn ja, würde ich dir glatt widersprechen. Dort wurden einfach klare Verhältnisse geschaffen.
Ob eine kleine Hochzeit mit ordentlichem Saufgelage die makedonischen Tuppen mehr verärgert als Todesmärsche und nicht enden wollende Kriegszüge ... hmm? Da würd ich meine Hand nicht für ins Feuer legen.:scheinheilig:

Punkt drei kann man so sehen. Viertens, naja er konnte ja nicht wissen, dass seine Soldaten genauso zickig und stur sein können wie er selbst.:rofl:

Gruß vom Korinther
 
Kann überhaupt ein Urteil gefällt werden, solange nicht alle Beweise vorliegen? Sind die zeitgenössischen Maßstäbe denn bekannt und heute nachvollziehbar?

Natürlich sind diese antiken "Maßstäbe" aus unzähligen zeitgenössischen Quellen außerordentlich gut bekannt. Insofern lässt sich selbstverständlich ein Urteil fällen, auch wenn im Rahmen antiker Betrachtungsweisen unterschiedliche Akzente gesetzt werden können.

Der Grundsatz, das Wirken von Menschen aus ihrer Zeit heraus zu beurteilen, bleibt in jdem Fall oberstes Gebot für einen modernen Historiker.
 
Ich meine auch Kyros wurde der Große genannt.
Keinen Einfluss hierauf hat die Art und Weise, wie ihnen das gelungen ist.
Merkwürdigerweise konnte ich im Web keine Liste aller "Großen" finden!?
Wenn ich aber mal so im Gedächtnis krame:
Knut
Alfred
Ramses (II)
Konstantin
Herodes (I)
Akbar
Theoderich
Theodosius
Peter
Ferdinand (II von Spanien)

Ebenfalls einige Päpste werden "der Große" genannt
Gregor
Leo


Schon genannt:
Alexander
Friedrich (II von Preußen)
Otto (I)
Kyros (II Achämenide)
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Alles also offenbar stark positiv besetzte Helden, auch wenn es Greuelpropaganda gab (Herodes)

Jedes Volk sucht sich offenbar seinen "Großen"... Manchmal auch zwei...
 
Antonius der Große & Basilius der Große
Diese beiden sind aber eher auszuklammern. Sie waren Mönche bzw. Asketen und Basilius war Bischof.
Im geschichtlichen Teil kann man aber noch Hugo nennen. Er war 936 Herzog der Franken.
 
Jedes Volk sucht sich offenbar seinen "Großen"... Manchmal auch zwei...
Louis le Grand hast Du vergessen. Das war zu seiner Zeit eine nette Steigerung: Louis XIII war Der Gerechte, Louis XIV war Der Große und Louis XV war der Vielgeliebte. Das klingt mir geradezu nach Steigerungsstufen. Nach Louis XV kamen dann keine Beinamen mehr...:pfeif:
 
Alexander der Große

Ey um euch allen mal ein bissel auf die sprünge zu helfen:

Alexander der Große ist auch unter dem Namen Alexander dem 3. bekannt

in makedonien war er als dritter Alexander seiner Dynastie bekannt
Als er jedoch Darius den großen von persien geschlagen hatte und nachdem dieser begraben war bekam
Alexander als Nachfolger Darius den Titel verliehen

also: Alexander heisst einfach nur so weil seine "Kaiser-Vorfahren" auch diesen titel hatten
 
Als er jedoch Darius den großen von persien geschlagen hatte und nachdem dieser begraben war bekam
Alexander als Nachfolger Darius den Titel verliehen

Dareios III wurde - im Gegensatz zu seinem Ururururgroßvater Dareios I - nie der Große genannt.
 
Ey um euch allen mal ein bissel auf die sprünge zu helfen:

Alexander der Große ist auch unter dem Namen Alexander dem 3. bekannt

in makedonien war er als dritter Alexander seiner Dynastie bekannt
Als er jedoch Darius den großen von persien geschlagen hatte und nachdem dieser begraben war bekam
Alexander als Nachfolger Darius den Titel verliehen

also: Alexander heisst einfach nur so weil seine "Kaiser-Vorfahren" auch diesen titel hatten

Das ist so nicht richtig. Den Titel bekam Alexander nicht aufgrund der Herrscherdynastie bzw. der Tradition der persichschen Großkönige. Der Titel wird Alexander das erste mal verliehen vom römischen Komödiendichter Plautus in seiner Satire Mostellaria. Dabei gilt es zu bedenken, dass Plautus dazu neigte, die Träger der Autorität drastisch zu verspotten.
 
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