Reinecke
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Nach dem Imponieren, dem Werkzeuggebrauch oder dem gelegentlichen Nahrungstransport ist es meines Erachtens nicht sehr wahrscheinlich das die zweifüßige (langsamere) Gangart beibehalten wurde. Die Frage lautet also weniger warum haben sich unsere Vorfahren aufgerichtet, als viel mehr warum sind sie irgendwann aufrecht stehen geblieben und auch aufrecht gelaufen?
Das ist ein Fehlschluss. MWn gehören Menschen zu den besseren Läufern unter den Primaten, sowohl was Geschwindigkeit angeht, als auch (und gerade) Ausdauer, also ein schnelle(re)s Bewegen über einen längeren Zeitraum. Ich erinnere mich, von einer Untersichung gelesen zu haben, die die Effizienz (Energie- und Sauerstoffverbrauch, evtl noch anderes) bei laufenden Menschen und Schimpansen maß. Der zweibeinige Gang schnitt zur Überraschung der Forscher besser ab als der vierbeinige der Schimpansen.
Falls der spätere Fellverlust (mit) dadurch begünstigt wurde, dass das dann mögliche/effizientere Schwitzen eine weitere Verbesserung der Ausdauer darstellte, könnte der aufrechte Gang als Präadaption in diesem Prozess verstanden werden: Der aufrechte Gang verbesserte die Fortbewegunsfähigkeiten, so dass weitere Veränderungen erfolgreich waren, die diesen Prozess weiter unterstützten.
Die Wat-Affen-Theorie ist für mich, in dieser Hinsicht, auch wenn einzelne Indizien wie die im Wasser schrumpelnde Haut evtl. dagegen sprechen könnten, nach wie vor am plausibelsten. (...)
Noch wird sie aber nur von einer Minderheit von Wissenschaftlern vertreten.
Allerdings sollte man ja eines nie vergessen: Die langen Zeiträume. Entscheidende Entwicklungsschritte können nacheinander stattgefunden haben, bei beschränkten Populationen, die unter den entsprechenden Umständen lebten (bspw halb an der Küste im Wasser).
Interessant wäre auch die Variante, dass bestimmte Entwicklungen gleichzeit einen Vorteil (oder zumindest keinen nachteil) in verschiedenen Umgebungen haben könnten. Wenn die Entwicklung des aufrechten Ganges ind er Savanne und im küstennahen Wasser hilft (weil ich Nahrung nach Haus tragen kann), im Wasser aber besonders einfach anzuwenden ist, wäre Umwelt, die beides bietet, ideal. Wobei die Idee, hier keine Meeresküste anzunehmen, sondern zB die des Tschadsees, besonder verlockend ist.
Weitere bisher noch nicht genannte Indizien die für diese Theorie sprechen sind z.B. der Tauchreflex bei menschlichen Babys oder vielleicht auch die allgemeine Vorliebe des Menschen für den Aufenthalt in Wassernähe. Für letzteres spricht beispielsweise der wesentlich höhere Preis von Wassergrundstücken im Vergleich zu ansonsten gleichwertigen Grundstücken ohne Wasseranbindung.
Für mich war ja alles klar, als im Kontext dieser Diskussion auf die Millionen Menschen hingewiesen wurden, die zigtausend Meilen reisen, um sich mit unzähligen anderen um ein kleines Stückchen Strand zu streiten, und sich im nahen Meer mit Wasser zu bespritzen. Das ist unsere Bestimmung, unser wahres Wesen! Oder war es zumindest mal...