Wie ist der Romanisierungsprozeß der Normannen der Normandie abgelaufen?

Im 14. und 15. Jhdt. wurde das Herzogtum Normandie allerdings zeitweise erneut an Mitglieder der Valois-Dynastie vergeben. Jahrhunderte später wurde dann noch Ludwig ("XVII."), der Sohn Ludwigs XVI., nominell Herzog der Normandie.
 
Das mit der totalen Irritation tut mir leid, aber das passiert mir hier auch häufiger.:confused:


Nach meinem Verständnis beinhaltete der Verzicht aus dem vorgenannten Vertrag das Herzogtum der Normandie auf dem Festland, also die Kanalinseln verblieben unter der Herrschaft der ursprünglichen Herzöge der Normandie. Derzeitiger Herzog der Normandie ist Elisabeth II. Dann müßte es seit 1259 immer zwei Herzöge der Normandie gegeben haben (also zumindest bis zur Abschaffung der Monarchie in Frankreich nach der Französischen Revolution).

Anscheinend ist die Normandie 1204 unmittelbares französische Krondomäne geworden, Domaine royal français. Damit dürfte der Titel in Frankreich zumindest seine Bedeutung verloren haben.

Ja, ic entschuldige mich, wenn ich etwas falsches gesagt habe. Also so wie ich es verstanden hatte, wurde auch auf den Titel bzw. die Rechte des Herzogs der Normandie verzichtet. Für die Frage, ob der Monarch des Vereinigten Königreiches immernoch den Titel des Herzogs der Normandie trägt, habe ich nun folgendes gefunden:

"Conclusion

The title of duke of Normandy was renounced by Henry III in 1259, and removed from his seal and official styles in 1260. It was never again used in the official styles of his successors, except in a few homages by Norman vassals to Edward III in 1356, and by Henry V, occasionally, in documents concerning occupied Normandy between 1417 and 1419. Furthermore, in both instances the use of the title was indistinguishable from the English king's claim to the throne of France, and hence was unrelated to the title held until 1259.
In over 750 years, it was used once by an English sovereign to describe himself in his relation to the Channel islands.

There is no trace of its use for the past 390 years."

Royal Styles and Titles in England and Great Britain

Ich hoffe, ich konnte Klarheit schaffen.
 
@ Lafayette und Carolus:
Der Satz "They are dependent territories of the English Crown, as successor to the Dukes of Normandy." steht für mich in keinem Widerspruch zu Lafayettes Conclusion-Zitat.
Nur wenn es keine Herzöge der Normandie mehr gibt, kann es einen (Rechts-)Nachfolger successor der Herzöge geben.
 
Im 14. und 15. Jhdt. wurde das Herzogtum Normandie allerdings zeitweise erneut an Mitglieder der Valois-Dynastie vergeben. Jahrhunderte später wurde dann noch Ludwig ("XVII."), der Sohn Ludwigs XVI., nominell Herzog der Normandie.

In Frankreich wurde der Titel zumindest ehrenhalber gelegentlich noch vergeben.

Zur Frage, ob der Vertrag von Paris zur Aufgabe des Titels des Herzogs der Normandie führte oder lediglich zur Aufgabe des festländischen Teils der Normandie, wird auch in der Wiki diskutiert:

The Treaty of Paris of 1259 had nothing to do with the title "Duke of Normandy." The treaty recognised that mainland Normandy and certain other territories were no longer the property of the Henry III in his capacity as Duke of Normandy but now belonged to the King of France, while insular Normandy (today, the bailiwicks of Jersey and Guernsey) remained under the Duke of Normandy - who, from 1066 to 1707 (except for 1649-1660) was also King or Queen Regnant of England, then subsequently of Great Britain (1707-1801) and United Kingdom (since 1801). The Treaty also provided that Henry III could keep the Acquitaine and some other French territory, but only as vassal to the King of France.

The title "Duke of Normandy" has never been abandoned by any monarch. Like "Duke of Lancaster," it is personal to the sovereign and may not be borne by anyone else.

https://en.wikipedia.org/wiki/Talk:Duke_of_Normandy#Merged_with_the_British_crown.3F

Hier steht andererseits:

The situation is similar in the Channel Islands, where the monarch is addressed as Duke of Normandy, but only in accordance with tradition. He or she does not hold the legal title of Duke of Normandy.

https://en.wikipedia.org/wiki/Royal_dukedoms_in_the_United_Kingdom


:confused::confused::confused:
 
...ist für manche Namensherkunft aus dem 10./11. Jh. auf den Kanalinseln die territoriale Besitzverteilung im 14.Jh. und später nicht ein wenig irrelevant?
Tatsache ist, dass mehr als nur vereinzelte Ortsnamen sich etymologisch aus den "Wikingersprachen" herleiten. Die Kanalinseln zählten zum "Besitz" derjenigen Warlords "wikingischer" Herkunft, die sich in der später so geheißenen Normandie erfolgreich festsetzten. Und diese Namen teilen implizit mit, dass die "Normannen" anfangs noch kein altfranzösisch sprachen. Wahrscheinlich verblieben nur Personennamen nach der Romanisierung im altnordischen Kontext, was nicht ungewöhnlich ist: auch die romanisierten Westgoten verwendeten weiterhin gotisch-germanische Personannamen.
 
...ist für manche Namensherkunft aus dem 10./11. Jh. auf den Kanalinseln die territoriale Besitzverteilung im 14.Jh. und später nicht ein wenig irrelevant?

Richtig!:D


Tatsache ist, dass mehr als nur vereinzelte Ortsnamen sich etymologisch aus den "Wikingersprachen" herleiten. Die Kanalinseln zählten zum "Besitz" derjenigen Warlords "wikingischer" Herkunft, die sich in der später so geheißenen Normandie erfolgreich festsetzten. Und diese Namen teilen implizit mit, dass die "Normannen" anfangs noch kein altfranzösisch sprachen. Wahrscheinlich verblieben nur Personennamen nach der Romanisierung im altnordischen Kontext, was nicht ungewöhnlich ist: auch die romanisierten Westgoten verwendeten weiterhin gotisch-germanische Personannamen.

Auch die Franken/Westfranken/Franzosen hielten an germanischen Namen fest, viele Könige von Frankreich hießen Louis, Charles oder Henri - das sind alles Namen germanischer Herkunft.
 
Die Kanalinseln sind in den Vertragswerken zwischen Frankreich und England tatsächlich nur in einem Fall ausdrücklicher Bestandteil des Textes.

Im Vertrag von Paris 1259 wurden sie nicht ausdrücklich behandelt. Hier hat Heinrich III. von England allerdings für sich und seine Nachkommen auf den Titel und Besitz allen Landes des Herzogtums Normandie verzichtet, während die Inseln allerdings weiterhin in seinem Besitz verblieben. Dieser Verzicht schloss übrigens auch mögliche Erbrechte seiner Geschwister und deren Nachkommen mit ein.* Der englische König und dessen Nachkommen sind allerdings in ihrer Funktion als Herzöge von (Rest)Aquitanien weiterhin Lehnsmänner (Pairs) der französischen Krone geblieben.

Die Inseln sind de jure nach 1259 weiterhin Bestandteil des französischen Feudalstaates geblieben und der König von England regierte sie weiter wie ein Herzog, ohne dabei aber den Herzogstitel weiter zu führen.[1]

Erst im Vertrag von Brétigny 1360 wurde der Status der Kanalinseln geregelt, indem die französische Krone hier auf diese (neben anderen Territorien seines Landes) einen gänzlichen Hoheitsverzicht geleistet hat und der König von England fortan in voller Souveränität über diese gebieten konnte.[2]


* Zum Vertragstext von 1259 siehe Joseph Delaborde, Layettes du trésor des chartes, Bd. 3 (1875), Nr. 4554, S. 487-489.

[1] "By the treaty of Paris of 1259 Henry III surrendered his claim to the mainland Normandy, althrough the Islands themselves were never incorporated effectively into the Kingdom of England. They were, in some sens, attached to the wearer of the crown of England but continued to be ruled as if the King were Duke." Gordon Dawes, Laws of Guernsey (2003), S. 17.

[2]John Le Patourel, The Treaty of Brétigny, 1360, in: Transactions of the Royal Historical Society, Bd. 10 (1960), S. 24.
 
Um 840 setzte die "wikingische" (skandinavische) Landnahme in der Normandie ein. Die "normannischen" Eroberer Englands brachten dann diese sprache auf die britische Hauptinsel: https://de.wikipedia.org/wiki/Normannische_Sprache#Geschichte_der_normannischen_Sprache

Mehr als anderthalb Jahrhunderte Zeit hatten also die ehemaligen Drachenbootrabauken, um sich diese Varietät der galloromanischen Sprache(n) anzueignen. Vergleicht man das mit den Sprachgewohnheiten der diversen Goten, Langobarden, Vandalen, die allesamt nach ein paar Generationen ihre Sprache zugunsten des romanischen aufgaben, so ist das nicht sonderlich ungewöhnlich.
 
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