Wie konnte mit alten NS-Funktionären 49 eine junge Demokratie überhaupt entstehen?

Auch von denen, die in der DDR wirklich viel für Veränderungen riskiert haben, ist im öffentlichen Leben der Bundesrepublik nicht viel zu sehen. Die sind längst von denen verdrängt worden die rechtzeitig auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind.
und das erstaunlicherweise ganz besonders in den dann neuen Bundesländern geheißenen Gegenden... (ich erinnere mich bestens, wie kurz nach der Wende Videotheken wie Pilze aus dem Boden sproßen und eine dem Namen nach christliche "West"partei immensen Zulauf erhielt - und zwar just dort)

ich will das nicht moralisch bewerten - es ist passiert

zum Eingangsbeitrag mit den hohen Posten etc. hat ElQ sehr richtiges zusammengefasst - zu differenzieren wäre noch, was unter den hohen Ämtern zu verstehen ist. Nehmen wir z.B. einen Lehrstuhl für theoretische Mathematik oder den Posten des Chefs eines großen Bahnhofs: in beiden wird man primär wegen einer Parteizugehörigkeit oder wegen einer Ideologie nicht viel leisten können, auch sind beides keine Ämter oder Posten, die speziell mit politischer Verantwortung zu tun haben. Ich möchte kein moralisches Urteil über einen Mathematikprofessor fällen müssen, der von z.B. 1930-60 seinen Lehrstuhl versah (sofern er nicht zusätzlich durch vehementes NSDAP-Geschrei aufgefallen ist)
 
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Ansonsten sind Menschen pragmatisch. Ideen lassen sich nicht so einfach aus den Köpfen bekommen, aber so lange es den Menschen gut geht gehen sie selten gegen das bestehende politische System vor. 'Jedem der halbwegs bei Verstand war, musste klar sein, dass eine Fortsetzung der 12 Jahre nur mehr Unglück, mehr Zerstörung, mehr Krieg bedeuten würden. Man hatte ein neues politisches System, eine neue internationale Umgebung, in die der Nationalsozialismus nicht herein passte. Der Antikommunismus wurde als ideologischer Baustein übernommen und kann als Brücke zwischen altem NS-Regime und neuer BRD gesehen werden. Damit will ich keine ideologische Kontinuität im Bezug des antidemokratischen herstellen, allerdings scheint der Antikommunismus in beiden Systemen ein Grundbaustein der Legitimation der Regierung.

Daran moechte ich anschliessen. Die Devise war "keine Experimente" und das war unabhaengig davon was fuer politische Wunschvorstellungen, die Leute sonst hatten. Die CDU hat ja damit auch die Wahlen gewonnen:
http://upload.wikimedia.org/wikiped....JPG/220px-CDU_Wahlkampfplakat_-_kaspl019.JPG
 
dass ihr leider beim Bombeneinschlag zum Teufel gefahrener Gatte in der Bundesrepublik ja als Jurist hätte weiter Geld verdienen können.
Zu dem Thema um die "Integration" von NS-Juristen in die
Nachkriegjustiz sei mal wieder das Buch "Furchtbare Jursten" von Ingo Müller empfohlen.
Freisler wäre auf Grund seiner exponierten Position im Volksgerichtshof sicherlich nicht mehr im Justizbereich untergekommen, aber die "Zweite Reihe" der NS-Justiz wurde nach dem Krieg großteils in gleicher Funktion weiterbeschäftigt wie im 3.Reich.
Der Grund war einfach der,daß eine Gesellschaft bestimmte Spezialisten braucht um das eigene Funktionieren zu gewährleisten. Opportunismus gab es also nicht nur beim einzelnen sondern auch bei der Gesellschaft.
Die sogenannten 131er Gesetze,die auf Art.131 GG fußend die Einstellung von Beamten der Nazizeit in die Beamtenschaft Nachkriegsdeutschlands regelte,spricht hier Bände.
Auch die Professoren,die die nationalsozialistische Rechtsordnung mitgeformt hatten kehrten an ihre Lehrstühle zurück und beeinflussten maßgeblich Nachkriegsordnung.Das waren Leute wie Forsthoff, Larenz, Maunz, Nipperdey, Welzel, Dahm,Henkel,Schaffstein,Schwingei, die heute noch jedem Juristen ein Begriff sind.

Daß diese Vorgehensweise Auswirkung auf die Rechtsentwicklung der frühen Bundesrepublik hatte ist nicht zu bestreiten. Im Prinzip hatte man die Rassengesetze revidiert, aber viele Dinge im Zivil-Straf- und Verwaltungsrecht beibehalten ,die die Nazis eingeführt hatten.
Der Entwurf zum 1.Strafrechtsänderungsgesetz, die Notstandsgesetze,die Zulassung der Analogie im Strafrecht oder der verquere "Gewaltbegriff" im Lämmle-Urteil des BGH sind beredte Beispiele, die teilweise bis heute fortwirken.
 
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Daß diese Vorgehensweise Auswirkung auf die Rechtsentwicklung der frühen Bundesrepublik hatte ist nicht zu bestreiten. Im Prinzip hatte man die Rassengesetze revidiert, aber viele Dinge im Zivil-Straf- und Verwaltungsrecht beibehalten ,die die Nazis eingeführt hatten.
Der Entwurf zum 1.Strafrechtsänderungsgesetz, die Notstandsgesetze,die Zulassung der Analogie im Strafrecht oder der verquere "Gewaltbegriff" im Lämmle-Urteil des BGH sind beredte Beispiele, die teilweise bis heute fortwirken.

Ich wuerde da allerdings auch nicht allzuviel "reinlesen". Und wenn, dann sollte man dazu auch eine schluessige Beweiskette vorlegen!
 
Am Balkan sind aus überzeugten Kommunisten, Nationalisten geworden und dann die größten Demokraten. Das beste ist die Amnesie bei den Personen, obwohl youtube videos im Natz kursieren wo eindeutig war das sie nicht immer so gedacht haben.

Geht schon sag ich mal.
 
Und wenn, dann sollte man dazu auch eine schluessige Beweiskette vorlegen!

dazu habe ich ja das Buch von Ingo Müller empfohlen, da kann man die bei Interesse en detail nachlesen-
 
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