Wie war das in der DDR mit den Bananen?

Erik Erikson

Gesperrt
Ich kann mich erinnern, das in meiner Kindheit im Dorfkonsum nur eine bestimmte Menge pro Familie ausgegeben wurde. Aber wie war das in der Stadt wo die Verkäufer nicht jeden kannten.
Dort hätten doch Vater, Mutter und Kind und dazu noch in verschiedenen Läden einkaufen gehen können.
Hat da jemand persönliche Erfahrungen?
 
Ich kann mich erinnern, das in meiner Kindheit im Dorfkonsum nur eine bestimmte Menge pro Familie ausgegeben wurde. Aber wie war das in der Stadt wo die Verkäufer nicht jeden kannten.
Dort hätten doch Vater, Mutter und Kind und dazu noch in verschiedenen Läden einkaufen gehen können.
Hat da jemand persönliche Erfahrungen?

@Erik

Das war ganz simpel, bei mir (Berlin) gab es Mengenkontingente pro Person und wenn sich mehrere Familienmitglieder angestellt hatten, dann gab es eben pro Person exakt dieses Mengenkontingent (z.B. 2 kg Orangen etc.).

Es wurden keine Ausweise kontrolliert oder irgendwelche Listen geführt.

M.
 
Aber dann hätte doch die Ehefrau A in die Läden X,Y und Z gehen und jeweils 2 kg Orangen kaufen können. Anschließend schickt sie ihren Mann B noch mal zu X,Y und Z, die Tochter C macht nach der Schule dasselbe und der Sohn D schaut auf dem Heimweg von der Lehrstelle zuerst noch in den Läden U,V,W vorbei bevor er auch zu X,Y und Z geht.

Ergebnis: Die Familie hat 30 Kg Orangen statt bloß 8 kg. :D :banana::banana::banana: (O.K. das sind jetzt Bananen)
 
Aber dann hätte doch die Ehefrau A in die Läden X,Y und Z gehen und jeweils 2 kg Orangen kaufen können. Anschließend schickt sie ihren Mann B noch mal zu X,Y und Z, die Tochter C macht nach der Schule dasselbe und der Sohn D schaut auf dem Heimweg von der Lehrstelle zuerst noch in den Läden U,V,W vorbei bevor er auch zu X,Y und Z geht.

Ergebnis: Die Familie hat 30 Kg Orangen statt bloß 8 kg. :D :banana::banana::banana: (O.K. das sind jetzt Bananen)
Im Prinzip passierte genau das. Nur dass das Schlangestehen natürlich Zeit kostete und nur begrenzt Ware vorhanden war. Außerdem hatte in so einem Fall natürlich nicht jeder Laden gerade mal Bananen da. Es gab ganz besonders gerissene Zeitgenossen, die so was systematisch gemacht haben - und andere, denen das zu doof war.
Dieses Hamsterverhalten führte bei vielen Gütern übrigens erst zur Knappheit.
 
Aber dann hätte doch die Ehefrau A in die Läden X,Y und Z gehen und jeweils 2 kg Orangen kaufen können. Anschließend schickt sie ihren Mann B noch mal zu X,Y und Z, die Tochter C macht nach der Schule dasselbe und der Sohn D schaut auf dem Heimweg von der Lehrstelle zuerst noch in den Läden U,V,W vorbei bevor er auch zu X,Y und Z geht.
Ganz so funktionierte das nicht da die rare Ware in der Regel nach 2 Stunden ausverkauft war.
 
Schade...dabei hätte ich Kapitalist so eine schöne Geschäftsidee gehabt...:(
Geschäftsideen gab es auch in der DDR genügend. So wurden z.B. Obst und Gemüse von Kleingärtnern, hochsubventioniert von Gemüseläden aufgekauft. Der Lieferant bekam mehr Geld als das Zeug im Laden kostete. Also brachten viele Kleingärtner ihre Produkte in den Laden, bekamen Geld dafür und die Ehefrau kaufte es vorn im Geschäft wieder billig zurück. So hatten sie ihre Ernte wieder und noch etwas Geld dazu. Das wiederholten sie in mehreren Läden, wenn das nicht kapitalistisch gedacht war...
 
Zuletzt bearbeitet:
Schade...dabei hätte ich Kapitalist so eine schöne Geschäftsidee gehabt...:(

Vermutlich waren genau diese Ideen verantwortlich, dass die DDR hier auf eine Begrenzung der einkaufbaren Menge setzte. ;)

EDIT
@ Galeotto: Man hätte die Schale Erdbeeren dann sogar nochmal beim Konsum im nächsten Ort verkaufen und wiederkaufen können, und so fort... Hat mein Onkel mal durchgerechnet, aber nicht praktiziert (glaube ich...). ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei manchem Zoobesuch gab es Unmutsäußerungen, wenn man zuschauen durfte wie die Orang Utans eine Banane nach der anderen reinschmatzten und im Laden gab es nur verschrumpelte Äpfel und dreckige Möhren(oder waren das Schwarzwurzeln?) zu kaufen. Ich nehme aber an, dass bei den Zoomitarbeitern der Bedarf an Bananen gedeckt war. Wenigstens eine kleine Bevölkerungsgruppe die nicht über diesen Mangel meckern musste:)
 
@Erik

Das war ganz simpel, bei mir (Berlin) gab es Mengenkontingente pro Person und wenn sich mehrere Familienmitglieder angestellt hatten, dann gab es eben pro Person exakt dieses Mengenkontingent (z.B. 2 kg Orangen etc.).

Es wurden keine Ausweise kontrolliert oder irgendwelche Listen geführt.

M.
Genau so habe ich mir das gedacht. Muß aber sagen, das ich nie unter Bananenmangel gelitten hab. Ich mag auch heute noch Erdbeeren und Kirschen aus dem Garten lieber. Leider ist die Saison so kurz.
 
Heutzutage scheint das Thema Versorgungssituation in der DDR am Beispiel der Bananen ja eher für Erheiterung zu sorgen. Bei mir hingegen weckt es eher ungute Erinnerungen. In meiner Erinnerung waren meine Mutter und Oma regelmäßig damit beschäftigt, die Läden der Stadt nach etwas Besonderem abzuklappern. Das kann man sich natürlich im Überfluss, der heute so selbstverständlich herrscht, schwer vorstellen. Ich erinnere mich jedoch hin und wieder daran zurück, was für einen Wert eine Tafel Milka aus dem Westen für uns hatte. Ich denke, ein nicht zu unterschätzender Grund für die Masse der normalen Bevölkerung im Herbst 89 auf die Straße zu gehen, war die miserable Versorgungssituation, die natürlich regionale Unterschiede aufwies.
 
Man konnte dieses ständige Anstehen nach Mangelwaren nur mit Humor ertragen. Es waren ja nicht nur die Bananen. Selbst die oft in den heutigen Medien als typisch DDR erwähnte Spreewaldgurke gab es sehr selten zu kaufen. Die gingen zum größten Teil in den Westen. Selbst Meerrettich aus dem Spreewald dürfte häufiger auf bundesrepublikanischen Tischen gestanden haben als auf denen im Erzeugerland. Mit Fisch verhielt es sich nicht anders. Trotz der großen DDR-Fischfangflotte kam im Land kaum etwas davon an. Selbst Salzhering war eine Rarität. Alles kam in den Export.
Der ständige Mangel war selbstverständlich ein wesentlicher Grund für die Ereignisse des Jahres 1989. Es hatte aber erstaunlich lange gedauert bis den Leuten der Kragen geplatzt war denn der Mangel war ab den siebziger Jahren Dauerzustand.
 
Heutzutage scheint das Thema Versorgungssituation in der DDR am Beispiel der Bananen ja eher für Erheiterung zu sorgen.
unmittelbar nach dem Mauerfall sorgte ein Titelbild des Satiremagazins "titanic" für Verärgerung: es zeigte "Zonen-Gabi (17) im Glück (BRD)" mit einer Banane und dem Text "meine erste Banane"
https://www.titanic-magazin.de/postkarten/karte/meine-erste-banane-111989-1837/

ich will die Grenzen der Satire nicht diskutieren müssen - das Konsumgefälle sorgte auf beiden Seiten für Missgunst... dass dieses Gefälle existierte und wie es "drüben" wahrgenommen wurde, konnte ich bei meinen Verwandten in Sachsen miterleben. ...wie so oft, wenn man irgendwie mitbetroffen ist, sinkt dann der Sinn fürs komische ein wenig.
 
unmittelbar nach dem Mauerfall sorgte ein Titelbild des Satiremagazins "titanic" für Verärgerung: es zeigte "Zonen-Gabi (17) im Glück (BRD)" mit einer Banane und dem Text "meine erste Banane"
https://www.titanic-magazin.de/postkarten/karte/meine-erste-banane-111989-1837/
Ich als Ostdeutscher konnte über das Bild herzlich lachen und finde es auch heute noch genial.
Besonders kurios finde ich, dass die Titanic für das Bild eine Westdeutsche nehmen mussten da sie im Osten keine fanden, die so typisch DDR-mäßig aussah.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses Hamsterverhalten führte bei vielen Gütern übrigens erst zur Knappheit.
Mit gutem Grund. Viele der Trabbis wurden ein 2. oder gar drittes Mal wieder aufgebaut, weil an einen Neuwagen wegen der langen Wartezeit lange nicht zu denken war. Dadurch war natürlich ein ganz anderer Bedarf an Ersatzteilen von Nöten. Da man nicht wußte, was man als nächstes Ersatzteil benötigte, hat man die gekauft, die es gerade gab, mit der Absicht, diese dann gegen das benötigte einzutauschen.
Ganz Findige haben - weil die DDR auch Autos z.B. in die damalige CSSR lieferte und damit die Ersatzteillieferung sicherstellen musste - intern. Verträge gingen vor die Versorgung des Inlands - sich Ersatzteile dort vor Ort besorgt wie z.B. Zylinderkopfdichtungen für den Wartburg und diese dann mit exorbitanten Gewinnen z.B. auf dem Havelberger Pferde- u. Hochzeitsmarkt verkauft.

Auch war die Versorgung regional unterschiedlich. Ganz klar war Ostberlin besser versorgt aber auch einige - wichtige Industrieregionen. Jedenfalls ist mir Mitte der 80iger bei Plauen ein Stein in die Frontscheibe meines Trabbi geflogen. Zuhause in der Altmark hätte ich nur eine über Vitamin B eine Neue besorgen können, in der Plauener Werkstatt wurde mir auf meine bange Frage geantwortet: "Klar haben wir Scheiben, warte bis wir gefrühstückt haben." Wenig später hatte ich eine neue Scheibe eingebaut bekommen, inklusive Einbau für 34 oder 38 DDR-Mark, ganz genau weiß ich es nicht mehr.

Bananen waren selten, fast so wie Orangen. Ich kann mich noch erinnern, dass versucht wurde, zumindest zu Weihnachten eine ausreichende Versorgung - meist wohl aus Kuba - zu sichern.

Grüße
excideuil
 
Bananen waren selten, fast so wie Orangen. Ich kann mich noch erinnern, dass versucht wurde, zumindest zu Weihnachten eine ausreichende Versorgung - meist wohl aus Kuba - zu sichern.
Die Orangen, die es zu Weihnachten gab waren richtige Navelapfelsinen, wahrscheinlich israelische. So etwas kam nicht aus Kuba. Die Kuba-Orangen gab es fast immer zu kaufen, die waren aber total strohig, sahen grünfleckig aus und schmeckten zwar irgendwie süß aber ohne den typischen Orangengeschmack. Vielleicht hat Kuba das falsche Klima für gute Orangensorten.
 
Die Orangen, die es zu Weihnachten gab waren richtige Navelapfelsinen, wahrscheinlich israelische. So etwas kam nicht aus Kuba. Die Kuba-Orangen gab es fast immer zu kaufen, die waren aber total strohig, sahen grünfleckig aus und schmeckten zwar irgendwie süß aber ohne den typischen Orangengeschmack. Vielleicht hat Kuba das falsche Klima für gute Orangensorten.

Können das wirklich israelische Orangen gewesen sein? So gut waren doch die Beziehungen zu Israel doch nicht?
 
Ja, ich wundere mich auch. Wenn nicht Kuba, dann wohl doch eher Syrien, oder sowjetische oder bulgarische Schwarzmeerküste, oder nicht?
 
Ja, ich wundere mich auch. Wenn nicht Kuba, dann wohl doch eher Syrien, oder sowjetische oder bulgarische Schwarzmeerküste, oder nicht?

Statistisches Jahrbuch der DDR - hier gibts auch Infos zum Außenhandel.

DigiZeitschriften: Inhaltsverzeichnis

Wer etwas Zeit aufwendet, kann sich die Daten der Obstbeschaffung als Import raus suchen ... ;)

Ich habe mir jetzt für 1984 (d. h. Berichtszeitraum 1982) die Daten angesehen:

Südfrüchte kommen aus
Algerien,Brasilien, Italien, Kuba, Moçambique.
(DigiZeitschriften: Seitenansicht)

Bananen übrigens aus Kolumbien.:banana:
 
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