Wie war das tatsächlich mit Schlesien?

So nebenbei: der Themensteller scheint an der Frage kaum Interesse zu haben ...



@neddy
Ich hatte Deinen Beitrag auch so verstanden, wie nun nochmal erläutert (siehe oben). Allerdings sollte man nochmals den Unterschied zwischen dem Ereignis der Westverschiebung (Ursachen, Akteure), der Wahrnehmung und der anschließenden Politisierung trennen. Richtig ist sicher auch, dass dieser Vorgang für einige immer noch das Schlachtfeld eines history war darzustellen scheint, aber das ist hier nicht angebrachte Tagespolitik.

Ostpolen wurde - grobe territoriale Revision des VV - von Stalin bereits okkupiert, als von der Westverschiebung eben keine Rede war. Die Kompensation ist Resultat des fehlgeschlagenen Angriffs auf die Sowjetunion und zielgetrieben von der langfristigen Schwächung/Zerlegung des Deutschen Reiches.
 
Dann bürste ich eben auch mal auf Krawall...
Juchuu, Leben in der Bude!!! :D

und wo wir gerade dabei sind
@ Tekker:
Lieber Neddy, ich bezog mich auf die Sprachgrenze und da stehe ich zu meiner Aussage. ;)
Die Verschiebungen der politischen deutsch-französischen Grenze ist ein anderes, nicht zu diesem Thread gehörendes Thema. Von 'wabern' würde ich dabei allerdings auch nicht sprechen. Vllt. machst du einen neuen Diskussionsstrang dazu auf und erläuterst, wie du zu dieser Begrifflichkeit kommst? Werde dir dann an entsprechender Stelle gerne darauf antworten. :winke:
 
Lieber Neddy, ich bezog mich auf die Sprachgrenze und da stehe ich zu meiner Aussage. ;)
Nun gut - ich für meinen Teil meinte eben die politischen Grenzen, die über dem Grenzgebiet hin- und her schwangen. Wobei ich (OT, ich weiß) tatsächlich für den deutsch-französischen (und ggf. den deutsch-dänischen Grenzraum) die These aufstellen möchte, dass hier auch die Sprachgrenze auf Grund der politischen Lage(n) im Laufe der Zeit hin- und her schwang - zumindest, was die "Amtssprache" anging. Aber das wäre wohl tatsächlich einen geschichtsphilosophischen eigenen Faden wert.

Die Verschiebungen der politischen deutsch-französischen Grenze ist ein anderes, nicht zu diesem Thread gehörendes Thema. Von 'wabern' würde ich dabei allerdings auch nicht sprechen. Vllt. machst du einen neuen Diskussionsstrang dazu auf und erläuterst, wie du zu dieser Begrifflichkeit kommst? Werde dir dann an entsprechender Stelle gerne darauf antworten. :winke:
Da die Eingangsfrage tatsächlich recht komatös in der Ecke liegt, erlaube ich mir einen zweiten OT- Exkurs. Sollte das Thema ausufern, könnte vielleicht ein Moderator....

Wabern :=
[sw. V.; hat] [mhd. waberen= sich hin u. her bewegen] (landsch., sonst geh.): sich in einer mehr od. weniger unruhigen, flackernden, ziellosen Bewegung befinden: wabernde Nebelschwaden, Flammen.
Quelle: Suchwort :"wabern" hat folgende Bedeutung in deutschen Nachschlagewerk

Das enspricht mir doch einer recht treffenden Beschreibung der deutsch-französischen Grenzverläufe während der letzten Jahrhunderte...

Ich finde, das passt auch recht gut in den Thread rein, da ja auch die schlesischen, polnischen, preußischen, deutschen etc. (politischen) Grenzen durchaus eine dynamische Vergangenheit hinter sich haben, die u. a. Mitanlass zur Ausgangsfrage gegeben haben,
meint

der arme alte Neddy

P. S.: Im übrigen stimme ich Silesias Ausführungen in toto zu. Wäre ich sowjetischer Propagandist gewesen, hätte ich dazu gesagt, dass die "historischen Grenzen" (von anno ganz lange her) durch die Weisheit des Genossen Stalin wieder eingenommen worden seien - Weißrussland, Ukraine und Polen hätten halt ihre Ihnen widerrechtlich abgeknöpften historischen Kernlande wiederbekommen. Wie wenig tragfähig es ist, realpolitische Absichten und Entscheidungen mit "der althergebrachten Tatsache" von "ursprünglicher Besiedelung" und "historischem Anrecht" usw. etc. begründen zu wollen, zeigt sich am Kosovo.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun gut - ich für meinen Teil meinte eben die politischen Grenzen, die über dem Grenzgebiet hin- und her schwangen. .

Die Sprachgrenze zwischen Deutschland und Frankreich schwang keineswegs hin und her, sondern blieb vom 10.-20. Jh. nahezu völlig konstant.

Es gibt dazu einige Karten in unseren großen Geschichtsatlanten, die das sehr nachdrücklich zeigen. Auch die politischen Grenzen deckten sich - mit minimalen Abweichungen - sehr genau mit der deutsch-französischen Sprachgrenze. Es gibt hieru eine informative Karte im Großen Atlas zur Weltgeschichte (Westermann Verlag) "Frankreichs sprachliche Entwicklung unter germanischem Einfluss", die die Sprachgrenze sehr schön darstellt und zeigt, dass politische und sprachliche Grenze zusammenfallen. Erst unter Ludwig XIV. und seinen Reunionen fiel das deutschsprachige Elsass an Frankreich, sodass Sprachgrenze und politische Grenze nicht mehr identisch waren.
 
Auch die politischen Grenzen deckten sich - mit minimalen Abweichungen - sehr genau mit der deutsch-französischen Sprachgrenze.
Da bin ich mir nicht sicher, welche Grenze Du damit meinen könntest. Für die Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich fallen mir doch eine Reihe gravierender Abweichungen ein.

Im Mittelalter gehörten ja eine ganze Reihe rein französisch-sprachiger Regionen zum Reich, von der Picardie über Burgund bis Lyon hinunter zur Provence.
Die sind nach und nach zu Frankreich gekommen. Und dazu auch rein deutsch-sprachige Regionen wie zum Beispiel Westflandern - alles lange vor Ludwig XIV.

Die Eroberung von Elsaß und Lothringen war also nur eine weitere Grenzverschiebung, und auch nur teilweise über die Sprachgrenze hinaus (Süd-Lothringen war ja sprachlich französisch).

Aber auch nach Ludwig XIV blieben französisch-sprachige Gebiete wie die Freigrafschaft Burgund und die Wallonie beim Reich.

Insgesamt sehe ich das daher eher wie Tecker: Eine fast stabile Sprachgrenze, aber heftig schwankende Staatsgrenzen.
 
Eine kleine Anekdote möchte ich noch anführen: Lange Zeit war ja die Rhone die deutsch-französische Grenze.

Und noch heute gibt es in der Region Lyon und südlich die Redewendungen "aborder le royaume" bzw. "aborder le saint-empire", wenn man die Rhone nach Westen bzw. Osten überquert.

Wobei das "heute" Stand der 1970er Jahre ist, als mein Geschichtsprofessor Forschungen in der Gegend betrieb. Aber wenn sich das bis dahin gehalten hatte vermute ich, daß die Redewendungen die letzten 40 Jahre auch noch geschafft haben.
 
Aber auch nach Ludwig XIV blieben französisch-sprachige Gebiete wie die Freigrafschaft Burgund

Nö,
Friede von Nimwegen 1678 war die Freigrafschaft futsch (Friede von Nimmweg :pfeif:schlug meine damalige Geschichtslehrerin als Eselsbrücke vor)
Was in der "Weltgegend" nicht franz. wurde, war die franz.-sprachige württ. Grafschaft Mömpelgard.
 
Da bin ich mir nicht sicher, welche Grenze Du damit meinen könntest. Für die Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich fallen mir doch eine Reihe gravierender Abweichungen ein. .

Ich spreche von der romanischen und germanischen Sprachgrenze zwischen Frankreich und Deutschland heute und im Mittelalter, wobei ich natürlich das Königreich und die spätere Freigrafschaft Burgund ausklammere, ebenso wie die italienischen Teile des Heiligen Römischen Reiches.

Und diese Sprachgrenze entlang des Herzogtums Lothringen, Luxemburgs, bis hin zur Rheinmündung blieb über die Jahrhunderte hinweg konstant. Politische Korrekturen ergab der der Westfälische Friede mit dem Ausscheiden der Niederlande (und der Schweiz) aus dem Reichsverband, später des (mehrheitlich französischsprachigen) Lothringens und deutschsprachigen Elsass.

Schaut man einmal auf eine politische Kartenfolge der letzten 900 Jahre, so kann man sehen, dass die westliche Reichsgrenze bis zum Westfälischen Frieden keinen gewaltigen Veränderungen unterworfen war. Verloren ging größtenteils Niederburgund mit der Provence und Dauphiné, der Westfälische Friede kostete die Eidgenossenschaft und die Niederlande.
 
wobei ich natürlich das Königreich und die spätere Freigrafschaft Burgund ausklammere
Wieso? Gerade dort haben wir doch sehr viele Änderungen.

ebenso wie die italienischen Teile des Heiligen Römischen Reiches.
Richtig, die liegen ja auch alle abseits der hier diskutierten Sprachgrenze.

Und diese Sprachgrenze entlang des Herzogtums Lothringen, Luxemburgs, bis hin zur Rheinmündung blieb über die Jahrhunderte hinweg konstant.
Sprachgrenze ja, da waren wir uns ja einig.

Schaut man einmal auf eine politische Kartenfolge der letzten 900 Jahre, so kann man sehen, dass die westliche Reichsgrenze bis zum Westfälischen Frieden keinen gewaltigen Veränderungen unterworfen war. Verloren ging größtenteils Niederburgund mit der Provence und Dauphiné, der Westfälische Friede kostete die Eidgenossenschaft und die Niederlande.
Niederburgund war aber nun eine sehr große Veränderung, dazu kommen ja noch Picardie und Flandern im Norden. Und nach dem westfälischen Frieden ging es ja weiter.

Eigentlich sehe ich im ganzen nordfranzösisch/belgischen Bereich nie eine Epoche, in der die Staatsgrenze auch nur halbwegs etwas mit der Sprachgrenze zu tun hatte.
Südlich davon lag die Staatsgrenze vor Ludwig XIV westlich der Sprachgrenze, danach östlich.
Und noch weiter südlich lag die Staatsgrenze vor Ludwig westlich der Sprachgrenze, danach war die Lage konfus: das deutsch-sprachige Elsaß gehörte zu Frankreich und das französisch-sprachige Mömpelgard zu Deutschland.
Der weitere Verlauf der Sprachgrenze ist dann ein innerschweizer Problem ...

Ich sehe insgesamt in den 900 Jahren eine ganze Reihe Veränderungen der Staatsgrenze, meist Richtung Osten, und einige davon sehr massiv.
Ich sehe umgekehrt keinen Zeitpunkt, zu dem diese Grenze auch nur halbwegs mit der Sprachgrenze konform gelaufen wäre.
 
Könnte es sein, dass Ihr hier eine Diskussion führt, die ins 19. oder 20. Jahrhundert gehört?
Das hat doch im 18. keine Sau interessiert.
Und sollte im 21. auch wieder keine Sau interessieren.

Fakt ist, dass die Sprachgrenze zwischen den romanischen und den germanischen Sprachen sich seit den Karolingern nicht verändert hat.

Während die zwischen den slawischen und den germanischen Sprachen sich in einem Bereich von 2-300km eifrig hin- und hergeschoben hat. (Irgendwo habe ich hier mal was von Schlesien gelesen...)
Das eigentlich interessante in dieser Diskussion.

Für mich heißt das, dass je nach Zeiten, mal das slawische, mal das germanische Kulturmodell attraktiver war.
 
Könnte es sein, dass Ihr hier eine Diskussion führt, die ins 19. oder 20. Jahrhundert gehört?
Das hat doch im 18. keine Sau interessiert.
Und sollte im 21. auch wieder keine Sau interessieren.

Fakt ist, dass die Sprachgrenze zwischen den romanischen und den germanischen Sprachen sich seit den Karolingern nicht verändert hat.

Während die zwischen den slawischen und den germanischen Sprachen sich in einem Bereich von 2-300km eifrig hin- und hergeschoben hat. (Irgendwo habe ich hier mal was von Schlesien gelesen...)
Das eigentlich interessante in dieser Diskussion.

Für mich heißt das, dass je nach Zeiten, mal das slawische, mal das germanische Kulturmodell attraktiver war.

Nicht so bescheiden mit 2-300 km
Wolfsburg Warmenau bis Warschau sind mal eben rund 780 km ziemlich gerade Strecke.
An der Weichsel siedelten mal,- sehr lang ist´s her-, Germanen und Warmenau ist,- lang ist´s her-, eine slawische Gründung.
 
Eine kleine Anekdote möchte ich noch anführen: Lange Zeit war ja die Rhone die deutsch-französische Grenze.

Und noch heute gibt es in der Region Lyon und südlich die Redewendungen "aborder le royaume" bzw. "aborder le saint-empire", wenn man die Rhone nach Westen bzw. Osten überquert.

Wobei das "heute" Stand der 1970er Jahre ist, als mein Geschichtsprofessor Forschungen in der Gegend betrieb. Aber wenn sich das bis dahin gehalten hatte vermute ich, daß die Redewendungen die letzten 40 Jahre auch noch geschafft haben.

Auch ich kenne diesen Ausdruck für die beiden Seiten der Rhône. Ich habe ihn allerdings in einem Reiseführer über die Provence gelesen.

Da denkt man doch schon wieder an folgendes:

:urlaub:
 
Meine Großmutter mütterlicherseits würde 1946 aus Konradswaldau vertrieben!
Sie hatten eine halbe Stunde Zeit ein paar Sachen auf einen Karren zu packen und dann ab!

Von der Eroberung durch die Russen, bis zur Vertreibung mussten die Deutschen weiße Armbinden tragen!
Das sollte wohl als Stigmatisierung gelten!
 
Könnte es sein, dass Ihr hier eine Diskussion führt, die ins 19. oder 20. Jahrhundert gehört?
Das hat doch im 18. keine Sau interessiert.
Und sollte im 21. auch wieder keine Sau interessieren.

Fakt ist, dass die Sprachgrenze zwischen den romanischen und den germanischen Sprachen sich seit den Karolingern nicht verändert hat.

Während die zwischen den slawischen und den germanischen Sprachen sich in einem Bereich von 2-300km eifrig hin- und hergeschoben hat. (Irgendwo habe ich hier mal was von Schlesien gelesen...)
Das eigentlich interessante in dieser Diskussion.

Für mich heißt das, dass je nach Zeiten, mal das slawische, mal das germanische Kulturmodell attraktiver war.


Die Attraktivität konnte durchaus "gesteuert" werden.
Um bei Schlesien - eigentlich Oberschlesien - im 20 Jh. zu bleiben:

Die im Dezember 1939 im polnischen Teil Oberschlesiens durchgeführte
polizeiliche Einwohnererfassung ergab, daß ca. 90 % der Einwohner
Zugehörigkeit zu der deutschen Nation deklarierten.

Nach der Einführug der DVL 1941, wurden in diesem Gebiet ca 60 %
Einwohner in die VL III eingetragen, in die IV ca. 4 %, die absoluten Zahlen
gehen hier auseinander, da auch das Gebiet des Teschener Schlesiens
erfasst wurde.

Die Schlesier mit der III (später auch IV) wurden in die Wehrmacht eingezogen - wie (fast)alle Volksdeutsche. Ca. 5000 aus Schlesien stammenden
Wehrmachtsangehörigen, mit VL III wurden mit EK ausgezeichnet.

Ca. 40 % der Soldaten der polnischen Streitkräfte an der Westfront waren
Ex - Wehrmachtsoldaten - sowohl polnische Staatsbürger vor 1939 (mit DVL - Status ), als auch deutsche Staatsbürger polnischer Nationalität, die
übergelaufen sind, bzw. in allieerten Kriegsgefangenenlagern rekrutiert
wurden. Insgesamt waren es etwa 89 000 Mann, davon aus (O)Schlesien
ca. 50 000 ehemalige Wehrmachtsangehörige.
(alles "Deutsche im Sinne des Grudgesetzes")

Im Osten sah es bescheidener aus - nur ca. 3000 Soldaten, überwiegend
in der 3 ID weniger in der 5 ID. Fast ausschliesslich aus ehemaligen
Wehrmachtsoldaten bestand sog. Sturmbatallion, welches den Schutz
der neugebildeten kommunistischen Regierung übernahm und später den
Kern der Truppen des Innenministeriums bildete.
Stalin hat hier grundsätzliche Bedenken gehabt und ließ nicht zu, daß
unter den Kriegsgefangen rekrutiert wurde.(nach Kriegsende saßen in
Lagern ca. 57 000 Polen aus den Wehrmachtsbeständen)

Hinzu kommen Teile einer Partisanenbrigade in Jugoslawien. Wo ebenfalls
Beutekameraden anzutrefen waren.

Nach dem Krieg.
Bis 1947 hatten ca 750 000 Bewohner des bis 1939 deutschen Teil Oberschlesiens polnische Staatsbürgerschaft ( 17 000 in Niederschlesien)
erhalten. (eigentlich alles "Deutsche im Sinne des Grundgesetzes").
"25 Zloty - Polen" - sowiel kostete der Antrag. Einige der Mitarbeiter
der Kattowitzer Parteiverwaltung wurden allerdings hingerichtet, wo sich
herausgestellt hatte, daß sie vorher einem Beschäftigungsverhältnis bei
der Gestapo nachgingen. Ziemlich erfolgreich.

Noch später nach dem Krieg - zwischen 1956 und 1959 verliessen
ca. 280 000 Personen Polen in Richtung Bundesrepublik und DDR.
Familienzusammenführung. Die Zahl der in den 70 - er und 80 - er
vertriebenen dürfte höher als 1 000 000 Personen liegen.

Seit 1990 dürfen polnische Staatsbürger, sofern sie als "Deutsche
im Sinne des Grundgesetzes gelten, doppelte Staatsbürgeschaft besitzen.
Ich schätze, daß es ca. 250 - 280 000 Personen sein dürften.
Vergleicht man die Zahl mit den Stimmen, die bei den Parlamentswahlen
für die Vertreter der Deutschen Minderheit abgegeben werden, ergibt
sich...hmmm....eine gewisse Kluft. Auch in Schlesien.

Seit einiger Jahren steht Polen als Auswanderungsziel für die Bundesbürger
auf dritter Stelle hinter USA und Schweiz.......Sind zwar nicht überwiegend
aber viele Schlesier....


Die Beantwortung der Frage "Wie war das tatsächlich mit Schlesien" scheint mir etwas kompliziert. Destomehr, daß o.g. Zahlen nur ein kleines Teil von Schlesien betrefen. Zieht man noch die Gegend um Görlitz, Ruhland
oder Teschen Wartenberg, Breslau hinzu, wirds noch komplizierter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die im Dezember 1939 im polnischen Teil Oberschlesiens durchgeführte polizeiliche Einwohnererfassung [a] ergab, daß ca. 90 % der Einwohner Zugehörigkeit zu der deutschen Nation deklarierten.

Nach der Einführug der DVL 1941, wurden in diesem Gebiet ca 60 %
Einwohner in die VL III eingetragen , in die IV ca. 4 %, die absoluten Zahlen
gehen hier auseinander, da auch das Gebiet des Teschener Schlesiens
erfasst wurde.


Dazu würde mich die Quellen [a] und interessieren.

Die "angegliederten Gebiete" im Bereich Schlesiens betrafen nach den RFSS-bzw. RSHA-Statistiken 1940 rd. 2,75 Mio. Bevölkerung mit knapp 11.000 qkm. Im gesamten deutsch-besetzten Teil Polens befanden sich nach Erfassung der Muttersprache 600.000 Volksdeutsche bei insgesamt 20,2 Mio. Einwohner. Die "90%" - so die Angabe quellenseitig belegbar wäre - sind daher faktisch unmöglich.

Unter "polizeilicher Erfassung" ist vermutlich die Tätigkeit des SSuPolF Krakau Karl Zech ? Wikipedia gemeint.

Das - soweit solche Erfassungen neben dem beginnenden Terror und den Deportationen Okt/Nov. 1939 stattfanden - in den angegliederten Teile deutsche Volkszugehörigkeit eingetragen wurde, wäre nachvollziehbar.


Die Zahl der in den 70 - er und 80 - er vertriebenen dürfte höher als 1 000 000 Personen liegen.
Was ist damit gemeint?
 
Zuletzt bearbeitet:
zitat:

Die "angegliederten Gebiete" im Bereich Schlesiens betrafen nach den RFSS-bzw. RSHA-Statistiken 1940 rd. 2,75 Mio. Bevölkerung mit knapp 11.000 qkm. Im gesamten deutsch-besetzten Teil Polens befanden sich nach Erfassung der Muttersprache 600.000 Volksdeutsche bei insgesamt 20,2 Mio. Einwohner. Die "90%" - so die Angabe quellenseitig belegbar wäre - sind daher faktisch unmöglich.

Zur Erklärung:

1.

Annektiert also Heim ins (dritte) Reich geholt worden sind damals - Okt. Nov. 1939 -
( bzw. "Schlesien" geworden )
- die polnische Wojewodschaft Schlesien, bestehend aus
dem Gebiet des Oberschlesiens, welches nach der Abstimmung 1921 an
Polen fiel, - (1914 Deutsches Reich) sowie Teschener Schlesien mit "Olsa Gebiet" - annektiert von Polen 1938 (1914 Österreich - Ungarn )
- Teile der Wojewodschaften Krakau und Kielce (1914 Russland bzw. Österreich - Ungarn)
- das Hultschiner Ländchen - Ex CzSl.

Schlesien ist 1939 um Gebiete erweitert worden, die eigentlich
nie "schlesisch" gewesen sind - für einen echten Oberschlesier endet
die zivilisierte Welt am Flüsschen Brynitza, welches seiner Zeit - bis 1914
die Grenze zu Russland bildete. Wenn hier von Oberschlesien (und Oberschlesiern) die Rede sein sollte, dann sind aus dem von Dir genannten Gebiet nur einge Kreise relevant.

2.

Der Begriff "Volksdeutsche" hatte eine andere Bedeutung 1939/1940 und
ab März 1941 - als die DVL "zum Gesetz" wurde.
(Eigentlich ist sie es bis heute....:devil:)
Es mag sein, daß man nach der "Definition" von 1939 auf
600 000 Volksdeutsche in dem besetzten Gebieten kam (Kriterium
Muttersprache). Ende 1944 waren es schon über 3 Millionen.


Zitat
:
Dazu würde mich die Quellen [a] und interessieren.
a)
Die Einwohnererfassung in Ostoberschlesien 1939 - u.a. Börnelburg - Geschichte und Mythos Armia Krajowa s.77. Madajczak Okupationspolitik Nazideutschalnds in Polen 1939 - 1945. Auch Quellen zu Gauleiter Wagner
usw.

b) am besten alte gute wiki - "Deutsche Volksliste". Es gibt dazu eine
ganze Menge anderer Quellen. Das Problem ist, daß für die Gebiete
OS mit Oberschlesiern (5 - 6 Kreise - Abstimmungsgebiet 1921) keine Quellen da sind
- ich gehe davon aus, daß in diesen Kreisen, die nach
dem I WK mit 60 % für Polen gestimmt haben (Kattowitz, Tarnowitz, Rybnik
usw.) der Anteil der "Deutschen im Sinne des Grundgesetzes", also
Angehörigen der VL I-IV nach 1941 über 90 % lag. Ist aber nur eine
Vermutung.

Zitat:

Unter "polizeilicher Erfassung" ist vermutlich die Tätigkeit des SSuPolF Krakau Karl Zech ? Wikipedia gemeint.

Das - soweit solche Erfassungen neben dem beginnenden Terror und den Deportationen Okt/Nov. 1939 stattfanden - in den angegliederten Teile deutsche Volkszugehörigkeit eingetragen wurde, wäre nachvollziehbar.


Sagt mir nix. Krakau war GG, dort lief vieles anders.

Die Deportationen im eigentlichen OS (grob - ex - Abstimmungsgebiet) betrafen 1939 in erster Linie Juden ( Anteil unter 1% in Wojewodschaft Slask) - die Kattowitzer Juden wurden z.B. ganz einfach in ein Paar Züge gepfercht, an die Demarkationslinie mit SU gebracht und irgendwo an dem Fluss San in die Botanik ausgesetzt. Die Abrechnung mit den Ex - Aufständischen 1919 - 1921 besorgten schon im September/Oktober`39 , Freikorps, Selbstschutz und die Einsatzgruppen. Sonderfandungsbücher
für dieses Gebiet wurden schon vor dem 1.09. 1939 ausgearbeitet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hätt ich nu gern ne Karte dazu, welche ich so schnell nich finden konnte... :red:

Datei:Oberschlesien-Karte 1905.png ? Wikipedia


Brinitza heisst das Flüsschen - durch Dt. Piekar /Laurahütte


Das kannst Du mit der ersten besten Karte von 1940 - 1945 vergleichen,
wenn es um Grenzen Schlesien im II WK geht.

Noch etwas:

Dreikaisereck

Der Grenzverlauf NO vom Dreikaisereck ist im Prinzip 600 Jahre unverändert
geblieben. (bis auf die südpreussische Episode Ende XVIII/Anf. XIX Jh.) Der Grenzverlauf Oberschlesiens im Süden resultiert aus den Schlesischen Kriegen - 1740 - 1756.

Der Verlauf der Grenzen Schlesiens als einer historischen Region (frühes Mittelalter) sieht in diesem Gebiet wiedrum etwas anders aus.

Die östliche Grenze OS/Schlesiens war keine Sprachgrenze. Die Bevölkerung
sprach auf beiden Seiten polnisch, obwohl in unterschiedlichen Dialekten,
war katholisch/bzw. überwiegend katholisch. Die Animositäten über
die Brinitza hinweg sind für die Aussenstehenden schwer nachvollziehbar
aber sind - und waren - da. Etwa Sachsen - Preußen oder so....
 
[1]"polizeilicher Erfassung"/Sagt mir nix. Krakau war GG, dort lief vieles anders.

[2]Schlesien ist 1939 um Gebiete erweitert worden, die eigentlich nie "schlesisch" gewesen sind ...

[3]Die Deportationen im eigentlichen OS (grob - ex - Abstimmungsgebiet) betrafen 1939 in erster Linie Juden

zu 1.: Die SS-/Polizeigliederung orientierte sich bis 1945 auf ausdrücklichen Wunsch des RFSS an der alten Reichsgrenze; somit galten hier andere Zuständigkeiten, also: -> SSPF/HSSPF Krakau. Mit Krakau/GG hat das nichts zu tun.


zu 2.: Hat bislang auch niemand problematisiert.
Die Personenerfassung bezogen sich allerdings auf die angegliederten Gebiete. Von den rund 10.000 qkm betrafen 4.000 qkm den rein polnisch bewohnten galizischen Gebietsgürtel im Osten, rd. 3000 das Gebiet um Kattowitz sowie Rybnik/Pless, 1000 das Teschener Gebiet - soweit es nicht an die Slowakei ging, sowie rd 2000 aus dem Hauptteil des Kreises Zawiercie und der Westteil des Kreises Tschenstochau (beides dem RegBez. Oppeln zugeschlagen). Insbesondere gegen die Einbeziehung der "galizischen" Gebiete mit rd. 400.000 Menschen gab es Widerstand der Verwaltung, da die "Germanisierung" der übrigen "Wasserpolen" hierdurch als gefährdet angesehen wurde.


zu 3:
Danke für den Hinweis, die Polizei-Aktion vom Dez. 1939 habe ich bei Bömelburg gefunden.

Deutlich sollte werden, dass diese Zählungen ebenso wie die spätere Volksliste unter dem Besatzungsterror stattfanden und insofern singulär zu betrachten sind, insbesondere von Zählungen/Abstimmungen zu unterscheiden sind.

"Als Beispiel für ein erzwungenes politisches Bekenntnis kann in Ostoberschlesien die einwohnererfassung vom 17. bis 23.12.1939 gelten, wo unter Androhung der Aussiedlung ..."
(Bömelburg, aaO, S. 78). Die Erfassung wurde wie bei der VL nicht geprüft, der Zulauf und die entsprechende Eintragung war aufgrund des Besatzungsregimes lebenswichtig. Damit bestimmt wurden Deportationsfragen, Arbeits-, Versorgungs- und Geldfragen. Der Repressionsdruck war bereits allgemein sichtbar durch die im Oktober 1939 angelaufene "völkische Flurbereinigung" und die Verfolgung der "polnischen Intelligenz" nebst Entfernung von Personen, die sich nicht zur deutschen Volksgruppe bekannten, aus den Ämtern.

Wie ich es oben vermutet hatte, sind diese Zuordnungen/Eintragungen von 90% ausschließlich unter dem Besatzungsdruck des NS-Regimes entstanden.
 
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