Könnte es sein, dass Ihr hier eine Diskussion führt, die ins 19. oder 20. Jahrhundert gehört?
Das hat doch im 18. keine Sau interessiert.
Und sollte im 21. auch wieder keine Sau interessieren.
Fakt ist, dass die Sprachgrenze zwischen den romanischen und den germanischen Sprachen sich seit den Karolingern nicht verändert hat.
Während die zwischen den slawischen und den germanischen Sprachen sich in einem Bereich von 2-300km eifrig hin- und hergeschoben hat. (Irgendwo habe ich hier mal was von Schlesien gelesen...)
Das eigentlich interessante in dieser Diskussion.
Für mich heißt das, dass je nach Zeiten, mal das slawische, mal das germanische Kulturmodell attraktiver war.
Die Attraktivität konnte durchaus "gesteuert" werden.
Um bei Schlesien - eigentlich Oberschlesien - im 20 Jh. zu bleiben:
Die im Dezember 1939 im polnischen Teil Oberschlesiens durchgeführte
polizeiliche Einwohnererfassung ergab, daß ca. 90 % der Einwohner
Zugehörigkeit zu der deutschen Nation deklarierten.
Nach der Einführug der DVL 1941, wurden in diesem Gebiet ca 60 %
Einwohner in die VL III eingetragen, in die IV ca. 4 %, die absoluten Zahlen
gehen hier auseinander, da auch das Gebiet des Teschener Schlesiens
erfasst wurde.
Die Schlesier mit der III (später auch IV) wurden in die Wehrmacht eingezogen - wie (fast)alle Volksdeutsche. Ca. 5000 aus Schlesien stammenden
Wehrmachtsangehörigen, mit VL III wurden mit EK ausgezeichnet.
Ca. 40 % der Soldaten der polnischen Streitkräfte an der Westfront waren
Ex - Wehrmachtsoldaten - sowohl polnische Staatsbürger vor 1939 (mit DVL - Status ), als auch deutsche Staatsbürger polnischer Nationalität, die
übergelaufen sind, bzw. in allieerten Kriegsgefangenenlagern rekrutiert
wurden. Insgesamt waren es etwa 89 000 Mann, davon aus (O)Schlesien
ca. 50 000 ehemalige Wehrmachtsangehörige.
(alles "Deutsche im Sinne des Grudgesetzes")
Im Osten sah es bescheidener aus - nur ca. 3000 Soldaten, überwiegend
in der 3 ID weniger in der 5 ID. Fast ausschliesslich aus ehemaligen
Wehrmachtsoldaten bestand sog. Sturmbatallion, welches den Schutz
der neugebildeten kommunistischen Regierung übernahm und später den
Kern der Truppen des Innenministeriums bildete.
Stalin hat hier grundsätzliche Bedenken gehabt und ließ nicht zu, daß
unter den Kriegsgefangen rekrutiert wurde.(nach Kriegsende saßen in
Lagern ca. 57 000 Polen aus den Wehrmachtsbeständen)
Hinzu kommen Teile einer Partisanenbrigade in Jugoslawien. Wo ebenfalls
Beutekameraden anzutrefen waren.
Nach dem Krieg.
Bis 1947 hatten ca 750 000 Bewohner des bis 1939 deutschen Teil Oberschlesiens polnische Staatsbürgerschaft ( 17 000 in Niederschlesien)
erhalten. (eigentlich alles "Deutsche im Sinne des Grundgesetzes").
"25 Zloty - Polen" - sowiel kostete der Antrag. Einige der Mitarbeiter
der Kattowitzer Parteiverwaltung wurden allerdings hingerichtet, wo sich
herausgestellt hatte, daß sie vorher einem Beschäftigungsverhältnis bei
der Gestapo nachgingen. Ziemlich erfolgreich.
Noch später nach dem Krieg - zwischen 1956 und 1959 verliessen
ca. 280 000 Personen Polen in Richtung Bundesrepublik und DDR.
Familienzusammenführung. Die Zahl der in den 70 - er und 80 - er
vertriebenen dürfte höher als 1 000 000 Personen liegen.
Seit 1990 dürfen polnische Staatsbürger, sofern sie als "Deutsche
im Sinne des Grundgesetzes gelten, doppelte Staatsbürgeschaft besitzen.
Ich schätze, daß es ca. 250 - 280 000 Personen sein dürften.
Vergleicht man die Zahl mit den Stimmen, die bei den Parlamentswahlen
für die Vertreter der Deutschen Minderheit abgegeben werden, ergibt
sich...hmmm....eine gewisse Kluft. Auch in Schlesien.
Seit einiger Jahren steht Polen als Auswanderungsziel für die Bundesbürger
auf dritter Stelle hinter USA und Schweiz.......Sind zwar nicht überwiegend
aber viele Schlesier....
Die Beantwortung der Frage "Wie war das tatsächlich mit Schlesien" scheint mir etwas kompliziert. Destomehr, daß o.g. Zahlen nur ein kleines Teil von Schlesien betrefen. Zieht man noch die Gegend um Görlitz, Ruhland
oder Teschen Wartenberg, Breslau hinzu, wirds noch komplizierter.