Neben der VCM gibt es noch die
Annales regni francorum, die über die Beziehungen zum christlichen und muslimischen Spanien berichten. Insgesamt ist das aber alles sehr dünn. Online findest du die Annales in lateinischer Sprache (einschließlich Bearbeiterkommentaren) hier:
MGH
Es gibt aber auch eine deutsche Übersetzung, die du in größeren Bibliotheken finden solltest, in der
Freiherr von Stein Gedächtnisausgabe (FSGA(A)).
In spanischen Quellen (muslimischen wie christlichen) findet man nichts zur karolingischen Expansion über die Pyrenäen hinweg (so wenigstens Margarita
Torres Sevilla-Quiñones de León in
Las batallas legendarias y el oficio de la guerra ('Die legendären Schlachten und das Kriegshandwerk'), einem Buch in dem sich die Verfasserin intensiv mit den Schlachten des frühen achten bis ausgehenden zehnten Jahrhunderts befasst, u.a. auch Roncesvalles).
Gerade zu Roncesvalles gibt es viel mehr - auch schon mittelalterliche - Rezeptionsgeschichte, als wirklich Fakten. Das frz. und dt. Rolandslied, das Karlslied, die Santiagoreise des Bischofs Turpin (der ein rein literarischer Charakter ist und erstmals im Rolandslied auftritt). In Spanien - im christlichen Spanien! - wurde ein Gegenentwurf zu Roland (bzw. sein spanisches Spiegelbild!) erfunden,
Bernardo de Carpio. Dieser christliche Ritter, ein angeblicher Neffe von Alfons II.
dem Keuschen (hier haben wir also zwei Könige und zwei Neffen!) soll Roland dann erschlagen haben. Die Legende von Bernardo wird erstmals im 13. Jhdt. fassbar.
Bei Torres steht's nicht, aber anderswo habe ich mal einen Datierungsversuch gelesen, der die im 13. Jhdt. erstmals belegt Legende auf das 11./12 Jhdt. zurückführen möchte. Demnach habe die damals französische Dominanz am spanischen Königshof (Alfons VI. hatte sukzessive fünf Ehefrauen, davon war eine eine Maurin, die anderen kamen aus Frankreich, die Ehemänner der Töchter Alfons' VI. waren Heinrich von Burgund und Raimund von Toulouse) dazu geführt, dass das Rolandslied in Spanien bekannt geworden sei und habe, auch aus Opposition zur frz. Dominanz am Königshof unter dem Adel einen Markt für antirolandinische(=antifranzösische) Literatur geschaffen. Wo ich diese These her habe, kann ich dir aber leider nicht mehr sagen. Bei Torres finde ich sie nicht.
Es hat aber wohl tatsächlich einen Brief von Alfons dem Keuschen an Karl gegeben, in dem Alfons sich Karl formell unterwirft, leider kann ich dir nicht sagen, wo du diesen Brief findest, oder ob die Existenz diees Briefes nur der mittelalterlichen Literatur entnommen wurde.