Sonderausstellung gibt Einblicke in Orte des Grauens
Galgen, Rad und Scheiterhaufen
Ausstellung Neanderthal-Museum, Mettmann
20. Februar bis 27. Juni 2010
NEANDERTAL. Galgen, Rad, Scheiterhaufen – diese drei Wörter reichen aus, um sich eine Vorstellung von der Grausamkeit mittelalterlicher und neuzeitlicher Gerichtsbarkeit zu machen. Entsprechen die heutigen Ansichten aber der Wirklichkeit? Was weiß man von den Prozessen, den Richtstätten, der Situation der Verurteilten? Wer waren die Richter und Henker? Was dachten und fühlten die Menschen? Wie sah der Ablauf einer Hinrichtung im Mittelalter und der Neuzeit aus? Stimmt die moderne Rezeption in Filmen mit der geschichtlichen Wirklichkeit überein?
Antworten auf diese Fragen liefert das Neanderthal Museum in Mettmann vom 20. Februar bis 27. Juni 2010 mit der Sonderausstellung „Galgen, Rad und Scheiterhaufen – Einblicke in Orte des Grauens“.
Die Ausstellung beleuchtet das Thema Richtstätten aus archäologischen, anthropologischen, historischen und volkskundlichen Blickwinkeln. Neben den üblichen historischen Exponaten werden auch ausgegrabene Skelettreste Hingerichteter gezeigt. Diese unterschiedlichen Perspektiven erlauben eine Annäherung an die Geschichte. Heute zeugen oft nur noch historische Karten und Flurnamen von den Richtstätten, die sich im Mittelalter und vor allem in der frühen Neuzeit vor jeder Stadt befanden. Archäologisch ausgegraben und untersucht wurden bislang nur wenige Richtstätten. Dort, wo Ausgrabungen stattfanden, haben sie wesentlich zum Erkenntnisgewinn über dieses düstere Kapitel europäischer Geschichte beigetragen.
Die archäologischen Untersuchungen erschließen die Abfolge der Bestattungen und die Reihenfolge der Richtstättenbauten, wie etwa Erneuerungen oder Reparaturen an den Hochgerichten. Die anthropologischen Untersuchungen an den Skeletten geben Auskunft über Sterbealter, Geschlecht, Hinrichtungsart, Ernährungszustand und Krankheiten der Verurteilten. Selten greifen Archäologie, Anthropologie und historische Schriftquellen so ideal ineinander wie an der Fundstelle Emmenbrücke bei Luzern in der Schweiz. Hier konnten mehrere der freigelegten Skelette nach eingehender Untersuchung durch Archäologen und Anthropologen in den historischen Quellen überlieferten Personen zugewiesen werden.
Die Ausstellung schlägt einen chronologischen Bogen von den frühesten Hinweisen auf ortsfeste Hinrichtungsstätten im 13. Jahrhundert über die Zeit der Aufklärung bis zum heutigen Tag. In vielen Gesellschaften wurden und werden als besonders schwerwiegend definierte Verbrechen mit dem Tode geahndet. Obwohl mit der Aufklärung das Recht, über das Leben eines Menschen zu richten, zunehmend in Frage gestellt wurde, dauerte es noch mindestens 200 Jahre, bis nach dem 2. Weltkrieg die meisten Staaten Europas die Todesstrafe abgeschafft hatten. In Deutschland regelt dies Artikel 102 des Grundgesetzes: „Die Todesstrafe ist abgeschafft“. Noch im Jahr 2008 fanden weltweit 2390 staatlich legalisierte Hinrichtungen statt. Weltweit warten etwa 20.000 verurteilte Häftlinge auf ihre Hinrichtung. Dank einer Kooperation mit Amnesty International werden diese Daten auch in der Ausstellung dokumentiert. Sie unterstreichen die Aktualität des Themas der staatlichen Vergeltung.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch (14,90 €), außerdem gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Themenführungen und vielem mehr (Details siehe
www.neanderthal.de).
Neanderthal Museum, Talstraße 300, 40822 Mettmann, Tel. 02104/97970; Internet: www.neanderthal.de; e‑Mail: museum@neanderthal.de; Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr; Eintritt 7 Euro für die Dauerausstellung (inkl. Neanderthaler-Fundort), 5 Euro für die Sonderausstellung, Kombiticket 9 Euro; Ermäßigung für Gruppen, Familien, Kinder, Studenten, Behinderte.
In der Ausstellung und im Begleitkatalog findest du Antworten auf all deine Fragen. Gruß Galgenpapst