schwangerschaft

LadyAlienor

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ich hätte mal noch ne frage, brauch das für nen roman:

wenn im mittelalter eine königin schwanger war, wann wurde das dann offiziell verkündet, oder erfuhren die Menschen das erst bei der Geburt? wie wurde das damals gehandhabt?
 
Romantizide

Ich glaube erst dann, wenn man sich sicher war, dass das Kind gesund und munter ist. Also erst nach der Geburt...
 
Dazu muss man wissen, wie Kommunikation in einer weitgehend schriftlosen Kultur wie der des europäischen Hochmittelalters funktioniert. Im Spätmittelalter dagegen gibt es viel mehr schriftkundige Personen. Mitteilungen wurden vielfach durch symbolische Akte gemacht, die bekamen natürlich nur diejenigen mit, welche anwesend waren, also meist nur die den Königshof begleitenden Adeligen, zufällig Anwesende und ein äußerst geringer Teil des gemeinen Volkes.
Eine Schwangerschaft ist eigentlich ab einem gewissen Zeitpunkt recht gut sichtbar, einer öffentlichen Mitteilung bedarf es daher wohl kaum. Je nachdem, wo der Hof sich gerade aufhält, bemerken natürlich mehr oder weniger eine royale Schwangerschaft.
 
Der Hof mag von der Schwangerschaft vielleicht was mitbekommen.
Aber ob es den Städtern und Dörflern interessiert hätte, ob die Königin schwanger wäre? Die Könige des Mittelalter waren so weit weg vom Volke wie heute immer noch, wenn es nicht die Boulevardpresse gäbe.
Zudem z.B. die Könige im Mittelalter wegen der verschiedenen Jahreszeiten und der mangelnden Wärmeversorgung sowie der ständigen Regierungsarbeit (Infowege gab es zwar, aber für Entscheidungen war die Person meist selbst vor Ort notwendig)ständig auf Reisen und ihre Anwesenheit in verschiedenen Pfalzen erleuchtete.
Und die Hofberichterstattung - darüber kann man ja mal in einem eigenen Thread (in einem anderen Zeitalter) fachsimpeln, ab wann die Hofberichterstattung einsetzte.
 
ich hätte mal noch ne frage, brauch das für nen roman:

wenn im mittelalter eine königin schwanger war, wann wurde das dann offiziell verkündet, oder erfuhren die Menschen das erst bei der Geburt? wie wurde das damals gehandhabt?
Was heißt "offiziell verkündet"?
Radio gab's noch nicht.
Aber die wichtigsten Hofbeamten waren bei der Geburt dabei. Denn es musste auf jeden Fall vermieden werden. dass irgendein Kind untergeschoben wurde, das dann Ansprüche auf den Thron erhob. Die Geburt war ein Staatsakt!
Ich erinnere mich, dass eine normannische Königin (ich glaube, es war Konstanze, die Frau Heinrichs VI.) auf dem Wege zu ihrem Mann auf Sizilien unterwegs in einem Zelt in Anwesenheit eines hohen Beamten niederkam.
 
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Ich erinnere mich, dass eine normannische Königin (ich glaube, es war Konstanze, die Frau Heinrichs VI.) auf dem Wege zu ihrem Mann auf Sizilien unterwegs in einem Zelt in Anwesenheit eines hohen Beamten niederkam.

Die "Geburt von Jesi" (Apulien) wo Friedrich II. von Hohenstaufen auf dem Marktplatz der Stadt, vor den Augen des Volkes, das Licht der Welt erblickt haben soll. Was allerdings mehr in die Welt der Legenden einzuordnen ist. Es waren aller Warscheinlichtkeit nach einige Geistliche vor Ort die als Zeugen der Geburt fungierten.

Ich glaube auch nicht das Schwangerschaften in den Familien der Herrschenden dem Volke verkündet wurden. Was ginge es ihm auch an, da das Volk in Fragen der Erbschaft oder Nachfolge eh kein Wort mitzureden hatten.
Politische Bedeutung erhielten Schwangerschaften da wo es um die Existenz einer Dynastie ging. Und selbst da wird man nicht daran gedacht haben das Volk zu informieren. Wichtiger war es da schon das die Mächtigen und Einflußreichen von einer möglichen Nachfolgeschaft ihres Lehnsherren in Kenntniss zu setzten. Die Schwangerschaft Konstanze de Hautevilles war so ein Fall. Schließlich kam es bei ihr darauf an die Stauferdynastie zu bewahren. Denn nach Heinrichs VI. Tod lebte nur noch dessen Bruder, Philipp von Schwaben, und der hatte "nur" Töchter.
Oder auch die Schwangerschaft Clementias von Ungarn, der Frau König Ludwigs X. von Frankreich. Der König starb 1316 und hinterlies eine Hochschwangere Frau. Ganz Frankreich (und vor allem des toten Königs Brüder, die nach dem Throne schielten) musste die Geburt abwarten. Und tatsächlich kam Clementia mit einem König (Johann I. "Postumus") nieder, was bis heute einmalig blieb. Zum Glück für die frischgebackenen Onkel (Philipp V. und Karl IV.) lebte der neue König nur ein Paar Tage.

Das Volk wird Schwangerschaften in den Familien ihrer Herren (nicht nur bei den Königen) mit Wohlwollen zu Kenntniss genommen haben. Die mögliche Geburt eines Erben verringerte die Wahrscheinlichkeit von Nachfolgekämpfen die vor allem auf dem Rücken des einfachen Volkes ausgetragen wurden.
 
Danke für eure hilfe, das hilft mir tatsächlich weiter.
Ich schreibe nämlich einen roman, in dem die frau des königs im 6. monat eine fehlgeburt hat, und es siamesische Zwillinge waren...und als er das sieht, hält er es für ein Monster, und glaubt, gott habe ihn strafen wollen, teilt nie mehr das bett mit seiner frau, aus a ngst, nur noch monster hervorbringen zu können...offiziell gilt er als kinderlos..
denn da schwangerschaften ja nicht bekanntgegeben wurden, kann ich das prima so machen :)
 
Je nachdem, in welchem Jahrhundert du dich befindest und wie da die Frauenmode ist (und wie die normale Statur der Königin...) kann es wirklich gut sein, dass man im 6. Monat noch nicht viel sieht. Bis zum 14. Jahrhundert kann eine etwas rundliche Königin eine Schwangerschaft sicher sogar noch in der Öffentlichkeit verstecken.

Ab dem späten 14. Jahrhundert wird die Tratschabteilung schon ab der 11. Woche auf Hochtouren laufen. :D

Was du allerdings auch nicht unterschätzen solltest, ist die Tatsache, dass es den Wäscherinnen aufgefallen sein wird, wenn die Königin ihre Tage nicht mehr hat. Keine diskreten Tampons im Mittelalter. Da wird man eventuell ne Weile tricksen können, aber das würde man wohl auch müssen.
 
Ab dem späten 14. Jahrhundert wird die Tratschabteilung schon ab der 11. Woche auf Hochtouren laufen. :D

Was du allerdings auch nicht unterschätzen solltest, ist die Tatsache, dass es den Wäscherinnen aufgefallen sein wird, wenn die Königin ihre Tage nicht mehr hat. Keine diskreten Tampons im Mittelalter. Da wird man eventuell ne Weile tricksen können, aber das würde man wohl auch müssen.
Ich finde es nicht mehr, schade.
Hier gabs mal einen Thread ( Was machten Frauen im Mittelalter, während ihrer Periode)
Und listenreich ist diese Spezies sowieso.
 
Danke für eure hilfe, das hilft mir tatsächlich weiter.
Ich schreibe nämlich einen roman, in dem die frau des königs im 6. monat eine fehlgeburt hat, und es siamesische Zwillinge waren...und als er das sieht, hält er es für ein Monster, und glaubt, gott habe ihn strafen wollen, teilt nie mehr das bett mit seiner frau, aus a ngst, nur noch monster hervorbringen zu können...offiziell gilt er als kinderlos..
denn da schwangerschaften ja nicht bekanntgegeben wurden, kann ich das prima so machen :)

Wahnsinnsplot.
Allerdings solltest bedenken, dass im Mittelalter die gebärende Frau an solchen Sachen "schuld" hatte und nicht der Mann, der immer rein, stattlich, gesund und ordentlich war.
Wenn also der Mann in Deinem Roman persönliche Konsequenzen zieht und die Schuldfrage auf sich nimmt, ist er ein sehr sensibler mittelalterlicher König oder so in seine Frau verliebt, dass er ihr die "Schuld" von der herrschenden Meinung von ihr nimmt.
Hoffentlich muß er nicht ständig Kriege ausfechten und vorne weg kämpfen, dann stimmt die Geschichte psychologisch nicht.
Ach, ich vergaß, Du bist ja weiblich. Da kommen Kriege und ihre ausführlichen Schlachtengemälde in Geschichten nicht vor.
 
Ach, ich vergaß, Du bist ja weiblich. Da kommen Kriege und ihre ausführlichen Schlachtengemälde in Geschichten nicht vor.

Ach, ich denke, von Rosamunde Pilcher ist sie weit weg.
Lady, bei so vielen Romanen, die du schon geschrieben hast, schmeiss doch mal ein paar Titel hier rein. Ich würde mich freuen, etwas von dir zu kaufen.
Schliesslich fängt hier jeder neue Thread von dir mit, " Hilfe, ich schreibe einen Roman" an. Und geholfen wurde dir ja fast immer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wahnsinnsplot.
Allerdings solltest bedenken, dass im Mittelalter die gebärende Frau an solchen Sachen "schuld" hatte und nicht der Mann, der immer rein, stattlich, gesund und ordentlich war.
Wenn also der Mann in Deinem Roman persönliche Konsequenzen zieht und die Schuldfrage auf sich nimmt, ist er ein sehr sensibler mittelalterlicher König oder so in seine Frau verliebt, dass er ihr die "Schuld" von der herrschenden Meinung von ihr nimmt.
Hoffentlich muß er nicht ständig Kriege ausfechten und vorne weg kämpfen, dann stimmt die Geschichte psychologisch nicht.
Ach, ich vergaß, Du bist ja weiblich. Da kommen Kriege und ihre ausführlichen Schlachtengemälde in Geschichten nicht vor.

Ein vollkomen überflüssiger, zynischer Angriff. Du hast keine Ahnung, wie sie ihr Buch aufzieht (ich auch nicht, aber ich urteile nicht auf Grund eines Posts und zweiter x-Chomosomen). Und selbst wenn du Recht hast, zwingt dich dann jemand, das Buch zu lesen?
 
Falls du noch Inspiration brauchst: Die Geburt Mariens war ein beliebtes Sujet bei den Künstlern im Mittelalter und zeigt viel Hebammen- und Geburtsalltag, anders als die Geburt Christi. Bei IMAREAL kannst du dir die Bilder aus deinem Romanzeitraum zeigen lassen.

Zwar schon eher Neuzeit, aber vielleicht auch ganz hilfreich: Eucharius Rösslin: Der swangeren Frauwen und Hebammen Rosegarten, Strassburg ca. 1513, vielleicht hat es ja eine Inkunablen- und alte Drucke-Sammlung in deiner Nähe. Dort findest du auch Holzschnitte mit abnormalen Geburtslagen und sogar siamesischen Zwillingen. Weitere Verweise könntest du in Harry Kühnel, Alltag im Spätmittelalter, 1984, S. 158ff finden.
 
Ein vollkomen überflüssiger, zynischer Angriff. Du hast keine Ahnung, wie sie ihr Buch aufzieht (ich auch nicht, aber ich urteile nicht auf Grund eines Posts und zweiter x-Chomosomen). Und selbst wenn du Recht hast, zwingt dich dann jemand, das Buch zu lesen?

Lieber Eichelhäher,
was an meinem Posting zynisch sei, ist mir ein Rätsel. Ob Lady Alienor doch ausufernde Schlachtengemälde beschreibt... lasse ich mich überraschen.

Ich habe aufmerksam gemacht, wie man im Mittelalter gedacht hat. Und Lady Alienor hat beschrieben, dass der mittelalterliche König die "Schuld" auf sich nehmen will.
Ich kann aber auch in einer Traumwelt leben und glauben zu allen Zeiten der Menschheit wurde die Frau rücksichtsvoll und gleichwertig behandelt.

Ich weiß nicht, ob das Buch historisch oder fantasy wird. Über das kommende Buch urteilen tue ich nun gleich gar nicht. Ich bin wie viele hier gefragt worden und ich habe meine Gedanken dazu eingebracht.
 
Unter zynisch rechne ich Bemerkungen wie "Wahnsinnsplot" und "Ach, ich vergaß, du bist weiblich". Über deine fachlichen Einwände habe ich nichts gesagt, im Gegenteil, ich stimme ihnen voll und ganz zu.
 
Mein Roman ist alles andere als kitschig...und der könig darin hat auch frauen vergewaltigt.
mich stört in mittelalterlichen romanen immer, dass herrscher manchmal zu gut, in anderen romanen zu böse dargestellt werden, bei mir ist das mehr ein mix , gute und schlechte eigenschaften.
Das er glaubt, schuld an der missbildung des kindes zu sein, erkläre ich so:er hat einmal , vor jahren, ein massaker angerichtet und hunderte von menschen töten lassen. Eine der Frauen sagte, bevor sie ermordet wurde, er sei von nun an verflucht, ebenso seine kinder im mutterleib, die er noch zeugen würde..
da im mittelalter alle Menschen abergläubisch waren, finde ich das sehr passend...dass jemand dann an einen Fluch glaubt...obwohl es keinen gibt.
ich will den aberglauben, der damals herrschte, auch rüberbringen....der herrscher wird immer depressiver, glaubt an einen fluch, der gar nicht existiert, was ihn schliesslich zugrunderichtet...
 
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