Jiddisch - eine mittelhochdeutsche Sprache (?)

In Israel wird mittelfristig aussterben. Da sich die Gründer für hebräisch entschlossen (was sehr günstig für die orientalen Juden war), konnten die Osteuropäischen Migranten sich nicht durchsetzen. der Holocaust hat bekanntlich die jüdischen Gemeinden OSteuropas zerstört und die wenigen dortgebliebenen werden imho die Sprache kaum aufrechterhaltne können. In New york wir jiddisch mWn noch gepflegt. Es gibt jiddische Autoren, vermutlich auch Theater und eventuell Musik. Schulen bezweifle ich schon sehr. es wird sich vielleicht ähnlich entwickeln wie viele Dialekte, ein paar Leute versuchen noch etwas damit zu machen (z.b. Asterixbände;) ), aber die Anzahl der aktiven Sprecher wird sehr bald sehr stark zurückgehen.
Ich bin mir aber sicher, dass man jiddisch völlig berechtigt Sprache ohne Land nennen kann.
Das könnte stimmen, denn ich habe etwas über eine Autonome Jüdische Republik in Russland gefunden, aber selbst da wurde das Jiddische alles andere als gefördert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jüdisches_Autonomes_Gebiet
und
http://www.zeit.de/archiv/1951/10/Zt19510308_003_0018_p?page=1
 
Andererseits hat Israel seit dem Untergang der Sowjetunion sehr viele osteuropäische Migranten aufgenommen, die noch Jiddisch sprechen. Anscheinend erfreut sich Jiddisch in Israel, aber auch innerhalb von jüdischen Gemeinden in den USA einer wachsenden Beliebtheit. Eine ehemalige Kommilitonin hat mir erzählt, daß sie in Jerusalem mit einem Antiquitätenhändler deutsch gesprochen habe, worauf sie zwei Amerikanerinnen ansprachen, die ihr Elogen machten, wie gut sie jiddisch spräche. Die beiden waren über 80, hatten aber vor kurzem damit angefangen, jiddisch zu lernen.
Marcel Reich- Ranicki schreibt in seiner Autobiographie, daß es ihm vorgekommen sei, die Sprache Walther von der Vogelweides oder Wolfram Eschenbachs zu hören, als er in Warschau zum ersten Mal jiddisch hört.
 
Flere Blankeflere aus dem Jahr 1750 von einem unbekannten Prager Dichter:

Es wŏr ain kēnig auş china. dérselbig hot ain grŏsén krig géhaltén mit ain andérn kēnig. die krig hot sēr lang gédauert. er lag ain langé zait far der reŝidend štat welché er mit šturmér hand ain génumén hot un· den selbigén kēnig umŝ lebén gebracht, sainé kēnigin ŏbér hot er in sain land nŏch china géfirt. obšon sainé armē lait im raubung gémacht hŏbén un· alés zu ihrén kēnig gébracht so hot er dŏ nikŝ farlangt zu génisén sondérn alés untér sainé soldaten aingétailt, die kēnigin wŏr ihm sēr wol géfalén, er nam si far ainé gemalin. sie hot ach ainé frau mit sich gébracht welché sēr gétrai zu ir wŏr un alé ire auş ligniŝ un· sorg mit guté rét ir ain gérōtén hot. di frau must alzait bai ihr in ir kawinet blaibén. si wōr ach in ganzén hōf sēr bélibig un· kan ach fil šproch . . .

Wie die Geschichte weitergeht...
 
Zuletzt bearbeitet:
In Israel wird mittelfristig aussterben.
Wie ich schon geschrieben habe, wird im orthodoxen Umfeld immer noch und verstärkt Jiddisch verwendet, auch in Israel. So gibt es hier dann auch sehr wohl zahlreiche Schulen welche Jiddisch als Unterrichtssprache verwenden etc. Wenn man sich dann die Entwicklung der Bevölkerungszahlen etc. ansieht, stellt sich eigentlich eher die Frage, ob Jiddisch in Israel nicht weiter wachsen wird.
 
Andererseits hat Israel seit dem Untergang der Sowjetunion sehr viele osteuropäische Migranten aufgenommen, die noch Jiddisch sprechen. Anscheinend erfreut sich Jiddisch in Israel, aber auch innerhalb von jüdischen Gemeinden in den USA einer wachsenden Beliebtheit.
Dein (damaliger) Eindruck ist falsch. Die Sprecher der jiddischen Sprache in Jerusalem sind mitnachten osteuropäische Migranten, die erst vor kurzem Sibierien verlassen haben. Tatsächlich war die Jiddische Sprache während der Sowjet-Zeit nahezu untergegangen und Auswanderer aus Osteuropa sind hier bis auf wenige meist uralte Ausnahmen nicht mächtig.
Die Jiddische Sprache in der Jerusalemer Altstadt und Mea Schearim geht auf eine frühere Einwanderungswellen ultraorthodoxer Juden aus Osteuropa im 18. und 19. Jahrhundert zurück. Mit ihr ihrem Festhalten an der Jiddischen Sprache und ihren antiquierten osteuropäischen Trachten wenden sie sich Bewusst gegen die hebräisch-sprachige Mehrheitsgesellschaft und den säkularen Staat Israel.
Es handelt sich daher um keinen neuen Trend sondern nun mehr 200 Jahre alte, lebendige Tradition jiddischer Kultur in Jerusalem.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tatsächlich war die Jiddische Sprache während der Sowjet-Zeit nahezu untergegangen und Auswanderer aus Osteuropa sind hier bis auf wenige meist uralte Ausnahmen nicht mächtig.
Das stimmt nicht ganz.
Ein Freund von mir (lebt als deutscher Jude derzeit in Israel) erzählte mir von russischen Auswanderern, die noch kein Iwrit können (und er kann kein Russisch), und mit denen hat er sich auf Jiddisch verständigt (d.h. er redet Deutsch, so halbwegs versteht man sich dann ja).
Ansonsten hast Du natürlich völlig recht.
 
Zurück
Oben