Bewaffnung der Soldaten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg?

Ein besonders schönes Exemplar einer Jägerbüchse besaß um 1770 auch der Wildschütze Mathias Klostermayr, genannt der "Bayrische Hiesl": Ein wunderbarer, mit goldenen Intarsien verzierter Stutzen, den man heute noch im Deutschen Jagd und Fischerei Museum in München bewundern kann.

Klostermayr konnte erst nach einer stundenlangen Schießerei mit einem Kommando Soldaten überwältigt werden, als ihm und seinen Leuten Pulver und Blei ausgingen. Dabei wurde auch dieser Stutzen erbeutet.
 
1.
Baker Rifle
Hatte ich nicht mit rein genommen, da für 1775 nicht relevant. Das berühmte 60th Regiment of Foot (Royal American) wurde beispielsweise erst 1797 mit Büchsen (Rifles) ausgerüstet und war lange Zeit ein gewöhnliches Linieninfanterieregiment.
Andere bekannte Büchsen auf britischer Seite kamen eher erst mit dem Eintreffen der deutschen Jägerkompanien zum Einsatz.
2.
Das von Dir, Scorpio, beschriebene Gemälde findet sich auch auf der bereits verlinkten Homepage. http://www.militaryheritage.com/60thregt.htm
Scheinbar wurde dem Bajonettangriff ein hoher Wert beigemessen, das ist wahr. Effektiv kam es natürlich nicht oft zum Nahkampf, das Bajonett war eher eine Schockwaffe, die allerdings scheinbar Wirkung zeigte gegenüber undisziplinierten Truppen, wie denen der Continentalarmy in den ersten Kriegsjahren.
(Man sollte vielleicht mal anschauen, wieviele amerikanische Offiziere von britischen Bajonetten auf den Gemälden erstochen werden. Ist das bspw. aussagekräftig für die Moral der amerikanischen Soldaten. So leicht steht in einer normalen Armee wohl kein Offizier einem Gegner mit Bajonett gegenüber, zwischen den beiden stehen zumeist drei Glieder von Infanteristen. ;) Mal im Ernst: beim Abgriff wird schon von Vorne geführt, aber beim Bajonettangriff macht das wenig Sinn, wenn die Truppen aufeinander treffen, da damit jede Überschaubarkeit flöten geht.)
 
Das mit dem Bild ist eine gute Idee. Darüber kann ich dann Vergleiche anstellen.
Mein Referat oder Vortrag geht über die Gefechte von Lexington und Concord. Aber ich denke der riesige Unterschied in Punkto Bewaffnung ist in der Zwischenzeit nicht passiert.
Jetzt mal noch eine Frage in punkto Amerikaner.
Soviel ich weis waren die Amerikanischen Kämpfer eher freiwillige Jäger oder Farmer. Bei den Gefechten von Lexington und concord waren die Milizen ja keine Armee. Oder täusche ich mich da?
Ein andere Sache wären noch Pistolen. Ich denke doch das auf Seite der Amerikaner welche vorhanden waren. Bei den Brite dürften ja nur Offiziere welche besessen haben. Davon abgesehen denke ich das die Milizen auch noch Äxte, Dolche,... mitführten. Stimmt das so? Bis jetzt habe ich noch auf keiner Homepage wirklich etwas dazu gefunden.
 
Die Bajonettattacke war sicher ein wirksames Mittel, dem Gegner einen Schock zu versetzen, ihn zu zersprengen und in die Flucht zu schlagen. Große Verluste konnte man dem Gegner damit aber kaum, und wenn dann vor allem indirekt, durch Desertion zufügen, denn in den allermeisten Fällen wich eine Seite unweigerlich aus, bevor es zur Bajonettattacke kam. Das Bajonett hatte noch Ende des 18. Jahrhunderts prominente Fürsprecher wie Marschall Suwurow, der ein eiserner Befürworter des Bajonetts war. Daher behaupteten auch so viele russische Kommandeure, Bajonettatacken geführt zu haben. Noch im Sezessionskrieg war "Stonewall" Jackson ein Anhänger des Bajonetts. Das auf den europäischen Schlachtfeldern wirklich einmal die Bajonette gekreuzt wurden, dafür habe ich nur ein einziges Beispiel aus den Befreiungskriegen gefunden, ich glaube, es war in der Schlacht an der Katzbach. Doch das lag daran, das beiden Seiten der Rückweg abgeschnitten war.

Zu Pistolen ist zu sagen, daß diese eigentlich nur bei der Kavallerie zur standardmäßigen Ausstattung gehörten. Unteroffiziere und Sergeanten, vor allem Werber führten auf Transporten oft Taschenpistolen, Terzerole, mit sich, die als Schutzwaffen auf kürzeste Entfernung gedacht waren. Dabei handelte es sich aber oft um Privatwaffen. Von diesen dürfte es aber gerade auf amerikanischer Seite viele unter den Offizieren gegeben haben, die wie später im Sezessionskrieg Privatwaffen mitbrachten. Auch die hessischen Offiziere brachten oft ihre privaten Pistolen mit nach Amerika. Die üblichen Duell- oder Sportpistolen, die man paarweise am Sattel trug, waren sicher im Nahkampf sehr wirkungsvoll, aber eben wenn man sie im Gürtel mit sich herumtragen mußte, auch sehr schwer und lästig. Vor allem konnte man sich auch leicht selbst in den Bauch schießen, wenn man vergaß, die Dinger nur auf Halbhahn zu spannen. Dann darf man auch nicht vergessen, daß auch die Steinschloßwaffen häufig versagten. Man hielt die Pistolen leicht schräg, da so die Zündung am besten funktionierte. Im Pulverdampf und Nahkampf war da ein kurzer Säbel oft effektiver. Pistolen waren eigentlich vor allem Reiter- und Offizierswaffen. Terzerole, die man versteckt in der Kleidung trug, betrachtete man allerdings als unfaire, unritterliche Waffen. Ein amerikanischer Offizier ergab sich bei Flatbush einem hessischen Grenadier. Als dieser ihn zur Sammelstelle abführte, zog er eine Pistole und legte auf den Grenadier an. Offenbar war er nicht schnell genug oder seine Waffe versagte, denn der Grenadier spießte ihn daraufhin mit dem Bajonett auf.
 
Ich denke auch, dass Pistolen eigentlich kaum eine Rolle spielten im Unabhängigkeitskrieg. Sinn machen sie ohnehin eher im Nahkampf, das heißt wenn der Gegner schon nahe genug war, dass die Waffe wirken konnte. Kavallerie war am Anfang kaum eingesetzt worden. Die Amerikaner sollen durch den ganzen Krieg hindurch nicht auf mehr als 1.000 Reiter gekommen sein. Scheinbar waren gute, geeignete Reitpferde in den Kolonien Mangelware (weswegen die reitenden Milizonäre im "Patriot" auch Blödsinn sind). Die Engländer setzten durch den ganzen Krieg nur zwei reguläre Kavallerieregimenter ein, ansonsten nur kleinere Freiwilligenkav.verbände. Selbst von dieser wenigen Kav. der Briten musste ein Teil zu Fuß kämpfen, die deutschen Kavalleristen, die nach Amerika kamen ebenso in der Mehrzahl. Als infanteristisch kämpfender Soldat machen Pistolen ganz offensichtlich keinen Sinn, allein schon wegen der Reichweite etc.. Wenn Du ein bisschen die Schlachten anschaust wird Dir das Fehlen od. der Mangel an Kavallerie auffallen. Natürlich wirkte sich das auch auf den Krieg aus, besonders bei weiten Strecken, die man durch unerschlossene Gebiete zurück legen musste.

Es mögen Äxte, Beile, Messer etc. existiert haben, spielten aber im Kampf kaum eine Rolle, am ehesten noch, wenn man Vorposten überrumpeln wollte. Die Wirkung des Säbels, noch weit unrealistischer als die des Bajonetts, wurde im 18.Jh. auch gern als infanteristische Waffe übertrieben. Nicht umsonst schafften die Briten den Säbel recht früh bei der Infanterie ab.
Literaturtipp: "Collector's Illustrated Encyclopedia of the American Revolution"von George C. Neumann (Rebell Pub. Co.) 1990
(Da findet man eigentlich alle Waffen im Original.)
 
So ok. Soweit verstanden. Nun noch einige Fragen um zu präzisieren:
bei den ersten beiden Gefechten also Concord und Lexington waren es noch keine Armee oder sonstiges mit eiheiticher Kleidung.
wie schwer war den das Marschgepäck auf englischer Seite? Ich schätze dass das so 40 kg waren.
 
wie schwer war den das Marschgepäck auf englischer Seite? Ich schätze dass das so 40 kg waren.
Zwischen 30 und 40 kg wird immer wieder angenommen.
Ein Freund von mir hat sich mal mit gefülltem franz. Militärtornister und voller Ausrüstung auf eine Waage gestellt und war etwa 35 Kilo schwerer. Ich glaube allerdings, dass 40 kg etwas übertrieben wären, zumal die Briten keine Infanteriesäbel mehr mitführten.
Ich weiß auch, dass in vielen Darstellungen das Gewicht der Montierung der Briten überaus betont wird. Die Ursache erschließt sich mir nicht. Der Mensch hat ungefähr ein Maximalgewicht, was er auf große Entfernungen mit sich transportieren kann. Dr. Junkelmann hat das schon betont, dass dieses nötige Gewicht eigentlich nur gerüngfügig vom römischen Legionär bis zum Soldaten der Neuzeit einer Wandlung unterzogen war.
Man kann sich ganz leicht ausrechnen wie so ein Gewicht überhaupt zu Stande kam: Patronentasche (voll gefüllt mit Bleikugeln und Pulver zu Patronen verbunden), Bajonett, Tornister mit Putzzeug (für Muskete, Uniform und Haare), Wechselhemd, Strümpfe, Decke, Proviant (nicht zu unterschätzen), vielleicht ein Paar Wechselschuhe, Paradegamaschen eventuell, Lagermütze, Puderbeutel...
 
Zuletzt bearbeitet:
Suche das Buch "The Kentucky Rifle" (John G. W. Dillon). Das Buch wurde in 1924/6 geschrieben, als sich die Amerikaner fur Vorderlader-Waffen als Hobby :gun: zu interesieren angefangen haben. Dieses Buch wurde vielmal wieder gedruckt, weil das bis heute eine der besten Quellen ist.
pozdrawiam :))
 
Kavallerie war am Anfang kaum eingesetzt worden. Die Amerikaner sollen durch den ganzen Krieg hindurch nicht auf mehr als 1.000 Reiter gekommen sein.
Genau. Kazimierz Pułaski (von den Amerikaner Casimir Pulaski genannt), der als Generalmajor fur George Washington gekampft hat, wollte die richtige Kavallerie fur ihm organisieren. Mit keinem Erfolg. Washington hat ewig das selbe Argument: zu wenig Geld in der Staatkase. Kavallerie war immer relativ sehr teuer. Pułaski hat also endlich in 1778 das erste Kavallerie-Regiment organisiert. Nach eine seriouse Streit zwischen Washington und Kongres. Sein Regiment hat der erste Mal an dem Kampf um Charleston (10. Mai 1779) teilgenommen. Dieses Regiment war also ein sehr symbolisches Einheit. Aber Pułaski wurde fur den nachsten Generazionen "the Father of the American Cavalry".
http://www.newbedford.k12.ma.us/elementary/casimir.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Kazimierz_Pułaski
 
Es hat prominente polnische Freiheitskämpfer auf Seiten der Amerikaner gegeben, das ist richtig, @Bartek. Durch deinen Beitrag mußte ich noch an einen anderen polnischen Abenteurer denken, an Moritz Beniowski. Dieser nahm auf österreichischer Seite am Siebenjährigen Krieg teil, er reiste nach Madagaskar, das er als französische Kolonie zu gewinnen versuchte. Er war de facto der Herr von Madagaskar, konnte aber 1776 weder die Franzosen, noch die Österreicher und Briten für sein Madagaskarprojekt gewinnen.. Er reiste 1776 nach Amerika und versuchte, den Kongreß für seine Madagaskarpläne zu gewinnen. Beniowski gehörte zur engen Umgebbung Pulaskis, bis zu dessen Tod in den Kämpfen 1780 um Savannah. Beniowski forderte vom Kongreß Mittel für seine Rückkehr nach Europa, und als ihm diese verwehrt wurde, versuchte er als Militärunternehmer und Kommandeur einer Legion sein Glück in der Neuen Welt zu machen.

Beniowski beabsichtigte, selbst Subsidientruppen in Europa anzuwerben, und er machte Washington diesen Vorschlag. Dieser war nämlich von den Qualitäten der "Hessians" überzeugt, und einige deutsche Überläufer kämpften dann auch in Pulaskis Korps. Die frühen USA wären also beinahe vom Wortführer in der Soldatenhandelsdebatte zum Beteiligten im Soldatenhandel geworden.
 
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