Das Jahr 1766 in Deutschland

Brissotin

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Hallo,
vielleicht überrascht die Frage, aber mich interessiert heute, was so alles bedeutsames aus Kultur, Politik und Wissenschaft in Deutschland um das Jahr 1766, eher davor als danach passiert ist. Mit Wikipedia habe ich mir schon ein paar Daten zusammen gesucht, nur ist da die Ausschütte (bis auf den Fall Lothringens an Frankreich) etwas mager. Es sollte vor allem recht direkt bekannt gewesen sein im HRR.
Vielleicht könnt ihr mit 1. und 2. auch markieren, was jeder gewusst haben dürfte und was nur die "oberen 10.000".
Ein Beispiel:
1. Seit 1765 ist Joseph II. Kaiser.
2. Am 12.12.1766 Tod von Johann Christoph Gottsched.
 
Hallo,
vielleicht überrascht die Frage, aber mich interessiert heute, was so alles bedeutsames aus Kultur, Politik und Wissenschaft in Deutschland um das Jahr 1766, eher davor als danach passiert ist. Mit Wikipedia habe ich mir schon ein paar Daten zusammen gesucht, nur ist da die Ausschütte (bis auf den Fall Lothringens an Frankreich) etwas mager. Es sollte vor allem recht direkt bekannt gewesen sein im HRR.
Vielleicht könnt ihr mit 1. und 2. auch markieren, was jeder gewusst haben dürfte und was nur die "oberen 10.000".
Ein Beispiel:
1. Seit 1765 ist Joseph II. Kaiser.
2. Am 12.12.1766 Tod von Johann Christoph Gottsched.

Hast du Wiki schon befragt?
http://de.wikipedia.org/wiki/1766
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:1766

Oh, ich seh gerade, du hast wiki schon durch.
Dann könnte ich dir nur noch mit persönlichen Daten helfen, die aber für die Zeitgeschichte nicht relevant sein dürften.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schwerpunkt sollte halt Deutschland sein. Wenn etwas besonderes zum Raum Herzogtum Berg oder Grafschaft Mark bekannt ist, wäre das sogar noch besser.
Wer 1766 geboren wurde ist beispielweise einigermaßen uninteressant, weil man ja zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste was aus ihm würde, außer es handelt sich um Thronanwärter, das war dann schon eher in aller Munde.

1. (vielleicht)
Heirat Joseph II. mit Maria Josepha von Bayern in Schönbrunn. 23.01.1765
Ich denke mal die Vermählung des römisch-deutschen Königs war allgemein bekannt. Zumal diese Vermählung mit einer Tochter des Kaisers Karl VII. einen besonderen Wert zur Friedenpolitik im Reich hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da stellt sich doch erstmal die Frage, inwieweit der Herr seinen Zeitgenossen, insbesondere dem "einfachen Mann" überhaupt bekannt war.
Ich vermute mal, weniger.
Deswegen habe ich ja auch unterschieden zwischen 1. und 2..
Das Beispiel, dass Joseph II. 1765 Kaiser wurde habe ich mit 1. angesetzt. Es dürfte also so ziemlich vielen Bewohnern des HRR bekannt geworden sein. Die repräsentativen Staatsporträts des Kaisers wurden bspw. im Reich verschickt und auch anderwertig die Kaiserwahl im Reich publik gemacht. Der Kaiser war, nach einer Aussage von Goethes Mutter, Bestandteil des Gebets zumindest in Frankfurt, scheint es. Das heißt er wurde in die Fürbitten aufgenommen.
2. Soll die Daten umfassen, die vielleicht der gebildeten Welt bekannt waren. Gottsched, so schätze ich es ein, war zumindest für die dichterisch und sprachlich interessierte Oberschicht ein Begriff. Der Tod von bedeutenden Denkern und Dichtern fand ja bis in Musik und Kunst seinen Widerhall.
 
Eine revolutionäre Innovation, die sowohl Gebildeten bekannt war, als auch von existenzieller Bedeutung für das Leben der einfachen Leute, war ohne Zweifel die Einführung des flächendeckenden Kartoffelanbaus. Es war die bedeutendste agrarhistorische Innovation seit der Dreifelderwirtschaft. Es gibt regional unzählige Anekdoten, die darauf Bezug nehmen. Am bekanntesten sind die Geschichten über König Friedrich. Er soll die Kartoffelfelder von Grenadieren bewachen haben lassen, so daß die Landbevölkerung dachte, das müsse etwas besonderes sein. In meiner Geburtsstadt feiert man seit 1728 die "Salatkirmes". Die Rituale nehmen Bezug auf einen frühen Versuch Landgraf Karls von Hessen- Kassel. Dieser soll der Sage nach den hessischen Bauern Kartoffeln und in Schmand eingelegten Kopfsalat serviert haben, offenbar mit eher negativem Erfolg, denn bei der Salatkirmes ist es bis heute geblieben. Flächendeckend wird sich die Kartoffel in Hessen aber erst unter seinem Enkel Friedrich II. durchgesetzt haben. Dieser ging bei der Forcierung des Kartoffelanbaus behutsamer vor, als sein preußischer Namensvetter. Entgegen vieler Geschichtsbuchlegenden, griff nämlich Friedrich von Preußen zu Zwang und drohte Strafen an. Moderner erscheint das Vorgehen des Landgrafen, der Prämien aussetzte und Ideenwettbewerbe ausschrieb. Ähnliche Geschichten gibt es aus vielen deutschen Ländern.
Doch in letzter Konsequenz war die Einführung der Kartoffel nicht einem König und auch keinem Landgrafen, Universitätsprofessor oder Bauern zu verdanken, sondern der letzten Hungerkatastrophe alteuropäischen Ausmaßes, die gerade in die Jahre nach Ende des Siebenjährigen Krieges fiel, und die 1770/71 ihren Höhepunkt erreichte. Selbst Länder, die überhaupt nicht unmittelbar vom Krieg betroffen waren, wurden von ihr heimgesorgt. Die Roggenpreise explodierten und stiegen von 1766 bis 1770/71 vom fünffachen, bis auf das zwanzigfache des üblichen Preises für einen Simmer Korn. In dieser Not entdeckte man die Kartoffel, die zuvor als Viehfutter galt. Kartoffeln wachsen auch auf sandigem, unfruchbaren Boden, die Pflanzen können viel ertragen, und bringen ein Vielfaches des Ertrages von Getreide. Die Gefahr von Hungerkatastrophen schien gebannt. In Irland, wo man die Knollen schon früh kultivierte, lebten Hunderttausende von der Kartoffel. "Potacken in der Früh, zu Mittag in der Häut, Potacken in Ewigkeit", dichtete man in Franken. 1822 wurde allerdings Deutschland und in den 1840er Jahren Irland von der Kartoffelfäule geschlagen. "The Great Famine", die große Hungersnot hat sich bis heute tief in das Bewußtsein der Iren gebrannt. Tausende verhungerten, die Menschen aßen Gras und alles mögliche Getier. Die Bevölkerungszahl Irlands sank von annäherend 6 auf 3 Millionen. Tausende von Iren flohen in die Neue Welt. Nicht viel besser war es während der Zeit des Pauperismus in Deutschland. Manche Gemeinden bezahlten ihren Armen lieber die einmalige Passage nach Amerika, als sie weiter durchzufüttern. Die Innovation des Kartoffelanbaus beschäftigte auch die Gebildeten. So stammen zum Beispiel die altbekannten Bauernregeln, die wir heute fast nur noch in verhohnepiepelter Form kennen, nicht von blödsinnigen Bauern, sondern von Universitätsprofessoren und Kameralisten, die sich bemühten, wissenschaftliche Phänomene in leicht verständliche Zwei- und Vierzeiler zu bringen. Dabei ging es auch um die Zubereitung und Präparation der Kartoffel, denn dieses obskure Nachtschattengewächs war den Bauern nicht geheuer. Ernährungsgeschichtlich war die Kartoffel sehr bedeutsam. Sie verdrängte die bis dahin bedeutsame Hirse und die üblichen Suppen und Breie, die vom ärmsten Bauern bis zum König fast alle konsumierten. Die Umstellung von einer Suppen-, Brei- und Hülsenfrüchte auf eine Kost bestehend hauptsächlich aus Kartoffeln, war keine Kleinigkeit. So klagten die sicher nicht verwöhnten Bewohner der Rhön über Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Brennen im Körper.
 
@ Scorpio
Ich schlage mal nach, ob sich 1766 als so wesentlich für den Anbau der Kartoffel darstellt oder beziehst Du Dich hauptsächlich auf die Roggenpreise?
 
Du sagtest ja, daß Du den Zeitraum eher etwas früher oder etwas später ansetzen würdest. In der Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg, vor allem während der Hungerkatastrophe, die 1770/71ihren Höhepunkt erreichte ist tatsächlich der Zeitpunkt, an dem sich der flächendeckende Kartoffelanbau durchsetzte, mochte die Knolle aus Amerika in verschiedenen deutschen Ländern auch schon früher bekannt gewesen sein. Doch bezweifle ich, daß sich bei Wikipedia viel über so etwas profanes und alltägliches wie eine Hungerkatastrophe findet, sofern nicht wie bei der Great Famine ein ganzes Land entvölkert wird. Wie gesagt, es war die letzte große Hungersnot alteuropäischen Ausmaßes, und sie offenbarte eines der größten Probleme des 18. Jahrhunderts, nämlich eine tief in die Mitte der Gesellschaft reichende Massenarmut. Die Unsicherheit der Lebensverhältnisse, die Bettler- und Vagantenscharen, die bettelnden Kinder, die verzweifelte Lage der Unterschichten, muß man freilich meist aus Archivalien rekonstruieren. Die Gefahr der Verklärung des 18. Jahrhunderts ist groß, zumal sich aus dieser Epoche zahlreiche bewundernswerte Kulturschätze erhalten haben. Doch die Phantasie führt in die Irre, wenn man sich Würzburg oder Kassel als Stadt des Rokoko mit eleganten Damen und Kavalieren und biedersinnigen Handwerkern vorstellt. Die Hungerkatastrophe nach dem Siebenjährigen Krieg, und als unmittelbare Folge davon der flächendeckende Kartoffelanbau dürften jedenfalls für die meisten Zeitgenossen von größerer Brisanz gewesen sein, als die Krönung Joseph II. Aber Arme haben sich noch nie sonderlich großen Ansehens erfreut, und Armut hat keine Stimme und keine Lobby. Diese Welt der kleinen Leute ist bereits damals literarisch verdrängt worden, nicht einmal die erbärmliche Lage der Zigeuner führte zur humanen Betroffenheit, sondern zu einer Zigeunerromantik, hinter der sich Sehnsüchte nach individueller Freiheit verbargen.
Ich kann Dir in diesem Zusammenhang noch einmal wärmstens Prof. Schuberts Werk "Arme Leute Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts" empfehlen, es wird in Freiburg sicher in der UB erhältlich sein, und ich kann meinem Mentor kein größeres Kompliment machen, als daß ich wünschte, das Buch sei von mir. Schubert hat Unmengen an Archivalien bearbeitet, er schreibt dabei auch ausführlich über Kartoffel- und Tabakanbau, Fischerei und Fischereirechte, Umweltverschmutzung, Ernährung. Vor allem konnte Prof. Schubert wirklich gut schreiben, seine unglaublich plastische Darstellung der Alltags- und Sozialgeschichte liest sich streckenweise wie ein historischer Roman. an einem ganz bestimmten Jahr wird sich freilich kein eruptiver anfang des Kartoffelanbaus festmachen lassen, aber 1766 stieg der Roggenpreis auf das siebenfache des üblichen Preises und erreichte erst 1772/73 den normalen Stand. Die Kartoffel war damals schon nicht mehr ganz unbekannt, aber für die menschliche Ernährung wurde sie großen Stils erst durch die Hungersnot entdeckt. In agrarhistorischer, ernährungs- und sozialgeschichtlicher Hinsicht ist dieser Zeitabschnitt aber schon von großer Bedeutung
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke das hilft schon, den Aspekt der Bev.entwicklung ab der 2.Hälfte des 18.Jh. hatte ich in meine Betrachtungen noch nicht miteinbezogen und denke schon, dass die Erhöhung von Preisen/Hungerjahre etc. wichtige Punkte sind.

Chodowiecki und andere führen uns die Armut einer breiten Bevölkerungsschicht in Zeichnungen usw. schön vor Augen. Eigentlich wird das in den zeitgenössischen Büchern auch nicht wirklich geleugnet (kommt ja sogar bei den "Gefährlichen Liebschaften als Randnotiz, der Bauer Armand, vor). Ich denke, dass sich die meisten Leute, die sich mit dem 18.Jh. beschäftigen dieser frappierenden Gegensätze zwischen Reichtum und Armut bewusst sind. Selbst in den Stadtansichten der beiden Canalettos wird dies nicht geleugnet, auch wenn die Auftraggeber, die wohlbetuchten Leute waren. Wir sehen es selbst im Park vom Belvedere in Wien, auf einem Bild Belottos nebeneinander, hier die flanierenden höfischen Personen, da die Arbeiter, die im Schweiß ihres Angesichtes, den Park pflegen.
 
Im letzten Mai war ich seit langem mal wieder in Berlin und natürlich auch in Sanssouci, um bei Preußens auf der Terasse einen zu paffen. Am Grab von König Friedrich hatte ein findiger Zeitgenosse einige Kartoffeln abgelegt. Ich fand das sehr interessant, und ich gehe auch nicht so weit wie Günther Grass, der die Einführung der Kartoffel nach dem Siebenjährigen Krieg für bedeutender, als denselben hält. Aber immerhin, die Knolle ist uns erhalten geblieben, während Schlesien inzwischen längst polnisch ist, und Preußen selbst von der Landkarte getilgt wurde.
 
Steinhäger

Im Jahr 1766 begann die Brennerei Schlichte mit der Produktion des weltberühmten Steinhäger. Das passierte in unserem schönen Nachbarort Steinhagen.
Steinhäger ist mit Wacholder versetzter Korn bzw, Doppelkorn und wird oft in der "Kruke", einer Flasche aus Steingut angeboten. Die Bezeichnung "Steinhäger" ist europaweit geschützt.
Berühmter "Sprit" aus Steinhagen:

Schinkenhäger
Schlichte
Urkönig, jetzt Schwarzer Häger
Fälinger
Landwirth
Niederstadt
Bure Korn

Dies ist keine Werbung, sondern Produktinfo! :)

http://www.obelode.de/steinhagen/brennereien.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Scheinbar sanken auch die Löhne ganz erheblich, was vor allem die Städte Minden und Halle in Westfalen betroffen haben soll, da sich die dortigen Einwohner selbst die Zufuhren durch den König nicht leisten konnten. Die schlimmsten Auswirkungen dieser Probleme werden sich allerdings nach 1766 gezeigt haben.
@ Scorpio
1766 soll Friedrich II. einen speziellen Erlass (wie einige andere auch) zu der Einführung der Kartoffel verkündet haben. Hast Du dazu genauere Angaben?
 
Leider nicht, ich erinnere mich aber an eine hessische Landesordnung etwa aus dieser Zeit, in der der Landgraf verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Landwirtschaft anordnet. Ein Problem bei der Kartoffel war natürlich auch die richtige Zubereitung. Wegen einer gewissen Ähnlichkeit mit Solonazeen wie Stechapfel und Bilsenkraut betrachtete man die Kartoffel mit Mißtrauen. Rohe Kartoffeln oder die Knospen der Pflanze sind giftig. Als Helfer für die Überzeugungsarbeit zog man die Universitäten heran, die leicht verständliche "Bauernweisheiten und Kalendersprüche unters Volk brachten. Doch am Ende und in letzter Konsequenz war es der nackten Not der Hungerkatastrophe nach dem Siebenjährigen Krieg zu verdanken, daß die Bevölkerung von der jahrhundertealten Kost von Suppen, Breien oder Grütze auf Kartoffeln umstieg. Mandate der Obrigkeit betrachtete man mit äußerster Skepsis und Verbitterung. Mandate, Gesetze, Edikte, das war im 18. Jahrhundert lediglich ein Potentialis. Man veränderte in der Landwirtschaft kaum etwas, nicht aus Indolenz, sondern weil das altbewährte wenigstens eine gewisse Rechtssicherheit bot. Immerhin wurden aber nach dem Siebenjährigen Krieg einige agrarische Innovationen eingeführt: Man kreuzte leistungsfähigere Haustierrassen ein, ging zur Stallfütterung über und kultivierte neue Pflanzen wie die Kartoffel oder den Tabak. Schubert hat in seinem Buch nachweisen können, daß in der Zeit um 1770 die bis dahin dominierenden Fruchtsorten Dinkel und Hirse von der Kartoffel verdrängt wurden. Da über 80 % der Bevölkerung auf dem Land lebte, gab es um diese Zeit kaum jemanden, auf den diese Innovationen keine unmittelbaren auswirkungen hatte.
 
Hier mein derzeitiger Kenntnisstand:
Der Kaiser
(seit 1765) Joseph II. aus dem Haus Habsburg-Lothringen

Der Papst
(falls es im Katholischen spielt, seit 1758) Clemens XIII.

Andere wichtige Fürsten:

Friedrich II. König in Preußen
(seit 1740) - vor allem wenn in Mark

Carl Theodor Kurfürst der Pfalz, Herzog von Jülich und Berg
(seit 1742) - vor allem wenn in Berg

Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, Erzbischof von Köln und Bischof von Münster
(seit 1761, zuvor lange Zeit in der Hand der Wittelsbacher)

Was so alles geschah (wird ausgebaut):

1765

1. Heirat des römischen Königs Joseph II. mit Maria Josepha von Bayern in Schönbrunn. 23.01.1765

2. Februar 1765 (wenn im Bergischen) Tod der Francoise Després-Verneuil, sie war die Mätresse Carl Theodors. Seit der Fehlgeburt der Kurfürstin Elisabeth Auguste (28./29.Juni 1761) wurde dem Paar der eheliche Umgang untersagt. Ab 1765 wurde dann Josepha Seyffert, die spätere Gräfin Heydeck die Mätresse des Kurfürsten. (Genaueres dazu folgt, sollte wohl zumindest dem Adeligen bekannt gewesen sein.)

1. Tod Franz I. Stephan Kaiser des Heiligen Römischen Reiches am 18.August 1765 in Innsbruck. Sein Nachfolger wird Joseph II.. (Joseph II. wird allerdings in den Erbländern zusammen mit seiner Mutter Maria Theresia bis zu ihrem Tode 1780 regieren, erst daraufhin kommt es zu den großen Josephinischen Reformen.)

1766

2. 23.02.1766 Tod des Königs Stanislaus I. Leszczyński von Polen, der Herzog von Lothringen und Bar war. Seine Besitzungen werden, zuvor schon von einem Intendant de Justice, Police et Finances vorbereitet, wie vertraglich geregelt an den König von Frankreich Louis XV., seinen Schwiegersohn übergehen und damit endgültig aus dem Reichsverband ausscheiden.

2. 16. Juni 1766 Vertrag zwischen dem Königreich Frankreich und dem Kurfürstentum Pfalz über die Festlegung der Nordgrenze des Elsass. Es ging vorrangig um die Ämter Hagenbach und Selz. (Da Frankreich die Westgrenze nach den verschiedenen Kriegen nicht mit dem Reich im Frieden von Paris festgelegt hatte, kam es nun zu Einigungen mit den einzelnen Reichsständen. Insgesamt verlor die französische Partei wie auch in München zusehends an Boden in Mannheim.)

2. Am 12.12.1766 Tod von Johann Christoph Gottsched.

1. Ab 1766 scheinen in Preußen die Roggenpreise erheblich gestiegen zu sein, ich schau mal, ob ich dazu was finde. (1770/71 gabe es eine große Hungersnot in Preußen, die sich vielleicht schon abzeichnete.) Der Preis soll auf das Siebenfache des üblichen Wertes gestiegen sein, die Ursachen und Auswirkungen, muss ich noch überprüfen.

1. 1766 gab es einen Erlass, der die Verbreitung und den Verzehr der Kartoffel in Preußen fördern sollte. (Das exakte Datum wäre interessant.)

2. 1766 Schrift von Friedrich Carl von Moser "Von dem deutschen Nationalgeist". (Ich habe auch schon die Zeitangabe '65 gefunden).

Allgemeines:
Ab 1765 sanken die Löhne (bspw. in Göttingen) sehr extrem, was sich erst wieder mit Ende der Hungersnot von '72 erholte.


1. Was der gemeine Mann weiß.
2. Was der gebildete Bürger vielleicht weiß (und ich nicht wissen brauche)
 
Es ist zwar ein wenig später, aber 1768 erscheint mit James Cook ein neuer Entdeckertyp auf der Kommandobrücke: Ein Kapitän, der zugleich Wissenschaftler ist. Cooks Suche nach der "Terra Australis incognita" beschäftigte die Intellektuellen in ganz Europa. Er hatte keinen einzigen Fall von Skorbut, da er seinen Männern Sauerkraut verordnete. Seine Berichte über die Polynesier sorgten für großes Aufsehen, auch in Deutschland. Bei Cooks zweiter Expedition waren dann ja auch zwei prominente Deutsche dabei: Johann Adam und Georg Forster. Vor zwei oder drei Jahren wurde übrigens Johann Adam Forsters Reisebericht neugedruckt. Cook hatte eine pragmatische Einstellung zu den Kontakten der Polynesierinnen mit seiner Crew, er gestattete Kontakte, da er sie ohnehin nicht verhindern konnte. In den Hafenstädten Europas entdeckte man bald darauf die Tatuierung, und alle Matrosen wollten solche Tatoos haben. In den Salons entdeckte man den "edlen Wilden", las die Schriften Rousseaus, oder fand wie Marie Antoinette Gefallen am "einfachen Landleben", bzw. daran, was man sich darunter vorstellte. Wie die Südsee, wo man edle Wilde lokalisierte, wurden dann auch bald die heimischen Wälder zu exotischen Kulissen, in denen edle und natürlich auch weniger edle Räuber hausten.
 
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