Hallo!
Ich will einmal ganz ungewöhnlich einen Thread anfangen, nämlich mit dem Verweis auf einen anderen (von mir erstellten:red: ): http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=12543
Womit nämlich die Orden untrennbar verbunden sind, ist mit der Neudeffinition des Anspruchs des Adels. Hatten im 15./16. Jh. die Bürgerlichen zusehends den Adel auch politisch auf das Abstellgleis geschoben, denke ich daran wie Fugger und Welser in die Politik eingriffen, so traten nun die Adeligen als Träger des Herscherwillens erneut auf und gewissermaßen völlig modernisiert. Schon Oliver Cromwell hatte u.a. den Adel als Grundstütze der englischen Regierung erkannt. "Ironischer Weise war Cromwell unter den bedeutenden europäischen Staatsmännern des 17. Jahrhunderts der einzige von "bürgerlicher" Abstammung."*
Die Adeligen wurden in sogenannten Ritterakademien auf ihren "Job" im Staat als funktionierendes Rädchen im Räderwerk des Staatsapperates vorbereitet. Wallenstein besuchte solch eine Schule, ebenso Tilly und andere Feldherren der Liga des 30-jährigen Krieges. Was vom Adeligen solcher Ausbildung erwartet wurde, war umfangreich und kaum gänzlich zu schaffen. Das 18. Jh. mit der neuen Bevorzugung des Adels ging mit einer gewissen Bildungsoffensive einher, welche den Adeligen für seine Aufgaben im Staate sei es als Beamter oder Offizier vorbereiten sollte. Der stufenweise Aufstieg des Adeligen durch die Bildung (zu sehen in: "Der Adeliche Hofemeister, Frankfurt 1693) zeigt als Etappen "Humaniora, Theologia, Historia Universalis, Mathesis, Lingua Exotic, Geographia, Oratoria, Doctrina Moralis, Militica..." dazu Reiten und Fechten und die Grundlagen der Agronomie.
Als ein Beispiel einer solchen "Ritterakademie" gilt das Theresianum.
1746 überließ Maria Theresia dem Jesuitenkolleg das Schloss Favorite, welches daraus ein Seminarum Nobilium machten, was heute mit Ritterakademie übersetzt wird.
Nach dieser Ausbildung sollte eine Karriere in Heer oder Staat anstehen. Aus Reichsrittern und Grafen des lokalen Adels rekrutierten sich die Kabinette. Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen galt dann schon 1763 als ein Außenseiter, da er fast ausschließlich Leute des Großbürgertums in sein Kabinett holte.
Daneben nahm der Adel als Träger der Hofhaltung in verschiedensten Posten wichtige Funktionen ein. Man mag sagen, der Potentat verminderte durch diese Bindung des Adels an den Hof auch die Opposition "im Land", aber hatte der Herscher des Barock/Rokoko nicht auch diese Repräsentation als Verherrlichung eigener Legitimation vielleicht auch nötig?
Selbst die Turniere schloss diese Adelsrenaissance noch immer nicht aus. Dabei galt August II. von Polen schon als ein erstaunlicher Exzentriker, der anlässlich des Fest des Mars 1719 wieder Pallienrennen und Fußturniere durchführen lassen wollte, was seine Hofleute dann doch etwas überforderte. Jedenfalls wurden Rüstungen aus der Rüstkammer in Dresden geholt und wo nötig neue hergestellt. Ich würde, so fragwürdig auch der Nutzen erscheint, diese "ritterlichen" Spiele des Barock/Rokoko doch durchaus als ein interessantes Relikt aus vergangener Zeit sehen. Die Mordernisierung, sprich Abwandlung, dieser Prozedere versinnbildlichen für mich, wie wenig diese Aufzüge zeitgemäß waren und wie sie mehr und mehr sich zu einem puren Vehikel der Macht- und Prunkpräsentation als Element herscherlicher Selbstdarstellung wandelten.
Die veränderte Rolle des Adels in der Kalkulation des Potentaten und dem Staate finde ich ein spannendes Gebiet. Vielleicht hat ja noch jemand Ergänzungen zu dem Thema.
Weiterführende Literatur bzw. Quellen:
"Eine gute Figur machen - Kostüm und Fest am Dresdner Hof" (Kupferstich-Kabinett Dresden anlässlich der Ausstellung 10.09.-03.12.2000)
"Der Mensch des Barock" 1997 Magnus Verlag, * Zitat aus dem Aufsatz daraus: Der Staatsmann (Henry Kamen)
Ich will einmal ganz ungewöhnlich einen Thread anfangen, nämlich mit dem Verweis auf einen anderen (von mir erstellten:red: ): http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=12543
Womit nämlich die Orden untrennbar verbunden sind, ist mit der Neudeffinition des Anspruchs des Adels. Hatten im 15./16. Jh. die Bürgerlichen zusehends den Adel auch politisch auf das Abstellgleis geschoben, denke ich daran wie Fugger und Welser in die Politik eingriffen, so traten nun die Adeligen als Träger des Herscherwillens erneut auf und gewissermaßen völlig modernisiert. Schon Oliver Cromwell hatte u.a. den Adel als Grundstütze der englischen Regierung erkannt. "Ironischer Weise war Cromwell unter den bedeutenden europäischen Staatsmännern des 17. Jahrhunderts der einzige von "bürgerlicher" Abstammung."*
Die Adeligen wurden in sogenannten Ritterakademien auf ihren "Job" im Staat als funktionierendes Rädchen im Räderwerk des Staatsapperates vorbereitet. Wallenstein besuchte solch eine Schule, ebenso Tilly und andere Feldherren der Liga des 30-jährigen Krieges. Was vom Adeligen solcher Ausbildung erwartet wurde, war umfangreich und kaum gänzlich zu schaffen. Das 18. Jh. mit der neuen Bevorzugung des Adels ging mit einer gewissen Bildungsoffensive einher, welche den Adeligen für seine Aufgaben im Staate sei es als Beamter oder Offizier vorbereiten sollte. Der stufenweise Aufstieg des Adeligen durch die Bildung (zu sehen in: "Der Adeliche Hofemeister, Frankfurt 1693) zeigt als Etappen "Humaniora, Theologia, Historia Universalis, Mathesis, Lingua Exotic, Geographia, Oratoria, Doctrina Moralis, Militica..." dazu Reiten und Fechten und die Grundlagen der Agronomie.
Als ein Beispiel einer solchen "Ritterakademie" gilt das Theresianum.
1746 überließ Maria Theresia dem Jesuitenkolleg das Schloss Favorite, welches daraus ein Seminarum Nobilium machten, was heute mit Ritterakademie übersetzt wird.
Nach dieser Ausbildung sollte eine Karriere in Heer oder Staat anstehen. Aus Reichsrittern und Grafen des lokalen Adels rekrutierten sich die Kabinette. Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen galt dann schon 1763 als ein Außenseiter, da er fast ausschließlich Leute des Großbürgertums in sein Kabinett holte.
Daneben nahm der Adel als Träger der Hofhaltung in verschiedensten Posten wichtige Funktionen ein. Man mag sagen, der Potentat verminderte durch diese Bindung des Adels an den Hof auch die Opposition "im Land", aber hatte der Herscher des Barock/Rokoko nicht auch diese Repräsentation als Verherrlichung eigener Legitimation vielleicht auch nötig?
Selbst die Turniere schloss diese Adelsrenaissance noch immer nicht aus. Dabei galt August II. von Polen schon als ein erstaunlicher Exzentriker, der anlässlich des Fest des Mars 1719 wieder Pallienrennen und Fußturniere durchführen lassen wollte, was seine Hofleute dann doch etwas überforderte. Jedenfalls wurden Rüstungen aus der Rüstkammer in Dresden geholt und wo nötig neue hergestellt. Ich würde, so fragwürdig auch der Nutzen erscheint, diese "ritterlichen" Spiele des Barock/Rokoko doch durchaus als ein interessantes Relikt aus vergangener Zeit sehen. Die Mordernisierung, sprich Abwandlung, dieser Prozedere versinnbildlichen für mich, wie wenig diese Aufzüge zeitgemäß waren und wie sie mehr und mehr sich zu einem puren Vehikel der Macht- und Prunkpräsentation als Element herscherlicher Selbstdarstellung wandelten.
Die veränderte Rolle des Adels in der Kalkulation des Potentaten und dem Staate finde ich ein spannendes Gebiet. Vielleicht hat ja noch jemand Ergänzungen zu dem Thema.
Weiterführende Literatur bzw. Quellen:
"Eine gute Figur machen - Kostüm und Fest am Dresdner Hof" (Kupferstich-Kabinett Dresden anlässlich der Ausstellung 10.09.-03.12.2000)
"Der Mensch des Barock" 1997 Magnus Verlag, * Zitat aus dem Aufsatz daraus: Der Staatsmann (Henry Kamen)
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