Bernsteinhandel

E

El Asrak

Gast
Seit der Bronzezeit wird der Ostsee-Bernstein ins Mittelmeergebiet geliefert. Nordeuropäischer Bernstein ist in Ägypten, Kreta, Griechenland und im Römischen Reich verarbeitet worden.
Als "Bernsteinstraßen" findet man immer weder zwei Handelsrouten in der Literatur:
der samländische Bernstein wurde weichselabwärts, über die Elbe und den Rhein oder durch Böhmen bis zur Adria oder zur Rhone-Mündung transportiert
der jütländische Bernstein über Elbe und Rhein bis zur Rhone oder über die Donau bis in die Adria.
Ich finde allerdings widersprüchliche Angaben, wann welche Handelsroute "in Betrieb" war.
Eine Monographie aus den 20er Jahren sieht den samländischen Bernstein und die zugehörige Route erst in der Römerzeit, bronzezeitlicher Handel sei nur mit jütländischem Bernstein geführt worden. In Texten nach dem II. Weltkrieg ist von jütländischem Bernstein nur in Fußnoten die Rede und der baltische Bernstein schon seit dem Neolithikum ins Mittelmeer verbracht worden.
Aber vielleicht habe ich ja nur noch nicht die richtigen Arbeiten gefunden?
 
Die Phönizier sollen auch schon Bernstein bezogen haben und die Assyrer auch.
Ich glaube im ich habe mal irgendwo gelesen, dass auch eíne Bernsteinstraße über die Weichsel und dann zur Donau führte, aber sicher bin ich mir nicht. Vielleicht gab es ja auch verrückte Schiffexpeditionen.
Tacitus schreibt etwas darüber. Dank Titus Livius Link:
www.gottwein.de/Lat/tac/Germ38.htm
Tacitus, Germania, 45
 
Man hat ägyptischen Bernsteinschmuck analysiert und festgestellt, das er von der Ostssee stammt. Denn die verschiedenen Lagestätten haben unterschiedliche chemische Signaturen.
 
Das Büchlein
Günter Krumbiegel und Brigitte Krumbiegel, Bernstein - Fossile Harze aus aller Welt, 2. Auflage Weinstadt 1996
enthält ein ziemlich umfangreiches (leider auch unübersichtliches) Literaturverzeichnis zum Thema "Bernstein".
(Über die prähistorischen Handelswege sind dort nur wenige allgemeine Sätze zu lesen.)
 
Infos über die Bernsteinstrasse findet man auf der Website der Bernsteinstrasse

Die Bedeutendste Route verlief von der Ostsee durch Polen (via Breslau-Wroclaw), die mährische Pforte, entlang der March zur Donau. Bei Carnuntum querte die Straße den Strom und verlief entlang der heutigen Grenze Österreich/Ungarn über Ödenburg/Sopron und Szombathely ins Gebiet von Slowenien. Ptuj und Ljublana liegen ebenfalls auf dieser zur Via Magna ausgebauten Römerstraße, Endpunkt der Bernsteinstraße war Aquileia, der wichtigste Adriahafen diese Epoche.
 
Tacitus und der Bernstein der Aesten

Hamilkar schrieb:
Die Phönizier sollen auch schon Bernstein bezogen haben und die Assyrer auch.
Ich glaube im ich habe mal irgendwo gelesen, dass auch eíne Bernsteinstraße über die Weichsel und dann zur Donau führte, aber sicher bin ich mir nicht. Vielleicht gab es ja auch verrückte Schiffexpeditionen.
Tacitus schreibt etwas darüber. Dank Titus Livius Link:
www.gottwein.de/Lat/tac/Germ38.htm
Tacitus, Germania, 45

Feiner Link!
Ich habe hier die entsprechende Textpassage kopiert:
"Weiter wohnen nun am rechten Ufer des suebischen Meeres die Stämme der Aestier, die die Bräuche und Tracht der Sueben haben, ihre Sprache steht der britannischen näher. Sie verehren die Göttermutter; als Abzeichen ihres Glaubens tragen sie Amulette von Ebern. Dies macht statt Waffen und jeder Art von Schutzwehr den Verehrer der Göttin selbst inmitten der Feinde sorglos. Selten ist der Gebrauch von Eisen, häufig der von Knütteln. Weizen und die anderen Früchte bauen sie mit mehr Ausdauer an, als bei der gewöhnlichen Bequemlichkeit der Germanen zu erwarten wäre. Aber auch das Meer durchstöbern sie und sammeln allein von allen den Bernstein, den sie selbst Gles nennen, in Untiefen und unmittelbar am Ufer. Sein Wesen und seine Entstehungsart haben sie, als Barbaren, nicht erforscht oder ermittelt. Ja er lag sogar lange Zeit unter den anderen Auswürfen des Meeres, bis ihm unsere Prachtliebe einen Namen verschaffte. Sie selbst wissen damit nichts anzufangen: roh wird er gesammelt, unverarbeitet ausgeführt und staunend empfangen sie das Geld dafür."

Hier beschreibt Tacitus das Bernsteinvorkommen "am rechten Ufer des suebischen Meeres", das heißt den samländischen Bernstein unweit der Weichselmündung. Über das jütländische Bernsteinvorkommen berichtet er nichts.

Bei diesem Bericht des Tacitus ergibt sich eine Schwierigkeit:
Die nichtgermanischen ("ihre Sprache steht der britannischen näher") Aesti - der Volksname gehört mutmaßlich zu den finnougrischen Esten - haben laut Tacitus für den Bernstein die Germanische Bezeichnung "Gles", unser heutiges Wort "Glas".
Dies läßt sich auf zweierlei Weise erklären. Entweder Tacitus hat das germanische Wort irrtümlich den Aesten zugeordnet. Oder die Aesten haben die Bezeichnung von den Bernsteinhandelnden Germanen am anderen Ende der Ostsee als Lehnwort übernommen.

Diese Mitteilung des Tacitus (der Bernstein "lag sogar lange Zeit unter den anderen Auswürfen des Meeres, bis ihm unsere Prachtliebe einen Namen verschaffte.") wird übrigens als Beleg für ein Entstehen der östlichen Bernsteinstraße erst in römischer Zeit betrachtet.
 
Die von mir oben angesprochenen Schiffexpeditionen sind sehr unwahrscheinlich.
Zwar gibt es Gerüchte und Legenden solcher Expeditionen, z. B. die von Pytheas, aber in der Regel dürften sie nicht so stattgefunden haben.
Da die Karthager die Straße von Gibraltar kontrollierten und niemanden hindurchliessen, fällt dieser Handelsweg zur Zeit Karthagos weg. Aber auch schon vorher dürfte die lange und gefahrvolle Reise nicht Route eines regelmäßigen Handels gewesen sein.
Die Karthager betrieben zwar schon einen regen Handel mit Britannien und der an der in Nordfrankreich lebenden bevölkerung, aber ist der weg in die ostsee, noch weiter, noch umständlicher und noch gefahrvoller.
Somit ist wohl der von El Asrak angesprochene Landweg entlang der Flüsse die wahrscheinlichste handelsroute.
 
amber from the Baltic Sea

askan schrieb:
Man hat ägyptischen Bernsteinschmuck analysiert und festgestellt, das er von der Ostssee stammt. Denn die verschiedenen Lagestätten haben unterschiedliche chemische Signaturen.

Genau so ist es. Es gab übrigens auch libyschen Bernstein in Ägypten, der aber schon durch die dunkle Farbe vom Ostseebernstein unterscheidbar war.
Die Frage ist aber dann: Aus welchem Teil der Ostsee - vom Westen oder vom Osten?

Die englischsprachige Bezeichnung "amber from the Baltic Sea" wird statt "Bernstein von der Ostsee" oft salopp und falsch mit "baltischem Bernstein" übersetzt.
Z.B. hier:
"So waren Bestattungen der ersten Phase mit Vasen aus Melos und Kreta und von anderen Orten ausgestattet, mit Fayece-Kartuschen und Skarabäen aus Ägypten, Amuletten, einem Rollsiegel, einem Siegelstein und einem Gewicht aus Syrien und Zypern, einem Siegelstein aus Kreta und einer Bernsteinperle baltischen Ursprungs."
(Fußnote: "Bei dem vorliegenden Beitrag handelt es sich um die deutsche Übersetzung des englischen Resümees der Grabungspublikation")

Spyridon E. Iakovides "Perati, eine Nekropole der ausklingenden Bronzezeit in Attika" in H.G. Buchholz "Ägäische Bronzezeit", Darmstadt 1987


Ob diese Perle oder die von Dir angeführten Funde in Ägypten jetzt aus Ostpreußen oder aus Schleswig-Holstein herrühren, kann nur eine Materialprüfung ergeben. Es sei denn, es gibt Informationen über den Handelsweg im 2. Jahrtausend v. Chr.
 
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Rovere schrieb:
Infos über die Bernsteinstrasse findet man auf der Website der Bernsteinstrasse

Die Bedeutendste Route verlief von der Ostsee durch Polen (via Breslau-Wroclaw), die mährische Pforte, entlang der March zur Donau. Bei Carnuntum querte die Straße den Strom und verlief entlang der heutigen Grenze Österreich/Ungarn über Ödenburg/Sopron und Szombathely ins Gebiet von Slowenien. Ptuj und Ljublana liegen ebenfalls auf dieser zur Via Magna ausgebauten Römerstraße, Endpunkt der Bernsteinstraße war Aquileia, der wichtigste Adriahafen diese Epoche.

Ich kenne die Website. Hier geht es aber nur um eine der Bernsteinstraßen:
"Das Projekt der europäischen Bernsteinstrasse hat zum Ziel den adriatischen Raum mit dem baltischen Meer zu verbinden und diese alte Handelsstrasse kulturtouristisch wiederzubeleben.
Die Bernsteinstrasse verläuft durch Regionen in Italien, Slowenien, Ungarn, Österreich, Slowakei, der tschechischen Republik, Polen, der Exklave Kaliningrad (Russland) und Litauen.
Durch die jüngste Geschichte waren diese Länder für Jahrzehnte getrennt – aber durch Jahrtausende durch die Bernsteinstrasse verbunden."


vgl die Karte http://www.bernsteinstrasse.net/images/bernsteinrouten.jpg.

Genau die Frage, wann welche der Routen "in Betrieb" war, ist es, die zu klären ist.
 
Expeditionen zur Bernsteininsel bei Plinius d. Ä.

Hamilkar schrieb:
Die von mir oben angesprochenen Schiffexpeditionen sind sehr unwahrscheinlich.
Zwar gibt es Gerüchte und Legenden solcher Expeditionen, z. B. die von Pytheas, aber in der Regel dürften sie nicht so stattgefunden haben.
Da die Karthager die Straße von Gibraltar kontrollierten und niemanden hindurchliessen, fällt dieser Handelsweg zur Zeit Karthagos weg. Aber auch schon vorher dürfte die lange und gefahrvolle Reise nicht Route eines regelmäßigen Handels gewesen sein.
Die Karthager betrieben zwar schon einen regen Handel mit Britannien und der an der in Nordfrankreich lebenden bevölkerung, aber ist der weg in die ostsee, noch weiter, noch umständlicher und noch gefahrvoller.
Somit ist wohl der von El Asrak angesprochene Landweg entlang der Flüsse die wahrscheinlichste handelsroute.

Hallo Hamilkar,
ich denke Expeditionen gab es schon. Nur: das ist, wie du richtig sagst, etwas anderes als ein Handelsweg.
Über den Bericht des Pytheas von Massilia (etwa 300 v. Chr.) informiert uns Plinius d. Ä. in seiner Naturgeschichte:

'Pytheas gibt an, ein germanisches Volk, die Gugonen, wohne an einer Versumpfung des Ozeans, die Mentonomos heiße ... eine Tagesreise von da liege die Insel Abalus; dorthin werde der Bernstein im Frühling von den Wellen getrieben und sei eigentlich eine geronnene Ausscheidung der See; die Anwohner gebrauchten ihn statt Holz zum Feuer und verkauften ihn an die benachbarten Teutonen. Timaeus stimmt ihm darin bei, nennt aber die Insel Basileia.'
Plinius Maior, Historia Naturalis, XXXVII, 11 35-36
('Gugonen' steht wohl verderbt für 'Guionen')

Bei seiner Datensammelei hat Plinius wohl gelegentlich den Überblick verloren, denn hatte er eben noch Timaeus mit dem Inselnamen Basileia zitiert, so schreibt er an anderer Stelle:

"Timaeus berichtet von einer Insel mit Namen Bauroria, die vor Skythien liegt und einen Tag von der Küste entfernt ist, daß im Frühling von den Wogen Bernstein an die Küste gespült werde."
Plinius Maior, Naturalis Historia, IV, 13, 94-15

Also Timaeus nennt die Insel Basileia oder Bauroria und Pytheas hat den Namen Abalus für sie. Oder? Denn

'Xenophon von Lampsakos hat die Nachricht, daß drei Tage vom Skythischen Ufer eine unermeßlich große Insel, Balcia, liege; Phyteas nennt dieselbe Basileia.'
Plinius Maior, Historia Naturalis, IV, 13,94-15

Auch wenn über den Namen der mythischen Bernsteininsel bei Plinius Verwirrung herrscht, so liefert er doch weitere Zitate:

'Das kimbrische Vorgebirge bildet, indem es sich weit ins Meer hinausstreckt, die Halbinsel Tastris. Von da sind den Römern durch die Heere 23 Inseln bekannt geworden, deren bekannteste Burcana ist, die wegen ihrer Ähnlichkeit (E.A.: Wie denn das???) mit der dort wild wachsenden Bohne Fabaria, von den Soldaten von dem Bernstein Glaesaria, von den Barbaren Austeravia, außerdem noch Actania genannt wird.'
Plinius Maior, Historia Naturalis, IV, 13,94-15

'Nach Mithridates gibt es an den Küsten Germaniens eine mit einer Art Zedern bewachsene Insel mit Namen Serita, von deren Bäumen der Bernstein auf die Felsen herabfließe.'
Plinius Maior, Historia Naturalis, XXXVII, 11 39

'Zuverlässig ist, daß der Bernstein auf den Inseln des nördlichen Ozans entsteht und von den Germanen Glaesum genannt wird; daher ist auch eine dieser Inseln von unseren Landsleuten, als Germanicus dort zu Schiffe Krieg führte, Glaesaria genannt worden.'
Plinius Maior, Historia Naturalis, XXXVII, 11, 42

'Metrodoros Skepsios, soviel ich selbst gelesen habe, er ganz allein, gibt an, daß der Diamant auch in Germanien und zwar auf derselben Insel Basileia vorkomme, auf der man auch den Bernstein finde.'
Plinius Maior, Historia Naturalis, XXXVII, 15, 61


Der Geschichtenerzähler Herodot hat sich da deutlich mehr zurückgehalten:
"Über die äußersten Länder in Europa, also nach Westen hin, kann ich nichts bestimmtes mitteilen. Ich glaube nicht an den Eridanos, wie die Barbaren einen Fluß bezeichnen sollen, der ins Nordmeer, aus dem der Bernstein kommen soll, fließe. Ich weiß auch von den Zinninseln nichts, von denen das Zinn zu uns kommt. Schon der Name Eridanos erweist sich als griechisch, nicht barbarisch, also eine Erfindung des Dichters. Ferner kann ich trotz aller Mühe von keinem Augenzeugen Näheres über jenes Nordmeer in Europa erfahren. Daß Zinn und Bernstein aus dem äußersten Lande der Erde kommen, ist sicher."
Herodot IV, 115

Gruß El Asrak
 
Sehr schöner Beitrag, El Asrak.
Danke für die ganzen Informationen! Woher hast du die?

Irgendwo habe ich gelesen, dass die Insel Helgoland in Berichten als Bernsteinquelle beschrieben worden sein soll. Weißt du etwas darüber? Oder ist eine von den oben beschriebenen Inseln als Helgoland anzusehen?
 
"Westbaltischer" und "Ostbaltischer" Bernstein

Mich hat immer wieder irritiert, daß bronzezeitliche Bernsteinfunde unisono als "baltischer Bernstein" tituliert werden, obwohl andererseits das samländische (=baltische) Vorkommen gemeinhin als erst in der Römerzeit erschlossen eingestuft wird.

Zu dieser offensichtlich irreführenden Bezeichnung gibt die sehr interessante Homepage "Bernsteinlexikon des Museums für Dithmarscher Vorgeschichte, Heide" folgende Erläuterung:

"Mit Baltikum bezeichnet man die ostseenahen Länder südlich von Finnland und östlich bzw. nördlich von Danzig. In der Bernsteinkunde meint man damit ein größeres Herkunftsgebiet, zu dem auch Norddänemark rechnet ("westbaltischer" Bernstein). Der meiste (ost-)baltische Bernstein findet sich im ostpreußischen Samland westlich von Königsberg (heute ein Teil Rußlands) längs der Küste.

Nordseebernstein ist Baltischer Bernstein, der teils durch voreiszeitliche Flüsse, großenteils erst durch die Folgen eiszeitlicher Vergletscherungen in den Bereich der heutigen Nordseeküste gelangte. Neben den Wattgebieten sind vor allem die Sandbänke bei St. Peter-Ording und die jütländische Westküste ergiebig. Norddänischer Bernstein dürfte von einstigen Bernsteinwäldern Südschwedens stammen, seine Herkunft wird auch als west-baltisch bezeichnet.

Fundstellen an der Nordsee: Bernstein findet sich gelegentlich an Sandstränden und im Watt längs der Nordsee, aber auch im Innenland auf den gefährlichen Spülfeldern. Am häufigsten wird er vor St. Peter-Ording und an der jütländischen Westküste gefunden, aber auch vor Büsum und an den ost- und nordfriesischen Inseln, besonders dort, wo nach Stürmen Material zusammengespült wurde, das etwas schwerer als Wasser ist und nicht schwimmt ('Sprockholz'). An der schleswig-holsteinischen Küste findet man ihn am besten wenige Tage nach dem Abflauen einer Sturmwetterlage aus Nordwest bis Südwest."


Hier hat offenbar die englischsprachige Bezeichnung "baltic sea" für das deutsche "Ostsee" Einzug in den deutschen Wortschatz genommen.

El Asrak
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, das oben in Dnäamrk ergiebige Fundstellen für Bernstein existieren kann ich bestehtigen. Ich war erst 3x dort und jedesmal bringe ich eine Handvoll davon als Andenken mit. Am besten geht man nach der Morgenflut zu Strand.
 
An der Bernsteinstraße wurde ja nicht nur Bernstein gehandelt sondern alle möglichen Güter. Ein wichtiges Handelsgut dabei war Wein der vor allem aus Niederösterreich nach Norden und Nordosten geliefert wurde.
Man versucht ja derzeit die alte Bernsteinstraße als Netzwerk wiedererstehn zu lassen - und vor einigen Wochen hat eine witzige Aktion dazu stattgefunden: Zwei 60 Jahre alte Traktoren waren entlang der alten Bernsteinstraße unterwegs um Wein nach St. Petersburg zu bringen.
Heute Abend gibts auf Bayern Alpha eine Doku über diese Fahrt.

Wer mehr Infos über diese Fahrt möchte findet dies hier
 
Zu Zeiten der Römer lag der Bernstein ja in großen Mengen an den Stränden und man musste die Brocken nur aufheben. Da es sehr weiches Material ist lässt es sich sehr leicht verarbeiten und zu Schmuck machen. Der leicht goldige Schimmer lässt den Stein edel aussehen, deshalb war er schon bei den Römern beliebt. Nicht nur wohlhabende Bürger, auch weniger begüterte konnten sich den Stein als Schmuck für den Körper oder das Haus leisten.
Die kleinen Mengen, die wir heute vielleicht an den Stränden finden sind dagegen nur "Sandkörner".
Gruss
 
Also das "SAndkorn" das ich letztes JAhr am Jütländischen Strand fand hatte die Größe der sprichwörtlichen Kinderfaust!
 
askan schrieb:
Also das "SAndkorn" das ich letztes JAhr am Jütländischen Strand fand hatte die Größe der sprichwörtlichen Kinderfaust!
Wie es in Dänemark aussieht weiß ich nicht. Aber ich bzw. Bekannte von mir finden immer nur kleine Krümmel an der deutschen Osteeküste. Das kann in anderen Länder natürlich anders sein.
 
Hallo El Asrak!

Du scheinst gut informiert zu sein über das "Gold des Nordens"! Ich suche gerade nach Informationen über den römischen Fernhandel im 1.Jh. n. Chr.
Weißt Du etwas über eine Expedition zu Neros Zeiten, die möglicherweise Dänemark umschifft haben soll und evtl. noch viel weiter in die Ostsee vorgedrungen ist? Habe mal irgendwo was halbwegs seriöses darüber gelesen, kann man mich jedoch nicht mehr an die Quelle erinnern.
Gibt es zudem Hinweise, wie man sich den Handel dann konkret vorzustellen hat, unbesehen von den bislang diskutierten Routen? Waren da germanische Zwischenhändler eingeschaltet oder sind römische Händler zu dieser Zeit schon durch das "Barbarenland" bis an die Ostsee vorgedrungen?

Vale Lukullus
 
Hallo El Asrak!
Weißt Du etwas über eine Expedition zu Neros Zeiten, die möglicherweise Dänemark umschifft haben soll und evtl. noch viel weiter in die Ostsee vorgedrungen ist? Habe mal irgendwo was halbwegs seriöses darüber gelesen, kann man mich jedoch nicht mehr an die Quelle erinnern.
Vale Lukullus

Hallo Lukullus,

Kaiser Nero hat zur Volksbelustigung die Schutznetze im riesigen Colloseum mit Bernstein schmücken lassen.
Plinius berichtet zu diesem Vorgang:

"Man hat kürzlich erfahren daß jene Küste Germaniens, von der Bernstein eingeführt wird, von Carnuntum in Pannonien über 600 Meilen entfernt ist, und es lebt noch ein römischer Ritter, der von Julianus, dem Unternehmer der von Kaiser Nero veranstalteten Gladiatorenspiele, zum Herbeischaffen von Bernstein ausgeschickt worden war."

(Quelle: Naturalis Historia XXVII, 45, Plinius, zitiert in:
Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze-bis zur Frühlatenezeit, Christa Stahl, Verlag: J.H. Röll 2006, ISBN 3-89754-245-5 Dissertation 2004, Philosophische Fakultät der Julius-Maximilian-Universität Würzburg)


Grüsse -Hans-
 
Hallo El Asrak!

Gibt es zudem Hinweise, wie man sich den Handel dann konkret vorzustellen hat, unbesehen von den bislang diskutierten Routen? Waren da germanische Zwischenhändler eingeschaltet oder sind römische Händler zu dieser Zeit schon durch das "Barbarenland" bis an die Ostsee vorgedrungen?

Vale Lukullus

Zum Fernhandel im Altertum gibt es einige Hinweise in den alten Qellen, die auf erste Handelskontakte im Mittelmeer deuten, die dann langsam nach Norden erweitert wurden.
Christa Stahl hat in ihrer Dissertation auch eine Karte mit den Bernsteinvorkommen Europas veröffentlicht. Darin findet man (abgesehen von den bekannten Nord- und Ostseevorkommen) auch eine Konzentration der Bernsteinquellen im Urstromtal der Elbe (bei Berlin) in Sachsen und in der Nähe Breslaus, in Sizilien, Nordspanien, Norditalien (am Südufer der Po), Nordfrankreich am Nordrand der Alpen, in Frankreich, in den Karpaten, usw. Diese Bernsteinvorkommen gelten heute als weitgehend erschöpft, sind aber im Altertum vielleicht doch bedeutend gewesen.

Der Sizilianische Bernstein war in der Antike bereits den Phöniziern bekannt und wurde auf der bekannten Zinnroute von Karthago nach Phönizien transportiert. Die Fundstellen Italiens werden in der Quelle: <http://www.ambercity.lt/amber_de.htm>folgendermaßen beschrieben:

„In Sizilien und Norditalien kommen Lager von roten und gelben harten Harzklumpen vor, die aus der Baumfamilie Cupressacae stammen und Sizilienbernstein genannt werden. Seit uralten Zeiten wurde dieser Bernstein für die Herstellung von Schmucksachen angewendet und die Lager waren schon den Phönikern bekannt“.

Auch die Bernsteinvorkommen Norditaliens wurden vielleicht auf den Argonautenreisen entdeckt und anschließend ausgebeutet.
Die Argonautensaga berichtet über die griechischen Expedition von der Donaumündung bis zur Adria mit einem tragbaren Schiff, das eine 50-köpfigen Besatzung bereits vor dem Trojanischen Krieg in Italienischen Gewässern geführt haben soll. Die Argonauten rauben in Kolchis am Schwarzen Meer zunächst ein goldenes Rammfell und flüchten dann mit der Königstochter Medea und ihrem Bruder Absyrtos in die Donaumündung. Um den Verfolgern zu entkommen wird Absyrtos ermordet und dann segeln die Griechen weiter flussaufwärts und erreichen die Adria...:

Alsdann wirft Hera das Schiff auf die unwirtliche Insel Elektris, und das weissagende Schiff spricht jetzt: Ihr werdet die Irrfahrt nicht entgehen, bevor ihr nicht die Schandtat gesühnt habt. Sie erreichen den Eridanos (Mythischer Name für Padus = Po) und bei Nacht hören sie ganz deutlich das Wehklagen der Helladen und wie die Tränen der Schwestern gleich Öltropfen ins Meer rollen, wo die Sonne die Tropfen trocknet und in Bernsteine verwandelt.. (aus „Argonautika„ [FONT=&quot]Appolonius Rhodios, etwa 295-215 v.Chr., übersetzt in [/FONT][FONT=&quot]Sagen des klassischen Altertums, Die Argonautensaga, Gustav Schwab) [/FONT]

Da in Norditalien an den südlichen Ufern des Flusses Po drei natürliche Bernsteinvorkommen lokalisiert wurden, kann die Argonautensage deshalb sehr wohl auf den Bernsteinhandel beruhen.

Auch die Griechen haben fleißig nach Bernstein (d.h. den "Brenner"-Stein) gesucht und ihre Fundstellen östlich und nordöstlich der Pyrenäen (Pyrenäen, Gr.: Feuergebirge, ggf. abgeleitet von Gr. Pyr = Feuer) bis zur Erschöpfung abgebaut. Das Departement in Südostfrankreich heißt bezeichnenderweise Bearn (verwandt mit: Bernstein?). Im Nordwesten Spaniens wird übrigens auch Zinn gewonnen (Siehe Quelle: http://www.sternwarte-recklinghausen.de/archaeoastro/html/ausstellung.html).
Herodot erwähnt die Fernhandelsware Bernstein und Zinn immer zusammen und vielleicht haben die Griechen die Vorkommen in Nordspanien über einem Handelsweg auf dem Bergrücken der Pyrenäen erreicht.

Grüsse, -Hans-
 
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