Küchen im Schloss Versailles

W

wufi

Gast
Eine Frage zum Standort der Küchen von Versailles:

Stimmt es, das im Zuge der Erweiterung durch Mansard, bei der die grossen Küchen im Parterre der Grand-Commune installiert wurden, man sämtliche Küchen aus dem Zentralbau entfernte? :grübel:
(Louis XV lies sich ja eine kleine Küche in seinen Privatgemächern einrichten)
 
Nein, stimmt nicht so ganz. Vor 1670 lagen die Küchen in den Wirtschaftgebäuden vor dem Schloss. Da diese Gebäude dann als Wohnraum in den Zentralbau eingefügt wurden, verlegte man die Aufgaben der Wirtschaftgebäude zum großen Teil in den Grand Commun.
 
Nein, stimmt nicht so ganz. Vor 1670 lagen die Küchen in den Wirtschaftgebäuden vor dem Schloss. Da diese Gebäude dann als Wohnraum in den Zentralbau eingefügt wurden, verlegte man die Aufgaben der Wirtschaftgebäude zum großen Teil in den Grand Commun.

? Dann stimmt es also, das es keine Küchen im Hauptgebäude gab, wenn der alte und der Regierungsflügel zu Wohntrakten wurden.

Damit hatte man ja einen Weg von mehr als 200m, von der Küche bis zum kgl. Esstisch :rofl:
 
Man bedenke aber auch, dass es auch Geräte zum Warmhalten etc. gab, auch wurden die Speisen ja erst am Tisch nach Belieben zusammengestellt und noch nicht wie heute (Bsp. Schnitzel, Kartoffeln, Gemüse, Soße) gereicht.
Sehr verbreitet war das Servieren à la Francaise (also wohl auch so in Frankreich), die Braten, Pasteten etc. kamen auf den Tisch und man bediente sich selbst davon.
Nicht verwechseln mit Buffet, einer Erfindung des 19.Jh.!
 
@wufi

Die strikte Trennung von Residenz und Wirtschaftsgebäuden ist nichts allein typisches für Versailles. Alle Schlösser in Europa hatten das so, denn die verrauchten und gut bevölkerten Küchen wollte man nicht in der Nähe seines Wohn- und Repräsentionsraums haben. Schön blöd wenn man das gemacht hätte.

Alle Schlösser die ich je besucht habe, hatten und haben diese Trennung. Nur auf Burgen waren Wohn- und Arbeitsgebäude oft zusammen. Also eine wahrlich mittelalterliche Gepflogenheit, die in einem frühneuzeitlichen Schloss ziemlich unfein gewesen wäre.
 
@ Louis le Grand
Anders ist es scheinbar vor allem in kleineren Schlössern wie dem Favorite bei Rastatt. In Mode kamen ja jene Vorzeigeküchen, wie in der Parkburg Amalienburg im Schlosspark von Nymphenburg mit Delfter Kacheln an den Wänden. Zumindest im Favorite von Rastatt dürfte die Größe der Küche eigentlich für eine reele Bekochung der Bewohner genügt haben.:fs: http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/staedte/rastatt/favorite/kueche.htm
 
Die strikte Trennung von Residenz und Wirtschaftsgebäuden ist nichts allein typisches für Versailles. Alle Schlösser in Europa hatten das so, denn die verrauchten und gut bevölkerten Küchen wollte man nicht in der Nähe seines Wohn- und Repräsentionsraums haben. Schön blöd wenn man das gemacht hätte.

Versailles fällt auf, wegen der Dimension (in diesem Fall die Distanz). Die von Mme Pompadour, Louis XV und XVI getroffenen Kücheneinbauten in Versailles und Trianon zeigen, dass der Repräsentationscharakter wohl überdehnt worden war und man geneigt war, diesen zugunsten von wohnlichkeit zu reduzieren.
 
...,dass der Repräsentationscharakter wohl überdehnt worden war und man geneigt war, diesen zugunsten von wohnlichkeit zu reduzieren.


Das lässt sich durchaus so deuten. Diese kleinen Küchen des 18. Jarhunderts hatten aber stark privaten Charakter. Dort wurde für einen sehr kleinen Kreis gekocht und sicherlich blieb die Nutzung eher eine Aussnahme, stellt also keine regelmäßige Gewohnheit dar.

@Brissotin

Vaux-le-Vicomte ist auch recht klein, hat aber interessanter Weise auch die Küchen in den Wirtschaftgebäuden neben dem Schloss.
 
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Also bei meinem letzten Besuch in Vaux, waren die Küchen im Keller des Hauptgebäudes - aber keine Angst - die wurde erst Ende des 19. Jh. eingebaut =)


In vielen kleineren Schlössern sind die großen Küchen aber im Hauptgebäude - dann meist aber im Parterre eines Seitenflügels.
Hier im Schloss Wilhelmsthal z.B.
Im 18. jahrhundert war es dann eh üblich, nochmal kleine "Warm-mach-Küchen" zu installieren, meist um Schokolade oder Kaffee zu machen.
Zumal ja die meisten Herrscher sich nach mehr Privatsphäre sehnten und nicht jede Kleinigkeit von einer Horde Dienern bringen lassen wollte.

Ich meine in der Renaissance wären solche kleinen Küchen auch üblich gewesen.
Zumindest gibt es in Chambord eine solche Küche, die sich Francois I. hat einbauen lassen.


Ich denke, es wird aber auch sehr viele Möglichkeiten geben haben, das Essen über solche Distanzen, wie sie in Versailles vorkamen, warm zu halten.
Ich meine etwas gelesen zu haben, dass man im Gardesaal, also der Raum den man vor dem 1. Vorzimmer durchqueren muss (im 1. Vorzimmer pflegte Louis XIV ja zu essen) nochmal eine transportable Einrichtung hatte - um das Essen zu wärmen, bevor man es servierte.
 
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