Kelten in SW-Deutschland

Ich denke, dass die Truppenmassierung eher mit den administrativen Massnahmen zusammenhing. Eine Straße musste gebaut werden, die durch unerschlossenes Gebiet verlief. Dazu wurden sicherlich schon etliche Männer gebraucht. Dazu kam dann noch zusätzlich der Bau von dauerhaften Kastellen. Dass die Legionen in solche Arbeiten involviert waren, zeigte sich auch später beim obergermanisch-rätischen Limes und dem Hadrianswall.

Das ist mir soweit bekannt, das Kinzigtal ist eigentlich bis heute verkehrsmäßig "schwierig" und wird es damals noch ungleich mehr gewesen sein.
Aber 5 Legionen? Plus Hilfstruppen! Eine Legion mit Hilfstruppen hatte doch rund 10.000 Mann? Ergo 50.000 Mann wurden so ca. eingesetzt.
Und das um eine Straße über ca. 50 km durch ein Mittelgebirge und ein paar Kastelle zu bauen.
Und zur Eroberung einer "Einöde".

Die Rätsel werden nicht weniger.
 
Der Südwesten Deutschlands war ein Schwerpunkt der Keltensiedlungsgebiete. Kaum ein Landstrich ohne umfangreiche Funde. Plötzlich so ca. 60-80 Jahre vor den Römern fast nichts mehr. Und die Römer besetzten ein weitgehend nur schwach besiedeltes Land. Was ist hierfür der Grund?


Ist es aber nicht so, dass Süddeutschland (ich nehme einmal den ganzen von Kelten besiedelten Raum) ohnehin nur schwach besiedelt war? Das keltische Manching lag in der Tat Ende des 1. Jh. v. Chr. in Trümmern. Das könnte aber auch, wie man vermutet, die Folge von Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen keltischen Stämmen sein.

In jedem Fall gab es, als die Römer kamen, eine sehr rasche Assimilation der Kelten, wie das auch in Gallien der Fall war, sodass binnen kürzester Zeit die typische Kultur der Kelten verschwand. Somit ist auch für die Archäologen keine Fundschicht mit typisch keltischen Erzeugnissen mehr auffindbar. Als die Römer um 400 n. Chr. Süddeutschland aufgaben, hinterließen sie eine völlig romanisierte Bevölkerung, die auch nicht entfernt keltische Traditionen bewahrt hatte.
 
Zum Feldzug des Pinarius Clemens schreibt Wolters, Die Römer in Germanien, dass man auf größeren Widerstand dabei nicht gestossen zu sein scheint.

Dennoch aber scheint man es nötig gehabt zu haben, die ganze Straße in regelmäßigen Abständen mit Kastellen zu sichern und gerade in Rottweil - der geplant wichtigsten Stadt - wurden innerhalb von gerade mal 30-40 Jahren 6 Kastelle errichtet. Für ein wenig besiedeltes und ohne Probleme erobertes Gebiet vielleicht ein wenig viel.
Und auch die Verleihung der Triumphalinsignien an Clemens nur für die Leistung des Straßenbaus?

Vielleicht lassen sich die Rätsel dank des Schweigens der historischen Quellen und der bislang fehlenden archäologischen Rätsel auch nicht wirklich lösen?
 
In der Publikation "Frühgeschichte Bayerns" von Wilfried Menghin habe ich noch folgende interessante Aussage gefunden:

Im Widerspruch zu diesen Nachrichten (Anm. Feldzug des Drusus und Tiberius gegen Räter u. Vindeliker) steht das archäologische Bild. Eine Siedlungskontinuität von der spätkeltischen in die frührömische Zeit ist nicht nachzuweisen, obwohl die vorrömisch-keltischen Namen wie Cambodunum, Brigantia, Abodiacum tradiert wurden.
Nach dem archäologischen Befund scheint es vielmehr so, als ob das Alpenvorland von Fremden aus dem inneralpinen Bereich, aus Oberitalien und anderen römischen Provinzen aufgesiedelt worden sei, wobei in den Grab- und Siedlungsfunden erstaunlicherweise eine germanische Komponente ins Auge fällt.
Anders als im östlich anschließenden Noricum, dessen Gebiete zwischen Inn und Salzach heute bayerisch sind, wo heimische Trachteigentümlichkeiten und Grabsitten bruchlos vom 1. Jh. v. Chr. bis ins 2. Jh. n. Chr. nachgewiesen werden können, scheint das autochthone Element in Rätien bereits zur Zeit der römischen Okkupation des Alpenvorlandes bedeutungslos gewesen zu sein.


Da erhebt sich doch die Frage: Was ist da passiert?
 
Ist es aber nicht so, dass Süddeutschland (ich nehme einmal den ganzen von Kelten besiedelten Raum) ohnehin nur schwach besiedelt war? Das keltische Manching lag in der Tat Ende des 1. Jh. v. Chr. in Trümmern. Das könnte aber auch, wie man vermutet, die Folge von Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen keltischen Stämmen sein.

In jedem Fall gab es, als die Römer kamen, eine sehr rasche Assimilation der Kelten, wie das auch in Gallien der Fall war, sodass binnen kürzester Zeit die typische Kultur der Kelten verschwand. Somit ist auch für die Archäologen keine Fundschicht mit typisch keltischen Erzeugnissen mehr auffindbar. Als die Römer um 400 n. Chr. Süddeutschland aufgaben, hinterließen sie eine völlig romanisierte Bevölkerung, die auch nicht entfernt keltische Traditionen bewahrt hatte.

Das ist Stand der Wissenschaft.

Aber warum brauchen die Römer 5 Legionen, um ein paar Kilometer Straße zu bauen und eine menschenleere "Einöde" zu erobern. Der Varus hatte gerade 3 Legionen dabei. Insgesamt hätten die Römer zu Varus Zeiten 6 Legionen am Rhein gehabt, was ihre "stärkste Armee" zu der Zeit darstellte.
Und dann von Offenburg nach Rottweil 5 Legionen?

Muss mal Nachlesen ob der Delbrück dazu was geschrieben hat. Der zerlegt die Zahlenbehauptungen immer so schön.
 
In der Publikation "Frühgeschichte Bayerns" von Wilfried Menghin habe ich noch folgende interessante Aussage gefunden:




Da erhebt sich doch die Frage: Was ist da passiert?

Jawoll! genau das ist das Rätsel das mich derzeit bewegt.
Eigenes zitat:
Der Südwesten Deutschlands war ein Schwerpunkt der Keltensiedlungsgebiete. Kaum ein Landstrich ohne umfangreiche Funde.
Plötzlich so ca. 60-80 Jahre vor den Römern fast nichts mehr. Und die Römer besetzten ein weitgehend nur schwach besiedeltes Land.

Was ist hierfür der Grund?

Mein einstiger Geschichtslehrer und Lokal-Historiker meinte, die Tatsache, dass sich die wenigen Funde vielfach auf abgelegen Orte, ja sogar wieder auf Höhlen konzentrieren, könnte als Hinweis auf "unsichere Zeiten" gesehen werden. evt. Germanenstreifzüge.

Wie kommt es, dass eine Gegend, die recht stark besiedelt war, relativ plötzlich als "Menschenleer" bezeichnet wird.
Umweltkatastrophe? sind die Kelten lieber SUV gefahren als 3-Liter Auto? Waldbrände??

Gibt es dazu neuere Untersuchungen und Thesen
 
Jawoll! genau das ist das Rätsel das mich derzeit bewegt.:


Menghin schreibt ja, dass bei den Grab- und Siedlungsfunden "erstaunlicherweise eine germanische Komponente ins Auge fällt".

Somit könnte man annehmen, dass die Germanen bei ihrem Vordringen von Nord nach Süd etwa zur Zeitenwende und noch vor den Römern Süddeutschland erreichten. Dort stießen sie auf eine ohnehin im Niedergang begriffene keltische Kultur und dezimierten die noch ansässige keltische Bevölkerung. Als die Römer kamen, war von den Kelten nicht mehr viel übrig.
 
Menghin schreibt ja, dass bei den Grab- und Siedlungsfunden "erstaunlicherweise eine germanische Komponente ins Auge fällt".

Somit könnte man annehmen, dass die Germanen bei ihrem Vordringen von Nord nach Süd etwa zur Zeitenwende und noch vor den Römern Süddeutschland erreichten. Dort stießen sie auf eine ohnehin im Niedergang begriffene keltische Kultur und dezimierten die noch ansässige keltische Bevölkerung. Als die Römer kamen, war von den Kelten nicht mehr viel übrig.

So ähnlich hat das mein Geschichtslehrer vor bald 50 Jahren auch gesehen.
Weinland, der mit dem Rulaman (aus dem mein nick ist), schrieb eine "Fortsetzung" Ariovist lebt nach der Niederlage gegen Cäsar auf dem Neuffen als Kuning Hartfest.

Das Rätsel ist lange bekannt... Eine Auflösung scheint es nicht zu geben.
 
Und natürlich weiter:
Warum brauchen die Römer Anno 74 fünf Legionen, um eine Einöde zu erobern?
War die Einöde doch nicht so Öde?
 
Somit könnte man annehmen, dass die Germanen bei ihrem Vordringen von Nord nach Süd etwa zur Zeitenwende und noch vor den Römern Süddeutschland erreichten. Dort stießen sie auf eine ohnehin im Niedergang begriffene keltische Kultur und dezimierten die noch ansässige keltische Bevölkerung. Als die Römer kamen, war von den Kelten nicht mehr viel übrig.
Das ist wohl falsch, da germanische Funde vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis 260 n. Chr. fehlen. Ausgenommen sind hier nur die Hinterlassenschaften der Oberrheinsueben sowie elbgermanische und westgermanische Funde im Maintal bis zum Kocher. Es scheint somit, dass die von Caesar 58 v. Chr. zurückgewiesenen Germanen bald wieder nach Norden über den Main abgezogen sind.

Die Bevölkerung, auf die die Römer gestoßen sind, war somit überwiegend keltisch.


Und natürlich weiter:
Warum brauchen die Römer Anno 74 fünf Legionen, um eine Einöde zu erobern? War die Einöde doch nicht so Öde?
Hierzu kann ich dir auch nicht mehr sagen. Möglich wäre, dass die Römer wegen der Katastrophe im Teuteburger Wald darartig versichtig geworden waren, dass sie dieses Mal einfach nichts riskieren wollten.
Nicht nur die Anzahl der Legionen sondern vielmehr die Auszeichnung für den Heerführer ist verwunderlich, da diese normalerweise nur Feldherren nach erfolgreichen Kriegen verliehen wurde.

Über mögliche Kampfhandlungen ist wie gesagt nichts bekannt. Möglich wäre, dass der erste "militärische Erfolg" seit Arminius rechts des Rheins, also die erfolgreiche Okkupation und Sicherung des späteren Limeshinterlandes (zusammen mit dem Bau der Kinzigtalstraße), grund genug für die Auszeichnung war.



Neuere Forschungsergbenisse gibt es glaube ich noch nicht. Meine Quellen sind auch noch nicht so alt:

Filtzinger, Philipp: Römerzeit, in: Schwarzmaier, Hansmartin und Schaab, Meinrad (hrsg.): Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer (Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte, Erster Band), Stuttgart 2001, S. 131-190.

Yupanqui, Manuel: Die Römer in Offenburg. Eine Archäologische Spurensuche (Werkstattberichte aus dem Archiv & Museum, Band V), Offenburg 2000.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein bißchen mysteriös ist es schon. Aber wenn man die Geschichte einmal betrachtet, dann findet man einige Hinweise.
Die Kimbern und Teutonen haben durch ihre Wanderung in keltischen Gebieten Angst und Schrecken verbreitet, es kommt somit zu schweren Zusammenstößen zwischen Kelten und Germanen (Schilderungen des griechischen Gelehrten Poseidonios (um 135-51)). Obwohl die Kelten sich auf diesen Angriff schon wesentlich früher vorbereitet hatten (schon während der Vertreibung der Boier aus Oberitalien, beginnen die Kelten Burgen und Befestigungsanlagen zu bauen, die gen Norden gerichtet sind), können sie den Ansturm nicht abwehren. Die Kelten müssen erkennen, daß sie bereits die nördlichen Gebiete (bis in die norddeutsche Gebirgszone) an die Germanen verloren hatten. Wie bereits beschrieben wurde, wanderten die Helvetier aus dem heutigen Süddeutschland ab.

Nachdem dann auch die Römer unter Cäsar Gallien eroberten, blieb eine westliche Rückzugsmöglichkeit verbaut. Dann wollte sich Augustus als "Beschützer Italiens" profilieren und seine Legaten führten Krieg gegen die Salasser, die sich dann 25v.Chr. endgültig unterwarfen. Aber trotzdem werden die Römer in Italien weiterhin von nördlich der Alpen wohnenden Kelten angegriffen. So schreiben Seneca, Cassius Dio und Strabo von diesen Ereignissen. Strabo: "Wenn sie ein Dorf oder eine Stadt erobert haben, so töten sie nicht nur alle wehrhaften Männer, sondern gehen selbst bis zur Ermordung der kleinen Knaben, und auch dabei noch nicht aufhörend, ermorden sie sogar alle schwangeren Frauen, von denen die Wahrsager verkünden, daß diese Frauen einmal Knaben gebären werden."
Da die Kelten aus dem heutigen Süddeutschland ein Sicherheitsrisiko für Rom darstellten, mußte Augustus handeln. In diesem Zeitraum enden auch die Spuren der Kelten auf einigen Höhenfestungen. Das kann man so deuten, daß sich die Kelten zu einer kriegerischen Auseinandersetzung sammelten. 15v.Chr kommt es zu mehreren Schlachten zwischen den Vindelikern und den Drusus Legionen (wohl in der Gegend von Bozen/Brixen). In den Alpen erleiden die Kelten einige Rückschläge und Drusus unterwirft die Breonen, Cennen und Vindeliker, sodaß er über den Brenner ins heutige Bayern gelangt. Allerdings weichen die Kelten zurück und greifen Gallien an und verwüsten es. Aufgrund dieses Ereignisses schickt Augustus auch noch Tiberius gen Norden, der dann zum Bodensee marschiert. Dort kommt es zu einer Seeschlacht, die die Römer gewinnen.
Velleius Paterculus beschreibt, wie Tiberius und Drusus danach viele Städte und Burgen erobern und in einer offenen glücklichen Entscheidungsschlacht (vielleicht bei Manching) die zahlreichen keltischen Stämme besiegen. Es stellt sich die Frage: warum verlieren die Kelten auf heimischen Boden? Cassius Dio begründet es damit, daß die Kelten ihre Streitkräfte zu sehr aufteilten und die Römer die einzelnen Stammesaufgebote leicht besiegen konnten. Viele keltische Krieger sind daraufhin demoralisiert und begehen Selbstmord oder unterwerfen sich.
Es reichte ein Sommerfeldzug um die nördlich der Alpen wohnenden Kelten endgültig zu besiegen.

Durch diese Ereignisse wird die keltische Bevölkerung arg dezimiert worden sein (wenn man z.B. Cäsars Wüten in Gallien berücksichtigt).
Somit haben die Römer das recht dünn besiedelte Gebiet noch durch Krieg weiterhin dezimiert.
Rom ging dann um die Zeitenwende verstärkt gegen die Germanen vor. Die Geschichte ist bekannt und die Römer mußten sich somit weitestgehend auf die bestehenden Gebiete beschränken.

Die germanischen Gegner, die gen Süden einbrechen konnten, waren die Chatten und Markomannen. Nachdem im Jahre 69n.Chr. die romfreundlichen Bataver unter Claudius Civilis einen großen Aufstand anzettelten, der die römische Herrschaft am Rhein ins Wanken brachte, kann ich mir gut vorstellen, daß die Römer 74n.Chr. kein Risiko mehr eingehen wollten und gewisse Unternehmungen stark schützten.

Außerdem beschreibt Tacitus in seinen Annalen, daß in Germanien im Jahre 59 n.Chr. die Triumphinsignien eine Alltäglichkeit geworden sind. Größere Ehre bekam man, wenn man den Frieden sicherte, z.B. Paulinius Pompeius vollendete 63Jahre später, den von Drusus zur Regulierung des Rheins begonnenen Damm und L.Vetus versuchte Arar und Mosel mit einem Kanal zu verbinden, was aber Aelius Gracilis (Legat von Belgica) aus Neid erfolgreich unterbinden wollte.
Somit konnte ein römischer Heerführer auch zu großen Ehren kommen, ohne daß er Krieg führte.
 
Und während der Ungarn-Einfälle? Wäre doch denkbar?
Möglich wäre natürlich angesichts einer großen externen Bedrohung eine Vernetzung der lokalen Alarmsysteme, das setzt aber eine einheitliche politische Ausrichtung der regionalen Mächte voraus.
Bei den Ungarneinfällen war dies aber wohl nicht der Fall. Zumindest geht die Sage,daß Konrad der Rote von Worms,Stammvater der Salier und von einigem Gewicht im Südwesten ,zunächst mit den Ungarn verbündet gewesen sein soll, bevor er auf dem Lechfeld schlachtentscheidend gegen sie Partei ergriff.
Das würde bedeuten,daß es damals auf lokaler und regionaler Ebene im Bezug auf die Ungarn verschiedene , divergierende poltische Interessen gab, was gegen die Errichtung eines gemeinsamen,überregionalen Alarmsystems in dieser Zeit sprechen würde.
 
Offenbar existierten wohl im keltischen Süddeutschland Gebiete mit unterschiedlicher Besiedlungsdichte .Wäre da nicht auch folgendes Szenario denkbar: Bis zum Rhein war das Gebiet römisch besetzt und es existierte eine kelto-römische Mischkultur, bei der die originären keltischen Elemente immer mehr verschwanden. bzw. absorbiert wurden. Diese Besetzung kann als Folge der Eroberung Galliens relativ gewaltlos und ohne größere Bevölkerungsverluste von statten gegangen sein.Für die Gebiete jenseits der römischen Grenzen könnte eine Art Pufferzone aus mit Rom verbündeten keltischen Stämmen bestanden haben, an die sich der "unbefriedete " Bereich anschloss.
In diesem Falle hätten die Legionen nicht nur den Schutz der Grenze sondern auch Schutz und Überwachung des Puffergebietes zu leisten gehabt, was erheblich mehr Prersonal als ein einfacher Feldzug erfordert hätte.
 
These eines Laien:

Ohne die Reihengräberfelder wüsste man wenig bis nichts über die Allemannen im vormals keltischen Südwesten. Derweil Siedlungsplätze sehr selten nachzuweisen sind.
Könnte es sich in der keltischen Spätlatenezeit unmittelbar vor Eintreffen der Römer nicht ähnlich verhalten haben. Mit dem Unterschied, dass es keine Reihengräber gab.
Die These der fast menschenleeren Gegend auf dem Fehlen der Funde beruht, daher schlicht falsch sein kann?

Mindestens scheint mir der riesige Militäreinsatz der Römer darauf hinzudeuten.
 
Naja nichts wissen halte ich für etwas untertrieben. Obwohl die Brandsbestattungen und die kleinen Körperfelder (noch Nord-Süd-Ausrichtung), noch keine so reiche Beigabensitte kannten wie später die Reihengräberfelder, heißt das noch lange nicht, dass man keine Gräber gefunden hat. Außerdem gab es ja auch noch die Höhensiedlungen. Obwohl die Reihengräberfelder natürlich eine wichtige archäologische Quelle waren, berichten sie uns nur ca. 50 Jahre von der Totensitte der "Alamannen", besser gesagt der verschiedenen Gruppen im Gebiet, welches von den Romanen den Alamannen zugewiesen wurde.

Unten mal eine Karte zu den Gräberfunden zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert.
 

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Ich versuche gerade mal mich über das Gebiet einens ehem. Landkreises schlau zu machen.
Da gibt es insgesamt über 50 mehr oder weniger erforschte Reihengräberfelder.

Entdeckt wurde bis heute ein einziger Siedlungsplatz aus der Zeit der Reihengräber. Ausgerechnet auf dem Lochenstein, in ca. 1000m über NN. Ausgehend von heute kann dort aber groß niemand gewohnt haben, Außer Schafweide gibt es dort nichts! Nicht mal Wald wächst dort! Humusüberdeckung des Felses max. 10cm! Eine absolute Hochgebirgsstimmung. In Kriegszeiten verschanzt, OK, aber sonst, Nein! also ein echter Zufall dieser Fund, Verm. von einem, der die "Volksburg" dort oben suchte. Und fand.

Relativ kurz nach Ende der Reihengräberfelder gibt es aber jede Menge Dörfer die in Stiftungsurkunden und ähnlichem genannt werden.

Nochmals meine These, ich denke, dass für die Spätlatenezeit schlicht das "Fenster" fehlt, das uns z. b. die Reihengräber für die Alemannenzeit geben.
Der Südwesten nicht "Menschenleer" war, als die Römer kamen, sondern bisher keine Methoden bekannt sind, um über jene Zeit näheres zu erfahren.

Gestolpert bin ich auch über den Satz "mit dem wiedereinsetzen der Urkunden am Beginn des 12. Jahrhunderts" heißt das, dass zwischen ca. 800 und 1100 n. Chr. groß keine schriftlichen Zeugnisse vorhanden sind?
Gelesen habe ich diesen merkwürdigen Satz in einem 1960 veröffentlichen Buch. Ist da die Wissenschaft inzwischen weiter?

Es scheinen mir in der Vergangenheit noch viel mehr Rätsel zu schlummern, als ich bisher dachte. Und, man wird es mir glauben, ich habe einen Großteil meiner Freizeit mit der Historie verbracht.
 
Nochmals meine These, ich denke, dass für die Spätlatenezeit schlicht das "Fenster" fehlt, das uns z. b. die Reihengräber für die Alemannenzeit geben.

@ Repo: da lässt du aber etwas unter den Tisch fallen, nämlich die Tatsache, dass aus der Spätlatenezeit (1. Jhdt. v. Chr.) mittlerweile sehr viele und verschiedenartige Siedlungsspuren bekannt sind. Insbesondere durch die Forschung zu den Viereckschanzen ließen sich sehr viele neue Erkenntnisse gewinnen, nämlich dass diese eher eine Art Gehöft nach Art der römischen Gutshöfe darstellen. Die Vierecksschanzen, wie auch die Oppida, verschwinden auch in Südwestdeutschland zwischen 50 bis 0 v. Chr.
Auch wenn es garantiert noch Forschungslücken, und zwar nicht zu knapp, gibt, so dürften die letzten Überbleibsel der La Téne-Zivilisation (so vorhanden) nur noch ein Abglanz älterer Zeiten gewesen sein.
 
@ Repo: da lässt du aber etwas unter den Tisch fallen, nämlich die Tatsache, dass aus der Spätlatenezeit (1. Jhdt. v. Chr.) mittlerweile sehr viele und verschiedenartige Siedlungsspuren bekannt sind. Insbesondere durch die Forschung zu den Viereckschanzen ließen sich sehr viele neue Erkenntnisse gewinnen, nämlich dass diese eher eine Art Gehöft nach Art der römischen Gutshöfe darstellen. Die Vierecksschanzen, wie auch die Oppida, verschwinden auch in Südwestdeutschland zwischen 50 bis 0 v. Chr.
Auch wenn es garantiert noch Forschungslücken, und zwar nicht zu knapp, gibt, so dürften die letzten Überbleibsel der La Téne-Zivilisation (so vorhanden) nur noch ein Abglanz älterer Zeiten gewesen sein.

Die neueren Forschungsergebnisse über die Viereckschanzen habe ich inzwischen mitbekommen. Aber von 0 bis 74 sind ja auch noch ein paar Jahre.
wie gesagt, ich kenne mich nicht aus, gar nicht (will ich zZ ändern)
Vielleicht findet sich demnächst bei "Ausschachttarbeiten für ein neues Parkhaus in Tübingens Brunnenstr." ein bahnbrechender Fundplatz, und die Zeit zw. der Spätlatenezeit und den Römern hier kriegt den Namen "Frühe- und Späte- Brunnenstraßenzeit" :devil:
 
Die Rolle der Rhäter im Vor-Alpenland

Bei allen Beiträgen zu diesem Thema tauchen immer nur Kelten als Bewohner des Voralpengebiets auf. Bei meiner Suche nach der "Akropolis" der Likatier, Damasia, bin ich dagegen auf einen dichten Waldgürtel zwischen Bregenz und Murnau gestoßen, der schon damals, allein schon wegen der klimatischen Erschwernisse in den höhergelegenen Gebieten des Allgäus, die Süd-Grenze der keltischen Besiedlung dargestellt haben dürfte. Wenn nun meine Vermutung begründet sein sollte, daß die Likatier am Oberlauf des Lechs, also im heutigen Nordtirol anzusiedeln sind, dann waren sie aber vermutlich auch gar keine Kelten, sondern Rhäter und dieses Volk spielt damit auch im höhergelegenen Voralpenland eine wesentliche Rolle, wobei hier wohl der Bergbau die Existenzgrundlage war. Der römische Überfall 15vChr. richtete sich damit zunächst gar nicht gegen die Kelten, sondern gegen die Rhäter, die wohl auch für die Überfalle in Nord-Italien verantwortlich waren und daher wurde, wie historisch wohl erwiesen, von den Römern zunächst auch nur der südliche Bereich des Vor-Alpenlandes besetzt.
(Hauptstadt Kempten/cambodunum, Hafen Bregenz? Festung Auerberg). Erst ca. 50 Jahre später wurden die nördlicheren Gebiete der militärisch geschwächten Vindeliker vollständig einbezogen, Augsburg gegründet, die via Claudia gebaut und die Grenze an der Donau gezogen.
Wie man inzwischen weiß gibt die Inschrift des Trophäums in La Turbie keine exakte Auskunft über die Volks-Zugehörigkeit der Likatier. Wer weiß hier mehr?
 
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