Zunächst: Bei moralischen Wertungen über frühere Fälscher ist Zurückhaltung geboten, da die Auffassungen von echt und falsch im Mittelalter teilweise andere waren als heute.
"Echt" und "falsch" bei einer Quelle kann sich auf ihren Inhalt oder auf ihre Form beziehen. Eine Quelle ist formal falsch, wenn
sie von unbefugter Stelle hergestellt wurde (Fälschung),
eine echte Quelle manipuliert wurde (Verfälschung oder Verunechtung).
Beispiel Fulda:
Als Musterbeispiel der Unzulässigkeit, Verunechtung von Urkunden und Fälschung gilt in der modernen Geschichtsschreibung aber der so genannte Codex Eberhardi, eine handschriftliche ungesiegelte Quellensammlung, die der Fuldaer Benediktinermönch Eberhard um das Jahr 1160 angefertigt hat und von größter Bedeutung für die Fuldaer Klostergeschichte ist, jedoch nur mit besonderer Vorsicht benutzt werden kann.
Abt Marquard, ehemals Mönch des Klosters Michelsberg bei Bamberg, hat über seine Tätigkeit in Fulda ein Rechenschaftsbericht hinterlassen, der uns, allerdings aus seiner persönlichen Sicht, über die desolaten Verhältnisse im Kloster Fulda unterrichtet. Als erste Aufgabe stellte sich ihm, mit großer Unterstützung von König Konrad III. und mit der Vollmacht Papst Eugen III. ausgestattet, die Rückgewinnung des entfremdeten Klosterbesitzes und diesen künftig vor der Begehrlichkeit weltlicher und geistiger Feinde besser zu schützen. Dazu ließ er durch Eberhard alle Rechts- und Besitztitel sammeln und niederschreiben.
In nicht wenigen Fällen, werden Eberhard Fälschungen in der Hinsicht vorgeworfen, das er Schenkungen an das Kloster bewusst älter gemacht habe als sie in Wirklichkeit waren, um den Stiftungen „eine durch Alter geweihte Unantastbarkeit“ zu geben. Diese „Zurückdatierungen“ hatten den Zweck, bei Besitzstreitigkeiten dem Kloster bestimmte Güter zu sichern in dem man „alte“ Urkunden vorwies. War es doch um so verwerflicher wenn jemand anderer sich diese Güter aneignete, je länger sie dem Kloster schon angeblich gehörten.
Diese Sachlage spielt im übrigen bis in die Neuzeit eine Rolle, so bei den Ortsjubiläen, wo manche Veranstalter von „runden“ Feiern, dem Mönch heute noch „auf den Leim“ gehen.
http://www.fuldaerzeitung.de/sixcms/detail.php?template=fz_meldung_04&id=126900
Von ganz anderem Kaliber:
Alles gefälscht?
Eine kritische Edition von
Königsurkunden der Merowingerzeitwurde wurde an der Universität Bonn erstellt. Das Ergebnis ist spektakulär: Ein Großteil der wertvollen Stücke ist gefälscht.
http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=129014