Interpretation:Verordnung Friedrich des Großen

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Gast
Hallo ich muss die folgende Quelle unter den Gesichtspunkten:
[meine Angaben]
Abesnder [Friedrich der Große, Anhänger der Aufklärung]
Adressat [Volk, vllt etwas genauer?]
Absicht [Verbrechen bekämpfen, Industrialisierung durch Zäune (enclosures) freien Lauf lassen
sprachlicher Tenor:
situativer Zusammenhang
historischer Zusammenhang
: IKndustrialisierung, Agrarrevolution, Aufhebung der Leibeigenschaft

interpretieren.

Verordnung:"Zur Steuerung fernerer Freveltaten in den geteilten Marken und Wäldern" [Berlin 17.8.1773, gültig für Minden, die Grafschaften Ravensberg, Tecklenburg und Lingen(Königreich Preußen)]

"Nachdem wir höchstmißfällig durch verschiedentlich geführte Klagen in Erfahrung gebracht haben, dass Unserer allergnädigsten LAndesväterlichen Verordnung zuwider, wonach jedem bekannt gemachen wurde, wie die gemeinschaftlichen Holzungen und Wälder geteilt werden sollen zur Förderung des allgemeinen und des privaten Nutzen, dennoch die unrechtmäßige Unzufriedenheit viele Beteiligte, so weit verleitet hat, dass sie sich diesen dem Lande so vorteilhaften Anordnungen öfffentlich widersetzen, in ihrer Bosheit so weit gehen, heimlich, bei Nacht, die UNseren Anordnung gemäß angelegten privaten Distrike in der Allmende, durch Beschädigung der neuen Gräben und Hecken, Anzündung der neu gepföanzten Bäume schweren Schaden zufügen, wird hiermit aller boshafter Frevel dieser Art, bei Androhung von Gefängnisstrafe, jedermann untersagt, UNserer Verordnung zur Teilung der Allmende von 1769 zuwiderzuhandeln. Gleichermaßen wird mit Ernst allen und jeden, wes Standes er sei, untersagt, Hecken, Zäune und Gräben zu beschädigen, niederzureißen oder zu entfernen, auch nachdrücklichst verordnet, sich aller groben Drohungen, die hierauf abzielen und zu Aufruhr und Aufwieglung Anlaß geben, zu enthalten, widrigenfalls dergleichen Frevler gewiss zu gegenwärtigen, dass sie wenigstenfalls auf sechs Wochen bei Wasser und Brot in öffentliche Haft gesetzt werden. Damit nun diese Unsere Verordnung zu jedermanns Kenntnis komme, so soll solche überall den beim Gottesdienst versammelten Gmeinden von der Kanzel verlesen werden."

Hoffe, ihr könnt mir helfen.
 
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Hallo,

kann mir denn wirklich keiner helfen, weil ich glaube, dass man aus der Quelle noch viel mehr rausholen kann?
 
Hallo,

kann mir denn wirklich keiner helfen, weil ich glaube, dass man aus der Quelle noch viel mehr rausholen kann?

Dann verrate uns doch mal, was Du herausgefunden hast, damit wir Dir weiter helfen können.

Übrigens ist Dein Beitrag in das falsche Forum ("Die Industrielle Revolution") eingeordnet. Friedrich II. (der Große) regierte vor Anbruch der Industrialisierung in Preußen. Zu seiner Zeit war das vorherrschende Wirtschaftssystem der Merkantilismus, dessen deutsche Ausprägung auch als Kameralismus bezeichnet wird. Das solltest Du wissen, denn Deine Vermutung oben ("Industrialisierung durch Zäune (enclosures) freien Lauf lassen") passt nicht in die Zeit und ist daher falsch.
 
Man muß sich zuerst einmal überlegen, um was es geht, um Allmendeland. Land, das also der ganzen Gemeinde zur Nutzung von Brennholz, Weideland etc. offensteht. Wer also hat ein Interesse daran, heimlich die Feldhecken anzuzünden und Entwässerungsgräben zu sabotieren? Friedrich geht wohlweislich nicht näher darauf ein, aber es dürften wohl die adeligen Großgrundbesitzer gemeint sein, die natürlich ein Interesse daran hatten, daß die Bauern in Abhängigkeit zu ihnen stehen und selbst gerne Ansprüche auf Vergrößerung des eigenen Besitzes stellten. Die Adeligen waren nämlich auch im Besitz der Patrimonialjustiz, so daß Verletzungen kaum eingeklagt werden konnten. Durch dieses Edikt will der König in solchen Fällen seinen Schutz versichern. Doch Papier ist bekanntlich geduldig, und Friedrich sagte selbst, daß die Lage der Bauern in Schlesien, mit Ausnahme der königlichen Domänen, bedrückend war.
 
Dann verrate uns doch mal, was Du herausgefunden hast, damit wir Dir weiter helfen können.

Übrigens ist Dein Beitrag in das falsche Forum ("Die Industrielle Revolution") eingeordnet. Friedrich II. (der Große) regierte vor Anbruch der Industrialisierung in Preußen. Zu seiner Zeit war das vorherrschende Wirtschaftssystem der Merkantilismus, dessen deutsche Ausprägung auch als Kameralismus bezeichnet wird. Das solltest Du wissen, denn Deine Vermutung oben ("Industrialisierung durch Zäune (enclosures) freien Lauf lassen") passt nicht in die Zeit und ist daher falsch.
Wir nehmen aber gerade die Industrielle Revolution in der Schule durch, und die Einschließungen (enclosures) werden ja auch in der Quelle in Zeile 12 und 15 erwähnt:
"wie die gemeinschaftlichen Holzungen und Wälder geteilt werden sollen zur Förderung des allgemeinen und des privaten Nutzen"
"die Unseren Anordnung gemäß angelegten privaten Distrikten in der Allmende"

Intention: Verhindern der Beschädigungen der Zäune und Gräben
Unterbinden der Aufruhr und Aufwieglungen(Z.23) ???
Historischer Kontext: ?
 
Wir nehmen aber gerade die Industrielle Revolution in der Schule durch, und die Einschließungen (enclosures) werden ja auch in der Quelle in Zeile 12 und 15 erwähnt:
"wie die gemeinschaftlichen Holzungen und Wälder geteilt werden sollen zur Förderung des allgemeinen und des privaten Nutzen"
"die Unseren Anordnung gemäß angelegten privaten Distrikten in der Allmende"
Dann erkläre doch bitte mal, wie durch das Aufbauen oder Abreißen von ein paar Zäunen ein Staat industrialisiert werden soll.

Nochmal: Friedrich II. lebte vor Beginn der Industriellen Revolution. Diese setzte in Preußen erst lange nach seinem Tod ein, nämlich im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts mit der Verbreitung von Dampfmaschine und Eisenbahn.

Worum es hingegen in dieser Quelle geht ist die - im wesentlichen landwirtschaftliche - Nutzung von Allgemeinland (Allmende). Friedrich II. war sehr um eine funktionierende Landwirtschaft in Preußen besorgt. Er hat (wie schon sein Vater) Sümpfe ausgetrocknet und Flüsse begradigt um Land zu gewinnen und so neue Dörfer zu gründen. Das tat er nicht aus Liebe zu seinen Untertanen, sondern aus praktischen Erwägungen. Viele Untertanen mit eigener Scholle bedeuteten mehr Steuern und mehr Soldaten. Und beides brauchte Preußen, das auf dem Weg zur fünften europäischen Großmacht war.

Friedrich II. war als aufgeklärter Monarch gegen die Leibeigenschaft. Auf seinen Krondomänen schaffte er sie ab und forderte dies auch von den landbesitzenden Adeligen im Lande - leider vergeblich. Ihm fehlte das Druckmittel gegen den Adel, denn ohne diesen besaß er keine schlagkräftige Armee: Alle Offiziersränge wurden vom Adel bekleidet.
 
Ich kenne den Kontext dieser Verordnung nicht. Wenn ich sie aber richtig verstehe, wurde die Allmende (zumindest teilweise) aufgeteilt und privatisiert. Die Interessenlage wäre also gerade umgekehrt gewesen, wie von Scorpio oben vermutet. Das was Kunifer schreibt, stimmt schon. Allerdings könnte man schon eine (vielleicht etwas kühne) Parallele zur Industrialisierung ziehen: Wie die Maschinenstürmer und Kleingewerbetreibenden sich gegen die Entwicklung der Großindustrie wehrten, scheinen sich die an der Allmende Beteiligten auch gegen die von Friedrich verfügten Neuerungen gewehrt zu haben.
 
Ich kenne den Kontext dieser Verordnung nicht. Wenn ich sie aber richtig verstehe, wurde die Allmende (zumindest teilweise) aufgeteilt und privatisiert. Die Interessenlage wäre also gerade umgekehrt gewesen, wie von Scorpio oben vermutet.

Hallo Pfeiferhans,

die Quelle stammt aus der Zeit der sogenannten Verkoppelung. In vielen europäischen Ländern wurden Flächen, die den Dorfgemeinschaften gehörten, in Privatbesitz der einzelnen Bauern umgewandelt - das Ende der dorfgemeinschaftlichen Dreifelderwirtschaft. In Preußen kam diese Entwicklung, anders als von Friedrich II. gewünscht, nur langsam voran. Schuld war der Adel, der Nachteile für sich befürchtete und die Verkoppelung boykottierte. Scorpio hat dies schon richtig erkannt.

Das was Kunifer schreibt, stimmt schon. Allerdings könnte man schon eine (vielleicht etwas kühne) Parallele zur Industrialisierung ziehen: Wie die Maschinenstürmer und Kleingewerbetreibenden sich gegen die Entwicklung der Großindustrie wehrten, scheinen sich die an der Allmende Beteiligten auch gegen die von Friedrich verfügten Neuerungen gewehrt zu haben.
Hier sind es aber keine nieder geborenen Luditen, sondern es ist hauptsächlich der Adel, der sich gegen die Entwicklung stellt (wobei auch kleinere Bauern mitgemacht haben werden - so klar sind die Grenzen ja nie). Die einzige Gemeinsamkeit von Adel und späteren Maschinenstürmern die ich sehe, ist daher die Angst vor gesellschaftlicher Veränderung zum eigenen Nachteil.
 
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